Umgang mit Sterben und Tod im Feuerwehrdienst - eine Chance für die Seelsorge?!. Gerhard Deißenböck

Umgang mit Sterben und Tod im Feuerwehrdienst - eine Chance für die Seelsorge?! - Gerhard Deißenböck


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Bayern e. VLFV.Landesstraf- und VerordnungsgesetzLStVGLudwig-Maximilians-Universität MünchenLMUMalteser Hilfsdienst e. V.MHDÖrtliche Einrichtungen organisierter Erster HilfeErsthelfergruppenPosttraumatische BelastungsstörungPTBSPsychosoziale FachkraftPsFPsychosoziale NotfallversorgungPSNVPsychosoziale Notfallversorgung für BetroffenePSNV-BPsychosoziale Notfallversorgung für EinsatzkräftePSNV-ESiebtes SozialgesetzbuchSGB VIIStadtfeuerwehrverbandSFVStaatliche FeuerwehrschuleSFSStändige Konferenz der Kultusminister der Länderin der Bundesrepublik Deutschland – KultusministerkonferenzKMKStrafgesetzbuchStGBStressbearbeitung nach belastenden EreignissenSbEVerordnung zur Verhütung von BrändenVVBVollzugsbekanntmachung des Bayerischen FeuerwehrgesetzesVollzBekBayFwGWerksfeuerwehrWF

       Einleitung

      Die Motivation zu diesem Dissertationsprojekt beruht auf mehreren Faktoren: Feuerwehrkameradinnen und -kameraden erleben Situationen, in denen sie mit Sterben und Tod konfrontiert werden. Die daraus resultierende Belastung ist als eine erste Größe anzuführen. Hieraus ergibt sich auch der nächste Antrieb. Er besteht darin, den Kameradinnen und Kameraden Hilfe anzubieten, die belastenden Erlebnisse durchzustehen und Beistand bei der späteren Verarbeitung aus der Hand der Seelsorge zu geben. Die wissenschaftliche Betrachtung soll bei aller Emotionalität dieses Themas ein Werkzeug sein, um Begleitung zu ermöglichen und ein vernachlässigtes Thema in den Fokus der Theologie zu rücken. Auf Grundlage eines reflektierten Glaubens wird das mögliche Wirken der Seelsorge, im Kontext von Sterben und Tod im ausdrücklichen und ausführlichen Zusammenspiel mit den maßgeblichen Disziplinen, spezifiziert auf die Belange der Feuerwehr, zu einem weiteren Antrieb.

      Vor über 25 Jahren gab es noch keinen der Begriffe und Einrichtungen, die sich in diesem Werk wiederfinden werden: keine Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), keine Feuerwehrseelsorge oder Krisenintervention im Rettungsdienst (KIT). Die Zeiten haben sich geändert. Neues wurde geschaffen und wir sind in diesem Themenfeld schon sehr viel weiter als wir es im Jahr 1996 gewesen sind. Diese Entwicklung ist ein weiterer Impuls für die Motivation, diese Arbeit zu schreiben.

      Das alltägliche Geschäft der Feuerwehr ist zwar oftmals sehr hektisch, aber meist weniger dramatisch, wie Wolfgang Ising in seiner im Jahr 2016 erschienenen Sammlung von besonderen Einsätzen aus seinem Feuerwehrleben berichtet.2 Der Feuerwehrdienst ist auch wesentlich mehr als nur das Erleben von Sterben und Tod, denn „[es] gibt auch eine Vielzahl an schönen Momenten und selbst Einsätze können manchmal sehr lustig sein“3.

      2 Vgl. Ising, Wolfgang, Für immer im Kopf. Schockierende und berührende Erlebnisse eines Feuerwehrmannes - 24 Einsätze der besonderen Art, Berlin 2016, 263.

      3 Ebda.

       Forschungsobjekt

      Als Forschungsobjekt habe ich die Freiwillige Feuerwehr in Bayern ausgewählt. Diese Wahl hat mehrere Gründe. Ich selbst bin seit 1992 als Mitglied ehrenamtlich in verschiedenen freiwilligen Feuerwehren in Bayern tätig gewesen und noch tätig.

      Neben diesem persönlichen Interesse gibt es noch übergeordnete Argumente für diese Auswahl. Die Zuständigkeit für die Innere Sicherheit obliegt den Bundesländern im Rahmen des föderalen Prinzips der Bundesrepublik Deutschland. Die Feuerwehr ist somit Teil der Ländergesetzgebung. Darüber hinaus ist Bayern geprägt von einem sehr hohen ehrenamtlichen Engagement in allen Lebenssphären.

