Imaginäre Körperreisen. Sabine Fruth
Ich bin auf einer grünen Wiese … ein weicher Grasweg … drumherum ist es bergig … es riecht frisch … die Temperatur ist angenehm … ziemlich still … vielleicht ist mal ein Vogel zu hören … … da steht ein ganz normaler Spiegel … das Spiegelbild sieht aus wie ich heute … … es geht durch die Hand in den Körper …
BERND, 51 JAHRE
KLIENT Ich laufe durch eine Heidelandschaft … es ist hügelig … dann komme ich in einen Birkenwald … da sind viele Wurzeln … dann kommt ein See … in dem kann man sich spiegeln … ich muss aber erst auf einen Hügel steigen, damit ich mich ganz sehe … jetzt geht es … das Spiegelbild sieht normal aus, vielleicht etwas jünger … … es geht durch ein Nasenloch rein …
CHRISTIANE, 57 JAHRE
KLIENTIN Ich bin in einer Dünenlandschaft … da sind kleine geschlungene Pfade … solche Mulden … es ist sonnig und warm … ein etwas festgetrampelter Pfad … links sind der Strand und das Meer … ich höre sanftes Wellenrauschen … man riecht nichts … in einer Mulde steht eine große Pfütze mit Wasser … darin kann ich mich spiegeln … ich sehe zerzaust und jünger aus … so Ende 30 … … das Spiegelbild springt in die linke Hand und versinkt darin …
DETLEV, 67 JAHRE
KLIENT Ich bin auf einer Wiese, die ich kenne … die ist nicht weit weg von unserem Haus … da kann ich schön über die Stadt schauen … das Gras ist weich … es riecht blumig … man hört ganz weit weg ein paar Autos … es ist etwas nebelig heute … da steht ein Baum und an dem lehnt jetzt ein Spiegel … mein Spiegelbild ist okay … ganz normal … … ist jetzt in der Hand … geht da direkt rein …
EMIL, 12 JAHRE
KLIENT Ich laufe auf einer Wiese, die kurz gemäht ist wie ein Fußballfeld … da steht ein großer ovaler verschnörkelter Spiegel mit einem goldenen Rand … da sehe ich mein jetziges Spiegelbild … … es geht durch den Mund rein …
Besonderheiten bei der Arbeit mit Kindern
Auch bei Kindern sollten Sie Ihre Vorgehensweise transparent gestalten. Altersabhängig sind aber unter Umständen lange Vorreden unerwünscht. Wie viel Erklärung sich das jeweilige Kind wünscht, können Sie direkt erfragen.
Die Imaginationen der Kinder sind oft von deren bunter Film- und Buchinnenwelt geprägt. Die Kinder bewegen sich gerne in fantasievollen Geschichten in ihrem Körper. Vertrauen Sie der Symbolik, auch wenn sie anfangs unglaublich erscheint. So kann es sein, dass die Kinder in Hogwarts landen und das Spiegelbild auf einem Besen fliegt, oder es reitet auf einem Einhorn durch einen Zauberwald. Da ein kindliches Gehirn mit seinen Erfahrungen für die inneren Bilder verantwortlich ist, entsprechen diese auch dem Entwicklungsstand.
Kinder schließen bei der Arbeit in Trance nur selten die Augen. Das hat aber keinen negativen Einfluss auf die Wirkung der Arbeit. Kinder können – wie in einer Alltags-Spieltrance – gleichzeitig im Außen agieren und im Innern auf eine Reise gehen. Außerdem springen Kinder häufig aus der Trance heraus und gehen in einen kurzen Dialog auf bewusster Ebene. Lassen Sie sich dadurch nicht beirren, sondern kehren Sie danach wieder zum Inhalt der Reise zurück.
Die Angebote lassen sich an das jeweilige Kind anpassen. Je jünger und sprunghafter das Kind, desto mehr sind die Einladungen einzugrenzen. Trotzdem sollten die offenen Angebote als zusätzliche Alternative nicht fehlen.
