Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland

Extra Krimi Paket Sommer 2021 - A. F. Morland


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fahren, sondern stieg vorher aus, schickte den Chauffeur weg und lief ein großes Stück zu Fuß. Sie hatten Angst vor Verrat, Spitzeln und dummen Zufällen und mussten sich jetzt doch mit einem Fall von Verrat und Untreue in ihren Reihen beschäftigen.

      »Sieben Millionen«, sagte Vossler endlich knapp und begann, das Blatt in kleine Fetzen zu zerreißen.

      »Mehr nicht?«, schnarrte Thomas Schallbeck.

      »Das Geld können wir verschmerzen. Aber vergiss nicht, der Kerl weiß jetzt zu viel.«

      »Was soll er schon wissen?«, widersprach Schallbeck.

      »Er kennt unsere Namen und Absichten und er weiß, dass wir uns aus bestimmten Gründen treffen und - kooperieren.«

      Bei dem letzten Wort lachten alle leise. Kooperieren war hübsch und verniedlichte ihre Ziele und Absichten.

      »Womit sich die Frage erhebt, was wir mit dem Kerl anstellen.«

      »Eine Bemerkung noch, bevor wir abstimmen.« Ochtenhoff war ernst geworden. »So wie ich ihn einschätze, hat er irgendwo einen ausführlichen Bericht über uns deponiert. Den Mann zu beseitigen nutzt uns nicht viel. Wir brauchen den Bericht.«

      Lanckenbroick stimmte rasch zu. »Erst diesen Bericht, dann alle weiteren - Maßnahmen.«

      »Okay, in dieser Reihenfolge«, pflichtete Ochtenhoff bei. »Dann stimmen wir ab. Wer ist für eine notfalls drastische, aber auf jeden Fall finale Lösung?«

      Nach kurzer Bedenkzeit hoben alle sieben Männer eine Hand.

      »Alles klar«, sagte Ochtenhoff. »Der Rest ist eine Aufgabe für unsern Freund Litten.«

      »Ohne finanzielle Limits?«, erkundigte sich Litten.

      »Ohne«, sagte Ochtenoff rasch.

      Alle zuckten zusammen, als Vossler sein Feuerzeug klicken ließ und die Fetzen, die er in einen großen Glasaschenbecher gelegt hatte, sorgfältig anzündete.

      Ochtenhoff schaute Lanckenbroick an. »Also, wie war’s, Harald?«

      »Gemischt. Die Anlage funktioniert, aber die Ausbeute ist kleiner, als wir zugesagt hatten, nur zweihundertfünfzig Liter täglich statt vierhundert. Was da technisch nicht funktioniert, kann ich nicht beurteilen.« Lanckenbroick hatte den großen Vorteil, dass er fließend Arabisch las, sprach und schrieb, aber von Technik und Chemie verstand er nichts; er war Kaufmann und auf diesem Gebiet im Nahen und Mittleren Osten unentbehrlich, da er alle Eigentümlichkeiten und Tricks dieses Marktes kannte. »Ich denke, darum muss sich Freund Peter kümmern.«

      Peter Hülsken verzog das Gesicht. Er verreiste nicht gerne, vor allem besaß er eine tiefe Abneigung gegen Dolmetscher, die bei komplizierten technischen Problemen zu schnell abschalteten.

      Lanckenbroick zwinkerte ihm zu. »Keine Sorge, Peter, der Obermotz dort ist Chemieingenieur und hat in den Vereinigten Staaten studiert. Ihr könnt direkt miteinander verhandeln.«

      »Wenigstens etwas«, brummte Hülsken. »Das Alkoholverbot besteht immer noch?«

      »Immer noch. Sogar Rotwein ist verboten.«

      »Das war ein guter Übergang. Wie viele Flaschen muss ich noch aus dem Keller holen?«, fragte Ochtenhoff in die Runde. Wenn sie tagten, hatte das gesamte Personal Ausgang. Die sieben Männer einigten sich auf vier weitere Flaschen.

      Von den sieben Männern konnte sich nur Siegfried Drostenmayer nicht der bald heiter werdenden Stimmung anschließen. Er wusste, dass sie auf eine finale Lösung nicht verzichten durften, aber sie gefiel ihm trotzdem nicht. Obwohl er zugeben musste, dass sie selten so dreist übers Ohr gehauen worden waren. Der Einzige, der seine Skrupel teilte, war Hülsken, sie blinzelten sich gelegentlich zu, sagten aber nichts.

      Solche Krisen gab es immer wieder einmal, die mussten für die große, gemeinsame Sache ausgestanden und bereinigt werden. Cannes war kein gutes Pflaster für sie, erst Höhner, dann dieser Tepper.

