Erziehen nach Montessori für Dummies. Noemie d'Esclaibes
zu entdecken, wird sie ihm aber niemals aufzwingen. Das Kind lernt durch Handhabung, durch Experimentieren, es ist für sein Lernen selbst verantwortlich. Durch den Umgang mit dem wissenschaftlich erarbeiteten Montessori-Material erforscht es auf konkrete und spielerische Weise die Welt. Dies wird seine Kreativität fördern – eine unverzichtbare Eigenschaft, um selbstständig eigene Lösungen finden zu können. Maria Montessori erkannte schnell, dass Kinder in der vorbereiteten Umgebung, die von der ausgebildeten Erzieherin geschaffen wird, gerne arbeiten, angeregt werden und aktiv sind, um Neues zu lernen!
Teil IV: Montessori für Kinder von 6 bis 12 Jahren
Diese zweite Entwicklungsphase vom 6. bis 12. Lebensjahr ist eine Zeit der Stabilität für das Kind. Unter guten Bedingungen zeigt es große Ruhe und Gelassenheit. Es ist dann zu intensiver geistiger Arbeit in allen Disziplinen fähig. Wenn die Umgebung, die der Erwachsene in dieser Zeit vorbereitet, ihm die Mittel dazu bietet, wird es eine enorme Menge an Wissen in den verschiedensten Bereichen ansammeln. Zu Beginn dieser Phase setzt sich sein Charakter stark durch. Zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr lernt das Kind, indem es seine Umwelt mit den Sinnen aufnimmt, aber in dieser neuen Periode wird es zu einem Wesen, das fähig ist, sich Kultur anzueignen. Es fragt immer mehr nach dem Warum der Dinge, weil es sich in einer Phase der extrovertierten Intelligenz befindet. Das ist nicht immer einfach für Eltern! Aber ein unglaublicher Moment des Austauschs und der gemeinsamen Entdeckungen.
Teil V: Montessori für alle
Die Prinzipien der Montessori-Pädagogik und ihre enormen Entwicklungsmöglichkeiten für das Kind sind umso relevanter, wenn es um Profile geht, die mehr Hilfe benötigen. »Dys«-Kinder, autistische Kinder, ältere Menschen, sie alle haben Schwierigkeiten in ihrem täglichen Leben und müssen eine Methode finden, die es ihnen ermöglicht, Fortschritte zu machen sowie Vertrauen und Selbstständigkeit zu gewinnen. Und da Montessori-Schulen nicht nur für »andersartige Kinder« gemacht sind, wie wir allzu oft mit einem negativen Unterton hören, sind gerade diese Schulen in der Lage, alle Profile aufzunehmen und sich an verschiedene Situationen anzupassen. Die Idee bleibt die gleiche, nämlich sich mit dem, was man kann, vorwärtszubewegen, indem man sich jeweils einer Schwierigkeit nach der anderen stellt.
Teil VI: Der Top-Ten-Teil
Es ist nicht ganz einfach, sich im Montessori-Dschungel zurechtzufinden, deshalb möchten wir eine Reihe von Indikatoren vorschlagen, die Ihnen bei der Auswahl helfen. Montessori eignet sich für viele Profile, aber es ist wichtig, dass Sie Ihr Kind in der am besten geeigneten Schule anmelden, denn das ist entscheidend für seinen Erfolg und sein Wohlbefinden.
In diesem Buch verwendete Symbole
Beim Lesen werden Sie immer wieder auf die folgenden Symbole treffen. Sie geben Ihnen Hinweise auf den Inhalt, damit Sie wichtige Informationen auch schnell finden.
Alle Informationen zur Montessori-Pädagogik, Antworten auf kleine und große Fragen, aber auch Zahlen und Definitionen.
Wichtige Aspekte, Schlüsseldaten oder maßgebliche Elemente der Montessori-Methode, die Sie nicht vergessen sollten.
Wie funktioniert das konkret in einer Montessori-Klasse? Von der Theorie zur Praxis.
