Die Revolverreiter von Dodge City: Western Bibliothek 10 Romane. Pete Hackett

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      „Es gibt keinen Gesetzesvertreter in Silverrock, Fremder. Der Sheriff sitzt in Gunnison, und das ist weit. Hier sorgt Monroe mit seinen Leuten für Ruhe und Ordnung. Auf seine Art!“ „Und wie ist diese?“, fragte Tonto, obwohl er sich das recht gut vorstellen konnte.

      „Das werden Sie gleich zu sehen bekommen!“, murmelte Rafman gepresst und deutete mit einer Kopfbewegung auf die vier Reiter, die mit ihrem Gefangenen eben vor der Veranda des Frontier Saloons anhielten.

      *

      Die Revolvermänner saßen ab. Einer band Cleve Milburn von den Pferden los, ein anderer eilte die ausgetretenen Verandastufen hinauf und verschwand im Saloon. Auf beiden Straßenseiten klappten Türen, pochten Schritte. Überall tauchten Menschen aus den Häusern auf. Gemurmel lief die Gehsteige entlang. Aber niemand dachte daran, zum Saloon herüberzukommen.

      Cleve Milburns Brust hob und senkte sich unter harten Atemstößen. Mit den gefesselten Händen wischte er sich über das Gesicht.

      „Hört mich doch endlich an!“, keuchte er. „Ich habe wirklich nichts mit …“

      „Spar dir deinen Atem für Monroe auf, Junge!“, knurrte einer der Reiter.

      Die Schwingtür knarrte. Der Revolvermann, der vorhin in den Saloon gelaufen war, erschien wieder im Freien. Hinter ihm tauchte ein großer schwer gebauter Mann in städtisch geschnittenem Tuchanzug auf der Veranda auf. Ein eckiges Kinn sprang aus dem fleischigen Gesicht vor, die Augen waren klein, hell und scharf.

      Elmer Monroe nahm mit einer lässigen Handbewegung die dicke Zigarre aus dem Mund und drückte sie am Verandageländer aus. Sein Blick richtete sich auf Milburn.

      „Da bist du ja endlich!“, sagte er gelassen. Aber der drohende Unterton in seinen Worten war nicht zu überhören.

      In Milburns dunklen Augen flackerte es auf. Er starrte den mächtigen Minenbesitzer beschwörend an.

      „Mister Monroe! Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen mich endlich losbinden! Ich bin …“

      „Wo habt ihr ihn geschnappt?“, fragte Monroe die anderen.

      Ein Mann, dessen breitflächiges Gesicht mit den engstehenden Augen und dem großen wulstlippigen Mund an einen Gorilla erinnerte, sagte heiser: „Drüben im Eagle Canyon hat er sich verkrochen, Boss. Er behauptet, er sei nur deshalb nicht in die Stadt zurückgekommen, weil er fürchtete, Sie würden ihn zur Verantwortung ziehen.“

      „Das ist wahr, Mister Monroe!“, keuchte Milburn. „Ich weiß, es war falsch von mir! Aber es ist …“

      „Bindet ihn am Haltegeländer fest!“, befahl Monroe ungerührt.

      Zwei Männer packten Milburn und führten Monroes Befehl aus.

      Verzweifelt drehte der Gefangene den Kopf.

      „Glauben Sie mir doch, Mister Monroe! Ich habe mit dem Überfall nichts zu tun!“

      „So?“, dehnte Monroe. „Und du findest es gar nicht seltsam, dass ausgerechnet du als Einziger lebend davonkamst?“

      „Zufall, Mister Monroe! Ich …“

      „Meine Leute haben dein Gewehr gefunden!“, unterbrach ihn Elmer Monroe scharf. „Kein einziger Schuss wurde daraus abgefeuert.“

      Dunkle Röte schoss Milburn ins Gesicht.

      „Ich …ich …“

      „Entweder bist du ein schäbiger Feigling oder ein Verräter!“, grollte Monroe. „Für beide Sorten habe ich nur eine richtige Medizin bereit! – Ernie, die Peitsche!“

      Der mit Ernie Angesprochene grinste breit, ging zu seinem Pferd und nahm die zusammengerollte Bull Peitsche vom Sattelhorn. Tiefe Stille herrschte jetzt auf der Main Street von Silverrock. Keiner der Zuschauer auf den Gehsteigen bewegte sich noch.

      Milburns Augen waren weit geworden.

