Ermordet zwischen Sylt und Ostfriesland: 6 Küstenkrimis. Alfred Bekker

Ermordet zwischen Sylt und Ostfriesland: 6 Küstenkrimis - Alfred Bekker


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die Morde aufzuklären.“

      „Woher sollten wir denn etwas wissen? Kümmern Sie sich lieber um die Sicherheit der Rentner. Meinem Vater geht es gut, ich habe gestern mit ihm telefoniert. Ansonsten geht mich das Heim nichts an.“

      Rolf Ahlsen drehte sich um und marschierte zur Tür.

      „Ich bin im Badezimmer“, verkündete er.

      „Ich kann Ihnen auch nicht mehr sagen“, erklärte die Freundin. „Ich weiß über das Heim noch weniger als er. Ich bin noch nie dort gewesen. Rolf meinte, es sei nicht nötig, dass ich seinen Vater kennenlerne. Das würde nur wieder neuen Streit erzeugen.“

      Sie blickte zu Boden. „Ich glaube, die beiden haben kein gutes Verhältnis. Doch daran kann ich nichts ändern.“

      Winkels bedankte sich für das Gespräch und stand Minuten später wieder auf der Straße. Viel gebracht hatte dieser Besuch nicht. Jedenfalls war Rolf Ahlsen als möglicher Täter ebenso wenig auszuschließen wie Holger Bartels. Blieb noch der jüngere Bruder.

      Er musste unbedingt mit Uwe Dröver sprechen. Es wurde Zeit, unauffällig herauszufinden, wo sich die Verdächtigen zum Zeitpunkt der Morde aufgehalten hatten. Das konnte zunächst im Hintergrund geschehen, ohne dass die Betreffenden davon erfuhren.

      Er stieg in seinen Wagen und beschloss, zunächst nach Hause zu fahren. Der Hund musste unbedingt auf die Straße. Harm war zwar gut erzogen, aber wenn der Drang zu stark wurde…

      *

      Er war rechtzeitig gekommen. Harm hatte brav gewartet. Doch jetzt genoss er den Spaziergang. Winkels wunderte sich immer wieder, mit welcher Inbrunst ein Hund an immer den gleichen Stellen schnüffeln konnte als wäre es das erste Mal.

      Jetzt war noch genügend Zeit für einen weiteren Besuch.

      Tjade Winkels überprüfte die Adresse auf Drövers Liste und gab sie in den Navi ein. Eine kleine Straße, die noch zum alten Stadtkern gehörte.

      Die körperlose Frauenstimme leitete ihn sicher an seinen Bestimmungsort. Eine Parkuhr war frei.

      Auch dieses Mehrfamilienhaus stammte aus den sechziger Jahren und hätte einen Anstrich vertragen können.

      Thorsten Ahlsen wohnte im Gegensatz zu seinem Bruder im obersten Stockwerk. Winkels klingelte. Es rührte sich nichts. Noch zwei Versuche. Nichts.

      Im Erdgeschoss auf der rechten Seite ging ein Fenster auf, und ein weiblicher Kopf mit einer strubbeligen Frisur erschien. Die Dame hatte die siebzig wohl bereits überschritten, musterte den ehemaligen Hauptkommissar aber mit scharfem Blick.

      „Zu wem wollen Sie denn?“

      „Ich würde gern mit Herren Ahlsen sprechen. Er wohnt doch hier?“

      „Schon“, antwortete sie gedehnt. „Seit über einer Woche hat ihn niemand gesehen. Also ich jedenfalls nicht.“

      Und du siehst hier alles! dachte Winkels.

      „Weiß vielleicht jemand, wo er ist?“

      „Wahrscheinlich im Urlaub“, vermutete die alte Frau.

      „Glauben Sie?“

      „Na, ja. Er stieg mit zwei Koffern in ein Taxi. Es sah so aus, als ob er verreisen wollte. Er war wie für einen Urlaub gekleidet. Sie wissen schon, Jeans, buntes Hemd, Baseballkappe und so.“

      „Lebte er allein?“ führte Winkels die Unterhaltung zwischen Haustür und Fenster fort.

