Moment mal!. Fabian Vogt
ist damit doch alles gesagt, oder? Echter Glaube hat damit zu tun, dass man mit Gott ringt. Ihm nahekommt. Ihn nicht in Ruhe lässt. Solange nicht aufgibt, bis man seinen Segen spürt. Ganz gleich, in welcher Konfession.
FEBRUAR
1
Lifestyle
Haben Sie eigentlich »Lifestyle«? Ich meine: Der gute deutsche »Lebensstil« ist offensichtlich etwas ganz anderes. Jeder Mensch hat irgendeinen Lebensstil, egal ob arm oder reich, reaktionär oder topmodern. »Lifestyle« scheint dagegen weit darüber hinauszugehen, zumindest, wenn man den dazugehörigen Magazinen trauen darf.
Ich bekenne leicht beschämt: Ich habe keine Ahnung, ob ich Lifestyle habe oder nicht, und wahrscheinlich disqualifiziert mich genau diese Unkenntnis. Also: Ich hätte ihn natürlich gerne, weil das so nach Klasse und Niveau klingt – Mann, der hat Stil! Ich war sogar bei der Farb- und Stilberatung und weiß nun, dass ich ein elegant-sportlicher Herbst-Typ bin. Daraufhin habe ich meinen halben Kleiderschrank weggeschmissen und mir teure Klamotten in erdig-warmen Tönen gekauft. Jetzt sehe ich zwar besser aus, aber ob ich auch mehr Lifestyle habe, ist mir immer noch unklar.
Ich frage mich, ob das Wort »Lifestyle« nicht ein Widerspruch in sich ist: Entweder jemand lebt authentisch und stimmig, oder er pflegt einen bestimmten Stil, der allzu oft nichts mehr mit seinem eigentlichen Sein zu tun hat. Kann und darf man einem Menschen einen Stil verpassen, der gar nicht seinem Wesen entspricht? Ich jedenfalls freue mich, wenn Menschen das, was in ihnen steckt, kunstvoll ausleben, aber es graut mich, wenn ich aufgeputzte Fassaden sehe.
Zu Jesus kam mal ein junger Mann, der nicht nur alles hatte, sondern auch alles richtig machte. Voll im Trend des Jahres 30 nach Christus. Dem sagt Jesus: »Du musst kapieren, dass all das, was du an Lifestyle aufgebaut hast, genau das ist, was zwischen dir und Gott steht.« Mmmh.
Es ist leicht, die Frage nach dem Sinn des Lebens mit Lifestyle zuzukleistern. Und trotzdem der falsche Weg. Ihren persönlichen Lebensstil dagegen gestalten Sie am besten richtig genüsslich aus.
FEBRUAR
2
Murmeltiertag
Heute ist »Murmeltiertag«. Jo! Zum weit über 100. Mal wird das Murmeltier Phil in Punxsutawney aus dem Winterschlaf geweckt. Und wie immer gilt: Wenn es dabei seinen Schatten sieht, wird der Winter noch einige Wochen dauern. Sieht es seinen Schatten nicht, dann steht der Frühling vor der Tür.
Berühmt wurde dieser abgefahrene Kulttag durch den Film »Und täglich grüßt das Murmeltier«, in dem Bill Murray als genervter, überarbeiteter Meteorologe in eine Zeitschleife gerät und den gleichen Tag immer und immer wieder erlebt. Murmeltiertag, Tausende Male hintereinander.
Und dieser Kerl, der schon durch die Routine seines normalen Alltags angeödet war, erfährt, was es bedeutet, wenn man eine zweite, dritte, vierte, tausendste Chance bekommt. Zuerst will er es nicht wahrhaben, dann versucht er sich aus lauter Verzweiflung umzubringen – und plötzlich passiert das kleine Wunder: Er fängt an, im immer Gleichen das Wertvolle und Schöne zu entdecken. Jeder Tag stellt ihm zwar exakt dieselben Voraussetzungen zur Verfügung, aber es liegt an ihm, was er aus diesem Tag macht. Und er beginnt, seine Chancen zu nutzen, lernt Klavier spielen und wird Künstler. Vor allem aber versöhnt er sich – mit sich und der Welt.
Und siehe da: Plötzlich wird er sogar für die Frau interessant, die er vorher Hunderte Male vergeblich in 24 Stunden rumkriegen wollte. Und wie das in schönen Geschichten so ist: Als er geliebt wird, fällt auch der Fluch von ihm ab. Happy End.
