Spielen. Группа авторов

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      Fuldaer Hochschulschriften

      Fuldaer Hochschulschriften

      Im Auftrag der Theologischen Fakultät Fulda

      herausgegeben von Jörg Disse

      in Zusammenarbeit mit Richard Hartmann

      und Bernd Willmes

      Rupert M. Scheule (Hrsg.)

      Spielen

      Philosophisch-theologische Annäherungen an einen menschlichen Grundvollzug

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

      in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

      Daten sind im Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar.

      © 2012 Echter Verlag GmbH, Würzburg

       www.echter-verlag.de

      Gestaltung: Hain-Team, Bad Zwischenahn (www.hain-team.de)

      Druck und Bindung: Druckerei Friedrich Pustet, Regensburg

      ISBN 978-3-429-03508-2 (print)

      ISBN 978-3-429-04646-0 (PDF)

      ISBN 978-3-429-06056-5 (ePub)

       Inhalt

       „Der will doch nur spielen!“ – Zu diesem Buch

       Rupert M. Scheule

       „Deus ludens“ – der spielende Gott Überlegungen im Ausgang von Spr 8,22–31

       Markus Lersch

       „Im Spiel verborgen ist eine Welt“ – Anmerkungen zum Schöpfungskonzept von Spr 8,22–31

       Matthias Helmer

       Spieltrieb, Imagination und Variation Spielerische Freiheit bei Schiller und Ricœur

       Anja Solbach

       Spiel, Sprache, Norm – Eine moralanthropologische Verhältnisbestimmung

       Rupert M. Scheule

       „Homo ludens“ Der vor Gott spielende Mensch in der Liturgie

       Cornelius Roth

       „Homo ludens“ Der vor Gott spielende Mensch in Liturgie und religiöser Erziehung

       Dieter Wagner

       Autorin und Autoren des Buches

       „Der will doch nur spielen!“ – Zu diesem Buch

       Rupert M. Scheule

      „Der will doch nur spielen!“ Hört der Jogger im Wald diesen Satz und ein kläffender Dackel nähert sich ihm mit hoher Geschwindigkeit, wird er den Ernst der Lage erkennen und seinen Schritt beschleunigen. Nicht auszuschließen aber, dass er – sofern es die Angst zulässt – über die Merkwürdigkeit dieser seiner Situation nachdenkt: Er flüchtet vor einem spielen wollenden Kleintier.

      Spielen ist ein Lebensvollzug von so hohem Allgemeinheitsgrad, dass wir ihn auch außerhalb unserer Gattungsgrenzen zu erkennen glauben, allerdings – zumindest im Fall des rasenden Dackels – mit der Subtextbotschaft „Da ist einer wie wir, schließlich sind wir Menschen doch spielende, und welches Wesen auch immer spielt, es wird uns damit vertrauter“. Pfeift das Frauchen den Dackel nicht zurück, dann vielleicht deshalb, weil uns die naive Freude des Spielenden meist so sehr rührt, dass wir geneigt sind, ihn gewähren zu lassen. Wer spielt, scheint immer irgendwie im Recht zu sein. Ferner ist mit der Spielansage eine Art Entwarnung verbunden. So schlimm wird es schon nicht kommen, wenn einer „nur spielen“ will. Aber selbst wenn der Jogger glaubt, ein Dackel könne tatsächlich nur spielen wollen und genau das sei hier und jetzt der Fall, wird er sich doch das Recht herausnehmen, jetzt nicht spielen, sondern eben joggen zu wollen. Spiel und Nötigung vertragen sich schlecht. Schließlich wird der Jogger aber auch zu erwägen haben, dass das Spiel sehr bald ernst werden oder ernste Konsequenzen haben könnte: ein Biss in die Wade, ein Tritt nach dem Dackel, die sich anschließende Auseinandersetzung mit seinem Frauchen …

      Das Spiel gibt uns auf vielfache Weise zu denken: Welche Wesen sind überhaupt vorstellbar als „spielende“? Wie viel Realität steckt im Spiel und von welcher Art ist sie? Woher kommt die Freude beim Spiel? Was haben Spielregeln und Moral gemein? Wie verhalten sich Spiel und Freiheit, Spiel und Lernen, Spiel und Sprache, Spiel und Gottesdienst zueinander? Um diese Fragen und noch ein paar mehr wird es in dem vorliegenden Buch gehen. Es basiert größtenteils auf Referaten, die im Sommer 2011 im Rahmen des Kontaktstudiums an der Theologischen Fakultät Fulda gehalten wurden. Alle Beiträge wurden für die Publikation aber überarbeitet und untereinander vernetzt, so dass das Buch nunmehr insgesamt einen Diskursbeitrag zur Spiele-Thematik aus philosophisch-theologischer Sicht darstellt.

      Den Anfang macht Markus Lersch. Ausgehend von einer „Positivphänomenologie des Spielens“, die dem Leser ein nützliches Begriffsinventar zum Phänomen „Spiel“ an die Hand gibt, fragt er, ob Spielen nicht als Wesensausdruck Gottes betrachtet werden kann. Er findet in Spr 8,22–31 eine theologisch vielbeachtete, aber noch immer ergiebige biblische Belegstelle, von der aus er die Trinität als theatralisch-spielerische Bezogenheit der drei göttlichen Personen aufeinander beschreibt. Auch im Schöpfungshandeln Gottes erkennt Lersch spielerisch-verschwenderische Züge, um schließlich auch das Erlösungsgeschehen „theodramatisch“ mit dem Spielbegriff in Verbindung zu bringen.

      Ist Spr 8,22–31 für Lersch der Ausgangspunkt für eine Art Gotteslehre des Spiels, so sieht Matthias Helmer seine Aufgabe in einer gründlichen philologischen Analyse der Schriftstelle. Er bescheinigt dieser Passage jüdischer Weisheitsliteratur eine eigentümliche Schöpfungstheologie, in der der Weisheit die Funktion zukommt, sich über Gottes Schöpfungstaten aktiv zu freuen wie im Spiel.

      Auch wenn es keine direkten inhaltlichen Abhängigkeiten zwischen den Werken Friedrich Schillers und Paul Ricœurs geben mag, so weist Anja Solbach im dritten Beitrag dieses Buches doch hin auf einen erstaunlichen Gleichklang des Interesses beider Denker am Zusammenhang von Poesie und Moral. Sieht Schiller uns im Spiel befreit von den Nötigungen, die uns unsere Sinnlichkeit heteronom und unsere Vernunft autonom auferlegen, so ist es bei Ricœur die Metapher, die Suspendierung des wörtlichen Sinns, die uns ähnliche Freiheitserlebnisse ermöglicht.

      Rupert M. Scheule fragt nach dem Verhältnis von Spiel und Normativität. Er rezipiert einige aktuelle Studien zum Spielverhalten von Menschenkindern und Schimpansen, die am Leipziger Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie durchgeführt wurden und ihrerseits von den sozialphilosophischen Arbeiten John Searles inspiriert sind. Scheule zeigt, dass ausweislich dieser Forschungen die Moral dem Menschen nicht oktroyiert werden muss, sondern in frühesten Kindertagen spielerisch zu ihm kommt. Spiele bleiben aber notwendigerweise auf die Reichweite einer Spielvereinbarung beschränkt. Wenn nicht auch


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