Inner Screen - Sehen mit allen Sinnen. Inge Bardor
Es heißt, die Praxis der buddhistischen Meditation führe zur Entwicklung dieser Kräfte. An ausgeprägten psychischen Kräften wird erkannt, durch wen sich die Lamas wieder inkarniert haben, um in dieser Welt zu bleiben.
Die Integration der psychischen Kräfte und übernatürlichen Fähigkeiten in die tibetische Kultur zeigt sich zum Beispiel in den Kuten. Die Kuten sind medial begabte Personen, die ihren Körper Gottheiten überlassen, um durch sie Rat zu erteilen. Sie sind für ihre erstaunliche Genauigkeit berühmt und werden in allen Belangen angefragt, von hohen Regierungsentscheidungen bis hin zu ganz persönlichen Anliegen. Viele Klöster haben ihre eigenen Orakel, häufig ist das einer der Mönche. Ein heutzutage bekanntes Kuten ist das Nechung-Orakel, das Staats-Orakel von Tibet, das auch vom Dalai Lama und der tibetischen Regierung um Rat gefragt wird. Es heißt, der Dalai Lama habe die entscheidenden Informationen für seine Flucht aus Lhasa vom Nechung-Orakel erhalten.
In jüngerer Zeit haben die russischen, tschechischen und chinesischen Regierungen Programme durchgeführt, um außergewöhnliche menschliche Fähigkeiten wie Telepathie, Prophezeiungen und Psychokinese (die mentale Beeinflussung von Objekten) zu untersuchen und weiterzuentwickeln. Sowjetische Wissenschaftler begannen schon in den Zwanzigerjahren, ein breites Spektrum dieser Fähigkeiten erfolgreich zu trainieren und zu testen. In dieser Zeit gab es erstaunliche Fortschritte im Bereich der Kirlian-Fotografie (mit der Energiefelder oder Auras abgebildet werden können), des Remote Viewing (das Sehen von weit entfernten Dingen), der Derma-Optik (das Sehen ohne Augen) und bei der allgemeinen Ausbildung medialer Fähigkeiten. Stalin interessierte sich persönlich für den berühmten medialen Propheten Wolf Messing und ließ ihn viele Jahre lang untersuchen, wohl in der Hoffnung, dass ihm Erkenntnisse über Wolfs Fähigkeiten politisch helfen könnten. Die sowjetischen Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass ein großer Teil des menschlichen Potenzials noch unerschlossen ist. Das menschliche Bewusstsein müsse erweitert werden, um diese Fähigkeiten zu akzeptieren, und sie sollten trainiert werden, um dem Allgemeinwohl zu dienen. Der prominente tschechische Wissenschaftler Dr. Zdenek Rejdak schrieb dazu in Psychic Discoveries Behind the Iron Curtain (Parapsychologische Entdeckungen hinter dem Eisernen Vorhang), »jeder hat parapsychologische Fähigkeiten, doch wir sind uns dessen meistens nicht bewusst. Die parapsychologische Kraft ruht oder ist blockiert, weshalb Telepathie oder Psychokinese so selten sind. Damit parapsychologische Kräfte wirken können, müssen sie erweckt oder gestärkt werden.«
Ein erstaunliches Beispiel dieser übermenschlichen Fähigkeiten, die in uns ruhen, zeigte sich in der russischen Epileptikerin Rosa Kuleshova, die sich als Jugendliche in den Sechzigerjahren selbst beibrachte, ohne ihre Augen zu lesen, um ihrer blinden Familie und blinden Freunden das »Sehen« beizubringen. Sie fand nicht nur einen Weg, Farben zu »sehen« und mithilfe ihrer Finger Texte zu lesen, sondern konnte auch mit verbundenen Augen das Foto einer Person »lesen«, mitsamt der Kleidung der abgebildeten Person, dem Ort und Datum der Aufnahme und den Ereignissen, die sich für diese Person damals abspielten. Rosa erklärte, sie habe diese Fähigkeiten erworben, weil sie sechs Jahre lang jeden Tag mehrere Stunden übte, nachdem sie erkannt hatte, dass sie durch Braille nicht alles kommunizieren konnte, was sie ihren blinden Verwandten und Freunden gerne mitgeteilt hätte. Rosa wurde jahrelang von vielen großen russischen Forschungsinstituten untersucht und konnte anderen erfolgreich beibringen, ohne die Verwendung der Augen Farben zu erkennen und durch Derma-Optik mit den Fingern zu lesen.
Die Regierung der Vereinigten Staaten und der CIA fanden diese sowjetischen Forschungsergebnisse so interessant, dass sie jahrelang eigene Studien über parapsychologische Fähigkeiten betrieben, um diese für Geheimdienstzwecke zu nutzen. Während des Kalten Krieges las der damalige Kongressabgeordnete Al Gore dem Congressional Clearinghouse on the Future* Abschnitte aus dem damals neu erschienen Buch von Zdenek Rejdak vor, um die amerikanischen Forschungsvorhaben voranzutreiben. [*Congressional Clearinghouse on the Future (1976 bis 1994) war ein Thinktank, in dem viele Experten mit Kongressabgeordneten zukunftsrelevante Themen erörterten.] Gore wurde später mit Newt Gingrich Leiter dieses Komitees. Die in dieser Zeit herausgebrachten Studien über den Qi-Gong-Meister Yan Xin veranlassten George Bush sen., ihn mehrfach für energetische Heilungen in das Weiße Haus einzuladen. Yan Xin soll mit seiner kraftvollen Energie auch über Tausende von Meilen hinweg heilen können. In der alten chinesischen Heiltechnik des Qi Gong wird das Qi, die in allem Lebendigen gegenwärtige Energie, durch Atmung, Meditation und Körperbewegungen zur körperlichen und spirituellen Gesundung genutzt. Um die Wirkungen des Qi Gong zu testen, richtete Xin das Qi auf weit entfernte, versiegelte Gläser voller Wasser. Es zeigte sich, dass die Molekularstruktur des Wassers nach der Übertragung eine vollkommen andere war als vorher.
