Familienstellen mit Symbolen. Optimale systemische Lösungen auf dem Papier entwickeln. Roswitha Stark
zu überdecken. Die Essenz des Traumes war die Botschaft: Zeige dich so, wie du bist! Nach zwei Tagen war mein ph-Wert im Normalbereich, und die Hauterscheinungen klangen ab, bis sie nach wenigen Tagen komplett verschwunden waren.
Um die Lösung eines »Problems« zu finden, müssen wir nicht immer genau wissen, wo es herkommt – das ist aus meiner Sicht zu eindimensional in der alten Weise von Ursache und Wirkung gedacht, denn was tun wir, wenn wir wissen, wo es herkommt (oder von wem?). Haben wir dann den »Schuldigen« gefunden und bestrafen ihn? Zum Beispiel durch Maßregelung, Kündigung oder zumindest durch das Einreden eines schlechten Gewissens? Wenn das zugrunde liegende gemeinsame Thema nicht gesehen wird, kann es auch keine grundlegende Änderung im Gesamtsystem geben. Alle Beteiligten tragen ihre energetischen Schwingungen in die »Familie« mit hinein, auch diejenigen, die schon verstorben sind und die man vielleicht aus irgendeinem Grund gern vergessen möchte. Überhaupt müssen wir nichts mehr ganz genau wissen. Dieses Bedürfnis entspringt dem Verstand, der nichts so ungern leiden mag, wie die Kontrolle abgeben zu müssen. Wenn ich nicht mehr wissen muss, wo etwas herkommt, dann kann ich mich im ersten Schritt mit dem beschäftigen, was nun einmal JETZT ist. Erst wenn ich die Ist-Situation annehme und möglichst nicht mit gut oder schlecht, »will ich« oder »will ich nicht«, ja oder nein bewerte, habe ich die Sinnhaftigkeit der aktuellen Situation angenommen. Und schon daraus kann ein Schritt hin zur Veränderung zum Wohle aller Beteiligten entstehen.
Zeige dich so, wie du bist – alles darf sein!
Meine Hauterkrankung konnte sich also so lange nicht in Richtung Heilung bewegen, wie ich versuchte, sie mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln wegzubekommen. Sobald die Symptome aufgetaucht waren, hatte ich mich bemüht, die Schuldigen zu finden: die schlechte Ernährung, zu wenig Bewegung, zu viel Stress, unterdrückte Emotionen, was auch immer … Mein inneres Milieu blieb sauer – wie auch meine Stimmung ob der nutzlosen Versuche, beschwerdefrei zu werden. Dabei ist aus Sicht des Gesamtgefüges, dessen Bestandteile ich in der Regel ja gar nicht vollständig sehen kann, die Situation, in der ich mich »wiederfinde«, genau die richtige für mich. Das Feld der Symptome, Beschwerden oder unliebsamen Situationen und Ereignisse gibt mir die Chance und die Zeit, mich wiederzufinden in dem, was ich wirklich als Ganzheit bin.
Das gilt natürlich auch für alle anderen an diesem Prozess beteiligten Personen, zum Beispiel in einer Firma. Wenn ich einen Mitarbeiter aus egoistischen Gründen loshaben möchte, um zum Beispiel dessen Posten zu bekommen, dann bleibt dieser Egoismus im gemeinsamen Feld bestehen und wird sich mir früher oder später innerhalb dieses Feldes auch präsentieren, zum Beispiel, indem ich in eine ähnliche Situation gerate, wo ich mich aber diesmal in der Rolle des Gekündigten wiederfinde.
Wenn Sie sich also gerade in einer unschönen Situation befinden, unzufrieden mit Ihrer Arbeit sind, unter Ihrem Chef oder Partner leiden, nicht mehr wissen, wie Sie Ihren Kindern in der Schule helfen können, wie Sie die Schmerzen loswerden oder wo Sie das Geld für die nächste Miete herbekommen … dann unternehmen Sie die richtigen Schritte, aber erst, nachdem Sie diese Situation und damit das Jetzt zu 100 Prozent als passend angenommen haben! Denn Sie selbst haben Ihre momentane Lage als äußerst machtvolles Seelenwesen selbst erzeugt, um daraus etwas lernen zu können. So habe ich in meinem Heiltraum genau diese Lektion gelernt: »Zeige dich so, wie du bist« bedeutete nichts anderes als »Nimm das als sinnvoll an, was jetzt ist, und verstecke es nicht vor dir oder anderen«.
Erst wenn Sie dazu Ja sagen, können die nächsten Schritte zur Lösung erfolgen – aber gemeinsam mit allen anderen. Wer diese am Gesamtsystem Beteiligten sind, können wir nicht unbedingt so klar sehen, wie bei den Mitarbeitern einer Abteilung. Im System Körper kennen wir auch nicht jede Zelle persönlich – oder genau genommen nicht einmal einen einzigen dieser wunderbaren Mitarbeiter –, und dennoch findet Heilung statt.
Dass Heilung geschieht, so, wie es schon millionenfach ohne unser bewusstes Zutun geschehen ist, darauf können wir vertrauen, auch wenn wir nicht hineinschauen können. Wir müssen uns nicht darum kümmern, welche Zellen sterben, verschwinden, erneuert werden, reaktiviert werden oder eine Auszeit nehmen. Das tut das intelligente Gesamtsystem selbst.