3.2 Magischer Spiegel oder Pforte
Manche Klienten haben ein Problem damit, ihr Spiegelbild zu sehen oder mit diesem zu arbeiten. Oft hilft die Einladung, den Spiegel als magische Pforte in den Körper hinein zu nutzen. Es könnte sich natürlich auch um einen Widerstand handeln, der als solcher realisiert werden müsste. Die Frage, die Sie bei fehlendem Spiegel oder Spiegelbild stellen, ist wieder:
»Ist es wichtig, dass wir uns jetzt damit beschäftigen?«
Die Klienten spüren in der Regel deutlich, ob es sich um einen Widerstand handelt. Dann ist auch hier eine Widerstandsarbeit (s. Kap. 12) vorrangig. Wenn es aber keinen Hinweis gibt, dass ein Widerstand vorliegt, und der Spiegel ansprechend wirkt, könnte er eine Art magische Pforte darstellen. Hierbei fehlt das Spiegelbild, und der Klient tritt einfach so durch den Spiegel hindurch. Mit diesem magischen Schritt gelangt er direkt ins Körperinnere.
Andernfalls laden Sie dazu ein weiterzugehen. Sollte gar kein Spiegel auftauchen, kann etwas anderes als magisches Tor oder Pforte dienen. Gerne werden dazu realistische Torbögen oder natürliche Durchgänge gewählt. Der Klient gelangt dann durch einen magischen Schritt in seinen Körper.
Praxis
Bei Klienten, die kein Spiegelbild sehen, wird die Einladung ausgesprochen, einen magischen Spiegel zu nutzen.
THERAPEUT Es kann sein, dass der Spiegel ein magischer Spiegel ist … Manchmal kann man einfach durch diesen Spiegel hindurchtreten und landet direkt im Körper … Lassen Sie sich überraschen, wohin Sie der Weg führt, wenn dies für Sie passend ist …
Sollte gar kein Spiegel auftauchen, der Klient sich aber trotzdem gut fühlen, folgt direkt der Hinweis auf eine magische Pforte.
THERAPEUT Wenn kein Spiegel oder keine spiegelnde Fläche auftaucht, dann kann es auch eine andere Pforte oder magisches Tor sein … schauen Sie sich in Ruhe um … vielleicht finden Sie einen Eingang in die Innenwelt Ihres Körpers … einfach so …
Es gibt immer wieder Klienten, die plötzlich »einfach drin« sind, ohne den Weg genau beschreiben zu können. Wenn dies stimmig klingt, dann können Sie mit der Körperreise starten.
FRIEDERIKE, 32 JAHRE
KLIENTIN Ich bin auf einer Wiese unterwegs … da ist ganz viel Gras … drumrum ist alles weiß … da liegt ein Spiegel … ein kleiner Handspiegel
THERAPEUTIN Sie können den Handspiegel auch vergrößern und so hinstellen, dass Sie sich darin sehen können.
KLIENTIN Ja, das geht … aber mein Spiegelbild verwackelt andauernd …
THERAPEUTIN Ist es wichtig, dass wir uns mit dem verwackelten Spiegelbild beschäftigen?
KLIENTIN Ich glaube nicht …
THERAPEUTIN Manchmal ist der Spiegel auch eine magische Pforte und man kann einfach hindurchgehen … vielleicht ist solch ein magischer Schritt für Sie passend?«
KLIENTIN Ja tatsächlich … das geht … jetzt bin ich durch … und in einer ganz anderen Landschaft …
GISELA, 60 JAHRE
KLIENTIN Ich schwebe leichtfüßig über eine Wiese … da ist aufsteigender Nebel … angenehme Kühle … ich laufe barfuß durch Blätter … es riecht nach Herbst … da kommt eine kleine Holzbrücke …
THERAPEUTIN Es kann sein, dass Sie der Weg über diese Brücke führt.
KLIENTIN Auf der anderen Seite geht es aber nicht weiter … da ist es modrig und dunkel …
THERAPEUTIN Ist es wichtig, dass wir uns jetzt damit beschäftigen?
KLIENTIN Es ist wichtig, aber jetzt nicht dran.
THERAPEUTIN Wohin führt der Weg denn stattdessen?
KLIENTIN Da ist ein kleiner Bach … nicht tief … mit Sandboden
THERAPEUTIN Können Sie sich vielleicht in dem Wasser spiegeln? … Manchmal ist es auch ein magisches Tor …
KLIENTIN Spiegeln geht nicht … ich folge dem Bach … da ist ein