       Das bürgerschaftliche Engagement in Bayern hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. 47 Prozent der Bürger sind inzwischen ehrenamtlich tätig, wie Sozialstaatssekretär Johannes Hintersberger (CSU) am [08. Mai 2016] unter Hinweis auf den jüngst veröffentlichten Deutschen Freiwilligensurvey 20144 mitteilte. 2009 seien es noch 36 Prozent gewesen. Hintersberger sprach von einer »herausragenden Entwicklung«, die zeige, »dass das Miteinander in Bayern funktioniert und gelebt wird«5.

      Diese Tatsache spiegelt sich auch in der Stärkemeldung der Feuerwehren wider, welche einmal jährlich in der zweiten Hälfte des Folgejahres vom Bayerischen Staatsministerium des Innern für Bau und Verkehr (BayStMI) im Zuge des Jahresberichtes »Brand- und Katastrophenschutz, Technische Hilfe, Rettungsdienst. Feuerwehren in Bayern« veröffentlicht wird. Im Jahr 20156 gab es in Bayern 7.666 Freiwillige Feuerwehren (FF), 7 Berufsfeuerwehren (BF) sowie 168 Werks- (WF) und 51 Betriebsfeuerwehren (BtF)7.

      4 Der Freiwilligensurvey 2014 wurde am 14.04.2016 veröffentlicht und gleichzeitig vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in einer Kurz- und einer Langfassung 2016 herausgegeben. Er wurde 1999 zum ersten Mal durchgeführt. Er wird im fünfjährigen Abstand wiederholt.

      5 Bönisch, Julia/Plöchinger, Stefan, Fast jeder zweite Bayer hat ein Ehrenamt, Süddeutsche Zeitung (Digitales Archiv, 08.05.2016) München.

      6 Zur Zeit der Abfassung dieser Arbeit war der Jahresbericht für das Berichtsjahr 2016 vom BayStMI noch nicht veröffentlicht und aus diesem Grund werden die Zahlen aus dem Jahr 2015 aufgrund ihrer Aktualität verwendet.

      7 Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr (BayStMI), Brand- und Katastrophenschutz, Technische Hilfe, Rettungsdienst. Feuerwehren in Bayern. Jahresbericht. Berichtsjahr 2015, München 2016, 8.

       Zielsetzung und Hypothesen

      Die Zielsetzung dieses Dissertationsprojektes ist in der Beschreibung der Motivation und der damit verbundenen Ausformulierung der entsprechenden Faktoren schon angerissen worden. Im Vordergrund steht die Möglichkeit einer eigenen Feuerwehrseelsorge im konkreten Umgang mit dem Umfeld von Sterben und Tod im Feuerwehrdienst auszuloten und zu skizzieren. Es kristallisieren sich folgende Hypothesen als Basis dieser Forschungsarbeit heraus:

      • Es gilt zu untersuchen, wie sich der Umgang mit Sterben und Tod im Feuerwehrdienst ganz generell darstellt. Welche Besonderheiten sind zu beobachten und zu beachten?

      • Welche Chancen können speziell für die Seelsorge im Zusammenspiel von Psychologie, Philosophie und Theologie entstehen?

      • Ferner geht es auch um eine mögliche und vielleicht auch notwendige Emanzipation der Feuerwehrseelsorge gegenüber der Notfallseelsorge im Kanon der kategorialen Seelsorgefelder.

      • Zu guter Letzt wird ein Ausblick auf eine mögliche Implementierung der Feuerwehrseelsorge in vorhandene kirchliche und vor allem staatliche Strukturen gegeben.

      Diese Arbeit will einen Beitrag dazu leisten, dass die Gefahren im Feuerwehrdienst, insbesondere im Umgang mit Sterben und Tod, erkannt und angesprochen werden.

      Die reiche Vielfalt an Möglichkeiten seelsorglichen Handelns ist zu entdecken, wahrzunehmen und entsprechend einzusetzen. In der Hilflosigkeit gilt es ein Zeichen zu setzen, denn

       Gott erweist sich als gegenwärtig und lebendig und sei es [nur] dadurch, dass […] durch das gestammelte, das zerrissene Gebet […] der Hoffnungslosigkeit ein Bein gestellt wird.8

      8 Klessmann, Michael, Seelsorge. Begleitung, Begegnung, Lebensdeutung im Horizont christlichen Glaubens. Ein Lehrbuch, Neukirchen-Vluyn 42012, 418.

       Methodik und Aufbau

      Das Thema »Sterben und Tod im Feuerwehrdienst« und speziell die


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