CBD - die wiederentdeckte Naturmedizin. Kompakt-Ratgeber. Mag. pharm. Susanne Hofmann

CBD - die wiederentdeckte Naturmedizin. Kompakt-Ratgeber - Mag. pharm. Susanne Hofmann


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Hildegard von Bingen die gesundheitsfördernde Wirkung der Pflanze. So ist in ihren Schriften nachzulesen, dass Hanf für den »Gesunden im Kopf gut, den aber, der im Kopf krank ist, schädlich wirkt«. Vor allem die schmerzstillende und verdauungsfördernde Wirkung der Pflanze stellt die Benediktinerin in den Vordergrund.

      Die europäischen Forschungsreisen in den asiatischen Raum brachten untere anderem den Botaniker Georg Eberhard Rumpf (1627–1702) mit dem Indischen Hanf in Kontakt. Die detaillierte Verwendung dieser Hanfspezies als Medizin findet sich in den Schriften des Pharmazeuten und Botanikers Theodor Friedrich Ludwig Nees von Esenbeck (1787–1837) um 1830.

      Cannabisprodukte gewannen Ende des 19. Jahrhunderts auch in den USA und Europa immer größere Bedeutung. Opium, das damals gängige Schmerzmittel, wurde durch Cannabis sukzessive abgelöst– nicht zuletzt aufgrund der geringeren Nebenwirkungen. Führender Hersteller für die bekannten Cannabis-Medikamente Cannabinon (1884) oder Cannabin (1898) war das deutsche pharmazeutische Unternehmen Merck®. Die Produkte wurden vor allem gegen Schmerzen, aber auch bei Hysterie, Depressionen oder Psychosen eingesetzt.

      Zu Beginn des 20. Jahrhundert wendete sich allerdings das Blatt. Cannabis wurde als reines Genussmittel, das berauschende Wirkung hatte, also als »Droge«, deklariert. 1925 wurde Cannabis im Internationalen Opium-Abkommen von Den Haag aufgenommen und mit Opium, Morphium, Heroin und Kokain auf eine Stufe gestellt und 1930 schließlich verboten.

      Die medizinische Forschung lief jedoch weiter. Und schon ab 1940 versuchten sich Forscher wie etwa Roger Adams (1889–1971) immer wieder an der Isolierung einzelner Inhaltsstoffe des Hanfs – mit Erfolg. Den wirklichen Durchbruch in Sachen CBD-Isolierung machte dann 1963 bis 1964 die Forschergruppe rund um den israelischen Wissenschaftler Dr. Raphael Mechoulam von der Hebräischen Universität Jerusalem. Es gelang ihm, sowohl die Stereochemie von CBD und THC zu identifizieren, als auch deren chemische Struktur zu definieren.

      Damit bekam die Forschung eine Dynamik, die sich Mitte der 1980er-Jahre fortsetzte. Dr. Mechoulam und sein Team untersuchten erstmals in einer Studie die mögliche Anwendung von CBD zur Behandlung von Epilepsie. In dieser Studie verabreichten Mechoulam und sein Team tägliche Dosen von 200 bis 300 mg CBD, um eine Gruppe von acht Probanden zu untersuchen. Nach nur viermonatiger Behandlung hatte die Hälfte der Probanden keine Anfälle mehr, und die anderen zeigten eine Abnahme der Häufigkeit ihrer Anfälle.1 Dies war ein großer Durchbruch, der für das Leben von mehr als 50 Millionen Epilepsiekranken Hoffnung im Hinblick auf alternative Behandlungsmöglichkeiten brachte! Leider war die Entdeckung aufgrund der Stigmatisierung gegenüber Cannabis in dieser Zeit noch kein Durchbruch. Weniger als ein Jahrzehnt später gelang es Forschern, ein besseres Verständnis für die Cannabinoidstruktur zu bekommen. Das lag nicht zuletzt daran, dass das körpereigene Endocannabinoid-System (ECS) – ein Netzwerk von Rezeptoren, die mit Rezeptoren interagieren, die in Cannabinoiden gefunden wurden – verstanden und belegbar gemacht wurde. 1992 konnten die Wissenschaftler dann erstmals das körpereigene Cannabinoid Anandamid aus Schweinehirnen isolieren.

      Neben der wissenschaftlichen Seite ist natürlich die politische nicht wegzudenken. Bei der ganzen positiven Forschungsarbeit rund um Cannabis, THC und CBD darf nicht vergessen werden, dass Hanf immer noch ein rotes Tuch für die Gesetzgebung weltweit war. Erst mit der gesetzlichen Änderung in den 1990er-Jahren, die einen legalen Anbau von Faserhanf wieder ermöglichte, war auch in der medizinischen Forschung und Anwendung wesentlich mehr Spielraum gegeben.

