Die Täuschung. Norbert Lüdecke

Die Täuschung - Norbert Lüdecke


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      wbg Theiss ist ein Imprint der wbg.

      © 2021 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt)

      Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht.

      Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

      ISBN 978-3-8062-4353-6

      Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:

      eBook (PDF): 978-3-8062-4411-3

      eBook (epub): 978-3-8062-4412-0

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       Innentitel

       Inhaltsverzeichnis

       Informationen zum Buch

       Informationen zum Autor

       Impressum

      Inhalt

       Und täglich grüßt der „Dialog“

       1952 Hierarchische Einhegung des Laienengagements: die Gründung des „Zentralkomitees der deutschen Katholiken“

       1972–1975 Druckablass und Beruhigung: die Würzburger Synode

       2011–2015 Schön, darüber gesprochen zu haben: der Gesprächsprozess der deutschen Bischöfe

       Seit 2020 Lasst sie doch (wieder) reden …: der Synodale Weg

       Warum? Sehschwäche und Regression – Geduld und Komplizenschaft

       Schluss? Letzte Ausfahrt „Trotzdem!“

       Anhang

       Abkürzungsverzeichnis

       Anmerkungen

       Quellen

       Literatur

      Abb. 1: Filmplakat zum US-amerikanischen Komödienklassiker von 1993 „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (Originaltitel: „Groundhog Day“). (© Columbia Pictures)

      Und täglich grüßt der „Dialog“1

      Er ist ein Komödienklassiker, der Film Und täglich grüßt das Murmeltier von 1993: Der arrogante, egozentrische und zynische Protagonist sitzt in einer Zeitschleife fest. Er muss ein und denselben Tag immer wieder erleben, allmorgendlich beginnend mit demselben Radiosong. Was derzeit in der katholischen Kirche in Deutschland unter dem Label „Synodaler Weg“ firmiert, erscheint bei näherem Hinsehen und im zeitgeschichtlichen Kontext durchaus als eine ähnliche Zeitschleifenfixierung: Nur vermeintlich neu grüßt katholische Laien der „Dialog“, wenn die Kirche wieder einmal in einer Krise steckt.

      Das ständehierarchisch organisierte römisch-katholische Religionssystem2 erweist sich auch hierzulande in aller Regel als beeindruckend stabil. Anders als in Kasten- oder Klassensystemen drängen untere Positionen nicht konsequent nach oben.3 Ein Grund dafür sind sicher Legitimationsmetaphern wie die vom „Leib Christi“, von „Hirt und Herde“ oder von der „Familie Gottes“, die den grundsätzlichen Positionsunterschied zwischen Klerikern und Laien immer noch erfolgreich als gottgewollt und katholisch identitätsbildend vermitteln. Es mag aber auch daran liegen, dass die katholischen Hierarchen in Deutschland jedes Mal, wenn es sporadisch doch zu brenzligen, von ihnen als systembedrohlich empfundenen Situationen kommt, zusammen mit willigen Laienhelfern ein geschicktes Handlungsskript zur Beruhigung der Lage abrufen. Solche Situationen gab es im Vorfeld der Gründung des heutigen Zentralkomitees der deutschen Katholiken 1952, im Nachgang zum berühmt-berüchtigten Katholikentag von 1968 in Gestalt der „Würzburger Synode“ (1972–1975), im Skandaljahr 2010 nach der Aufdeckung der Missbrauchsfälle im Berliner Canisius-Kolleg und auch wieder 2018 nach der Vorstellung der sogenannten MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Kleriker in den deutschen Diözesen. Wer diese Stationen mit ihren zeitgeschichtlichen O-Tönen abruft, erkennt schnell ein vertrautes, vielleicht zeitgemäß neu arrangiertes, aber doch immer gleiches Lied.

      Als die deutschen Bischöfe im Nachkriegsdeutschland die Chance zu einer Rechristianisierung oder besser -katholisierung von Gesellschaft und Staat sahen, wussten sie: Sie brauchten dazu die Laien als politischen Arm. Eine entsprechende Rolle hatten diese schon seit dem 19. Jahrhundert in Gestalt eines breit entfalteten katholischen Verbandswesens in treuer Anhänglichkeit an die kirchliche Obrigkeit ausgefüllt. Dass sie im Laufe der Zeit an organisatorischer Stärke und mit Erfolgen in ihrem Kampf für die Rechte der Kirche auch an Selbstbewusstsein gewannen, rief allerdings den Argwohn der Bischöfe hervor. Und als nach dem Krieg bestimmte, auch politische Kreise an diese Tradition des Katholizismus anknüpfen wollten, setzten die Bischöfe entschlossen auf eine enge kirchliche Anbindung aller Laienaktivitäten. Streben nach Kontrolle, Angst vor Konkurrenz und das ständige Schreckgespenst einer Parlamentarisierung der Kirche und damit einer Bedrohung der Kirchenstruktur und vor allem der Position der Bischöfe ließen sie ein Konzept durchsetzen, das der politisch hochbegabte und umtriebige Kölner Prälat Wilhelm Böhler entworfen hatte: 1952 mündete das bischöfliche Bemühen um eine Domestizierung des Laien-Engagements in die Gründung des „Zentralkomitees der deutschen Katholiken“ (ZdK).


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