Die Toten von Rottweil. Herbert Noack

Die Toten von Rottweil - Herbert Noack


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      Herbert Noack

      Die Toten von Rottweil

      Kommissar Zellers erster Fall

      Zum Buch

      Rache unterm Schwarzen Tor Hauptkommissar Zeller versteht seine Heimatstadt Rottweil nicht mehr. Noch nie wurden so viele Menschen innerhalb kürzester Zeit ermordet. Die erste Leiche ist der Richter Linus Schuhmacher. Ermordet und verstümmelt abgelegt auf dem Hofgerichtstuhl, vis-à-vis des Landgerichts. Doch es ist erst der Anfang einer beispiellosen Mordserie in der Stadt. Kurze Zeit später wurden die nächsten Leichen gefunden, hoch über der Stadt im TK Elevator Testturm. Ein Zusammenhang ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Handelt es sich um einen oder mehrere Täter? Der Kommissar und sein Team tappen im Dunkeln und gehen bei ihren Ermittlungen bis an ihre Grenzen. Nichts wird mehr so sein wie vor den schrecklichen Morden. Und dann bekommt Zeller plötzlich einen Anruf. Der Unbekannte nennt sich »Narrenengel« und kündigt ihm den nächsten Mord an. Werden Zeller und sein Team dem Täter rechtzeitig auf die Spur kommen?

      Herbert Noack, geboren 1961, lebt seit vielen Jahren am Rande des Schwarzwalds und hat sich ganz dem Krimi-Genre verschrieben. Oft und gern ist er in der freien Natur unterwegs. In dieser Umgebung kommen ihm die besten Ideen und meisten Anregungen für seine Bücher. Er ist begeisterter Autor zeitgenössischer Krimis und spannender Unterhaltung. Mehr von ihm erfahren Sie auf seiner Webseite unter: www.herbert-noack.de

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      sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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      Alle Rechte vorbehalten

      Lektorat: Susanne Tachlinski

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © Andreas Göllner / Pixabay.com

      ISBN 978-3-8392-6872-8

      Kapitel 1

      Es hätte ein ganz normaler Tag werden können, wie es schon unzählige normale Tage in dieser ältesten Stadt Baden-Württembergs gegeben hatte und immer wieder geben würde, an denen nichts passierte. Rottweil war das Tor zum Schwarzwald und nicht Stuttgart. Kein Verkehr brummte um diese frühe Morgenstunde. Nur ein paar Busse schluckten mit weit geöffnetem Maul bereitwillig wenige Fahrgäste und ließen sie in ihrem Inneren verschwinden, um sie kurze Zeit später an irgendeiner nahen oder entfernten Haltestelle wieder auszuspucken.

      Einige Elstern balgten sich auf dem gepflasterten Weg um die Reste einer Mahlzeit, die ein nächtlicher Passant achtlos weggeworfen hatte. Allerdings waren sie nicht allein bei ihrem Festmahl. Sie mussten es mit weiteren, eilig herbeigeflatterten Vögeln teilen, denn auch diese Horde von aufgeregten, hin und her wuselnden Spatzen wollte etwas zum Frühstück ergattern. Da kam diese üppige Mahlzeit gerade recht. Erst eine neugierig herbeigelaufene Katze bereitete dem Treiben ein Ende. Ihre bloße Anwesenheit reichte aus. Die Vögel flüchteten und flogen ohne einen Bissen im Schnabel ärgerlich zwitschernd davon.

