Chatten. Ein schreckliches Geheimnis. Marian Hoefnagel
dann nehme ich meine Smartwatch.
Und dann spiele ich.
Oder ich chatte mit meinen Freunden
in anderen Ländern.
Und das ist ganz einfach,
denn in der Schweiz sprechen sie auch Deutsch.
Manches drücken sie ein bisschen anders aus
als wir, aber wir verstehen einander.“
Paul stottert nicht ein einziges Mal.
Er bekommt eine Eins für sein Referat.
Ein Digiclub
Nach dem Vortrag kommen alle zu Paul.
Sie wollen wissen, wie teuer seine Smartwatch war.
Sie wollen wissen, ob es viel kostet, wenn man
mit Leuten am anderen Ende der Welt chattet.
Paul erzählt und erzählt.
Dass es verschiedene Verträge gibt.
Und dass man selbst entscheiden muss,
was man mit seiner Smartwatch alles machen will.
„Ich habe das mit meinem Vater besprochen“,
erzählt Paul. „Und er hat mir
einen ziemlich teuren Vertrag bezahlt.
Mein Vater ist nämlich ein echter Technik-Freak.
Wenn ich das mit meiner Mutter besprochen hätte,
hätte ich den Vertrag nie gekriegt.
Und von meinem Taschengeld könnte ich
das auch nicht bezahlen.“
„Dein Vater ist wirklich toll“, findet Ramona.
„Schon, aber ich darf zu Hause auch nur
eine halbe Stunde pro Tag ins Internet“, sagt Paul.
„Meine Mutter findet, das ist sonst zu viel.
Sie findet, dass ich auch mal was anderes machen
soll als immer digital unterwegs zu sein.
Sie hat keine Ahnung, wie viele Leute
bei Facebook und Instagram aktiv sind.
Darum bin ich auch so froh,
meine Smartwatch zu haben.
Denn damit kann ich auch unterwegs ins Internet.
Und ich habe trotzdem die Hände frei.“
„Vielleicht können wir ja hier in der Schule
was machen“, sagt Dunja plötzlich.
Alle sehen sie überrascht an. Was denn?
„Na, eine Art Internetclub“, sagt Dunja.
„Wir können Herrn Gerdes fragen.
Vielleicht hilft er uns.
Wir haben schließlich auch
einen Volleyballclub an der Schule.
Und einen Schachclub.
Warum also keinen Internetclub?
Dann können Schüler, die zu Hause keinen
Computer haben, auch Facebook und Instagram
nutzen. Genau wie ich.
Und das nennen wir dann den Digiclub.
Das klingt doch gut.“
Ja, vielleicht ist das eine gute Idee.
Diese Dunja, denkt Paul wieder.
Erlaubt
Herr Gerdes ist sofort begeistert.
„Aber ihr müsst erst den Rektor fragen“, sagt er.
„Kommst du mit, Paul?“, fragt Dunja.
„Dann fragen wir zusammen.“
Paul zögert.
Er will gerne was zusammen mit Dunja machen.
Aber zum Rektor gehen … das ist nicht so sein Ding.
„I-i-ich w-w-weiß n-n-nicht“, stottert er.
„Ich rede“, sagt Dunja. „Du musst nur mitkommen.“
Paul nickt erleichtert.
Dem Rektor gefällt die Idee.
Sie dürfen zweimal pro Woche
nach der Schule für eine Stunde ins Internet.
„Aber“, sagt der Rektor, „ihr müsst dabei
auch was lernen. Also nicht nur chatten.“
„Was sollen wir denn sonst noch machen?“,
fragt Dunja.
„Frag doch Paul“, antwortet der Rektor lachend.
„Der weiß so viel über Computer und Internet.
Er entwirft ganze Städte am Computer.
Das hat Herr Gerdes erzählt.“
Paul kriegt direkt wieder einen roten Kopf.
Aber er ist auch stolz.
„Nächste Woche fangen wir an“,
sagt Dunja zu Herrn Gerdes.
„Gut“, sagt er. „Mach eine Liste mit Namen.
Und die gibst du mir dann.
Dann weiß ich, wer teilnimmt.“
„Super“, sagt Dunja.
Mit einem Blatt Papier und einem Stift
geht sie in der Pause zu allen Schülern
aus ihrer Klasse.
Und eine halbe Stunde später
hat Herr Gerdes eine Übersicht über die Teilnehmer.
Lehrer Paul
Paul erzählt, wie man chatten kann.
Denn das wollen alle am liebsten. Chatten.
„Instagram und Facebook sind total beliebt“,
erklärt Paul.
„Man muss erst Mitglied werden, aber das ist gratis.
Und dann kann man Freunde hinzufügen.
Manche Leute chatten mit sehr vielen Freunden,
auf der ganzen Welt.
Sie schicken sich Fotos und erzählen sich alles.
Man kann auch über MSN chatten.
Das machen auch viele.“
„Wie kann das denn gratis sein?“, fragt Ramona.
„Dann verdient doch keiner was daran?“
Paul lacht.
„Das glaubt man vielleicht“, sagt er.
„Aber die Leute, die Facebook und Instagram
gemacht haben, sind echt richtig reich geworden.
Sie verdienen Geld mit Werbung.
Guck mal, wenn du am Chatten bist.
Da ist überall Werbung.
Dafür wird viel Geld bezahlt,
weil viele Leute die Werbung sehen.“