Wachsen in der Liebe. Josef Butscher

Wachsen in der Liebe - Josef Butscher


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      bald kommt der Tag,

      da werden wir aufwachen

      in unermesslicher Freude.

      Sein wird uns wie den Träumenden,

      die nur mit Blinzeln erblicken

      das Licht der Frühe;

      doch weil wir berührt

      von der Kraft der Sonne,

      muss zerreißen der Schleier

      und lobpreisend werden wir schauen:

      Das Alte ist vergangen,

      alles ist neu geworden!

      O schöner, letzter Schlaf,

      bring uns hindurch

      zur Wohnung des Lichtes!

      Das Jahr ist noch jung,

      ein noch schweigsames Land;

      das Herz atmet Frische,

      und stark ist die Hand.

      Erwartung glüht rot,

      und die Hoffnung strahlt grün,

      die Spannung des Wachseins

      erfüllt dein Bemühn.

      So pfleg und bebau

      deinen Garten, dein Feld,

      und glaube, dass Jesus

      die Zusagen hält.

      Und sorge dich nicht,

      ob die Kraft sich verzehrt.

      Was Jesus dir segnet,

      wird ständig vermehrt.

      Das Jahr ist noch jung;

      doch die Zeit ist schon spät. –

      Vergängliches schwindet.

      Die Liebe besteht.

      Noch ist das neue Jahr,

      dem du dich anvertraust,

      der regungslosen Landschaft gleich,

      von keinem Sturm zerzaust.

      Doch grollt Gewitterfront

      – vielleicht, ich weiß es nicht –

      und pfeift und zerrt der Wirbelwind

      und bläst dir ins Gesicht:

      Gedenke, jeder Tag

      ist gut und sinnerfüllt,

      weil er geheimnisvoll dich formt

      zu Gottes Ebenbild.

      Du weißt: Die Zeit ist reif.

      Vollendung ist zu sehn.

      Sag ja zu Gottes Plan! Du weißt:

      Die Zeit ist reif – und schön.

      Wir nennen Tage, zählen Jahre,

      belastende und wunderbare,

      und eh wir uns besinnen, ist

      schon abgelaufen unsre Frist.

      Das uns für kurze Zeit Vertraute,

      so gern Erlebte und Geschaute,

      doch auch das zähe Einerlei,

      das lähmt und schmerzt: Es geht vorbei.

      Ob wir’s verdrängen oder fassen:

      Wir werden wie ein Bild verblassen,

      und sei’s auch noch so schön gemalt.

      Ein Tor, wer da noch protzt und prahlt!

      Wir sind wie Gras im heißen Winde,

      Verlorene, dazu oft Blinde

      für das, was niemals welkt, was bleibt

      und überzeitlich Blüten treibt,

      hinüberwächst zu Neugestalten,

      wie wir sie nicht für möglich halten. –

      Gefangene der Eitelkeit,

      sehn nur auf sich und ihre Zeit.

      Trotz Angst und Tod an allen Ecken,

      braucht keiner jammern und erschrecken,

      denn, so bezeugt es Christi Wort:

      Es gibt ein Haus, es gibt den Ort,

      wo er schon lange auf uns wartet

      und dann das neue Leben startet,

      wo niemand Tränen mehr vergießt,

      nur Liebe strömt und überfließt.

      Wir nennen Tage, zählen Jahre;

      sie münden in das Wunderbare,

      für jeden der auf Christus setzt.

      Das trägt und tröstet bis zuletzt.

      Ohne Aussicht, trüb, vergebens,

      dünkt uns alles, was wir sehn.

      Die Gedanken unsres Strebens

      scheinen sich im Kreis zu drehn.

      Wer nicht fragt, kennt kein Verzagen,

      wer nicht zweifelt, lebt noch kaum.

      Alle unsre Früchte ragen

      in den Garten mit dem Baum,

      der verlockend, uns begehrend,

      täuschte, wie uns alles trügt,

      was nicht Gottes Macht verzehrend

      seinem Willen eingefügt.

      Keiner war es, der vermochte

      standzuhalten in Gefahr.

      Immer brennt an fremdem Dochte

      fremdes Licht auf dem Altar,

      auf dem selbst erwählten, armen,

      eilend in der Not erbaut.

      Keiner weiß um das Erbarmen,

      der das Flammenschwert nicht schaut.

      Unsre Wege sind zertreten,

      niemand lebt auf festem Ort,

      unser Denken, Tun und Beten

      gründet nur in Gottes Wort,

      das nach unbegriffnen Maßen

      uns befreit hat aus der Nacht.

      Und fortan auf unsren Straßen

      bleibt der Ruf: „Es ist vollbracht!“

      Nichts ist sinnlos und vergebens.

      Feiert Christi Auferstehn!

      Lass uns immer, Herr des Lebens,

      auf die Hoffnungszeichen sehn!

      Noch sind die Äste kahl,

      doch bald – mit einem Mal –

      wird wieder, was im Schlummer lag,

      das urgewaltig starke Leben

      dem Baum gegeben.


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