      „Er hatte eine Freundin, aber sie ist wohl weggelaufen. Es gab immer Krach zwischen den beiden. Hat mir eine Nachbarin erzählt.“

      Gut, dass ich allein in einem Haus lebe, dachte Winkels. Dann kann die Nachbarschaft sich nicht das Maul zerreißen. Obwohl – Frau Schrader…

      „Arbeitet Herr Ahlsen regelmäßig?“

      „Er lebt zwischendurch ganz gern von der Stütze, aber im Augenblick hat er wohl eine Arbeit. Bei einer Autowerkstatt hier in Aurich. Er ist Me-cha-tro-niker, wie das heute heißt.“

      „Noch eine Frage: hat er ein Auto?“

      „Klar, steht direkt hinter ihnen.“

      „Haben Sie vielen Dank für die Auskunft.“

      Winkels drehte sich um, und das Fenster flog wieder zu.

      Am Straßenrand stand ein staubiger Golf.

      Immerhin war der Besuch nicht ganz ergebnislos geblieben. Thorsten Ahlsen schied als Täter offenbar aus. Sie würden das Taxiunternehmen prüfen, wohin ihn einer der Fahrer gebracht hatte, und dann würden sie wissen, welches Verkehrsmittel er anschließend benutzt hatte. Da er nicht sein Auto genommen hatte, tippte Tjade auf den Bahnhof als Ziel.

      Damit waren es seiner Ansicht nach nur noch zwei Verdächtige, die ein Interesse daran hätten, ihr Erbe zu verdoppeln.

      Er musste die Testamentseröffnungen abwarten, dann würde er mehr wissen. Er war neugierig, um wieviel Geld es hier eigentlich ging.

      Winkels wagte keine Schätzung. Er wusste aus seiner Erfahrung nur zu gut, dass Menschen schon für lächerlich geringe Beträge ermordet worden waren.

      Trotz aller Regeln, die für die Ermittlungen in einem Mordfall galten, konnte er sich nicht ganz von persönlichen Vermutungen lösen.

      Doch wenn es keine Beweise gab, nützten die besten Vermutungen nichts.

      Gut, sie hatten einen Fingerabdruck. Jedoch nützte auch der nichts, wenn die dazugehörige Person fehlte.

      Er musste einfach mehr wissen!

      7. Kapitel

      Die strenge Dame im Vorzimmer von Notar Haferkamp beäugte Tjade Winkels über den Rand ihrer Brille, als sähe sie ihn zum ersten Mal.

      „Sie müssen warten, bis die Testamentseröffnung vorbei ist, dann hat Herr Doktor Haferkamp Zeit für Sie.“

      „Kein Problem“, entgegnete Winkels und setzte sich auf einen der Stühle, die für Besucher vorgesehen waren. Er kam sich vor wie im Wartezimmer eines Arztes, auch wenn die Farbgebung hier eine andere war.

      Auf einem kleinen Tisch standen eine Flasche stilles Mineralwasser und einige Gläser, die eine ganz leichte Staubschicht aufwiesen. Winkels lächelte belustigt.

      Ein tödlicher Blick traf ihn, als hätte er etwas Unanständiges gesagt. „Finden Sie mich komisch?"

      „Oh, nein. Ich habe nur über ein paar Dinge nachgedacht. Das hatte nichts mit Ihnen zu tun.“

      Sie konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit, doch er merkte, dass sie ihn unauffällig weiter im Auge behielt.

      Plötzlich flog die Tür zum Büro des Notars weit auf. Ein Mann stürzte heraus. Geballte Fäuste, ein vor Wut verzerrtes Gesicht.

      Werner Papendieck.

      „Das lasse ich mir nicht bieten!“ brüllte er.

      Seine Frau folgte ihm. „Liebling, bitte!“

      Sie sah Winkels und warf ihm einen hilflosen Blick zu. Ihr Mann erkannte ihn im gleichen Augenblick.

      „Was haben Sie denn hier zu suchen?“

      Sein Zorn schien ein neues Opfer gefunden zu haben. „Sind Sie etwa dafür verantwortlich? Ist das Ganze eine Intrige, die in diesem verdammten Altenheim ausgeheckt wurde?“

      Seine Frau legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Liebling, beruhige dich. Wir besprechen das in aller Ruhe.“

      Werner Papendieck zitterte am ganzen Körper. Sein Atem ging heftig.

      „Ich


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