Durch das bedingungslose Annehmen dessen, was jetzt ist, geben wir schon einen Startimpuls in Richtung Heilung bzw. harmonische Ordnung in das Gesamtsystem hinein. Wir delegieren sozusagen die Ausführung an die besten Mitarbeiter, lassen aber vollständig davon ab, jeden hinterher kontrollieren zu müssen. Das ist Vertrauen.
GRUNDLEGENDE WIRKPRINZIPIEN DER SYSTEMISCHEN ARBEIT
Es ist sinnvoll, bei Familien- bzw. systemischen Aufstellungen bestimmte Prinzipien und einige Grundannahmen zu berücksichtigen, die aus den von Bert Hellinger beobachteten Grundprinzipien weiter entwickelt wurden.
Anerkennen, was jetzt ist
Allen voran muss das Gegebene anerkannt werden, denn es ist nun mal jetzt da und möchte nicht wieder abgedrängt werden. Die Einhaltung dieses Prinzips erweist sich als besonders wichtig, da sich alle Grundannahmen von ihm ableiten lassen und eine Nichteinhaltung sich ebenfalls auf diese auswirken würde. Wenn wir etwas nicht sehen wollen, was nun mal in Erscheinung getreten ist, weil wir uns dafür schämen, schuldig fühlen oder es unser Ego bedroht, kostet es viel Kraft, dies wieder unter die Oberfläche zu drücken, und es würde später doch wieder auftauchen. Die dafür aufgewendete Kraft fehlt uns dann an anderer Stelle, zum Beispiel dafür, unseren erfolgreichen Weg in Freiheit und Leichtigkeit ohne unbewussten Ballast weitergehen zu können.
Das Prinzip der Zugehörigkeit
Hier wird die Frage nach den Mitgliedern des jeweiligen Systems geklärt. Das dazugehörige »Prinzip des Nichtausschlusses« besagt, dass alle Mitglieder dieser »Familie« (es kann auch eine Firmenfamilie, Erfolgsfamilie oder Geldfamilie sein) das Recht haben, nicht von »ihrem« System ausgeschlossen zu werden. In der Familienstellungspraxis wird üblicherweise der Leiter bzw. Therapeut versuchen, ausgeschlossene oder tabuisierte Mitglieder zu finden und diese in die Aufstellung aufzunehmen. Das können direkte oder weiter entfernte Ahnen sein, verstorbene oder verleugnete uneheliche Kinder, zu Unrecht Entlassene einer Firma, hintergangene Eheoder Geschäftspartner oder sogar ausgegrenzte Gefühle wie Schuld, Egoismus oder Scham. Die verwandtschaftlichen Beziehungen einer Familie, die durch die Geburt entstehen, bleiben immer erhalten, sodass alle Mitglieder an den Prozessen innerhalb des Systems beteiligt sind. Auf der Unternehmensebene können zum Beispiel Mitarbeiter auf die nicht gerechtfertigte Kündigung eines Kollegen mit Dissonanzen in der Abteilung reagieren, da ein Teil ihres Systems »entfernt« und durch die Kündigung verstoßen wurde. Warum das Betriebsklima seitdem so schlecht ist, kann nicht rational begründet werden, ist jedoch aus systemischer Sicht fast logisch. Dies gilt nicht unbedingt bei berechtigten Kündigungen oder echtem gegenseitigem Einvernehmen.
Das Prinzip der Gleichwertigkeit
Dieses Prinzip geht auf die Daseinsberechtigung aller Systemmitglieder ein. Nur wenn alle beteiligten Personen oder Bestandteile eines Projektes als gleichwertig betrachtet werden, kann eine optimale Lösung gefunden werden. Dieses Prinzip sichert eigentlich die Existenz des ganzen Systems, da ohne die Berücksichtigung aller wesentlichen Bestandteile kein 100-prozentiger Erfolg möglich sein wird. Irgendein Störfaktor würde am Rande des Systems wirksam bleiben und sich dementsprechend irgendwann wieder in meist unangenehmer Weise melden, um als Teil des Systems gewürdigt zu werden.
Das Prinzip der zeitlichen Reihenfolge
Obwohl die Zugehörigkeit aller Systemmitglieder als gleichwertig betrachtet wird, sollte jedoch die zeitliche Reihenfolge ihres Eintritts in das System berücksichtigt werden. Innerhalb einer Familie hat zum Beispiel das ältere Mitglied Vorrang vor dem jüngeren, der Vater vor dem Sohn. Ein Beispiel für dieses Prinzip wäre beispielsweise das Wachstum des Systems Familie durch die Geburt eines Kindes. Der Respekt vor der Leistung der früheren Mitglieder verhindert, dass diese sich vom neuen Mitglied eingeengt oder verdrängt fühlen. Als Aufsteller müssen Sie zunächst feststellen, welche Personen dem System angehören und dann, welches Mitglied Vorrang vor einem anderen hat. Wenn ich zum Beispiel eine Familienaufstellung auf dem Papier skizziere, frage ich, wie viele Familienmitglieder die aktuelle Familie hat: Vater, Mutter und alle Kinder. Der Vater wird rechts (männliche Seite) auf