Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett

Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane - Pete Hackett


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Stiers niederklatschen.

      „Hüüüyaaah! Zurück mit dir, du dämliches Biest! Willst du wohl hören!“

      Er drängte sein Pferd gegen die Flanke des Stiers und schlug nochmals mit dem Lasso zu. Das. Rind brüllte und stieß mit den langen spitzen Hörnern nach dem Reiter. Dieser wich mit einer geschickten schnellen Wendung dem Stoß aus.

      Dann drückte er seinem struppigen Braunen die Sporen in die Seiten und ließ das Pferd gegen den Longhorn Stier prallen. Der Stier wurde zur Seite geworfen. Brüllend senkte er den schweren Schädel zu einem neuen Angriff. Aber da war der wendige Reiter schon neben ihm, drängte ihn weiter auf die Herde zu und ließ wieder das Lasso niedersausen.

      Andere Rinder schoben sich heran – unaufhaltsam nach Norden trottend. Ihre Flut schloss den störrischen Stier ein und riss ihn mit. Er verschwand in einer Staubfahne – ein Bruchteil der großen dröhnenden Masse, die auf dem langen Weg nach Norden war.

      Carney zog seinen Braunen herum und hielt ihn an. Staubbedeckte Rinderrücken wogten vor ihm. Gehörnte Schädel hoben und senkten sich im monotonen Rhythmus des Trotts – ein Anblick, der Tag für Tag, Stunde für Stunde gleichblieb!

      Seufzend hakte der Cowboy die Wasserflasche vom Sattel los und nahm einen kräftigen Schluck. Aus dem gelben Wehen vor ihm löste sich die Gestalt eines Reiters.

      Von dem Gesicht des Mannes war nur das funkelnde Augenpaar zwischen Hutkrempe und dem Rand des hochgezogenen Halstuches zu sehen.

      „Hallo, Lee!“, sagte Carney und machte die filzüberzogene Wasserflasche wieder am Sattel fest. „Was Besonderes?“

      „Nein!“ Torrence zog das Tuch vom Gesicht. Die Anspannung des harten Rindertreibens durch Staub und Hitze hatte seine Mundwinkel noch schärfer gekerbt.

      „Wir müssen bald am Brazos sein, Rick. Reite voraus und suche eine günstige Stelle für den Übergang. Okay?“

      „Okay!“, nickte Carney, froh bei dem Gedanken, für eine Weile den Staub und die Rinder hinter sich zu lassen.

      „Beeil dich, Rick, und gib mir bald Bescheid.“

      Torrence zog wieder sein Halstuch vors Gesicht, wendete seinen Gaul und galoppierte an die Herdenspitze zurück. Rick Carney rückte seinen Stetson tiefer in die Stirn, als er seinen Braunen ebenfalls zum Galopp anspornte.

      Während er die Herde überholte, sah er Greg Williams mit geschwungenem Lasso neben den Rindern hin und her galoppieren. Dann blieb die mächtige Staubwolke hinter ihm, das Dröhnen der wandernden Herde wurde leiser, und schließlich war da nur noch das monotone Hufepochen seines eigenen Pferdes.

      Sie hatten die Ebene hinter sich gelassen. Ringsum wölbten sich grasbewachsene Hügel, gelegentlich mit niedrigem Kreosot Gestrüpp überwuchert. Carney verlangsamte das Tempo seines Pferdes und entspannte sich.

      Als er nach einer halben Stunde das breite Band des Brazos Rivers zwischen einer Hügellücke schimmern sah, hörte er plötzlich das rasche Stampfen von Pferdehufen.

      Er ruckte an den Zügeln und riss den Kopf herum.

      Vier Reiter brachen durch ein Dickicht dichtbelaubter Kreosotsträucher – vier schussbereite Revolver waren auf den jungen Cowboy gerichtet.

      *

      Aus Carneys schmalem Gesicht wich alle Farbe.

      „Zum Teufel! Was soll das?“, brachte er mühsam hervor.

      Er hatte die Rechte hinter den Revolverkolben gelegt, aber die vier auf ihn gerichteten Coltmündungen hielten ihn davon ab, die Waffe herauszuholen. Schweigend, mit finsteren Gesichtern ritten die vier Fremden langsam auf ihn zu.

      Carney kämpfte den Impuls nieder, sein Pferd herumzureißen und zum Galopp anzuspornen. Er sagte sich verzweifelt, dass das seinen sicheren Tod bedeutet hätte. Seine blauen Augen flackerten.