Irgendwie ist der Film ein großes Gleichnis. Wenn jemand aus Alltagsfrust Lebenslust machen kann, dann geht es ihm gut. Das hat übrigens schon Jesus gesagt: »Sorge dich nicht um morgen. Kümmere dich erst mal um die kleinen Dinge von heute.«
So, und jetzt werden wir mal abwarten, was das Murmeltier heute sieht.
FEBRUAR
3
The day the music died
»The day the music died.« Der Tag, an dem die Musik starb. Der ist heute, der 3. Februar. Zumindest für echte Rock-’n’-Roll-Fans. Denn 1959 stürzte am 3. Februar ein Flugzeug ab, in dem gleich drei begnadete Musiker saßen: Buddy Holly, Ritchie Valens und Jiles Perry Richardson, den alle nur »The Big Bopper« nannten. Nicht nur eine menschliche, sondern auch eine künstlerische Katastrophe.
Die Musiker waren gerade auf einer Tournee, und weil die Heizung im Tourbus kaputt war, hatte Buddy Holly kurzfristig die kleine Maschine mit drei Plätzen gechartert, um zum nächsten Auftritt zu fliegen. Ritchie Valens bekam überglücklich den zweiten Platz. Er hatte mit einem Kollegen eine Münze geworfen – und gewonnen. Und »The Big Bopper« flehte, mitfliegen zu dürfen, weil er ohnehin schon so schrecklich erkältet sei.
Spöttisch sagte Buddy Holly zu den übrigen Musikern, die im kalten Bus fahren mussten: »Na, ich hoffe, der Bus friert jetzt endgültig ein.« Woraufhin einer lachend erwiderte: »Hey, ich hoffe, euer Flugzeug stürzt ab.« Uah!
Soll man deswegen nicht mehr fliegen? Nein, es hätte ja auch der Bus verunglücken können. Die Geschichte von den drei Rock-’n’-Roll-Legenden macht vor allem eines deutlich: wie wenig wir Herr über Leben und Tod sind.
Die Bibel sagt schlicht: »Wer sich darüber klar ist, dass er sterben muss, wird klüger.« Und das heißt nicht, jedes Risiko zu vermeiden, sondern intensiv und leidenschaftlich zu leben. Und da sind sich Glaube und Rock ’n’ Roll auf einmal sehr ähnlich.
FEBRUAR
4
Dietrich Bonhoeffer 1
Heute wird weltweit in Gottesdiensten, Feiern und Gedenkveranstaltungen ein Mann geehrt, der am 4. Februar 1906 geboren wurde und als Leitfigur des 20. Jahrhunderts gilt: Dietrich Bonhoeffer.
Nun könnte man denken: »Na klar, der war eben einer der engagiertesten Widerstandskämpfer im Dritten Reich. Ein kluger Theologe, den die Nazis eingesperrt und dann eiskalt hingerichtet haben.« Doch die ungebrochene Faszination, die von Bonhoeffer ausgeht, hat noch einen ganz anderen Grund: Er war ein Idealist, einer, der das, was er glaubte, wirklich lebte.
Zum Beispiel hätte er mehrfach die Möglichkeit gehabt, zu fliehen und im Ausland ein richtig angenehmes Leben zu führen. Aber: Er hat es nicht gemacht. Er kam immer wieder nach Deutschland zurück, weil er hier für sein Ideal einer freien Gesellschaft kämpfen wollte. Das war ihm sogar wichtiger als das Überleben. Er wusste genau: Wofür es sich nicht zu sterben lohnt, lohnt es sich auch nicht zu leben.
Was gibt einem Menschen so eine Kraft? Bei Dietrich Bonhoeffer ist das leicht zu beantworten. Er fühlte sich bei Gott geborgen. Und sein Glaube war stärker als all die schmerzvollen Erfahrungen. Das aber ist etwas, was sich Menschen schon immer wünschen.
Wissen Sie, was Bonhoeffer dabei selbst verblüfft hat? Sogar die Gefängniswärter sprachen ihn auf seine unglaubliche Gelassenheit an. Offensichtlich strahlte er die auch dann aus, wenn er sich gar nicht so fühlte. In einem Gedicht hat er diese wundersame Erfahrung so zusammengefasst:
»Wer bin ich? Sie sagen mir, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig, lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist. Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!«
FEBRUAR
5