Kartoffelschaukochen, illegale Kämpferinnen und Krieg. Katharina Scharf
werden sollten. Der Salzburger Gauleiter Friedrich Rainer erließ deshalb im August 1941 für Salzburg eine vorläufige Regelung, nach der unverheiratete Frauen zwischen 18 und 21 im BDM-Werk Glaube und Schönheit blieben und erst mit 21 Jahren in die NSF überwiesen wurden.43 Jene, die vor ihrem 21. Lebensjahr heirateten, wurden mit der Hochzeit automatisch Mitglied der Frauenschaft. Die Jugendgruppen engagierten sich etwa in den Mütterschulungskursen, beim Roten Kreuz, beim Luftschutz, bei weiteren Hilfsdiensten sowie beim sogenannten Osteinsatz. Dafür wurden Mitglieder der NSF-Jugendgruppen für einige Wochen oder Monate in Gebiete Polens geschickt, um bei den „volksdeutschen“ Bauernfamilien oder „Ansiedlern“ sowie in Schulen und Kindergärten Hilfe zu leisten.44 Bei den Gemeinschaftsnachmittagen oder -abenden in den Ortsgruppen der Frauenschaft in der Stadt und im Land Salzburg berichteten die jungen Frauen von ihren Erfahrungen und Erlebnissen im „Einsatz“ – zum Beispiel im sogenannten (polnischen) Warthegau, in den viele Salzburgerinnen geschickt wurden. Ob sie in dieser Atmosphäre tatsächlich frei über ihre Eindrücke berichten konnten, lässt sich rückblickend nicht mehr beantworten.
Organisationsplan der Reichsfrauenführung.
In den Kindergruppen der Frauenschaft wurden Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren erfasst, um sie zum ersten Mal in ihrem Leben in eine nationalsozialistische Gemeinschaft einzugliedern und sie dementsprechend zu erziehen.
Im Mütterdienst sollten, soweit wie möglich, alle „deutschen“ Frauen, die entweder bereits Mutter waren oder werden wollten (beziehungsweise konnten und durften), erfasst werden. Mütterschulungskurse dienten dazu, Frauen jeden Alters fachlich zu schulen und auf ihre Hausfrauen- und Mutterpflichten vorzubereiten. In Zusammenarbeit mit dem Frauenamt der Deutschen Arbeitsfront (DAF) wurden Betriebsmütterschulen eingerichtet, und auch mit der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) arbeitete man zusammen. Durch die Mütterschulungskurse wollte man vor allem auch Gegnerinnen des Nationalsozialismus für sich gewinnen. In den sogenannten schwarzen und roten beziehungsweise christlich-konservativen und sozialdemokratischen oder sozialistischen Gebieten wurden verstärkt Mütterschulungskurse angeboten. Trotz der steigenden Mitgliederzahlen in der Frauenschaft und im Frauenwerk war vor allem die Hebung des zuweilen noch geringen Interesses seitens Bäuerinnen und Arbeiterfrauen ein Anliegen – spätestens im Umfeld der Mobilisierung für den weiblichen „Kriegsdienst“.
In der Hauptabteilung Volkswirtschaft – Hauswirtschaft sollten alle deutschen Hausfrauen zu „angemessenem“ volkswirtschaftlichem Denken und Handeln erzogen werden – zum Beispiel durch Beratungen zum Einkauf, zur Ernährung, zur Essenszubereitung und -aufbewahrung. Die Frauen mussten lernen, „die Forderungen der Volkswirtschaft in Einklang zu bringen mit den Lebensbedürfnissen der deutschen Familie.“45 Dabei arbeitete man auch mit verschiedenen Einrichtungen wie dem Reichsnährstand und dem Reichswirtschaftsministerium zusammen. Besonders bei Nahrungsmittelengpässen standen die NSF-Mitglieder allen Frauen mit Rat und Tat zur Seite. Unter der Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink wurde diese Abteilung neben dem Mütterdienst zum wichtigsten Bereich ausgebaut und die Hauswirtschaftslehre als Berufsausbildung anerkannt.
Die Gattin des japanischen Generalkonsuls Akira Jamaji wird beim Besuch der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Südostdeutschland im April 1940 in Salzburg begrüßt. Dabei betont man die Gemeinsamkeiten des japanischen und deutschen Volkes.
Zur Auslandsarbeit der Hauptabteilung Grenzland – Ausland zählte die Informierung des Auslandes über die Stellung der Frau im Deutschen Reich sowie, umgekehrt, die Aufklärung der deutschen Frauen über die Frauen anderer Länder und „Völker“. In diesem Sinne wurden auch führende Frauen aus dem Ausland eingeladen. Der zweite wichtige Bereich war die Grenzlandarbeit. Diese umfasste die aktive Betreuung deutscher Frauen, die in Grenzgebieten wohnten, sowie die Unterstützung der „volksdeutschen Umsiedler“. Die sogenannten Ansiedlerbetreuerinnen wurden damit beauftragt, den „Volksdeutschen“ die deutschen Sitten, die Sprache und die nationalsozialistische Ideologie näher zu bringen.
