Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag. Eberhard Fohrer

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Ausgrabung von Zóminthos

      Das Gelände ist heute eingezäunt und nicht zugänglich. Zwischen den Bäumen kann man nur einen Blick auf die Mauern erhaschen, die ein gutes Stück von der Straße entfernt sind. Sakellarákis liegt seit 2010 hier in seiner letzten großen Entdeckung begra­ben, sein Grab sieht man im linken Bereich der Einzäunung, nur wenige Meter von der Straße.

      Das etwa 2,5 x 1,5 km große und völlig flache Plateau wird in der warmen Jahreshälfte von zahlreichen Hirten zum Weiden ihrer Herden ge­nutzt (im Herbst ziehen sie in die küstennahen Ebenen hinunter). Von der Straße aus erkennt man die weit verstreuten Her­den, die helle Muster ins Grün zaubern. Das Bimmeln von Glöckchen dringt herüber, sonst ist kaum ein Laut zu hören. Die Straße endet auf einem Park­platz bei einem seit Jahren unfertigen Gästehaus mit Taverne, die gelegentlich geöffnet ist.

      Mehrere Fahrwege durchziehen die weite Fläche, auf einem kommt man bis in die Nähe des „Andartis“, eines ungewöhnliches Monuments für den Freiheitskampf der kre­tischen Par­ti­sa­nen auf der anderen Seite der Ebene. Auch zur Höhle Idéon Ándron kann man mit dem Pkw auf einer schlechten Piste hinauffahren - man geht aber besser zu Fuß. Die Piste, die vom Gäs­tehaus nach Sü­den führt, endet nach einigen Ki­lo­metern, eine Weiter­fahrt ist dort nicht mög­lich.

      Die schlichte Kapelle steht auf einem kleinen Pla­teau an der Piste zur Höhle Idéon Ándron. Im Umkreis findet man Viehtränken und ei­nige Gräber, da­runter das des Michális Vréntzos, der am 3. September 1943 im Alter von 26 Jah­ren von deutschen Sol­da­ten er­schos­sen wurde, sowie den Ge­denk­stein für einen seiner Verwandten, der 1866 gegen die Türken ums Leben kam.

Vorne rechts liegt der Andártis

      Vorne rechts liegt der Andártis

      „Der Partisan - ein Monument für den Frie­den“, so nennt die Berliner Künst­lerin Karina Raeck die 32 x 9 m große, geflü­gelte Stein­skulp­tur, die sie unter Mithilfe der Schäfer von Anógia mit großem per­sön­li­chem Ein­satz Anfang der 90er Jahre in die Nída-Ebene gelegt hat. Der Andártis besteht voll­ständig aus einzelnen un­be­hau­enen Fels­blö­cken, die aus der gan­zen Ebene heran­geschafft und dicht ne­ben­ein­an­der im Erdreich versenkt wurden. Diese Blö­cke waren im Welt­krieg großteils von den Bewohnern Anó­gias über die Ebe­ne verteilt worden, um die deut­schen Flug­zeu­ge am Landen zu hindern.

      Die geflügelte Partisanenfigur liegt genau dia­gonal ge­genüber der Zeus-Höhle am Ostrand der Ebene. Von der Straße bzw. vom Gästehaus aus kann man sie allerdings kaum mehr aus­findig machen, denn mittlerweile ist das Denkmal stark überwuchert und wird allmählich der Na­tur zu­rück­ge­geben - nur Idee und Erin­nerung wer­den bleiben. Man kann problemlos hinü­bergehen (sogar fahren, wovon wir aber abraten).

      Das Friedensmonument erinnert an die lange Tradition der kretischen Freiheits­kämp­fer („An­dár­tes“), vor allem aber an die Tragödie Anó­gias vom 13. August 1944. Es will ein Sym­bol deutsch-griechischer Versöhnung sein und ein Ver­such, der Be­trof­fen­heit über die Ver­bre­chen Ausdruck zu geben, die hier in deut­schem Na­men ver­übt wur­de. Die anre­gen­de Do­ku­men­ta­tion zur Entstehung des „Friedens­par­tisanen“ wurde 2006 aufgelegt (→ Lese­tipps).

      Das mächtige, dunkle Loch, in dem die Mythologie den jungen Zeus verortet (→ Kasten), öffnet sich etwa 20 Fuß­minuten oberhalb vom Gäs­te­haus in einer fast senk­rech­ten Fels­wand. 1982 begann Sakellarákis mit sys­te­ma­ti­schen Aus­gra­bun­gen, been­de­te sie aber fünf Jahre später, obwohl er noch nicht zur un­tersten Schicht ge­langt war, um die Funde auszuwerten. In den letzten Jahren wurden die Höhle und ihre Um­gebung mit EU-Mitteln neu gestaltet. Am Eingang be­kommt man ein Info­blatt und kann über eine neue Treppe hinuntersteigen, meh­rere Schau­tafeln geben Hinweise. In etwa 8 m Hö­he erkennt man in der rück­sei­ti­gen Wand ein Loch zu einer wei­te­ren Höh­len­kam­mer, dort wurden die wert­voll­sten Funde ge­macht.

