Hidden Beaches Deutschland. Björn Nehrhoff von Holderberg

Hidden Beaches Deutschland - Björn Nehrhoff von Holderberg


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so gut wie für Nordfriesland. Hier ist es so flach, wie man es in Witzen über die Küstenregion gern erzählt. Man kann den Nachbarn schon ein paar Stunden vorher sehen, ehe er zu Besuch kommt.

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      Dieser scheinbar endlose Horizont ist genau der Reiz, der diese Region so besonders macht. Ebbe und Flut sorgen dafür, dass die amphibische Landschaft des Wattenmeeres auf riesigen Flächen zweimal täglich trocken fällt und wieder überschwemmt wird. Im freigelegten Schlick wimmelt es nur so vor Leben in Form von Würmern, Krebsen und Muscheln. So wird das Gebiet zum Anzugspunkt für Millionen Zugvögel, die sich im Watt ihren Winterspeck anfressen, ehe sie weiterziehen oder die sogar den ganzen Winter dortbleiben. Eine längere Wattwanderung mit Führer durch den Nationalpark Wattenmeer sollte jeder einmal gemacht haben, um die Weite und den ständigen Wechsel der Wasserwelten einmal hautnah zu erleben. Besonders faszinierend ist es, wenn man zwischen den Halligen und Eilanden unterwegs ist. Die endlosen Strände von Amrum und Sylt sind ein Anziehungspunkt für Meeresliebhaber. Auf ihrer ganzen Länge sind beide Inseln von einem Mantel aus Sand umgeben.

      Hier kann man sich auf beinahe endlosen Strandspaziergängen den Wind um die Nase wehen lassen und an einsamen, wilden Stellen schwimmen gehen. Im Sommer kann das kleine Randmeer seine Besucher mit Wasserfarben in Karibiktönen und lauem Badewetter verwöhnen. In der Nebensaison toben sich hier die Tiefdruckgebiete aus, und das nun graue Wasser der Nordsee hämmert mit beeindruckenden Wellen auf das Ufer. Ideales Terrain für Zeitgenossen, die beim »Stormwatching« die Kraft der Natur hautnah am eigenen Leib erfahren wollen.

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      Die Felsen auf Helgoland sind die einzigen richtigen Felsen an der gesamten Deutschen Küste

      Aber auch das Festland Nordfrieslands kann punkten. Die pompöse Sandbank vor St. Peter-Ording ist vielleicht der bekannteste Strand Deutschlands, bietet aber wegen seiner Weite trotzdem noch Raum für ruhige Stranderlebnisse. Westerheversand gleich nebenan offeriert Besuchern ein abenteuerliches Tidenerlebnis, denn man muss streckenweise durch das Wasser der Nordsee waten, um zum einsamen Badestrand zu gelangen.

      Eine Sonderstellung nimmt die Hochseeinsel Helgoland ein, die etwa 50 Kilometer weit draußen auf dem Meer liegt und tatsächlich zum Kreis Pinneberg gehört, da es früher von hier aus die besten Verkehrsverbindungen zur Insel gab. Das eigentlich aus zwei Inseln bestehende Archipel bietet nicht nur spektakuläre Sandsteinfelsen, auf denen sich auch eine Brutkolonie für Seevögel befindet, die einzige an der deutschen Küste. Auf der gänzlich aus Sand bestehenden Nebeninsel »Düne« kann der Besucher im Sommer mit Kegelrobben schwimmen. Im Winter gebären diese hier ihre Jungen direkt am Strand. Somit bietet die kleine Hochseeinsel einige der faszinierendsten Naturschauspiele an der deutschen Nordsee.

       01 – 10

      Nordsee

      Nordfriesland

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       01 Helgoland Düne

       02 Sylt Ellenbogen Wattseite

       03 Sylt Ellenbogenberg

       04 Sylt Bunker Hill

       05 Sylt Hörnum Odde

       06 Amrum Odde

       07 Amrums Weststrand

       08 Westerhever Sandbank

       09 St. Peter-Ording Nord

       10 St. Peter-Ording Süd – Böhl

       01

      Helgoland Düne

       Zu Besuch bei den Kegelrobben

       54°10'55.15"N 7°54'44.47"E

      → Karte S. 272

      Dichter und Denker früherer Zeiten bezeichneten Helgoland gern als »Capri des Nordens«. Das lässt mediterrane Anklänge vermuten. Schon die Fährfahrt zu Deutschlands einziger Hochseeinsel kann ein kleines Abenteuer werden. Das Fahrwasser führt zunächst durch das Wattenmeer vorbei an dicken Pötten und Arbeitsschiffen, welche die Elbe anlaufen. Weiter draußen wartet nicht selten ein ordentlicher Wellengang. An der Reling stehend, kann man so die Kraft des Meeres spüren. Wenn dann die Felsentürme der Hauptinsel in Sicht kommen, ist man gleich vom Charme Helgolands gefangen.

      Wer gern schwimmen möchte, der sollte mit der kleinen Fähre an der Promenade schnurstracks weiter hinüber zur Düneninsel ablegen. Hier warten wunderbare Sandstrände, von denen sich der Nord- und der Südstrand am besten eignen. An beiden wartet ein je nach Tide 30 bis 80 Meter breiter Strand mit sehr feinem Sand und extrem klarem Wasser. Achtung: Wir bewegen uns hier im Lebensraum von Kegelrobben und Seehunden, die in Kolonien am Strand liegen oder einzeln im Wasser unterwegs sind. Am Strand bitte immer 30 Meter Abstand halten. Nähern sich die Tiere Ihnen im Wasser, bedenken Sie, dass Kegelrobben die größten Raubtiere hierzulande sind und zu ihrem Nahrungsspektrum auch Schweinswale gehören. Es sind zwar keine bekannten Angriffe auf Menschen verzeichnet, aber es sind sicher auch keine Stofftiere zum Knuddeln. Schwimmen Sie daher ganz ruhig weiter. Im Winter von November bis Januar gebären die Kegelrobben ihre Jungen auf der Düne. Dies hautnah mitzuerleben, beschert Besuchern wunderbare Naturmomente.

      Bitte auch zu dieser Zeit die 30 Meter Abstand einhalten, schon zur eigenen Sicherheit, denn die bis zu 300 Kilo schweren Bullen tragen um diese auch Zeit auch ihre Brunftkämpfe aus und können verdammt schnell robben. Richtige Sturmtage auf Helgoland sind ein Faszinosum für sich. Wenn keine Fähren mehr fahren und die Flugzeuge am Boden bleiben, dann wird das »Stormwatching« auf dem Eiland schnell zu einem pastoralen Naturerlebnis besonderer Intensität. Die Helgoländer Brandung am Nordstrand der Düne ist ein Tipp für Wellenreiter. Sie sollten ihr eigenes Board dabeihaben. Stärken kann man sich während der Saison im Restaurant am Südstrand.

      Nicht nur eingefleischte Spaziergänger sollten den Rundwanderweg auf den Klippen der Hauptinsel nicht verpassen, der einen Einblick in die Vogelkolonien bietet und gleichzeitig faszinierende Aussichten auf die roten Sandsteinfelsen inklusive der Felsnadel »Lange Anna«, dem Wahrzeichen Helgolands, offeriert. Die Düne und die Hauptinsel in einem einzelnen Tagesbesuch abarbeiten zu wollen, wird wegen der relativ kurzen Aufenthaltszeiten eine hektische Angelegenheit. Wer die Insel voll genießen will, sollte am besten mindestens eine Übernachtung mit einplanen, zum Beispiel auf dem Campingplatz auf der Düne.

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