Cashbook. Wolfgang Deutschmann

Cashbook - Wolfgang Deutschmann


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      Wolfgang Deutschmann:

      Cashbook

      Alle Rechte Vorbehalten

      © 2021 edition a, Wien

      www.edition-a.at

      ISBN gedruckte Ausgabe 978-3-99001-485-1

      ISBN E-Book 978-3-99001-486-8

      E-Book-Herstellung und Auslieferung:

      Brockhaus Commission, Kornwestheim

      www.brocom.de

      »Das größte Risiko ist es, keine Risiken einzugehen …

      In einer Welt, die sich so schnell verändert,

      ist kein Risiko einzugehen die sicherste Strategie,

      um zu versagen.«

      Mark Zuckerberg (CEO Facebook)

      Inhalt

       DIGITAL BERGSTEIGEN

       DIE DEMOKRATISIERUNG DER WIRTSCHAFT

       REALITY-CHECK: DIE ARGUMENTE DER SOCIAL-MEDIA-LEUGNER

       DIE GEWINNER UND DIE VERLIERER DER ZUKUNFT

       DIE SOZIALEN MEDIEN IM TEST

       WIE VIELE SOCIAL-MEDIA-ACCOUNTS SIND GENUG?

       DIE ZIELGRUPPE MUSS VOR DEM PRODUKT DA SEIN

       DIE ÜBERSCHÄTZTEN HYPES

       FOTOS, VIDEOS ODER STORIES?

       ES IST EIN JOB

       ORGANISCHE REICHWEITE

       DU MUSST DIE WELT NICHT IMMER NEU ERFINDEN – WIE DIGITALE KREATIVITÄT FUNKTIONIERT

       PERFORMANCE-MARKETING UND BEZAHLTE REICHWEITE

       DIE GESCHÄFTSMODELLE

       DIE ALLERERSTEN SCHRITTE

      DIGITAL BERGSTEIGEN

      Die kurze Geschichte einer kleinen florierenden Firma, der es gelang, in den sozialen Medien Reichweite zu erzielen und damit Geld zu verdienen.

      Eine Almhütte in den Allgäuer Alpen, Abenddämmerung in den Dolomiten, Gipfel-Euphorie auf der Zugspitze: Zwei Brüder, beide leidenschaftliche Bergsteiger, posteten auf Facebook Fotos ihrer Abenteuer oberhalb der Baumgrenze. Ein Geschäftsmodell hatten sie nicht. Dahinter stand bloß ihr Bedürfnis, ihre Leidenschaft für die Berge mit anderen zu teilen. Insbesondere mit jenen Menschen, denen sie sonst nur auf Wandersteigen, Almwiesen und bei den Hüttenwirten begegneten. Sie nannten ihren Account »BËRGSTEIGER«.

      Mit dem Hashtag #steigauf verbreiteten sich ihre emotionalen Bilder aus wildromantischen Höhen, kombiniert mit Sprüchen wie »Am Ende der Ausreden beginnt das Leben« oder »Wenn alle Wege verstellt sind, bleibt nur der Weg nach oben« bald auch auf Instagram. Der Funke sprang über. Wie von selbst entwickelte sich eine Community, die mit ihren Posts den BËRGSTEIGER-Spirit feierte.

      Einer der BËRGSTEIGER-Brüder arbeitete bei mir, weshalb ich die Entwicklung des Projektes aus nächster Nähe verfolgen konnte. Wir, die beiden Gründer und ich, begriffen bald, dass die Community größer war als gedacht und dass sie stark reagierte. Innerhalb weniger Tage bekamen die Posts damals, 2017, jeweils mehrere hundert Likes und wurden wieder und wieder geteilt. 30.000 Abonnenten waren es bald, alles bergbegeisterte Facebook- und Instagram-User.

      Die Zeiten waren 2017 noch etwas günstiger für derartige ungeplante Erfolgsläufe. Inzwischen reduziert vor allem Facebook die organische, also die ohne Werbeausgaben erzielbare Reichweite von Posts. Wer heute so viele User erreichen will wie die BËRGSTEIGER-Brüder damals allein durch die Anziehungskraft ihrer Bild-Text-Kombinationen, muss Geld für Facebook-Werbung ausgeben und wissen, wie das am effizientesten geht. Ähnliches gilt für Instagram, seit Facebook die Plattform gekauft hat. Doch wer es richtig anstellt, kann mit nützlichen, spannenden oder berührenden Inhalten und einem bescheidenen Werbebudget noch immer die gleichen Effekte erzielen.

      AUS EINEM HOBBY WERDEN UMSÄTZE

      Die BËRGSTEIGER-Seiten hatten bald auch ein Symbol, das die Community verband. Ein Ë mit zwei Punkten obendrauf: Ë. Peter, der Bruder meines Mitarbeiters, der eigentliche Ideengeber, erfand es. Entstanden war dieses Symbol aus der Vorstellung von einem wandernden Bären und einer Mischung aus den Worten »Bär« und »Bergsteiger«, also BËRGSTEIGER. Das Ë löste sich irgendwann von selbst heraus und wurde zu so etwas wie dem Logo der Firma.

      Die Abonnenten der Seite fingen an, dieses ja eigentlich walisische Ë und den Hashtag #steigauf während ihrer Touren für ihre Fotos und Posts zu verwenden. Ganz ohne Aufforderung, bezahlte Partnerschaft oder sonstige Gegenleistung, was viel wert ist. So entstand eine Marke, ohne dass jemand einen Cent dafür ausgab. Womit als nächstes die Frage nahelag, wie sich mit dieser Marke und der Reichweite des Facebook- und des Instagram-Accounts von BËRGSTEIGER Geld verdienen ließ.

      Antworten auf solche Fragen zu finden ist das tägliche Geschäft meiner Social-Media-Agentur. Wir haben einige erfolgreiche Facebook-Seiten praktisch von Null an aufgebaut und etwa HoT, die Telekom-Sparte der österreichischen Handelskette Hofer, vom ersten Like an begleitet, bis sie mit der Facebook-Seite von Hofer Österreich fusionierte. Reichweite zu Geld zu machen erfordert neben Know-how und Erfahrung immer auch etwas Kreativität, eine gewisse Experimentierfreudigkeit und vor allem Geduld. Doch eines steht fest:

      Wo Reichweite ist, gibt es fast immer auch einen Weg, Geld damit zu verdienen.

      Die BËRGSTEIGER-Gründer dachten also nach, und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem sie mit ihrer Facebook-Seite bereits Geld verdient hatten, ohne dass sie sich groß dafür anstrengen mussten. Sportartikelhersteller und -händler waren auf sie zugekommen, um Kooperationen einzugehen und zum Beispiel Gewinnspiele über die Seite zu promoten.

      Schließlich ist die BËRGSTEIGER-Facebook-Seite mit einer Influencer-Seite vergleichbar, bloß fehlte der Influencer als Person. Mit teilweise dreißig Posts beziehungsweise Hashtag-Nutzungen und Verlinkungen pro Tag kam der Großteil der Inhalte von den Usern selbst, also von Menschen, die irgendwo in den Bergen unterwegs waren und ihre Tour mit der Community teilten.

      Mit direkter Werbung auf der Facebook- oder Instagram-Seite, zum Beispiel mit Produktplatzierungen, ist in dieser Größenordnung allerdings nur wenig zu verdienen und wenn zu viel Werbung auf einer Seite auftaucht, wird das lästig für die Community. Die konkrete Frage bei der anstehenden nachhaltigen Monetarisierung von BËRGSTEIGER lautete also, genau wie bei vielen anderen, mehr


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