"Die Handwerker-Fibel", Band 2. Dr. Lothar Semper
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Das Handwerk erhält von der Industrie unter anderem:
> Rohstoffe und Halbfabrikate
> Maschinen und Fahrzeuge.
Industrie und Handwerk schließen sich also nicht aus, vielmehr lassen neue Industriezweige auch neue Handwerkszweige entstehen (z. B. Kfz-Industrie/Kfz-Handwerk).
Neue Technologien
Auch bei den neuen Technologien liegen die Chancen und Schwerpunkte für die Handwerksbetriebe in der Zulieferung an die Industrie sowie bei Montage, Installation und Wartung.
Durch Auslagerung ist das Handwerk zudem stärker in die industrielle Wertschöpfung eingebunden.
b)Strukturwandel und Zukunftsperspektiven des Handwerks
Hauptprobleme des Strukturwandels
Das deutsche Handwerk hat ständig einen umfassenden technisch und wirtschaftlich bedingten Strukturwandel zu bewältigen.
Hauptprobleme
Die Hauptprobleme des Handwerks sind aktuell:
> Deckung des Nachwuchs- und Fachkräftebedarfs
> steigende Arbeitskosten
> steigende Rohstoff- und Energiepreise
> hohe Schwarzarbeit, Scheinselbstständigkeit
> Verknappung von Gewerbeflächen in Ballungsräumen
> Verdrängungswettbewerb durch Verbraucher- und Baumärkte
> Verdrängungswettbewerb durch Industrie und Handel
> mangelnde Berücksichtigung der Belange der Kleinbetriebe in der Steuer- und Sozialpolitik
> rasante technologische Entwicklungen wie die Digitalisierung, die neue Produktionsverfahren (z. B. 3-D-Drucker) und geänderte Wertschöpfungsketten mit sich bringt
> Wandel des Absatzmarktes für zahlreiche Handwerksbetriebe von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt
> Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur (demografischer Wandel)
> hoher Sättigungsgrad bei Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs
> Konkurrenz aus Niedriglohnländern.
Maßnahmen zur Bewältigung der Herausforderungen
Zur Lösung der Hauptprobleme des Handwerks im technischen und wirtschaftlichen Strukturwandel und zur Bewältigung der Herausforderungen sind vor allem in drei Bereichen Maßnahmen notwendig:
Betriebe
Die Handwerksbetriebe müssen stets bereit sein,
> neue Produkte und Dienstleistungen anzubieten,
> bestehende Leistungsangebote ständig an sich ändernde Marktbedingungen und Zielgruppen anzupassen und zu erweitern,
> neue Absatzwege und Absatzgebiete zu erschließen,
> EDV sowie Informations- und Kommunikationstechnologien konsequent in Werkstatt, Büro und auf Baustellen einzusetzen,
> Kooperationen auftragsbezogen einzugehen,
> sich noch stärker an den Anforderungen der Kunden und deren Bedarf zu orientieren.
Die Handwerksorganisationen (Handwerkskammern, Fachverbände, Innungen) müssen ihre Förderungsmaßnahmen, insbesondere Beratung, Informationsvermittlung, Nachwuchssicherung sowie Aus- und Fortbildung, ausweiten. Zur Stärkung des Handwerks in der EU und zur Verstärkung der Exportaktivitäten generell sind außenwirtschaftliche Kontaktstellen und Messebeteiligungen wichtig.
Rahmenbedingungen
Von besonderer Bedeutung ist die Schaffung handwerks- und mittelstandsfreundlicher wirtschaftlicher Rahmenbedingungen durch den Staat, vor allem in der Steuer-, Wettbewerbs-, Sozial- und Bildungspolitik.
Entwicklungschancen
Zukunftsperspektiven und Entwicklungschancen des Handwerks
Günstige Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen sich bei entsprechenden Rahmenbedingungen vor allem:
> bei der Befriedigung des individuellen Bedarfs
> bei Reparatur- und Dienstleistungen
> bei der fachkundigen Beratung
> bei Leistungen im Freizeit-, Gesundheits- und Wellnessbereich
> bei der Qualität der Produkte
> durch den technischen Fortschritt
> bei der Umsetzung der Energiewende, z. B. durch energetische Gebäudesanierung
> durch Innovationen, wie z. B. Elektromobilität und LED-Beleuchtung; ferner Smart Home (= Vernetzung von Haustechnik und Haushaltsgeräten sowie Unterhaltungselektronik) und Smart Grid (= intelligente Stromnetze, die Erzeugung, Speicherung und Verbrauch kombinieren)
> bei Umweltschutz und Steigerung der Energieeffizienz
> durch das Entstehen neuer Marktnischen
> durch Kundennähe und Kundenorientierung
> durch Kooperationen zum Angebot von Komplettleistungen.
Aufgrund der neuen Technologien ändern sich allerdings die Marktgegebenheiten wie Leistungsangebot, Produktionsstruktur und Maschinen sowie das damit verbundene Wissen sehr rasch. Die Mikroelektronik sowie die Neu- und Weiterentwicklung von Informations-, Nachrichten-, Datenverarbeitungs-, Regelungs- und Steuerungstechnik, die Telekommunikation, Pneumatik, Hydraulik und die neuen Werkstoffe ersetzen vielfach herkömmliche Produkte und Dienstleistungen, öffnen den Weg zur Entwicklung flexibler Fertigungs- und Leistungssysteme und führen zu Rationalisierung und Automation. Große Herausforderungen und Chancen stellen sich mit Wirtschaft 4.0, geprägt durch umfassende Vernetzung unter anderem über das sogenannte Internet der Dinge.
Umweltschutz
Zusätzliche Chancen bieten auch Umweltschutz, Klimaschutz, Energieeinsparung und Elektromobilität. Gerade die Klein- und Mittelbetriebe des Handwerks sind hier bewährte Problemlöser und Innovatoren.
Das Handwerk hat gute Voraussetzungen, in Zukunft zu bestehen. Damit verbunden ist jedoch auch ein ständiger Wandel in weiten Teilen des Handwerks, der zu neuen Berufen und Tätigkeitsschwerpunkten sowie teilweise auch zu anderen Betriebsgrößen führen wird.
c) Leistungsstruktur des Handwerks
Das Handwerk erwirtschaftet rund 9 % der Umsätze aller deutschen Unternehmen. Die Leistungsstruktur ist vielseitig. Es sind dies insbesondere:
> verarbeitendes Gewerbe
> Baugewerbe
> Handel
> Handel, Instandsetzen und Reparatur von Kfz
> Gebäudebetreuung
> sonstige, überwiegend persönliche Dienstleistungen.
Deshalb bezeichnet man das Handwerk auch als Deutschlands vielseitigsten Wirtschaftsbereich.
Abnehmergruppen
Vom Gesamtumsatz des Handwerks entfallen nach den wichtigsten Abnehmergruppen auf
> private Haushalte | 41 % |
> gewerbliche Wirtschaft | 45 % |
> öffentliche Auftraggeber | 14 %. |
Die amtliche Statistik teilt die Aktivitäten des Handwerks nach