      Anfahrt/Hinkommen Gegenüber vom Gäste­haus zieht sich eine schlechte Piste den Berg­hang hi­nauf zur Höhle, dort wurde ein Parkplatz ein­ge­rich­tet. Nach einigen Kur­ven auf dieser Piste erreicht man ein klei­nes Plateau mit der Análipsi-Ka­pel­le (s. o.). Ein wenig oberhalb davon beginnt der vier­einhalb­stündige Aufstieg auf den Tímios Stavrós (s. u.).

      Tipp: Ein ausgeschilderter Fußweg kürzt die Kurven der Piste ab, zur Grotte sind es ca. 580 m steil bergauf (ca. 20 Min.).

      Öffnungszeiten in der Regel nur Juni bis Sept. bis ca. 15 Uhr. Der niedrige Zaun stellt kein Hindernis dar.

      Auch Zeus war einst jung

      Die Idäische Höhle hat den hohen Anspruch, Aufenthaltsort des jungen Zeus gewesen zu sein. Hier soll ihn seine Mutter Rea nach der Geburt in der be­rühmten Höhle von Psichró in der Lassíthi-Hochebene vor seinem schreck­lichen Vater Kronos versteckt ha­ben. Dieser wollte alle seine Kin­der ver­schlin­gen, um vor Thron­neidern sicher zu sein. Immer wenn Baby-Zeus schrie, schlu­gen die Kureten, die Priester der Rea, ihre schwe­ren Bron­ze­schil­de an­ein­ander, um die verräterischen Geräusche zu über­tönen (aus­führ­li­cher zum Mythos unter Kreta/Geschichte). Ge­mäß die­ser über­ra­gen­den Bedeutung war die Ída-Höhle schon in minoischer Zeit ein wichtiges Kult­heiligtum. Noch in rö­mischer Zeit pilgerten Wallfah­rer zu dem Ort, wo Zeus seine Kind­heit verbracht hatte. Und auch Schatzgräber ta­ten sich immer wie­der um, denn in der ge­heimnisvollen Höhle vermutete man mär­chen­hafte Reich­tümer aus der Antike. Archäologische Expeditio­nen begannen schon En­de des 19. Jh., die Höhle zu durchfor­sten. Doch erst 1955 brach­ten neue, von Paul Faure geleitete Ausgrabungen greif­bare Er­geb­nis­se. Faure entdeckte die oben er­wähn­te Seiten­kammer der Haupt­höhle und fand darin zahlreiche mi­no­i­sche Opfer­gaben, vor allem aber gro­ße Bronzeschilde aus der archai­schen Epo­che (650-500 v. Chr.), die den Mythos der Kure­ten the­ma­tisieren (heute im Arch. Nationalmuseum von Iráklion).

      Mittelschwere Bergwanderung, z. T. durch wegloses Ge­län­de, über Geröll und spitze Steine, durch dichte Distel­phry­gana - gutes Schuh­werk, Aus­dau­er und Tritt­si­cherheit sind erforder­lich. Kein Schatten auf dem ganzen Weg.

      Am Gipfel steht die aus Stei­nen auf­geschichtete Ka­pelle Tímios Stavrós mit einem kleinen Neben­bau, der gelegent­lich zum Übernachten verwendet wird. Ein paar Schrit­te entfernt steht ein Gerüst mit einer Glocke und der Höhenangabe 2456 m. Der Blick und die Atmo­sphä­re hier oben sind un­be­schreib­lich. Bei guten Sichtver­hält­nis­sen sieht man beide Mee­re, die Nach­bargipfel sind oft in Wolken ge­hüllt, kein Laut ist zu hören.

      Am 15. September morgens fin­det auf dem Gipfel das Fest der Kreuz­erhöhung mit einer Messe in der Ka­pelle statt, dafür kommen viele Kreter am 14. herauf und übernachten oben.

      GPS-Wanderung 1

Aufstieg zum höchsten Berg Kretas

      Aufstieg zum höchsten Berg Kretas

      Dauer Hinauf ca. 4:30 Std., hinunter ca. 3 Std.

      Streckenlänge 18 km

      Höhenmeter Aufstieg: 1200 m, Abstieg: 120 m.

      Markierung Der Weg auf den Tímios Stav­rós wurde umfassend mit schwarzgel­ben E4-Schildern markiert, die aber großteils wieder ver­schwun­den sind. Dazu gibt es diverse Farb­mar­kierungen und Stein­männ­chen.

      Mitnehmen Verpflegung und Wasser für 8 Std. sowie Sonnenschutz.


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