      „Nein!“, ächzte er. „Nein, um Himmels willen, nein! Das nicht, Mister Monroe!“

      Die übrigen drei Revolvermänner waren zur Seite gewichen. Breitbeinig baute sich Ernie Wilkes hinter Cleve Milburn auf, der mit dem Gesicht zur Veranda am Haltegeländer festgebunden war. Wilkes machte eine zuckende Handbewegung, und die zusammengerollte Peitschenschnur glitt schlangengleich über den gelben Sand.

      „Nein!“, schrie Milburn gellend. „Mister Monroe, das dürfen Sie nicht tun! Es war doch nicht alles meine Schuld! Ja, ich bin weggelaufen! Aber wir hatten nicht die geringste Chance! Ich wollte nicht sterben – das … das ist doch kein Verbrechen!“

      „Fang an, Ernie!“, befahl Monroe ungerührt.

      Wilkes hob die Faust mit der Peitsche.

      Da knarrte die Pendeltüre des Frontier Palace erneut. Eine helle angespannte Stimme rief: „Nicht! Tun Sie es nicht!“

      Eine junge Frau kam auf Monroe zu. Ihr schmales hübsches Gesicht mit dem etwas breiten, ausdrucksvollen Mund war blass. Furcht und Empörung vermischten sich in ihren grünen Augen. Das kupferrote Haar trug sie hochgesteckt, es schien im Sonnenlicht zu flammen. Das Kleid war aufregend tief ausgeschnitten, spannte sich eng um die Hüften und fiel, glockenförmig weiter werdend, bis zu den Knöcheln hinab.

      Elmer Monroe runzelte die Stirn.

      „Es wäre besser,. Sie gingen auf Ihr Zimmer zurück, Miss Milburn!“, sagte er unpersönlich.

      Die junge Frau blieb dicht vor ihm stehen. Ihre vollen Brüste wogten in der Erregung.

      „Ich soll so tun, als ginge mich das alles nichts an, wie?“, rief sie heftig. „Wofür halten Sie mich denn, Monroe? Der Mann, den Sie auspeitschen lassen wollen, ist mein Bruder!“

      Grelle Röte färbte ihre Wangen. Monroe zuckte ungerührt die massigen Schultern.

      „Sie können ihm nicht helfen, Miss Milburn! Also, seien Sie vernünftig!“

      „Vielleicht verstehe ich unter Vernunft etwas anderes als Sie!“, erwiderte Sally Milburn mit bebender Stimme. „Cleve ist kein Verbrecher! Er ist jung, sehr jung – darum hat er vielleicht nicht ganz richtig gehandelt! Aber das ist kein Grund, um ihn …“

      „Wollen Sie mir sagen, was ich zu tun habe?“, brummte Monroe. „Miss Milburn, verkennen Sie nur nicht die Situation!“

      Die junge Frau atmete tief ein. Verzweiflung erschien für einen Moment auf ihrem angespannten Gesicht. Ihre Stimme war plötzlich herb und leise.

      „Ja, ich weiß schon! Sie sind der, mächtigste Mann im Tal, der Boss! Aber ist es wirklich notwendig, Cleve auszupeitschen, um Ihre Macht nicht ins Wanken geraten zu lassen? Mister Monroe, es ist … “

      „Genug jetzt!“, unterbrach er sie schroff. „Bisher habe ich versucht, Sie wie eine Lady zu behandeln! Gehen Sie jetzt endlich!“

      „Nein!“

      „Wenn Sie zusehen wollen, ist das Ihre Sache!“, sagte Monroe brutal. „Los, Ernie!“

      Wilkes schwang die Peitsche. Die Schnur pfiff durch die Luft und landete klatschend quer über Milburns Rücken. Das Hemd fetzte auf. Ein blutiger Striemen lief über die Haut darunter. Milburn stöhnte auf.

      „Monroe!“, schrie Sally Milburn. „Lassen Sie auf hören, ich bitte Sie!“

      „Weiter!“, knurrte der Minenbesitzer.

      Wilkes schlug erneut zu. Cleve Milburn zuckte zusammen und schrie gellend auf. Das Hemd hing jetzt in Fetzen herab. Und schon peitschte der dritte Schlag auf den bloßen Rücken nieder und hinterließ einen roten riss. Wimmernd ging Milburn in die Knie.

      Wilkes schaute fragend zu Monroe hoch.

      „Nur zu!“, nickte ihm dieser zu. „Ich sage dir schon, wenn du aufhören sollst!“

      Wieder hob sich die Faust, die den kurzen Peitschenstiel umklammerte.

      „Nein!“,


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