ACT leicht gemacht. Russ Harris

ACT leicht gemacht - Russ Harris


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selben Boot« sitzen. So wie unsere Klientinnen verwickeln wir Therapeuten uns leicht in die Aktivität unseres Verstandes, verlieren den Kontakt mit der Gegenwart und geraten in sinnlose Kämpfe mit unseren Gedanken und Gefühlen. So wie unsere Klienten verlieren wir Therapeutinnen immer wieder die Verbindung mit unseren zentralen Werten und handeln auf selbstschädigende Weise. Und so wie unsere Klienten kämpfen wir mit vielen Aspekten eines vollen menschlichen Lebens: Enttäuschung, Ablehnung, Versagen, Verrat, Verlust, Einsamkeit, Konflikt, Krankheit, Verletzung, Kummer, Groll, Angst, Unsicherheit und Tod. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Klientinnen und Therapeuten Reisegefährten auf derselben inspirierenden und schmerzhaften menschlichen Reise sind, können wir also eine Menge voneinander lernen.

      Diese Haltung wird in der Metapher von den beiden Bergen (Hayes, Strosahl und Wilson, 2014) sehr treffend beschrieben. Viele Therapeutinnen sprechen dies in der ersten Sitzung an.

      Metapher von den beiden Bergen

      Therapeut: Wissen Sie, viele Menschen kommen zur Therapie mit der Vorstellung, Therapeuten wären eine Art erleuchtetes Wesen, das alle seine Themen schon gelöst hat und bereits am Ende seines Entwicklungsweges angekommen ist. Weit gefehlt. Es ist eher so, als ob Sie Ihren Berg besteigen und ich meinen Berg. Und von meinem Berg aus kann ich Dinge bei Ihrem Berg sehen, die Sie nicht sehen können – zum Beispiel eine Lawine, einen anderen Weg, den Sie auch nehmen könnten, oder dass Sie Ihren Eispickel nicht effektiv einsetzen.

      Ich möchte aber nicht, dass Sie denken, ich hätte die Spitze meines Berges bereits erreicht und würde dort jetzt ganz entspannt sitzen. Tatsache ist, dass auch ich noch klettere und noch Fehler mache, aus denen ich lerne. Im Grunde geht es uns allen gleich. Wir besteigen unseren Berg, bis wir sterben. Wir können beim Klettern jedoch immer besser werden und mehr und mehr lernen, die Tour zu genießen. Darum geht es bei der Arbeit, die wir hier machen.

      Informierte Zustimmung in ACT

      An einem gewissen Punkt müssen wir in der ersten Sitzung die informierte Zustimmung des Klienten bekommen, ACT anzuwenden. Mir persönlich ist es am liebsten, dies noch in der ersten Hälfte der Sitzung zu tun. Wir könnten etwa Folgendes sagen: »Es gibt noch viel mehr, was ich darüber wissen möchte, wie es Ihnen geht, womit Sie Probleme haben und so weiter. Wir werden gleich darauf zurückkommen. Aber können wir einfach ein paar Minuten über die Art der Therapie sprechen, die ich praktiziere – worin sie besteht, wie lange sie dauert –, und uns vergewissern, dass sie für Sie der richtige Ansatz ist. Ist das okay?«

      Erklären, was ACT ist und was dazugehört

      Als das Allermindeste empfehle ich die folgenden Punkte, wenn Sie Zustimmung einholen, ACT anzuwenden. (Und bitte denken Sie daran, die Sprache so zu modifizieren, dass sie zu Ihrer Redeweise und Ihrer Klientel passt):

      • ACT ist eine sehr aktive Form der Therapie, bzw. des Coachings. Sie besteht nicht nur aus Reden über Ihre Probleme und Gefühle.

      • Es geht darum, dass wir als ein Team zusammenarbeiten, um Ihnen zu helfen, die Art Leben zu gestalten, das Sie führen möchten.

      • Diese Arbeit besteht zum großen Teil darin, Fähigkeiten zu erwerben, sich aus dem Griff schwieriger Gedanken und Gefühle befreien zu können, zu lernen, wie Sie ihre Wirkung verringern und ihnen die Macht nehmen können, damit sie Sie nicht zum Narren halten oder heruntermachen können.

      • Dazu gehört auch, dass Sie Ihre Werte klären: dass Sie herausfinden, was Ihnen wichtig ist, wofür Sie im Leben einstehen wollen, welche Stärken und Qualitäten Sie entwickeln und wie Sie sich selbst und andere behandeln wollen. Und dass Sie handeln, um Ihre Probleme zu lösen, dass Sie sich Ihren Herausforderungen stellen und Dinge tun, die Ihr Leben verbessern.

      • Ich möchte, dass Sie einen Handlungsplan haben, wenn Sie nach einer Sitzung nach Hause gehen: etwas Praktisches, das Sie mitnehmen und benutzen, um Ihr Leben aktiv zu verändern.

      • Ich werde Sie manchmal auffordern, neue Dinge auszuprobieren, die Sie aus Ihrer Komfortzone ziehen können, wie zum Beispiel neue Fertigkeiten zu erlernen, um mit schwierigen Gedanken und Gefühlen umzugehen, aber Sie müssen nie tun, was ich Ihnen sage. Sie haben immer die Freiheit, zu allem, was ich vorschlage, Nein zu sagen.

