Imaginäre Körperreisen. Sabine Fruth
alle Informationen ein, die Ihr Gehirn bisher dazu gesammelt hat. Daher ist Ihr Bild sehr individuell und für Sie genau richtig.
Die meisten Informationen dieser Art werden im Vorgespräch ausgetauscht. Zu Beginn der ersten Körperreise ist es empfehlenswert, dem Klienten die nachfolgende Induktion transparent zu machen.
Praxis
Der Klient steht kurz vor seiner ersten Körperreise. Sie haben eine Spiegelinduktion (s. Kap. 3.1) geplant.
THERAPEUT Ich werde Sie gleich einladen, gedanklich in eine Landschaft zu gehen. Dort können Sie sich dann vorstellen, einen Spiegel oder eine spiegelnde Fläche zu finden. Ihr Spiegelbild werden Sie dann in Ihrer Vorstellung verkleinern, und dieses kleine Ich reist in Ihren Körper.
KLIENT Na, hoffentlich bekomme ich das hin.
THERAPEUT Ich bin da ganz zuversichtlich. Außerdem können Sie ja nur alles richtig machen. Es sind alles nur Angebote. Wenn etwas anders läuft als gedacht, ist es auch okay.
KLIENT Soll ich die Augen schließen?
In der Regel schließen alle Erwachsenen früher oder später die Augen. Es ist entscheidend, dem Klienten die Wahl zu lassen. Einerseits ist das für traumatisierte Klienten ein ganz wichtiger Schutz. Andererseits ist es zum Beispiel für Menschen jeden Alters mit ADHS ganz wichtig, neben der Trancearbeit auch mit anderen Dingen beschäftigt sein zu dürfen. Kinder behalten sehr oft die Augen offen und bewegen sich dabei sogar im Raum.
THERAPEUT Das dürfen Sie sich aussuchen. Wenn Sie die Augen offenlassen, empfehle ich immer, in Ruhe einen Punkt zu fixieren, damit Sie besser entspannen können. Sie dürfen sie aber auch gleich oder später schließen … sie zwischendurch mal öffnen … das überlasse ich ganz Ihnen.
Folgender Hinweis entlastet viele Klienten sehr:
THERAPEUT Da es meine Aufgabe ist, Ihnen zu folgen, und nicht umgekehrt, können Sie eigentlich nur alles richtig machen (positive Formulierung!) Es gibt nur einen einzigen Fehler (hier lässt sich diese Formulierung nicht umgehen), den Sie begehen können: Sie behalten für sich, was Sie gerade wahrnehmen. Wenn ich meine Einladungen ausspreche, wohin die Reise führen kann, entwickeln Sie Ihre eigenen Bilder. Es darf aber jederzeit etwas ganz anderes kommen – ein anderes Bild, ein Gefühl, Gedanke oder was auch immer. Bitte sagen Sie mir Bescheid, denn das, was kommt, ist immer am wichtigsten!
Wenn Sie dann in Ihrem Körper unterwegs sind, beginnen wir mit positiven Dingen. Wir werden zuerst einen inneren Wohlfühlraum finden und nach Ihren Stärken schauen.
KLIENT Das klingt doch gut.
2.3 Besonderheiten bei der Arbeit mit Kindern
Bei minderjährigen Kindern ist ein Aufklärungsgespräch mit Eltern und Kind wichtig. Wenn Eltern Ihnen ihr Wertvollstes, nämlich ihr Kind, anvertrauen sollen, dann brauchen sie viele Informationen. Die Eltern dürfen als Erziehungsberechtigte darüber entscheiden, ob sie bei den nachfolgenden Sitzungen anwesend sind. Ich empfehle, diese Entscheidung etwa ab dem Grundschulalter dem Kind zu überlassen. Das ist auch variabel und darf im Verlauf der Sitzungen unterschiedlich sein. Ebenso ist das Krankheitsbild entscheidend. Ein Kind, das wegen einer Angststörung kommt, braucht ein Elternteil zur Sicherheit. Ein Jugendlicher, der körperliche Symptome hat, wird dies eher ablehnen.