      „Was wollt ihr? Sagt doch endlich, was ihr wollt! Das muss ein Irrtum sein, Leute! Ich bin …“

      „Wir wissen wer du bist!“, unterbrach ihn der Mann in der Mitte, ein sehniger hartgesichtiger Bursche mit hellen Augen. Der Wulst eines Verbandes zeichnete sich unter seinem verschwitzten Reithemd ab.

      „Du gehörst zu dieser Mannschaft, die eine Rinderherde von Austin aus nach Norden treibt, nicht wahr?“

      „Ja, aber …“

      Der Helläugige lächelte kalt. „Wenn du vernünftig bist, wird dir nichts passieren, mein Junge. Wir haben nur ein paar Fragen an dich!“

      „Fragen? Ich verstehe nicht!“ In Carneys jungem Gesicht arbeitete es.

      „Vielleicht verstehst du mehr, wenn ich dir sage, dass mein Name Jim Kinross ist.“

      Rick Carney erinnerte sich daran, was Old Mike Tipstone eines Abends am Lagerfeuer erzählt hatte. Alles war plötzlich glasklar für ihn.

      „Du kennst diesen Namen, wie?“, lauerte Kinross.

      „Yeah! Ich …“

      „Das bedeutet also, dass dieser Greg Williams mit euch reitet, oder?“

      Carney zögerte. Er wich Kinross’ durchdringendem Blick aus. Der Bandenführer beugte sich im Sattel vor.

      „Hast du nicht gehört, Junge? Ich warte auf eine Antwort!“

      Carney fingerte nervös an den Zügeln.

      „Das muss ein Irrtum sein! Ich weiß nichts …“

      Kinross lenkte sein Pferd ganz nahe an ihn heran. Die anderen drei Reiter bildeten einen Halbkreis vor dem jungen Cowboy.

      „Du wirst uns doch keine Schwierigkeiten machen, Amigo!“, sagte Kinross mit falscher Freundlichkeit. „So dumm wirst du doch nicht sein! Weißt du, hier sind wir weitab von deinen Freunden – ganz allein in den Hügeln. Hier gibt es weit und breit keine Stadt, keinen Sheriff oder Marshal. Hier gilt nur ein Gesetz – das Gesetz des Stärkeren. Muss ich noch mehr sagen, Amigo?“

      Er grinste tückisch und wog bedeutsam den Colt in der Faust.

      Rick Carney schluckte. Er starrte vor sich aufs Sattelhorn und murmelte brüchig: „Ja, er ist in unserer Mannschaft.“

      „Siehst du“, dehnte Kinross, „man kann ganz vernünftig mit dir reden. Du kennst doch den Grund, warum wir hier sind?“

      Carney nickte stumm.

      Kinross schob den Colt in das Holster zurück. Nachdenklich betastete er seine verbundene rechte Schulter. Sein scharfgeschnittenes Gesicht wurde verkniffen.

      „Wir werden alles tun, um ihn zu erwischen!“, murmelte er gepresst. „Und deshalb wirst du uns sagen, wo ihr heute Abend lagern werdet!“

      Carney zuckte zusammen. Er machte eine abwehrende Handbewegung.

      „Ich habe keine Ahnung! Wirklich nicht!“

      „Er lügt, Jim!“, knurrte einer von Kinross’ Begleitern, ein breitschultriger vollbärtiger Mann mit einem riesigen mexikanischen Sombrero auf dem Kopf. „Nur ein Wort, und ich hole alles aus ihm heraus, was du wissen willst!“

      Er trieb von der anderen Seite sein Pferd an den jungen Cowboy heran. Sein Kinn war vorgeschoben, ein brutaler Zug lag um seinen wulstigen Mund.

      „Warte, Tom!“, winkte Kinross ab. „Unser junger Freund wird schon zur Vernunft kommen. Nicht wahr, Cowboy? Oder hältst du uns für dumm? Das wäre ein gewaltiger Fehler von dir! Du bist doch vorausgeritten, um den Weg auszukundschaften. Also weißt du recht gut, wo heute Abend euer Camp auf geschlagen wird.“

      Carney presste die Lippen zusammen und schwieg. Sein Gesicht glänzte vor Nässe.

      „Er spielt den Hartgesottenen!“, grollte Tom Frazer. „Er weiß nur noch nicht, wie schlecht ihm diese Rolle steht! Ich werde es ihm gleich klarmachen …“

      Er streckte die wuchtigen Fäuste nach Carney


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