Bewährte Verfahren der Montessori-Pädagogik für den Alltag mit dem eigenen Kind. Funktionierende Tipps.
Berichte von Eltern und Lehrern, die über ihre Erfahrung mit Montessori berichten.
Teil I
Was ist die Montessori-Pädagogik?
IN DIESEM TEIL …
Was ist Montessori? Der Name einer Pädagogik, die seit mehr als einem Jahrhundert in aller Munde ist, und die sich immer mehr durchsetzt! Man findet sie in Klassenzimmern voller Regale mit interessanten Lernmaterialien, in den Auslagen der Buchhandlungen und sogar bei Friedenskonferenzen! Sie ist außerdem das außergewöhnliche Ziel einer Italienerin, Maria Montessori, die die bemerkenswerte Vorstellung hatte, dass ein Kind nicht nur ein Schulkind ist, das es zu bestrafen und zu disziplinieren gilt. Die Methode ist eine Philosophie, um Selbstständigkeit, Vertrauen und Wohlergehen zu fördern. Begleitet wird sie von verschiedenen Lernmaterialien, deren Bedeutung heute von der Neurowissenschaft bestätigt ist, und die von Eltern wie Lehrern gleichermaßen anerkannt werden. Ihre großen Prinzipien zu verstehen, bedeutet auch, der Lehre neuen Atem einzuhauchen, und zu erkennen, dass wir mit der geänderten Sicht auf unser Kind eine bessere Welt für morgen schaffen!
Kapitel 1
Montessori heute
IN DIESEM KAPITEL
Die Montessori-Philosophie
Beobachtungen und Überlegungen im Dienste des Kindes
Eine universelle Methode für alle Altersstufen
Montessori heute: die Einrichtungen
Die Montessori-Pädagogik wird oft als eine Methode angesehen, die hauptsächlich auf Materialien basiert. In Wirklichkeit ist es ganz anders!
Egal, welchen Begriff man verwendet, um über Maria Montessoris Entdeckungen zu sprechen – die wir im nächsten Kapitel kennenlernen werden –, man muss erkennen, dass es dabei um viel mehr geht als um eine Denkweise. Kurz gesagt, es ist eine Philosophie.
Maria Montessori schlägt eine komplette Methode vor, zu leben und zu sein. Sie hat eine Pädagogik entwickelt, die überall ihren Platz hat, in allen Teilen der Welt, an Orten, an denen Kinder ebenso willkommen sind wie zu Hause, in den reichsten ebenso wie in den ärmsten Umgebungen. Sie vermittelt den tiefen Respekt, den jedes Wesen in jedem Alter verdient.
Bei der Umsetzung ihrer Methode mit Kindern gilt es drei Aspekte, von Maria Montessori »äußerlich« genannt, zu beachten:
eine an sie angepasste Umgebung
durch einen informierten Erwachsenen
mithilfe von Lernmaterialien
Diese drei grundlegenden Aspekte führen zu bemerkenswerten Ergebnissen, sowohl praktisch als auch philosophisch. Die Erwachsenen-Kind-Beziehung ist zutiefst friedlich. Wenn wir diesen Ansatz fortführen, können wir uns auf ein erreichbares Ideal zubewegen: Frieden.
Das Adlerauge von Doktor Maria
Was Maria Montessoris Arbeit so einzigartig und relevant macht, ist vor allem ihre Methode. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Forschern verwendete sie als Ausgangspunkt keine Hypothese, die sie testen wollte. Vielmehr begann sie damit, ihre Überlegungen auf strenge wissenschaftliche Beobachtung zu stützen, frei von jeglichem Urteil. Als Ärztin beobachtete sie ihre Umgebung und hörte zu, um zu verstehen, bevor sie handelte und entschied. Nachdem sie zunächst in einer psychiatrischen Klinik mit sogenannten »defizitären« Kindern gearbeitet hatte, bemerkte sie bei objektiver Betrachtung, dass diese Kinder Aktivität brauchen. Sie stellte ihnen daher von ihr erfundenes