Im Stanford Research Institute (SRI) führte die Stanford University mehr als 20 Jahre lang Studien über übersinnliche Phänomene durch. Hier untersuchte unter anderem der CIA in den Siebzigerjahren ausgiebig den für sein Remote Viewing (»In-die-Ferne-Sehen«) bekannten Ingo Swann und den berühmten »Löffelbieger« Uri Geller. Uri zeigte neben seiner Fähigkeit, Metallobjekte wie Löffel zu verbiegen, eine starke übersinnliche und prophetische Begabung. In dieser Zeit untersuchte das SRI auch rund 15 europäische Kinder, die über die gleiche erstaunliche Fähigkeit, Dinge zu verbiegen, verfügten. Stanford unterzog sie denselben Prüfungen wie Uri und konnte keine Täuschungen entdecken.
Forschungsprogramme der chinesischen Regierung haben seit 1974 nicht nur Qi-Gong-Meister und in Telekinese begabte Erwachsene untersucht, sondern auch über 100 000 übersinnlich begabte Kinder entdeckt und ausgebildet. Von diesen außergewöhnlichen Kindern wird erzählt, sie seien in der Lage gewesen, mit verbundenen Augen und in der Dunkelheit mit verschiedenen Körperteilen zu lesen, zum Beispiel mit den Füßen, den Ohren, der Nase und der Zunge. Sie konnten sogar lesen, was auf einem zerknüllten Papier stand, welches sie in ihrem Ohr oder ihrer Achselhöhle hielten. Sie vermochten auch andere verblüffende Dinge, zum Beispiel die Zeiger einer Uhr zu verlangsamen oder zu beschleunigen oder Tabletten aus einem verschlossenen Glas zu entfernen. Über 5000 chinesische Kinder haben diese Fähigkeit vor großem Publikum öffentlich demonstriert. Diese Tests wurden von den chinesischen Behörden mit verschiedenen Kameras dokumentiert.
Ein chinesisches Mädchen namens Xioa Li konnte vor großem Publikum Rosenknospen erblühen lassen, indem sie eine winkende Bewegung mit ihrem Arm vollführte. Die Yunnan Universität führte mehrere Untersuchungen an zwei Mädchen namens Shao Hongyan und Sun Liping durch, die mit ihrem Geist auf erstaunliche Weise Einfluss auf materielle Dinge nehmen konnten. Sie brachten Jasminknospen innerhalb von Minuten zum Erblühen, einfach indem sie sich darauf konzentrierten. In einem anderen Test sollten die beiden Mädchen an einer Weide außerhalb des Raumes, in dem sie sich befanden, einen bestimmten, markierten Ast abbrechen. Sie konnten den Ast nicht nur wie verlangt brechen, sie vermochten sogar dieselbe Tat in demselben Experiment noch 20 Mal zu wiederholen.
Die chinesische Regierung hat für diese Kinder besondere Ausbildungsorte eingerichtet, um ihre paranormalen Fähigkeiten zu fördern und sie anderen Kindern beizubringen. Wie festgestellt worden war, können Kinder ohne besondere Begabung diese schnell entwickeln, wenn sie mit übersinnlich begabten Kindern spielen, einfach indem sie das Verhalten der begabten Kinder nachahmen. Daraus schloss man, dass diese Fähigkeiten genau wie viele andere Fertigkeiten erlernbar sind.
1989 gründete der japanische Elektronik-Riese Sony das Sony Research Institute of Wisdom, um Phänomene wie Qi, Bewusstsein, sechster Sinn und Synchronizität zu untersuchen. Dies führte zu vertiefenden Studien und dann 1998 zu der veröffentlichten Schlussfolgerung, dass es mediale Fähigkeiten tatsächlich gibt. Bevor es 2004 seine Pforten schloss, führte das Sony Forschungsinstitut seiner eigenen Aussage nach erfolgreiche Projekte über Hellsichtigkeit durch. Sie prüften, ob die Teilnehmer hellsichtig Buchstaben, Zahlen und Zeichnungen erkennen konnten, ohne ihre Augen zu benutzen. Die Teilnehmer waren größtenteils Kinder, weil diese nach Ansicht des Forschungsteams über stärkere mediale Begabungen verfügten als Erwachsene. In einem Experiment wurde einem zehnjährigen Mädchen ein etwa fünf mal fünf Zentimeter großer Zettel gegeben, auf den die Forscher etwas geschrieben oder gezeichnet hatten. Der Zettel wurde mehrfach gefaltet und zerknüllt und dann dem Mädchen gegeben. Es sollte beschreiben, was auf dem Zettel stand, und konnte alles genau ablesen, egal, ob es das Papier zwischen den Fingern hielt oder ob es ihm ins Ohr geklemmt wurde.
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