Der grüne Pfad hat nie ein Ende. Gerhard Böttger

Der grüne Pfad hat nie ein Ende - Gerhard Böttger


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musste liegen, keine Abflucht mehr, selbst die schmale Schneise hatte er nicht mehr verlassen.

      Natürlich zog die Hündin am Riemen, als wir zum Anschuss hin schritten. Der blonde Bauch des Verendeten leuchtete uns bald entgegen. Bökshagen wartete mit einem besonderen Geschenk für mich auf. Etliche Abnorme, auch ein echter Einstangenbock, hingen an meiner Wand, aber dieser hier war ein ganz Besonderer! Auf starken Rosenstöcken rechts ein in den Spitzen leicht angegabelter Buchstabe „V“, links die massig breite Sechserstange, die dem Bock den Namen gegeben hatte.

      An diesem Wild der Heimat kostete ich lange den Jubel des reifen, aber noch nicht alten Jägers, die archaische Beutelust und die Freude des Schützen über die treffsicher versandte und blitzartig tötende Kugel aus.

      Immer noch kühlschattig wölbten sich über uns die Kronen des Buchenaltholzes, schauten auf ihre Nachkommen im Stangenholzalter herab und übernahmen unbedenklich die Wacht für den in ihrer Obhut zum Ausschweißen aufgehängten Rehbock.

      Der Heimweg war freudig; allzu viele Stunden der vollkommenen Abkehr von Sorgen, Leid und Last bietet das Leben nicht, und man soll sie genießen und auskosten.

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      Der Schaufelige oben in der Mitte zwischen anderen Abnormen.

       Auf drei Läufen

      Länger gemunkelt hatte man schon darüber, auch die eine oder andere eher kurze Notiz in der jagdlichen Presse gelesen. Dann ging es aber plötzlich im Hauruck-Verfahren weiter, und nur wenige Tage vor ihrem Inkrafttreten (eher ungewöhnlich) am 1. Oktober 2014 hat das Landwirtschaftsministerium in Niedersachsen mit einem „grünen Minister“ an der Spitze geänderte Jagd- und Schonzeiten herausgegeben. Bei Rehböcken, und nur auf diese will ich eingehen, wurde die Jagdzeit bis zum 31. Januar verlängert.

      Empörend! Welcher Jagdpächter hatte denn bisher am 15. Oktober seinen Bockabschuss nicht erfüllt?! Welcher echte Jäger empfindet Freude daran, einen abgeworfenen oder im Bastaufbau befindlichen Bock zu schießen? Welcher echte Jäger gönnt nicht dem Bock, verfolgt seit dem 1. Mai, neuerdings seit dem 16. April und in manchen Bundesländern schon seit dem 1. April, die Schonung und Ruhezeit?

      „Die Förster wollen und brauchen beim Rehwild jetzt nicht mehr anzusprechen“, sagen die einen. In der „Verordnung zur Änderung der Verordnung zur Durchführung des Niedersächsischen Jagdgesetzes“ liest sich das natürlich eleganter. Es soll eine Intensivierung der Bejagung insbesondere für die dickungsreichen Waldkomplexe geschaffen werden.

      Das Rehwild wird auch in seinem angestammten Lebensraum nur noch als Schadfaktor gesehen. Jeder mitdenkende Jäger sieht ein, dass in einer forstlichen Aufbauphase der Rehwildbestand durch Schwerpunktbejagung kurzgehalten werden muss, und das war bisher bei den Rehböcken in fünfeinhalb Monaten auch möglich.

      Vorbei die Zeiten, als ein Förster neben dem Holz auch noch ein Auge auf seinen gerecht zu bejagenden Wildbestand hielt? Jetzt weiche ich ein bisschen von meiner bisherigen Pirschrichtung ab, denn ich sage: Ich glaube es nicht, man soll nicht alle über einen Kamm scheren, und die Verordnung, die so heftige Diskussionen ausgelöst hat, kommt von „ziemlich weit oben“. Huberto sei Dank, dass ich eine ganze Reihe von Förstern kenne, denen „Wald und Wild“ noch am Herzen liegt – im Übrigen ist das ein ganz klarer gesetzlicher Auftrag nach dem Bundesjagdgesetz!

      Wie dem auch sei, ich ging Mitte November nicht ins Revier, um noch einen Bock zu schießen, sondern um verschiedene Bereiche auf Sauen abzufährten und um mich auf weibliches Rehwild anzusetzen.

      Von der beuteträchtigen, aber höchst altersschwachen Kanzel „Krematorium“ hatte ich im letzten diffusen Licht drei Stück Rehwild austreten sehen und diese als Ricke mit zwei Kitzen angesprochen. Dabei schien es mir, als wenn eines der Letzteren irgendwie unnormal dem führenden Stück nachzog.

