Dr. Barnards Kochbuch gegen Diabetes. Neal Barnard

Dr. Barnards Kochbuch gegen Diabetes - Neal Barnard


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sich dabei sogar stärker als nach der Einnahme oraler Diabetesmedikamente. Follow-up-Ergebnisse zu dieser Studie wurden von dem American Journal of Clinical Nutrition, dem Journal of the American Dietetic Association und weiteren Fachzeitschriften veröffentlicht.

      Wir arbeiteten später auch mit Patienten mit diabetischer Neuropathie zusammen. Bei dieser Krankheit leiden die Betroffenen in einem späteren Diabetesstadium unter erheblichen Schmerzen und mitunter auch Taubheitsgefühlen. Wir fanden heraus, dass eine fettarme, vegane Ernährungsweise nicht nur den Blutzuckerspiegel und den allgemeinen Gesundheitszustand der Patienten verbessert. Sie lindert auch die schmerzhaften Symptome der Neuropathie oder lässt sie manchmal sogar ganz verschwinden, und sie verbessert die Nervenfunktion.

      UND TYP-1-DIABETES?

      Auch für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist eine Ernährungsumstellung wichtig. Sie werden dadurch zwar nicht auf Insulin verzichten können, profitieren aber von zwei sehr wichtigen Verbesserungen.

      Erstens kann dadurch die benötigte Insulinmenge verringert werden. Aus Gründen, die bisher noch nicht vollständig geklärt sind, können Betroffene von Typ-1-Diabetes, die mit einer fettarmen veganen Ernährung beginnen, ihren Blutzucker auch mit einer geringeren Insulinmenge als zuvor gut kontrollieren.

      Zweitens kann eine Ernährungsumstellung dabei helfen, gesundheitlichen Komplikationen vorzubeugen. Diabetes greift die Blutgefäße im Herz, in den Augen und den Gliedmaßen an. Der Schaden, der durch Diabetes in den Blutgefäßen des Gehirns entsteht, mag auch erklären, warum diese Krankheit das Alzheimer-Risiko verdoppelt. Wenn Sie Typ-1-Diabetes haben, ist es äußerst wichtig, dass Sie Ihre Blutgefäße schützen. Tierische Fette oder Cholesterin sollten Sie deshalb von Ihrem Speiseplan streichen. Eine pflanzenbasierte Ernährung ist die beste Ernährungsweise für eine erfolgreiche Kontrolle des Gewichts, des Blutzuckers, des Cholesterins und des Blutdrucks, die allesamt einen großen Einfluss auf die Gesundheit Ihrer Arterien haben.

      Abgesehen davon, dass bestimmte Lebensmittel bei einem bestehenden Typ-1-Diabetes sehr hilfreich sind, scheinen sie auch eine wichtige Rolle bei dessen Prävention zu spielen. 1992 veröffentlichten Wissenschaftler aus Kanada und Finnland einige bahnbrechende Erkenntnisse. Sie hatten 142 Kindern mit Typ-1-Diabetes Blutproben entnommen und dabei herausgefunden, dass jedes einzelne dieser Kinder Antikörper gegen Kuhmilchproteine in seinem Blut aufwies. Normalerweise bildet unser Körper Antikörper, um diese wie kleine Torpedos zur Abtötung eingedrungener Viren und Bakterien oder zur Zerstörung von Krebszellen einzusetzen. Doch bei diesen Kindern bildeten sich Antikörper gegen die Proteine in Milch. Diese Antikörper wendeten sich aber auch gegen die körpereigenen Bauchspeicheldrüsenzellen der Kinder und verursachten einen Diabetes. Darauf weisen zumindest die wissenschaftlichen Beweise hin. Auch andere Wissenschaftler haben sich bereits mit der Frage beschäftigt, ob ein Verzicht auf Kuhmilch das Entstehen dieser Krankheit verhindern kann.

      Der logischste erste Schritt für eine Mutter wäre es also, ihr Kind selbst zu stillen. Der zweite, auf Milchprodukte zu verzichten. Das betrifft nicht nur das Kind, sondern auch die stillende Mutter, da die Milchproteine, die sie zum Beispiel in Form von Milch oder Käse zu sich nimmt, in ihre Muttermilch übergehen und so an ihr Kind weitergegeben werden können.

      In diesem Buch setzen wir diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis um. Keines unserer Rezepte enthält Tierprodukte, dafür aber jede Menge gesunde Zutaten. Sie werden kein einziges Quäntchen tierischer Fette oder Cholesterin in ihnen finden, und Sie müssen sich auch keinerlei Gedanken über Kuhmilchproteine oder die Reaktion machen, die diese in Ihrem Körper auslösen könnten.

      WIE LEBENSMITTEL IHRE GESUNDHEIT SCHÜTZEN

      Schauen wir uns kurz an, auf welche Weise pflanzenbasierte Lebensmittel Wunder wirken.