      Ein junger Angestellter des italienischen Cafés unterhalb des Schwarzen Tors stellte missmutig die gekippten Stühle aufrecht um die Tische. Seine gegelten Haare glänzten in der aufgehenden Sonne. Man sah ihm an, dass er seine Arbeit nicht besonders schätzte und sie widerwillig erledigte. Sein Gesicht hellte sich erst auf, als ein hübsches junges Mädchen in einem karierten Minirock an ihm vorbeilief. Interessiert unterbrach er seine Arbeit und pfiff ihr verhalten hinterher. Sie schien es nicht zu bemerken und eilte weiter in Richtung Königsstraße. Enttäuscht schaute er ihr nach. Dafür hatte sein Chef das Gepfeife gehört und rief ihm aus dem Inneren des Lokals ärgerlich etwas auf Italienisch zu. Es wirkte augenblicklich. Der junge Mann riss sich zusammen und erledigte im erhöhten Tempo seine Aufgabe.

      Auch in den angrenzenden Buchladen kam Bewegung. Ein ungefähr 40-jähriger Mann schloss die Ladentür von innen auf, öffnete sie schwungvoll und trat entschlossen auf die Straße. Als Erstes schaute er zum Himmel hinauf. Der Tag würde schön werden, dachte er, lächelte vergnügt und rieb sich die Hände. Alles sah nach viel Laufkundschaft aus. Zwei seiner Angestellten schlenderten soeben auf den Laden zu – er winkte sie heran und zeigte auf die Verkaufstische und Bücherständer im Inneren des Geschäftes. »Guten Morgen, Vera und Sabine. Beeilt euch ein wenig! Alles muss sofort nach draußen. Ich kümmere mich um die neue Bestsellerliste des SWR am Schaufenster.«

      Die beiden schienen es gewohnt, so empfangen zu werden. Rasch warfen sie ihre Taschen in die Ecke, packten einen Verkaufstisch und schleppten ihn nach draußen.

      Die Besitzerin des gegenüberliegenden Buchladens sah interessiert auf die Aktivitäten ihres Mitbewerbers. Sie rief etwas in den Laden hinein und kurze Zeit später erschien ihr Ehemann in der Tür. Auch er schaute zuerst zum Himmel hinauf und schmunzelte. Es würde ein schöner Tag werden, meinte er zu seiner Frau, es würden viele Menschen unterwegs sein. Beide taten es ihrem Gegenüber nach und trugen den großen Büchertisch ins Freie. Außerdem rollerten sie noch zwei Postkartenständer dazu und positionierten sie an den Seiten des langen Tisches.

      So erwachten langsam alle Geschäfte auf der Straße zum Schwarzen Tor. Als Letztes öffnete das »Schweizer Lädeli«. Das war keine Überraschung. Seine Kundschaft kam später.

      Alles war wie immer. Friedlich, verschlafen und harmonisch. Fast schon langweilig. Nichts deutete darauf hin, dass etwas Außergewöhnliches passieren würde an diesem Tag. Etwas, mit dem niemand gerechnet hatte. Das das Leben in der Stadt in Atem halten würde. Obwohl es kaum etwas geben konnte, was Rottweil noch nicht erlebt oder gesehen hatte.

      *

      Man erkannte nicht gleich, was es war, das da auf dem gedrungen wirkenden und aus rotem Sandstein bestehenden Hofgerichtsstuhl nahe der Steinmauer im Schatten der mächtigen Bäume bewegungslos lag. Der Mann sah aus, als ob er betrunken wäre und seinen Rausch ausschlafen würde. Nicht so, als ob er dringend Hilfe benötigte. Er war sehr gut gekleidet, der maßgeschneiderte schwarze Anzug schien nicht billig gewesen zu sein. Den Kopf hatte er auf die Brust gesenkt. Der Hut war herabgefallen und lag im Schmutz vor ihm. Vielleicht war er ein wenig zu luftig angezogen, das Sakko zu dünn für die Temperaturen um diese frühe Uhrzeit.

      Um den Hals trug er ein dunkles, mit einem dezenten Muster besticktes Seidentuch. Es war ein schönes, modisches Accessoire, passend zu seinem Anzug. Sicherlich hatte er es vorbeugend gegen eine Erkältung umgebunden, mochte der Passant denken, der gerade mit raschem Schritt an ihm vorbeieilte und den Mann dabei nur mit einem


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