Das Schmusekätzchen und andere Geschichten. Manfred Wiedemann

Das Schmusekätzchen und andere Geschichten - Manfred Wiedemann


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Leben so weiter führen wolle; es wäre für sie nicht das schlechteste. Und kein Mensch würde eine wie sie haben wollen, es sei nun mal eine Tatsache, dass sie so leben müsse, auch wenn sie daran unschuldig sei. Ihr Zuhälter habe ihr am ersten Tag gesagt, dass er aus ihr noch ein richtiges Schmusekätzchen machen würde, und das sei sie jetzt. Dass sie bei der Nennung ihres Namens Rita so erschrocken reagiert habe, käme daher, daß sie hier diesen Namen habe. Sie heiße eben das „Schmusekätzchen“.

      Teure Schönheit

      Ein Mann, schon reif, doch noch nicht alt,

      der sucht sich eine Freundin bald.

      Er hat zu Haus auch eine Frau,

      die ist nicht sehr schön, jedoch sehr schlau.

      Die Freundin hübsch, und jung und klug,

      das findet dieser Sünder gut.

      Er ist erfolgreich, hat auch Moos,

      er ist ein echter Gernegroß.

      Indes, die Frau in seinem Haus,

      die kennt sich mit dem Gatten aus.

      „Lass ihn nur machen“, denkt sie schlau,

      „und balzen, diesen alten Pfau.“

      Er nimmt die Junge mit auf Reisen,

      denn schließlich muss er sich beweisen,

      dass er, jetzt endlich Mann von Welt,

      mit dieser Frau erst richtig zählt.

      Sie liebt ihn sehr, noch mehr sein Geld,

      (das hat er später festgestellt).

      Er kauft ihr, was sie so begehrt,

      das ist ihm diese Frau schon wert.

      Doch mit der Zeit, das Geld wird knapp,

      da wendet sie sich von ihm ab.

      Und teilt kurz seiner Gattin mit:

      „Ich geb’ den Alten Ihnen z’rück!“

      Aber die ist pfiffig, wie man vermutet,

      drum ihrem Herrn Gemahl was hustet:

      „Such Dir ’ne Dümmere als ich bin,

      geh’ lieber zu der andern hin!“

      „Und will sie auch nichts von dir wissen,

      ich hab ein sanftes Ruhekissen.

      Denn Haus und Hof, ist alles mein.

      Ich steck auch die Versicherung ein.“

      Und die Moral von der Geschicht’:

      allein der Schönheit traue nicht.

      Mit schönen Weibern sich zu zieren,

      birgt die Gefahr, viel zu verlieren.

      Ein Mann, der niemals hatte Glück,

      beklagte laut sein Missgeschick.

      Es sei sein Schicksal, dass er immer

      noch hoffe, doch dann kommt es schlimmer.

      Fortuna denkt er, kennt ihn nicht,

      ob auf dem Amt, ob bei Gericht,

      Verlierer ist er, das ist klar,

      weil’s bei ihm immer schon so war.

      Die andern alle haben Glück -

      er pachtete das Missgeschick.

      Doch hat er niemals nachgedacht

      Ob er vielleicht was falsch gemacht!?

      Er sieht nur schwarz in seinem Leben.

      Hat nie sich einen Ruck gegeben.

      Dass auch für ihn die Sonne scheint,

      das hat er immer nur verneint.

      So lebt er still und vor sich hin,

      es hat ja alles keinen Sinn.

      Wird alt dabei und grau und hart.

      Mit neunzig hat man ihn verscharrt.

      Ein Mann, schon alt, doch noch recht wach,

      wird noch bei jungen Mädchen schwach.

      Doch mag er auch die älteren Damen,

      soweit es geht, in seinem Rahmen.

      Er ist halt eine Frohnatur,

      und von Gejammer keine Spur.

      Er hat dabei nicht Sex im Sinn,

      doch schaut er da noch gerne hin.

      Wo schöne Busen, lange Beine.

      Ja wirklich, er verachtet keine.

      Er ist auch witzig, ohne Frage,

      das Leben freut ihn alle Tage.

      Und plagt ihn mal das Zipperlein,

      das muss halt so im Alter sein.

      Er nimmt es hin, ganz Gott ergeben,

      denn das gehört zu seinem Leben.

      Auch lässt er sich den Wein noch munden

      in einer fröhlich-lustigen Runden.

      Spielt gerne Karten, Nächte lang,

      die Frau zu Hause wartet bang.

      Und wenn er heim kommt, sagt sie ihm:

      Ich dreh’ im Bett mich her und hin.

      Mach die ganze Nacht kein Auge zu

      Und du spielst Karten immerzu.

      Er meint recht fröhlich, lacht ganz heiter,

      geh Alte, wann wirst du gescheiter?

      Auch ich hab noch kein Auge zugemacht,

      heut in der Wirtschaft, die ganze Nacht.

      Ein Mann, der sucht nach einer Frau,

      die zu ihm passt, so denkt er schlau.

      Schön muss sie sein und lieb und gut,

      so meint er es, denn er ist klug.

      Und nicht zu groß und nicht zu klein,

      so mittendrin, so soll sie sein.

      Nicht gar zu dünn, doch auch nicht dick,

      ganz kurz gesagt: ein Meisterstück.

      Am Geld, da soll’s bei ihr nicht fehlen,

      dann könnte er sie auserwählen.

      Und hat sie noch ein schönes Haus,

      dann wär‘ er aus dem Gröbsten raus.

      Treu muss sie sein, das ist ja klar,

      wie es schon die Oma war.

      Gut kochen, das ist schließlich wichtig.

      Und sparsam sein, so ist es richtig.

      Auch denkt er dran, dass sie nicht alt,

      so Mitte zwanzig wünscht er sie halt.

      Doch fleißig arbeiten muss sie schon,

      sie hat ja ihn zu ihrem Lohn.

      Dem Mann auch seine Freiheit gönnen,

      das muss sie einfach dulden können.

      Wenn er auch mal im Wirtshaus sitzt,

      beim Trinken und


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