Golf. Dieter Frank
weit über dem, was Golfer leisten können, selbst wenn sie vorher Sauerkraut, Rettich und Knoblauchspinat zu sich genommen haben. Und wenn der Bauer im Herbst seinen Acker mit Schweinegülle düngt, so belastet das das Grundwasser weit mehr als ein paar Golfspieler, die gelegentlich ein Papiertaschentuch oder eine Bananenschale verlieren. Seit unser Club bei der Hütte am 10. Loch sanitäre Anlagen hat, erfolgt auch keine nitrathaltige Emission mehr, wie sie früher hinter den Bäumen durch die Herren und zwischen den Brennnesseln durch die Damen zu verzeichnen war.
Auch von anderen Sportarten hebt sich Golf als umweltfreundlich ab. Denken Sie an Fußball mit vollen Stadien und Verkehrschaos, an gedopte Radfahrer oder an Autorennen. Verkehrsintensive Sportarten gefährden die Umwelt; bei Golfern hingegen steht das Spiel im Vordergrund – sie tragen deshalb nur wenig zum Verkehr bei. Im Sommer braucht Golf keine Klimaanlagen und im Winter keine Heizung, weil es auf Mauritius warm genug ist.
Auf dem Parkplatz des Clubs löst der eine oder andere 12-Zylinder verhohlene Bewunderung aus. Aber nur scheinbar liegt hier eine CO2-Sünde vor. Die EU-Kommission hat ausdrücklich festgelegt, dass der Durchschnittsverbrauch einer Flotte zählt. Der umweltbewusste männliche Golfer kauft deshalb für die Familie oder die Partnerin in aller Regel einen Kleinwagen und hält damit den Durchschnitt niedrig.
Selbst jene Golferinnen, die die Liebe zum Gatten zwingt, häufig neue Schuhe und Kleider zu kaufen, verstoßen damit nicht gegen die Umweltregeln. Schuhe werden aus der Haut von Tieren hergestellt, also aus erneuerbaren Naturprodukten. Allenfalls der übermäßige Gebrauch von Haarspray könnte nachdenklich stimmen. Bei Kleidung ist zu bedenken, dass Baumwolle zwar angenehm auf der Haut liegt, aber in unwirtlichen Gegenden von Leuten gepflückt wird, die ungesund essen und die ganze Nacht die Klimaanlagen laufen lassen. Wolle wird frierenden Schafen mit Gewalt abrasiert und umfangreich mit giftigen Chemikalien behandelt.
Wie lässt sich das Umweltvorbild, das der Golfer abgibt, weiter ausbauen?
Bei Reisen sollte man auf Flugzeuge und Autos verzichten. Das Fahrrad hat sich besonders bewährt, was zugegebenermaßen die Anreise ein wenig verzögert. Bei Zugreisen empfiehlt sich nur der ICE, da nur er über geschlossene Toiletten verfügt. Auf See wird von Dieselschiffen abgeraten. Segelschiffe sind zu bevorzugen. Auch Galeeren wären zielführend; im Hinblick auf den Mindestlohn sind sie aber inzwischen zu teuer.
Bei der Ernährung sollte man Speisen wählen, die den Boden, die Gewässer oder die Luft nicht belasten. Frischer Hummer und Kaviar aus sauberem Wasser gefährden nicht die Umwelt, allenfalls das Portemonnaie. Da sieht es beim Schweinebraten mit Kraut ganz anders aus.
Getränke wie Kaffee, Tee oder Fruchtsäfte kommen aus fernen Ländern, verursachen hohe Transport- und Bearbeitungskosten, verlangen den Einsatz von Chemie und beschleunigen etwa in Brasilien die Rodung des tropischen Regenwalds. Heimische Getränke wie Bier oder deutscher Wein, der mit Rübenzucker aus biologischem Anbau angereichert wird, entlasten die Natur. Für Spieler mit unvollkommenem Schwung darf man zu Champagner raten, da er Bewegungshemmungen zu lösen vermag. Champagner reift in natürlichen Kellern, die keine Klimaanlage brauchen.
Die Heizung im Winter verbraucht in der Regel unersetzliche fossile Brennstoffe. Viel umweltfreundlicher ist die Anwendung von Körperwärme durch Hautkontakt, etwa durch Anschmiegen an den eigenen Ehepartner! Bei älteren Ehen kann das Anschmiegen an den Ehepartner im Sommer auch zu Kühlzwecken erfolgen. Zum Wärmen können auch Drittpersonen in Betracht kommen. Sie sind nicht so bequem, heizen aber besser. Nur hilfsweise ist auch an Haustiere zu denken, also beispielsweise an den bewährten Hund. Der männliche Artikel weist auf seine Treue hin. Er macht auch in der Regel beim Wärmen sonst keinen Ärger. Beliebt ist ebenfalls die Katze. Kleine Tiere eignen sich weniger; echte Schlangen kaum, falsche Schlangen schon eher.
