Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021. A. F. Morland

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      Dieses Gesicht mit der hässlichen roten Narbe an der rechten Wange und dem tief hängenden Auge sah Bount Reiniger nicht zum ersten Mal. Er erinnerte sich, den Mann schon mal gesehen zu haben.

      Im Krankenhaus. Nachdem Paul Carson gestorben war!

      18

      Bount behielt den Mann im Auge. Marcuse war allein. Er lümmelte auf dem Tresen und hatte ein großes Bier vor sich stehen. Was die Männer um ihn herum sprachen, schien ihn nicht zu interessieren. Er stierte vor sich hin, schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein.

      Was hatte dieser Kerl im Krankenhaus zu suchen gehabt? Dass er rein zufällig dagewesen war, klammerte Bount von vornherein aus. Die Erfahrung hatte Bount Reiniger gelehrt, niemals an Zufälle zu glauben.

      Der Mann interessierte ihn. Marcuse leerte sein Glas, schob Jack Luna Geld über den Tresen zu und verließ das Lokal.

      Bount heftete sich an die Fersen des Hässlichen. Charles Marcuse schritt zügig die Straße entlang. Er blickte sich kein einziges Mal um. Bount konnte das nur recht sein.

      Marcuse bog um die Ecke. Bount forcierte sein Tempo. Er holte auf. An der Ecke blieb er kurz stehen, um die Lage zu sondieren. Marcuse überquerte soeben die Fahrbahn und verschwand in einem finsteren Durchgang.

      Bount wollte dem Hässlichen ein paar Fragen stellen. Er war gespannt, was für Antworten er darauf bekommen würde. Hatte er endlich eine Spur gefunden, die zu den Truck-Hyänen führte? Es wäre eigentlich an der Zeit gewesen.

      Bount Reiniger langte bei dem Durchgang an. Schmal standen die Häuser hier beisammen. Abfälle lagen auf dem Boden. Bount stieg über den Müll, während seine Augen den Fremden suchten.

      Der Mann schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Gab es hier die Möglichkeit, eines der Häuser durch eine Hintertür zu betreten? Bount suchte nach einer solchen Tür.

      Plötzlich spürte er den Druck eines Revolvers in seinem Rücken und versteifte sich. Der Bursche hatte ihm den Arglosen gut vorgespielt. In Wirklichkeit aber hatte er gemerkt, dass ihm jemand folgte, und er hatte sich hinter einem Mauervorsprung auf die Lauer gelegt.

      „Hände hoch!“, schnarrte Marcuse.

      Bount hatte keine andere Wahl, er musste ihm diesen Gefallen erweisen.

      19

      Sie hatten beschlossen, sich zu einer Aussprache bei Victor Tiggers zu Hause einzufinden. Charles Marcuses Extratour, mit der er den Coup hätte gefährden können, hatte zu einem Nachspiel geführt.

      Tiggers, der schon lange keine Lust mehr verspürte, hinter Marcuse die zweite Geige zu spielen, hatte ein längeres Gespräch unter vier Augen mit dem Boss gehabt. Über das Ergebnis wollte er nun mit Eliot Banninger und Charles Marcuse reden.

      Banninger war bereits da. Nur Marcuse fehlte noch. Tiggers zündete sich eine Zigarette an. Er blies den Rauch nach oben. „Charles lässt stark nach“, sagte er verdrossen. „Früher konnte man nach ihm die Uhr stellen. Heute kommt zu allen seinen Fehlern auch noch die Unpünktlichkeit dazu.“

      „Es muss ihm etwas dazwischengekommen sein“, meinte Eliot Banninger.

      „Er ist nicht mehr derselbe wie früher. Deshalb wird er von nun an auch nicht mehr das Sagen haben. Der Boss wird sich ab sofort mit allem, was ihm am Herzen liegt, nur noch an mich wenden. Ihr erhaltet ab sofort von mir die Befehle.“

      Banninger rümpfte die Nase. „Das wird Charles nicht gefallen.“

      „Uninteressant!“, sagte Tiggers und winkte ab.