      Nach zwei Stunden beendeten sie ihre Sitzung. Ochtenhoff brachte die leeren Flaschen in einen Glascontainer an der Straße, nachdem er seine Gäste verabschiedet hatte.

      Hülsken und Drostenmayer gingen ein längeres Stück zusammen, sie mussten sich erst vor Kelsterbrück trennen.

      »Was geschieht jetzt mit seiner Frau?«, fragte Hülsken beiläufig, aber Drostenmayer ließ sich nicht täuschen. »Du hast dich in sie verguckt.«

      »Nein, nicht verguckt, aber sie hat mir gut gefallen, das stimmt, viel besser als er.«

      »Hoffentlich hat er ihr nichts erzählt, sonst ist sie auch dran. Du kennst die Spielregeln - aussteigen gibt es nicht.«

      »Was passiert jetzt eigentlich?«

      »Litten hat mehrere skrupellose Trupps für schmutzige Arbeiten an der Hand. Die wird er wohl losschicken.«

      »Ich halte der Frau die Daumen.«

      Vor ihnen tauchten die ersten Häuser von Kelsterbrück auf. Hülsken bog ab. Er würde eine andere Autobuslinie benutzen als Drostenmayer. So wenig wie möglich zusammen gesehen zu werden zählte zu den einfacheren Vorsichtsmaßnahmen.

      II.

      Karin Tepper stieg als Letzte aus der S-Bahn und wartete, bis der Zug abgefahren war und die anderen Fahrgäste den Bahnsteig verlassen hatten. In den vergangenen Jahren hatte sich einiges verändert, neue Bänke, andere Kübel mit Blumen, ein Wartehäuschen aus Glas anstelle des hässlichen Betonkastens. Doch der Lautsprecher schepperte und klirrte noch wie früher und die Pflastersteine bildeten Buckel und Senken. Neugierig schaute sie sich um. Heimweh hatte sie nie verspürt, aber jetzt freute es sie doch, dass sie alles sofort wieder erkannte. Im Zug hatten einige Fahrgäste sie neugierig wie eine alte Bekannte angeschaut, doch niemand hatte gegrüßt oder sie angesprochen. Vor dem Ausgang wandte sie sich nach rechts, lief ein Stück am Bahndamm entlang und bog in die Unterführung ein. Hier war es angenehm kühl. Draußen brannte die Sonne aus einem dunkelblauen Himmel, für Anfang September war es zu warm. Ihre Schritte hallten laut wider. Jetzt waren die Taunus-Höhen schon deutlich zu sehen, unwillkürlich ging sie langsamer. Früher hatte sie die Stille des Ortes oft bedrückt, manchmal gereizt, weil sie meinte, in der Einsamkeit zu viel von ihrem Leben zu verlieren.

      Keine Sentimentalität!, ermahnte sie sich spöttisch.

      An die meisten Häuser erinnerte sie sich, als sei sie erst gestern fortgegangen, und an der Einmündung des Melissenwegs schluckte sie, schwankte einen Moment, ob sie umkehren sollte, und gab sich einen Ruck. Kneifen war nicht länger erlaubt. Vor dem Haus Nummer 14 holte sie tief Luft und stieß das Gartentörchen auf.

      Eine junge Frau in Jeans und dünnem Hemdchen öffnete. Links klammerte sich ein strohblonder Junge an ihr Bein, rechts ein Mädchen. Die Ähnlichkeit der Gesichter war so verblüffend, dass Karin leise lachte, es mussten Zwillinge sein, auch wenn das Mädchen jetzt schüchtern den Kopf verbarg, während der Junge sie trotzig musterte.

      »Guten Morgen, Frau Alberts, mein Name ist Tepper, Karin Tepper.«

      »Guten Morgen«, erwiderte die junge Frau zurückhaltend.

      »Hätten Sie vielleicht fünf Minuten Zeit für mich?«

      »Um was geht es denn?« Jetzt war ihr Ton so abweisend, dass Karin Tepper begriff: »Keine Sorge, ich will Ihnen nichts verkaufen, keine Versicherung andrehen und Sie auch nicht überreden, einer Sekte beizutreten.«

      »Ja?«

      »Frau Alberts, vor sieben Jahren habe ich in diesem Haus gewohnt, zusammen mit meinem Mann. Ich bin damals weggelaufen, mit einem Freund nach Amerika gezogen und jetzt suche ich meinen Ehemann.«

      Damit hatte sie die junge Mutter verwirrt, sie zwinkerte ungläubig, runzelte die Stirn und kicherte plötzlich; »Das ist ja - Bitte, kommen Sie doch herein.«

      Das Mädchen schielte


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