Bye, bye Pille. Isabel Morelli

Bye, bye Pille - Isabel Morelli


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Zeitpunkt der ersten Einnahme der Pille ist auch meist der Zeitpunkt, an dem frau aufhört, sich über ihren Zyklus, ihre Fruchtbarkeit und ihren Körper Gedanken zu machen. Das braucht sie ja auch nicht mehr, denn für Verhütung ist gesorgt und der eigene natürliche Zyklus abgeschaltet. Gerade bei Frauen, die früh mit der Einnahme der Pille begonnen haben und sie dann Jahre später absetzen, herrscht absolute Unwissenheit. Es ist oft erschreckend, wie wenig manche Frauen über ihren Körper und vor allem über ihren Zyklus wissen.

      Ich persönlich finde, dass dieses Wissen jede Frau – egal in welchem Alter – haben sollte. Zum einen, weil es spannend ist, den eigenen Körper zu erkunden und zu verstehen, und zum anderen, weil es ein großer Teil unserer Gesundheit ist. Dieses Wissen ist wichtig, um selbstverantwortlich mit seiner Sexualität, der Verhütung und auch der Gesundheit umgehen zu können – für mich ein grundlegender Baustein der Emanzipation.

      EIN KLEINER ZYKLUS-UNTERRICHT!

      Der natürliche Zyklus einer Frau beträgt zwischen 21 und 35 Tagen. Er beginnt mit dem ersten Tag der Periode und endet mit dem letzten Tag vor der nächsten Periode. Jeder Zyklus verläuft in drei verschiedenen Phasen, in denen im Körper einer Frau sehr viel Verschiedenes passiert.

      Die Follikelphase

      In der Follikelphase wird der weibliche Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet. Es ist die Zyklusphase, in der das körpereigene Östrogen dominiert.

      In jedem Eierstock reifen jetzt ungefähr zwölf Eibläschen heran. Sie alle sind mit einer Flüssigkeit gefüllt und beherbergen jeweils eine Eizelle. Nur einer dieser sogenannten Follikel wird innerhalb dieser Zyklusphase durch den Botenstoff FSH (Follikel-Stimulierendes Hormon) so stark zum Wachstum angeregt, dass er zum dominanten Follikel wird und zum Eisprung antreten darf. Während der Follikel wächst, nimmt die Flüssigkeitsmenge in seinem Inneren und somit auch der Innendruck so stark zu, dass das Ei »sprungbereit« ist. Gleichzeitig wird die Schleimhaut der Gebärmutter neu aufgebaut, um die besten Voraussetzungen für eine Einnistung zu schaffen.

      Im Laufe dieser Zyklusphase werden immer mehr Östrogene gebildet. Diese sorgen dafür, dass auch der Zervixschleim zunehmend flüssiger und somit für Spermien wieder passierbar wird. Der steigende Östrogenspiegel bewirkt schließlich die Freigabe des sogenannten Luteinisierenden Hormons (LH), das dann den Eisprung auslöst. Der Follikel platzt auf und gibt die Eizelle frei, die dann vom Eierstock in den Eileiter gespült wird und dort in Richtung Gebärmutter wandert.

      Die Ovulationsphase

      Der Eisprung, die sogenannte Ovulation, findet ungefähr zehn bis 16 Tage vor Beginn der nächsten Periode statt. In dieser Zyklusphase macht sich die Eizelle auf den Weg zur Gebärmutter. Diese Wanderung dauert ca. 12 bis 18 Stunden. Genau das ist auch die Zeitspanne, in der wir fruchtbar sind.

      In dieser Zyklusphase öffnet sich der Muttermund ein wenig, sodass Spermien gut hindurchgelangen können. Spermien bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von nur etwa vier Millimetern pro Minute, sodass sie einige Stunden für diesen Weg benötigen. Das mag zwar sehr langsam sein, dafür sind Spermien aber durchaus ausdauernd, denn sie können in unserem Körper bis zu fünf Tage überleben.

      Die Lutealphase

      Aus dem Follikel, der nach dem Eisprung zurückbleibt, entwickelt sich der sogenannte Gelbkörper. Er bildet das Hormon Progesteron. Damit beginnt die Luteal- oder Gelbkörperphase. Die eigentliche Aufgabe von Progesteron ist, die Gebärmutter für den zukünftigen Nachwuchs möglichst nett und gemütlich zu gestalten und eine eventuelle Schwangerschaft aufrechtzuerhalten. Außerdem sorgt Progesteron dafür, dass in diesem Zyklus keine weiteren Eisprünge mehr stattfinden. Gleichzeitig geht die Produktion von Östrogen zurück.