      „Wenn Charles irgendetwas nicht passt, kann er ja aussteigen.“

      „Das wird er nicht tun. Er wird dir deinen Platz streitig machen.“

      „Das soll er probieren.“

      „Es wird zu Reibereien kommen. Das ist nicht gut für unsere Arbeit.“

      „Ein Kerl, der so unbeherrscht und undiszipliniert ist wie Charles Marcuse, muss beizeiten zurückgestutzt werden. Das ist meine und auch die Meinung des Chefs. Wir werden unsere Crew übrigens demnächst aufstocken, damit wir an mehreren Stellen gleichzeitig zuschlagen können.“

      „Wie viel Mann sollen dazukommen?“

      „Der Boss denkt an drei weitere zuverlässige Jungs. Wir werden ihm ein paar Leute vorführen, und er wird entscheiden, wer bei uns einsteigt. Sollte Charles nicht spuren, werden wir ihn austauschen.“

      „Damit wird er nicht einverstanden sein.“

      „Er wird einfach keine andere Wahl haben“, sagte Tiggers kalt. „Sollte er aufbegehren, dann ...“ Tiggers sprach nicht weiter. Er wies nur mit dem Daumen nach unten, und Banninger kannte sich aus.

      20

      Bount Reiniger hob langsam die Hände. „Bloß keine Unüberlegtheiten“, sagte er. „Es würde uns beiden nicht guttun, wenn der Ballermann losginge.“

      „Wieso schleichst du mir nach?“, fragte Marcuse scharf.

      „Wie kommst du denn da drauf? Wir hatten zufällig denselben Weg.“

      „Zufällig“, spottete Marcuse. Auch er glaubte an keine Zufälle. „Das kannst du deiner Großmutter erzählen.“

      „Mach’ ich gern. Kennst du sie? Eine nette Person ...“

      Der Druck des Revolvers verstärkte sich. „Dir werden die Scherze gleich vergehen, mein Lieber!“, knurrte Marcuse. „Dreh dich um. Ich will dein Gesicht sehen!“

      „Was wird dein Revolver dazu sagen?“

      „Vorläufig nichts.“

      Bount drehte sich um. Marcuse zog die Waffe zurück. Das war der Moment, auf den Bount Reiniger gewartet hatte. Er beschleunigte die Drehung, wirbelte herum und schlug die Kanone des Gangsters zur Seite.

      Wenn Marcuse jetzt abgedrückt hätte, wäre die Kugel in die Mauer des gegenüberstehenden Hauses gerast. Aber der Gangster verzichtete darauf, den Stecher durchzuziehen.

      Der Schuss hätte nur Aufsehen erregt. Irgendjemandem hätte es in den Sinn kommen können, die Polizei anzurufen, und das war nicht nach Marcuses Geschmack.

      Er glaubte, auch so mit seinem Gegner fertigzuwerden. Blitzschnell riss er sein Knie hoch. Der Hieb verfehlte Bount knapp. Von unten nach oben kam Bount mit einer harten Geraden durch.

      Marcuse musste sie voll wegstecken. Der Gangster grunzte und wankte, und plötzlich sah Marcuse wieder rot. Mit einem Mal war ihm alles egal. Er hatte nur noch einen Wunsch: diesen Kerl, der ihn schmerzhaft getroffen hatte, zu töten.

      Er hieb wuchtig auf Bount Reiniger ein. Mehrmals traf er glücklich. Bount hatte Mühe, einige Schläge abzufangen.

      Ein harter Schlag traf Bounts Kinnwinkel. Er fiel auf die Knie, und Charles Marcuse wollte sich sogleich auf ihn stürzen.

      Aber da waren plötzlich Schritte zu hören. Das brachte Marcuse zur Vernunft. Er drehte sich herum und suchte das Weite.

      Die Schritte erreichten den Durchgang. Bount sah einen Mann, der daran vorbeiging, ohne von ihm Notiz zu nehmen. Du warst mir eine große Hilfe, dachte Bount. Die Schritte entfernten sich, und da an eine weitere Verfolgung des Gangsters nicht mehr zu denken war, kehrte Bount Reiniger zu Jack Lunas Truck-Driver-Kaschemme zurück. Marcuses Revolver blieb unbeachtet im Durchgang liegen.

      Bount lehnte sich da an den Tresen, wo vor kurzer Zeit Charles Marcuse gelümmelt hatte. Jack Luna richtete seinen Blick auf ihn. „Was möchtest du haben?“

      „Bier“, erwiderte Bount.

      Er bekam das Gewünschte umgehend.

      „Erinnerst


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