Die letzte Hauptabteilung mit der Bezeichnung Hilfsdienst gewann vor allem mit Kriegsbeginn an Bedeutung. Im Mittelpunkt standen die Erziehung und Motivation der Frauen zur aktiven Hilfe am „deutschen Volke“. Unterstützt wurden vor allem kinderreiche Familien, erwerbstätige Frauen mit Kindern und Bäuerinnen. Dies geschah im Rahmen der sogenannten Nachbarschaftshilfe, zu der auch Hilfsarbeiten wie das Nähen in den Nähstuben oder die Einrichtung und Betreuung von Kinderstuben sowie die Wehrmachtsbetreuung, Kranken- und Wohlfahrtspflege zählten.
Bei dieser genauen Abgrenzung handelt es sich natürlich um ein theoretisches Konzept. In der Praxis gingen die Aufgabenbereiche oft ineinander über und NSF/DFW-Mitarbeiterinnen übernahmen mehrere Sachgebiete gleichzeitig. Die Größe des jeweiligen Mitarbeiterinnenstabes war auch den örtlichen Verhältnissen angepasst. Vor allem auf Ortsgruppenebene waren keineswegs immer alle Abteilungen mit eigenen Referentinnen besetzt. Die Aufgabenverteilung unterhalb der „Führerinnen“-Ebene war auch in Salzburg vielerorts nicht streng reglementiert. Zahlreiche Mitglieder der Frauenschaft hatten offiziell mehrere Aufgabenbereiche inne. Hauptsache war, dass die Arbeit erledigt wurde.
Nähkurs der NS-Frauenschaft um 1939.
Die NS-Frauenschaft in Österreich
Nach der Gründung der NSF im Jahr 1931 kam es auch in Österreich zur Errichtung von NS-Frauenschaften. Die Umsetzung hing stark vom Engagement einzelner Frauen ab, woraus sich große lokale und regionale Unterschiede ergaben. In Salzburg rekrutierte etwa die Gaufrauenschaftsleiterin Hanna Riedl [Biografie S. 74] emsig in Stadt und Land Anhängerinnen für die NS-Frauenschaft.
Die Frauen der NSF begannen meist mit Spendensammlungen für notleidende Parteigenoss*innen und mit der Einrichtung von SAKüchen und Nähstuben. Im Falle Wiens ist bekannt, dass Fragebögen verteilt wurden. Die Frauen wurden dahingehend befragt, ob sie Fähigkeiten mitbrachten, um in den SA-Küchen Kochdienste zu leisten oder in den Nähstuben Kleidungsstücke auszubessern und anzufertigen. Zwar hatten die Entwicklungen in Deutschland die Aktivitäten in Österreich nach sich gezogen, doch waren die österreichischen Nationalsozialist*innen um Eigenständigkeit bemüht und wollten sich nichts von (reichs)deutscher Seite vorschreiben lassen.46
Wenngleich die männlichen Parteigenossen mitunter die karitativen Tätigkeiten der Frauen abwerteten, so war ihnen etwa die Bedeutung der von den Frauen gesammelten Spenden durchaus bewusst. Allerdings kam es auch immer wieder zu Konflikten darüber, wer die Mittel verteilen durfte und wofür sie verwendet werden sollten. Zwischen den einzelnen Parteiformationen herrschte ein Kampf um die begrenzte Anzahl an Einnahmequellen. Wichtige Spender*innen ließen sich besonders im „völkischen“ Milieu ausfindig machen. Für die Frauen, die Spenden einsammelten, fertigte man schließlich Ausweise an, um sie zu legitimieren – diese wurden allerdings nur nach restriktiven Kriterien ausgegeben. Jede Sammlung musste vom Bezirksgruppenleiter genehmigt werden und die Frauen mussten genau festlegen, wo genau und für welchen Zweck gesammelt werden sollte. Zu Verwirrungen führte immer wieder die Problematik, dass die Frauenschaften nicht die einzigen waren, die sich im Wohltätigkeitsbereich aktiv zeigten.
Neben dieser parteigebundenen Wohltätigkeit hatten die Frauen offiziell auch Aufklärungs- und Erziehungsarbeit zu leisten. Unter dem Begriff der „Aufklärung“ über hauswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Fragen verstand man vor allem die Propaganda gegen jüdische Geschäftsleute. Im Zuge des sogenannten Rabattsystems wurden Parteimitglieder – vor allem Frauen – dazu aufgerufen, bei bestimmten „arischen“ Kaufleuten einzukaufen. Bereits 1935 erschien ein „Deutsch-Arisches Adressbuch“, sodass kein Irrtum darüber bestehen konnte, in welchen Geschäften man einkaufen sollte. Auch bei antisemitischen Aktionen