      Seitdem wird weltweit wieder versucht, Cannabis-Präparate oder Cannabinoide (vor allem THC bzw. Dronabinol, Nabilon) verkehrsfähig zu machen. Dies gelang bereits in einigen Staaten mit der Zulassung von Fertigarzneien wie Sativex® (Dronabinol) oder auch Epidiolex® (CBD). Die Zukunft wird zeigen, ob die Aussage von Hasting Burroughs vor über 120 Jahren in seiner Dissertation wieder an Aktualität gewinnen kann. Er schrieb: »In therapeutischen Dosen ist der Indische Hanf ungefährlich und hätte es verdient, vermehrt angewendet zu werden.«2

       Die Botanik der Hanfpflanze

      Die Hanfpflanze (Cannabis sativa L.) gehört – wie auch der Hopfen – zur Gattung der Cannabaceae, der sogenannten Hanfgewächse. Hanfgewächse sind getrenntgeschlechtliche einjährige Pflanzen, die sich mithilfe der Übertragung ihrer Samen durch den Wind mit anderen Artgenossen kreuzen. Daher ist Hanf in weibliche und männliche Pflanzen einzuteilen. Die weiblichen Pflanzen sind kompakter als die männlichen und dichter belaubt. Die Blüten der männlichen Pflanze haben ein helles Gelbgrün. Die weiblichen Blüten hingegen sind unscheinbar grünlich und von einem Vorblatt umhüllt, sodass eine gedrängte Scheinähre heranwächst. In dieser bildet sich durch die Drüsenhaare das leicht klebrige Harz, das vor allem das suchterzeugende Tetrahydrocannabinol (Δ9-THC) enthält. Zurzeit existiert eine Vielzahl an unterschiedlichsten Cannabissorten. Die beiden populärsten, die im Zusammenhang mit Cannabis am häufigsten genannt werden, sind »Indica« und »Sativa«.

      Sie ist die wohl besterforschte Hanfpflanze. Die benötigte Feuchtigkeit für ihr ideales Wachstum finden wir hauptsächlich in äquatorialen Gebieten wie beispielsweise in Mexiko, Jamaika oder auch Thailand. Die Pflanze zeichnet sich durch ihre hellgrüne Farbe und die langen dünnen Blättern aus. Die Sativa-Art kann in der Regel zwischen drei und vier Metern hoch werden.

       Die Unterschiede

      Die beiden Pflanzensorten haben ein unterschiedliches Wirkspektrum. Sativa-Sorten enthalten in der Regel einen hohen THC- und niedrigen CBD-Gehalt, während Indica-Sorten einen höheren CBD- und niedrigeren THC-Gehalt aufweisen.

      So erklärt sich auch, dass meist bei Verwendung der Sativa-Sorten das »High«-Gefühl im Vordergrund steht und bei der Anwendung von Indica-Sorten der sogenannte »Stoned«-Effekt, also eher die entspannende Komponente, zum Tragen kommt.

      Wie der Name schon sagt, wird diese Sorte industriell verwendet. Der Nutzhanf enthält nur einen geringen THC-Anteil und wird hauptsächlich zur Gewinnung von Hanffasern angebaut. Durch gezielte Kreuzungen wurde der THC-Gehalt der Kultur-Hanfpflanzen so gesenkt, dass er sich nicht mehr für die Produktion von Rauschmitteln eignet.

      Nutzhanf darf im Anbau nur einen pharmakologisch unwirksamen THC-Gehalt von unter 0,2 Prozent aufweisen. Diese erlaubten Sorten werden im EU-Sortenkatalog »Gemeinsamer Sortenkatalog für landwirtschaftliche Pflanzenarten« angeführt und jährlich überarbeitet. Aus den robusten Fasern lassen sich Taue, Segel, aber auch Bekleidung herstellen. Auch die Hanfsamen sind von großer Bedeutung, daraus wird Hanföl mit einem optimalen Omega-3- und Omega-6-Verhältnis gewonnen. Die Hanfblüten und Hanfblätter werden unter anderem zur Herstellung von ätherischem Hanföl oder eben CBD-Öl verwendet.

       Was sagt das Gesetz?

      Der Trend zur Naturmedizin steigt stetig. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Palette an CBD-Produkten immer größer wird. Angefangen von Ölen, Samen, Tees bis hin zu rauchbarem Liquid und Kapseln findet sich so einiges am Markt. Als Konsument stellt man sich allerdings oft die Frage: Sind denn CBD-Produkte wirklich legal? CBD als nicht psychoaktive Substanz des Hanfs untersteht im DACH-Raum


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