      Wenn Sie diese Punkte behandelt haben, können die folgenden zwei Metaphern sehr gelegen kommen.

       Die Metapher der Pause-Taste

      Die Pause-Taste-Metapher ist nicht essenziell, aber aus Gründen, die ich gleich erklären werde, empfehle ich sie sehr. Es wäre ideal, wenn Sie sie unmittelbar nach der informierten Zustimmung einführen. Sie geht so:

      Therapeutin: Erlauben Sie mir, dass ich ab und zu die Pause-Taste drücke, wenn ich sehe, dass Sie etwas tun, das so aussieht, als könnte es hilfreich oder nützlich dabei sein, wie Sie mit Ihren Problemen umgehen und so Ihr Leben verbessern. Damit verlangsame ich die Sitzung und kann Ihnen helfen, wirklich darauf zu achten, was Sie tun.

      Zum Beispiel könnte ich Sie auffordern anzuhalten oder langsamer zu werden, ein paarmal tief durchzuatmen und wahrzunehmen, was Sie denken oder fühlen oder sagen oder tun. So können Sie deutlicher sehen, was Sie tun, und wir können anschauen, wie Sie es außerhalb dieses Raums nutzen können. Ist das okay?

      Und kann ich auch die »Pause-Taste« drücken, wenn ich sehe, dass Sie etwas tun, das so aussieht, als könnte es zu Ihren Problemen beitragen oder sie verschlimmern, damit wir es ansprechen können?

      Und natürlich gilt dies für beide Richtungen – Sie können auch jederzeit bei mir die »Pause-Taste« drücken.

      Mit dieser wechselseitigen Zustimmung, die »Pause-Taste« zu drücken, haben Sie nun eine wirklich sehr einfache Achtsamkeits-Intervention, die Sie an jedem beliebigen Punkt in einer Sitzung anwenden können, entweder um problematisches Verhalten zu unterbrechen oder um psychisch flexibles Verhalten zu bestärken, wenn es in einer Sitzung dazu kommt.

      Angenommen zum Beispiel, der Klient erhebt seine Stimme und wird mit seinen Worten aggressiv und schüchtert mit seiner Körpersprache ein. Die Therapeutin könnte sagen: »Hm, erinnern Sie sich daran, dass Sie sagten, ich könnte manchmal die ›Pause-Taste‹ drücken? Ich glaube, dies ist so ein Moment, in dem es nützlich wäre. Ich möchte Sie bitten, einen Moment innezuhalten. Atmen Sie einfach durch, nehmen Sie sich einen Moment Zeit und beobachten Sie, wie Sie sprechen, hören Sie den Ton Ihrer Stimme, die Dinge, die Sie sagen … wie Sie Ihre Fäuste ballen …? Könnten Sie einfach einmal nachspüren, wahrnehmen, was Sie in diesem Moment fühlen? Ich mache das auch, und ich nehme wahr, dass ich ziemlich eingeschüchtert bin.« Die Therapeutin hat das Verhalten des Klienten unterbrochen und hat jetzt viele Möglichkeiten zu intervenieren: Sie kann an Erdung und Zentrieren oder an Defusion von Gedanken arbeiten, die von Wut oder Ärger erfüllt sind. Sie kann unter anderem daran arbeiten, Gefühle der Wut anzuschauen oder Kompetenzen der Selbstbehauptung zu üben.

      Die Therapeutin kann auch einen interpersonellen Weg einschlagen: »In diesem Moment fühlt es sich nicht so an, als wären wir ein Team. Es fühlt sich so an, als gäbe es eine Menge Spannung zwischen uns. Ist es okay, wenn wir anschauen, was hier los ist? Schauen, ob wir es schaffen, wieder als Team zu arbeiten?«

      Nun angenommen, dass Ihr Klient gewöhnlich abgelenkt und desinteressiert ist, aber ganz plötzlich nehmen Sie wahr, dass er wirklich engagiert ist: Er setzt sich gerade auf, statt eher zusammengesunken dazusitzen. Er schaut Sie an, statt auf den Boden, und er wirkt jetzt nicht mehr gelangweilt. Dies ist psychisch flexibles Verhalten, das Sie verstärken sollten. Wenn Sie es ignorieren, es als selbstverständlich nehmen oder versäumen, es zu benennen, verpassen Sie eine Gelegenheit. Sie könnten also etwas sagen wie: »Kann ich einen Moment die Pause-Taste drücken? Ich nehme einfach wahr, dass Sie in diesem Moment etwas ganz anderes tun. Vor ein paar Minuten saßen Sie zusammengesunken da und haben auf den Boden geschaut … und jetzt: Fällt Ihnen auf, dass Sie ganz anders sitzen und interessiert sind? Ich muss sagen, es ist für mich ein gewaltiger Unterschied. Ich fühle mich mit Ihnen viel verbundener. Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt wirklich ein Team sind.«

      Tipp für die Praxis

      Wir können im Voraus nie sicher sein, was das Verhalten


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