      Zwei Tage später saß ich an gleicher Stelle und beschäftigte mich in Gedanken mit den frischen Saufährten und dem zu beschickenden Luderplatz, denn an dieser Örtlichkeit hatte ich auch das Gros meiner Winterfüchse mit wunderbarem Balg geschossen.

      Diesmal war das Licht noch gut, als an anderer Stelle drei Stück Rehwild aus dem Bestand auf das magere Grün hinauswechselten. Aha, dachte ich, die bewussten drei! Doch was war das? Das zuletzt folgende Stück schonte nicht nur, es „hüpfte“ auf drei Läufen!

      Das war auch kein Kitz, ich hatte mich in der Dunkelheit geirrt, bei den noch guten Ansprechbedingungen erkannte ich jetzt einen schwachen Jährlingsbock. Es war noch weit, sehr weit, aber im Glas sah ich deutlich, dass ein Lauf baumelte, wenn der Bock, der ansonsten wie die beiden anderen Stücke vertraut äste, einige Längen „weiterhoppelte“. Jetzt war ich natürlich elektrisiert, dieses schwache und kranke Stück musste unverzüglich erlegt werden.

      Als das matte Licht des Novembertages bedrohlich im Abnehmen begriffen war und ich die Hoffnung verlor, dass sie näher heranwechseln würden, ging ich in Anschlag, was ich bei einem gesunden Stück auf diese Entfernung wahrscheinlich nicht gemacht hätte.

      Mir kam mein diesjähriger Jagdausflug in die Karawanken in den Sinn. Im August hatte ich eine Gams auf 180 Meter erlegt, das machte mir frischen Mut, außerdem hatte ich hier eine gute Auflage und stabilisierte zusätzlich den rechten Ellenbogen auf dem hochgezogenen und abgestützten Knie.

      Zwei, drei Minuten musste ich noch warten, bis der Kranke sich breit präsentierte.

      Der Schuss brach, der Bock fiel, Ricke und Kitz spritzten auseinander, verhofften und äugten ratlos zu dem liegenden, aus ihrer Mitte gerissenen Stück hinüber. Die Dublette versagte ich mir, blieb noch mit dem Absehen auf dem kleinen hellen Fleck auf dem braungrünen Untergrund des Saatschlages. Zögernd verschwand zuerst das Kitz und dann, immer wieder zurückäugend, die Ricke in der Saumzone des Bestandes.

      Zehn Minuten später brach ich im letzten Licht den schwachen Jährling mit dem niedrigen, dünnen Gablergehörn auf – was gibt es Besseres für den Luderplatz als einen Rehwild-Aufbruch, den natürlich auch die Sauen höchst gerne annehmen.

      Der Jährling hatte keine frische Verletzung. Der rechte Vorderlauf hing über dem Fußwurzelsprunggelenk nur noch an der Decke, die Schalen waren ausgewachsen.

      Warum es mir einfiel, weiß ich nicht: Meine im Sekundenbruchteil tötende Kugel war sicher humaner als der reißende Fang des Deutschland mit ungeahnter Vitalität erobernden Wolfes. Eigentlich hat der Abschuss dieses Bockes gar nichts mit der verlängerten Jagdzeit zu tun, denn eindeutig krankem Wild gebührt die Kugel auch in der Schonzeit.

      Trotzdem war die Gedankenverbindung da, irgendwie ist doch die Jagdzeit auf den Bock im Innern des Jägers verfestigt, zum Beispiel hatte ich – im krassen Gegensatz zu Mai, Juni, Juli und August – auch gar keine Lust, das Gehörn abzukochen und zu präparieren, tat es natürlich aber doch. Sonst um diese Zeit waren es meistens Damhirsch-Schädel, an denen ich herumschabte, und Schaufelgeweihe, die ich immer wieder begutachtete; auch um eine Ente zu rupfen und den Hasen für die Bratröhre fertig zu machen, war ich mir nicht zu schade.

      Aber im November, Dezember oder Januar mit Absicht einen gesunden, abgeworfenen, schiebenden, Ruhe benötigenden Bock schießen? Ein klares Nein.

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       Ob schwarz oder rot – die Jagdzeit auf Rehböcke bis zum 15. Oktober ist lang genug!

       Ein besonderer Elbmarschbock

      Der große Strom fasziniert immer; bringt die Elbe nicht ein Stück historische und gleichzeitig höchst lebendige Geschichte mit sich, leiten ihre flutenden Wellen unsere Gedanken und Sehnsüchte nicht in die Ferne, spüren wir nicht gleichzeitig die Erdverbundenheit an ihren Ufern? Zudem ist das Eintauchen in die Naturlebensräume an ihren Gestaden immer ein besonderes Geschenk für


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