Wie betest du?. Группа авторов

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bewusst, mehr Seinen Willen zuzulassen und anzunehmen und damit alles am Ende in seine Hände zu legen. Ich bete immer wieder um Kraft und Zuversicht, um Geduld.

      Das Danken ist ein weiterer Aspekt in meinem Beten. Dank für das Wirken Gottes z.B. bei Exerzitanten, wenn sie nach einer trostlosen Zeit Hoffnung und Licht oder die Nähe Gottes als Geschenk erfahren. Dank, wenn ich erlebe, wie Er manches in täglichen Situationen bei mir zum Guten führt oder wenn sich etwas kurzfristig geklärt hat. Es sind meist kurze Stoßgebete im Laufe des Tages.

      Zu meinem weiteren Gebetsschatz gehört inzwischen ein Lieblingsgebet des Jesuiten Pierre Olivaint SJ (1816–1872). Es begleitet mich bei vielen Gelegenheiten. Es ist für mich die Bitte und die Sehnsucht, Jesus immer ähnlicher zu werden, seine Gesinnung und sein Wesen zu verinnerlichen, mit seiner Art und Weise vertrauter zu werden:

      Wachse, Jesus, wachse in mir, in meinem Geist, in meinem Herzen, in meiner Vorstellung, in meinen Sinnen.

      Wachse in mir in deiner Milde, in deiner Reinheit, in deiner Demut, deinem Eifer, deiner Liebe.

      Wachse in mir mit deiner Gnade, deinem Licht und deinem Frieden.

      Wachse in mir zur Verherrlichung deines Vaters, zur größeren Ehre Gottes.

       Ludwig Dehez SJ, Nürnberg, geb. 1948

       Gebet als Antwort

      Mein Beten ist geprägt von den jeweiligen inneren und äußeren Umständen, in denen ich mich gerade befinde. Ich versuche, mein ganzes Leben, alles, was mich beschäftigt, was mich freut, woran ich leide, vor Gott zu bringen und es von Gottes Liebe durchdringen zu lassen.

      Beten ist für mich ein Weg, den ich jeden Tag neu beginnen muss und beginnen darf. Ich habe das Gebet sozusagen nicht »in der Tasche«, weil ich Gott nicht »in der Tasche habe«. Meistens bete ich so: Ich versuche, ruhig zu werden und mich zu sammeln. Ich erinnere mich daran, dass der unbegreifliche und in allem mächtige Gott jetzt und hier gegenwärtig ist, dass er in mir ist, um mich herum, und dass ich in seiner Liebe geborgen bin, geschehe, was immer geschehen mag. Ich verweile in dieser eigentlichen Glaubenshaltung und drücke dann in ungezwungener Weise gegenüber Gott mein Vertrauen, meinen Dank, meine Freude oder meine Nöte aus.

      Wenn diese Weise des Betens schwierig ist, lese ich eine Stelle aus der Heiligen Schrift oder meditiere ein Glaubensgeheimnis und beziehe es auf meine Situation. Besonders hilfreich ist es für mich, wenn ich mir die Allmacht und unendliche, alles Begreifen übersteigende Vollkommenheit Gottes vergegenwärtige und das Wunder, dass ich armer Sünder von diesem Gott bedingungslos geliebt bin. Häufig bestimmen drei Fragen mein Beten: 1. Wer ist Gott? 2. Wie verhält sich dieser Gott mir gegenüber? 3. Was bedeutet das für mein Leben?

      Beten ist für mich Antworten auf Gottes Wort, das er in Jesus ein für alle Mal gesprochen hat. Ich muss nicht den Dialog mit Gott eröffnen, sondern kann mich freuen, von Gott angesprochen zu sein. Gott hat immer das erste und auch das letzte Wort. Dabei vertraue ich darauf, dass Gott in meinem Beten die Stimme seines eigenen Sohnes hört. Beten hat für mich eine trinitarische, christologische und pneumatologische Struktur: Ich habe Gemeinschaft mit Jesus Christus und deshalb auch Anteil an seinem Verhältnis zum Vater. Der Vater liebt mich so wie seinen eigenen Sohn, er identifiziert mich sozusagen mit Jesus, er erfüllt mich mit Heiligem Geist. Mein Gebet ist einbezogen in das Gebet Jesu zum Vater. Nur deshalb erreicht es den ewigen Gott. Daraus erwächst für mich eine gewisse Unabhängigkeit von momentanen emotionalen Zuständen beim Beten. Und die Höchstform des Gebetes ist für mich die gemeinsame Feier der Eucharistie.

      Warum bete ich? Ich bete, damit mein Glaube am Leben bleibt. Beten ist ja der Grundvollzug des Glaubens. Und aus dem Gebet fließen Hoffnung und Liebe. Das Gebet hilft mir, mich und meine Sorgen zu relativieren, die Dinge in der angemessenen Perspektive zu betrachten. Beten ist für mich eine Überwindung von Angst. Es führt mich in die Weite Gottes, es entgrenzt meine kleine, egoistische Welt und macht mich frei, mich auf die wirkliche Welt und auf die Forderungen des Tages einzulassen. Das Gebet hilft mir, alles im Licht der Liebe Gottes zu verstehen. Und weil mein eigenes Gebet immer unvollkommen und fragmentarisch bleibt, ist es für mich sehr tröstlich zu wissen, dass Gott immer da ist, ob ich nun ausdrücklich bete oder nicht.

       Robert Deinhammer SJ, London, geb. 1977

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