      Bei erfolgreicher Befruchtung bleibt der Progesteronspiegel nach der Einnistung der Eizelle in der Gebärmutter erhalten. Wurde das Ei nicht befruchtet, bildet sich der Gelbkörper innerhalb der nächsten zehn bis 16 Tage zurück und stellt die Progesteronproduktion ein. Die oberen Schleimhautschichten lösen sich ab, die Regelblutung setzt ein, und der Zyklus beginnt von vorn.

      Diese drei Zyklusphasen erkennt man tatsächlich auch anhand verschiedener Symptome. Nicht nur die Körpertemperatur verändert sich während der verschiedenen Phasen, sondern auch die Konsistenz des Zervixschleims sowie die Position und Beschaffenheit des Muttermundes.

      Basaltemperatur (Aufwachtemperatur)

      In der ersten Zyklushälfte ist die Körpertemperatur niedriger als in der zweiten Zyklushälfte. Nach erfolgtem Eisprung sorgt das Progesteron für einen Temperaturanstieg, der dann bis zum Eintritt der Periode im höheren Bereich bleibt und erst mit Eintreten der Blutung wieder abfällt.

      WICHTIG: Wenn du über einen längeren Zeitraum keinen Eisprung feststellen kannst, solltest du der Sache auf den Grund gehen. Ausbleibende Eisprünge können sowohl Eierstockzysten als auch eine Östrogendominanz zur Folge haben, da ohne Eisprung kein Progesteron gebildet werden kann.

      Wenn du deine auftretenden Symptome zum jeweiligen Zyklustag aufschreibst, kann dies sowohl für dich als auch für deinen Arzt sehr hilfreich sein.

      HORMONSYSTEM

      Botenstoffe im Organismus

      Damit ein Organismus mit all seinen Organen voll funktionsfähig ist, müssen alle Organe und Organsysteme eng zusammenarbeiten und miteinander kommunizieren.

      Zur Abstimmung dieser Tätigkeiten verfügt der menschliche Körper über zwei Steuerungssysteme: das Nervensystem und das Hormonsystem. Hormone wirken als Signale, indem sie über das Blutgefäßsystem vom Ort ihrer Bildung zum Ort ihrer Wirkung transportiert werden, weshalb sie auch Botenstoffe genannt werden. Ihre spezielle chemische Zusammensetzung sichert das »Übersetzen« ihrer Signale.

      Unser Hormonsystem wird auch Endokrinum oder endokrines System genannt. Um es jetzt nicht zu kompliziert zu machen, fasse ich hier nur das Grundlegende zusammen.

      Das Hormonsystem arbeitet mittels Hormonabgabe ins Blut. Hormone arbeiten als Boten. Sie sind ein eigenes Kommunikationszentrum und bringen einen Befehl von einem Organ zum nächsten. Dieses System beeinflusst z. B. Reifung, Wachstum, Stoffwechsel, Fortpflanzung und auch die psychische und physische Entwicklung.

      Hormone steuern auch unsere Stimmung, unseren Schlaf und sogar unseren Hunger.

      Wie auf der Abbildung dargestellt, gehören zu diesem System bestimmte Organe:

      • Hypothalamus und Hypophyse

      • Schilddrüse und Nebenschilddrüsen

      • Nebennieren

      • Pankreas (Bauchspeicheldrüse)

      • Ovarien (Eierstöcke)

      All diese Organe stehen in ständiger Verbindung zueinander. Nur wenn alle richtig funktionieren, hat man auch einen regelmäßigen Zyklus.

      Doch das ist nicht alles. Damit dieses ausgeklügelte System richtig funktionieren kann, müssen auch die Organe, die auf den ersten Blick gar nichts mit Hormonen zu tun haben, ihren Beitrag leisten. Deshalb ist es z. B. enorm wichtig, dass Darm und Leber bei bester Gesundheit sind, denn um ihre Botengänge erledigen zu können, brauchen Hormone Energie. Und diese Energie bilden sie aus Vitalstoffen. Vitalstoffe sind aber nur in ausreichendem Maße vorhanden, wenn Darm und Leber einwandfrei arbeiten.

      HORMONE

      Synthetische Hormone vs. körpereigene …

      Kaum eine Frau ist sich darüber bewusst, wie gravierend der Unterschied zwischen den »Hormonen«, wie sie in der Pille (oder auch Hormonspirale, Nuvaring etc.) verwendet werden, und den körpereigenen, den »echten« Hormonen ist.

      Die meisten Pillenpräparate sind sogenannte Kombipräparate und enthalten somit die synthetische Variante der uns bekannten Hormone Östradiol (das wichtigste der drei Östrogene) und Progesteron. In der biochemisch veränderten, körperfremden Form haben sie allerdings


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