Für eine gute Zusammenarbeit mit dem Kind ist hier die spezielle Auftragsklärung entscheidend. Der Auftrag der Eltern entspricht nicht immer dem des Kindes. Wenn ein Kind sagt »Ich bin hier, weil meine Mama möchte, dass ich …« ist es kein wirklicher Auftrag. Sie sollten mit dem Kind erarbeiten, was es selbst erreichen möchte. Nur wenn das Kind sein eigenes Ziel klar definieren kann, gibt es auch einen Weg dorthin. Ich habe auch schon nach ein bis zwei Sitzungen eine Therapie abgelehnt, weil der (meist jugendliche) Klient gar kein Problem erkannte. In der Regel ging es um den Wunsch der Eltern, die Konzentration und schulischen Leistungen des Sohnes oder der Tochter zu verbessern. Wenn dieser aber mit seinen Leistungen überzeugend zufrieden ist, besteht für mich kein Handlungsbedarf. Stattdessen habe ich den Eltern ein Beratungsgespräch angeboten.
Wenn Sie mit Kindern arbeiten, sollten Sie folgende Aspekte beachten:
•Sprache dem Kind anpassen
•immer auf Augenhöhe gehen
•zu Fragen animieren.
Praxis
Hier eine Beschreibung für Eltern, was eine Alltagstrance ist:
THERAPEUT Wenn Ihr Sohn tief versunken vorm Fernseher sitzt, bekommt er im Außen wahrscheinlich wenig mit. Sie können sogar Trancezeichen wie eine starre Haltung oder einen halb geöffneten Mund erkennen. Und wenn Sie dann rufen: »Felix, komm Tisch decken!«, wird sein Unbewusstes ihm signalisieren: »Alles okay, du kannst ruhig weiter fernsehen.« Die unbewussten Prioritäten sind klar. Wenn Sie aber rufen: »Felix, komm, Papa hat ein Eis mitgebracht!«, wird sein Unbewusstes sagen: »Das ist wichtig, raus aus der TV-Trance, Eis ist besser!«
In einer offenen Kommunikation mit Kindern und Eltern sollten Sie auch die Schweigepflicht thematisieren. Wenn Sie mit den Kindern alleine arbeiten, sollten die inneren Bilder Ihrer Schweigepflicht unterliegen. Selbstverständlich kann über den allgemeinen Verlauf der Therapie gesprochen werden – ob es gut oder schlecht läuft. Die persönlichen Bilder können allerdings zu Fehlinterpretationen und Übertragungen bei den Eltern führen. Es obliegt dem Kind, was es davon mit welchen Worten preisgeben möchte.
Elterngespräche können im Verlauf einer Therapie sehr unterstützend wirken und sind empfehlenswert. So bekommen auch Sie Hinweise auf die systemische Wirkung Ihrer Arbeit.
3 Die Induktion
In diesem Kapitel erfahren Sie, auf welchen Wegen Sie Ihren Klienten in seinen Körper führen können (s. Abb. 1). Bei Kindern, Jugendlichen und den meisten Erwachsenen bietet sich der Weg über die Spiegeltechnik an. Diese Induktion ist einfach und zeitsparend umzusetzen. Bei Klienten, die bezüglich der Trancearbeit noch sehr unsicher sind oder Schwierigkeiten mit dem eigenen Körper haben, stellt die Induktion über den äußeren sicheren Ort eine gute Alternative dar.
Abb. 1: Die Induktion
3.1 Die Spiegeltechnik
Um die Trancearbeit zu starten, wird der Klient zunächst eingeladen, sich vor seinem inneren Auge eine Landschaft vorzustellen. Machen Sie ganz offene Angebote, wie diese Landschaft beschaffen sein könnte. Es gilt, im Dialog nachzufragen, was dort wahrgenommen wird. Der Klient steigt in sein Bild ein, und der Therapeut erfragt die Wahrnehmungen auf allen Ebenen (VAKOG):
•»Wie sieht die beschriebene Wiese aus?« (visuell)
•»Gibt es dort Geräusche?« (auditiv)
•»Wie ist die Temperatur?« (kinästhetisch)
•»Gibt es einen Geruch?« (olfaktorisch)
•»Gibt es einen besonderen Geschmack?« (gustatorisch)
Sobald der Klient in seiner Landschaft angekommen ist, erfolgt damit eine Dissoziation. Er sitzt gleichzeitig bei Ihnen im Sprechzimmer und bewegt sich parallel in seinen inneren Bildern. Entscheidend ist, dass Sie über die verschiedenen Wahrnehmungen dazu einladen, in das Bild einzusteigen. Auch wenn der Klient sein Spiegelbild von außen