      SIE VERBESSERN DEN BLUTZUCKERWERT. • Wie wir gesehen haben, ist eine pflanzenbasierte Ernährung wesentlich wirkungsvoller als eine typische »Diabetes-Diät«. Die Diäten, die normalerweise in vielen Kliniken bei einem Typ-2-Diabetes verordnet werden, sind äußerst rückständig. Zunächst wird bei veralteten Diätmodellen versucht, den Kilos mit einer Kalorienbeschränkung zu Leibe zu rücken, meist mit 500 Kalorien weniger pro Tag. Wenn Sie also beispielsweise täglich 1.800 Kalorien aufnehmen, erlaubt Ihnen Ihre neue Diät nur noch 1.300. Den meisten Leuten vergeht dabei sehr schnell der Spaß, weil sie sich hungrig und schlapp fühlen. Außerdem verlangen solche konventionellen Diäten auch, dass Sie Ihre Kohlenhydratzufuhr begrenzen und auf einem bestimmten Niveau halten – bei jeder einzelnen Mahlzeit und an jedem einzelnen Tag. Bei einer stets konstanten Kohlenhydratzufuhr ist es nämlich leichter, blutzuckersenkende Medikamente richtig zu dosieren – so jedenfalls der Gedanke, der hinter dieser Strategie steckt. Mit anderen Worten: Sie essen bei so einer Diät nur für Ihre perfekt eingestellten Medikamente. Diese konventionellen Diäten wurden zu Zeiten entwickelt, in denen wir noch nicht über das heutige Wissen über die Ursachen von Diabetes verfügten.

      Eine pflanzenbasierte Ernährung unterscheidet sich davon erheblich. Sie konzentriert sich auf die Ursache von Typ-2-Diabetes, also auf den Abbau der Fettablagerungen in den Zellen, auf die Bekämpfung der Insulinresistenz und auf ein deutliches Senken des Blutzuckerspiegels. Ihr Fokus liegt nicht auf einer optimalen Kompatibilität mit Ihren Medikamenten. Nein, ihr Ziel ist es, Ihren Medikamentenbedarf so weit wie möglich zu verringern oder die Medikamente ganz überflüssig zu machen.

      SIE HELFEN BEIM ABNEHMEN. • Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, sind durchschnittlich schlanker als diejenigen, die andere Essgewohnheiten haben. Jahrelang erforschten Wissenschaftler große Bevölkerungsgruppen, indem sie ihre Ernährungsgewohnheiten untersuchten und sie wogen. Besondere Aufmerksamkeit widmeten sie dabei den Siebenten-Tags-Adventisten, weil diese Bevölkerungsgruppe besonders gesundheitsbewusst lebt, auf Tabak und Alkohol verzichtet und sich oftmals vegetarisch ernährt. Die Adventistenstudien zeigten, dass eine durchschnittliche Person, die sich vegan ernährte, rund 16 Kilogramm weniger wog als ihre fleischessenden Freunde! Beim Vergleich von Fleischessern, Semi-Vegetariern, Pescetariern, Lakto-Ovo-Vegetariern und Veganern fand man heraus, dass die Leute, die sich vegan ernährten, zur einzigen Probandengruppe gehörten, deren Durchschnittsgewicht voll und ganz im gesunden Bereich lag. Ebenso zeigten Studien, dass die Leute schnell überschüssiges Gewicht verlieren, wenn sie beginnen, sich vegan und fettarm zu ernähren.

      Aber wie passiert das Ganze? Warum führt eine pflanzenbasierte Ernährung dazu, dass die überflüssigen Pfunde verschwinden? Zunächst sind Obst, Gemüse, Bohnen und Getreide reich an komplexen Kohlenhydraten und enthalten nur sehr wenig Fett. Bei Käse und Fleisch ist das Gegenteil der Fall: Sie enthalten viel Fett, aber keine Kohlenhydrate. Das ist aus folgendem Grund wichtig: In jedem Gramm Fett verstecken sich ganze neun Kalorien, während es bei Kohlenhydraten nur vier Kalorien pro Gramm sind. Mit anderen Worten: Tierprodukte stecken oft voller Kalorien, pflanzliche Produkte aber nicht.

      Abgesehen davon sind Obst, Gemüse, Bohnen und Vollkorngetreide auch sehr ballaststoffreich – und Ballaststoffe machen uns satt, enthalten aber keine Kalorien. In der Regel werden wir davon so voll, dass wir mit dem Essen aufhören, bevor wir es völlig übertreiben können. Fleisch hingegen ist keine Pflanze, also enthält es auch keine Ballaststoffe. Dasselbe gilt für Milchprodukte und Eier. Ballaststoffe kommen ausschließlich in Pflanzen vor. Wenn wir also Käse, Fleisch oder andere Tierprodukte essen, nehmen wir dabei jede einzelne darin steckende Kalorie auf – aber ohne irgendwelche Ballaststoffe, die uns davor bewahren, beim Essen über die Stränge zu schlagen. Im Gegensatz dazu bieten uns pflanzenbasierte Lebensmittel dank ihrer Ballaststoffe einen natürlich integrierten Schutz vor Völlerei, weil sie uns satt machen und unseren Appetit zügeln.

      Zu guter Letzt zeigt unsere Forschung, dass der Stoffwechsel bei den Leuten, die mit einer fettarmen, pflanzenbasierten Ernährungsweise beginnen, nach einer Mahlzeit leicht angekurbelt wird. Das heißt, dass die Kalorien in den Stunden nach dem Frühstück, Mittag- und Abendessen schneller verbrannt werden.

      All dies erklärt, warum eine fettarme, pflanzenbasierte Ernährungsweise uns dabei hilft, abzunehmen und einer späteren Gewichtszunahme vorzubeugen. Pflanzliche Lebensmittel


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