Wer diesen Empfehlungen folgt, darf auch finanzielle Vorteile verbuchen. Golfen ist bekanntlich billiger als andere Sportarten wie Skifahren, Segeln oder Roulette. Deshalb verfügen Golfer selbst nach der Entrichtung des Jahresbeitrags häufig über finanzielle Mittel, die es ökologisch anzulegen gilt. Bei der Investition in belastende Branchen wie in Braunkohlekraftwerke ohne Filter oder in Schweinemastbetriebe, sollte der umweltbewusste Golfer dafür sorgen, dass sie möglichst weit weg sind. Ein Vorbild ist die Schaffung des Ozonlochs durch die nördlichen Industriestaaten. Hier gelang es, dieses Loch in der Atmosphäre über Australien und der Antarktis anzusiedeln, wo es uns nicht stört.
Für die nähere Umgebung empfehlen grüne Dogmatiker Windanlagen. Deren Aktien geraten häufig in den Abwind. Auch die Vögel mögen die Rotoren nicht. Biogasanlagen lassen das Herz des Golfers nicht unbedingt höher schlagen, selbst wenn er persönlich hier und da einen eigenen Versorgungsbeitrag leisten könnte.
Golfer allein werden die Umwelt nicht retten. An ihrem Vorbild sollen andere lernen. Ein herzhafter Fluch nach einem schlechten Schlag befreit die Seele und schadet der Umwelt nicht.
Golfer sind zwangsläufig Optimisten, sonst hätten sie ihre Schläger schon längst verkauft. Sie vertrauen deshalb in die Klugheit der Politik, die uns eine bewohnbare Umwelt erhalten wird, auch wenn man nicht genau weiß, was Umwelt an sich ist. Selbst das Energieproblem wird man eines Tages lösen. Denken Sie nur daran, dass Tschernobyl immer noch wunderbar strahlt, obwohl es schon längst abgeschaltet ist und keine Energiezufuhr mehr benötigt. Die Menschheit kommt der Seligkeit immer näher. Wir Golfer sind dabei.
Zweite Liebeserklärung
Golf und Ehe
Jeder Golfer ist damit vertraut, dass die Fehlschläge und Enttäuschungen im Spiel viel häufiger sind als die Erfolgserlebnisse und die glücklichen Minuten. Trotzdem hält er an seinem Hobby fest und versucht es immer wieder von Neuem. Es drängt sich auf zu untersuchen, welche Parallelen zur Institution der Ehe gegeben sind.
Der geschichtliche und gesellschaftliche Erfolg der Ehe ist von der Natur nicht unbedingt vorgegeben. Die Bindung an den Partner möglichst bis zum Lebensende kommt vor allem bei Enten und Schwänen vor. Bei höheren Wirbeltieren ist sie seltener, bei Affen herrscht das Haremsprinzip. Die Grauhaarigen haben oft die schönsten Jungtiere.
Gleichwohl ist die Ehe in fast allen Kulturen eine der erfolgreichsten Einrichtungen des sozialen Lebens. Ihr Siegeszug hat drei Gründe:
–Der erste ist die Vermeidung einer ungezügelten Entfaltung der Fleischeslust. Nach langen Ehejahren tritt dieser Erfolg in der Regel ein.
–Der zweite Grund liegt in dem natürlichen Drang, liebe Kinder aufzuziehen, für die das Ehepaar manches Opfer bringt. Wenn schon die Philosophie bis heute keine Antwort auf den Sinn des Daseins geben kann, so tragen Kinder dazu bei, das Problem zu verdrängen. Die Kinder danken es ihren Eltern, indem sie eine aufdringliche Zuwendung durch Anmaulen auf das rechte Maß zurückführen.
–Der dritte Erfolgsfaktor der Ehe liegt darin, dem Geld des Mannes, das er im Laufe seines Lebens anhäuft, einen konsumtiven Sinn zu geben. Hier verfügen viele Ehefrauen über eine angeborene Fähigkeit, die einem Wunder der Natur gleichkommt. Es handelt sich dabei um ein a priori, also vor aller Erfahrung in der Frau eingebettetes Wissen. Immanuel Kant hat es nur deshalb nicht beschrieben, weil er nie verheiratet war. So wie der Zugvogel instinktiv seinen Weg in den Süden findet, erkennt die Frau den Zugang zum Bankguthaben. Dem Mann kann das nur recht sein, denn alles Geld, was die Frau für Kleidung ausgibt, unterliegt nicht der Erbschaftsteuer.
Schon vor Beginn der Ehe zeigt sich die Parallele zum Erwerb der Mitgliedschaft in einem Golfclub. Die meisten überlegen sich lange, ob und wo sie eintreten oder ob sie nicht lieber auf Greenfee unterschiedliche Plätze spielen wollen.
Ist der Schritt