FiB-Handbuch. Группа авторов

FiB-Handbuch - Группа авторов


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erarbeitet wurde. Dies, so haben wir vereinbart, ist der Standard in unserer fachkundigen individuellen Begleitung. Andererseits ist das Handbuch aber so konzipiert, dass es auch den FiB-Personen anderer Kantone Unterstützung sein soll; wir hoffen sogar, dass sich alle Lehrpersonen, die an der zweijährigen Grundbildung unterrichten, angesprochen fühlen und dass die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner, die diese Jugendlichen ausbilden, durch dieses Handbuch unterstützt werden. Schliesslich sind auch Berufsinspektoren und Ausbildungsberaterinnen angesprochen und alle, die in Netzwerken (z.B. Case Management) mit der fachkundigen individuellen Begleitung verbunden sind.

      Dank

      Mein Dank geht an alle, die in der FiB-Arbeit, in den FiB-Netzwerken und bei der Begleitung der Lernenden engagiert sind, in hohem Mass auch an die Ausbildungsberater und Berufsinspektorinnen.

      Meinen Mit-Autorinnen und Mit-Autoren danke ich für ihre Bereitschaft, einen Beitrag für dieses Handbuch zu schreiben.

      Den Erziehungsdirektionen, den Amtsleitungen, der Lehraufsicht und den Direktionen der Berufsfachschulen beider Basel gebührt mein Dank für die finanzielle Unterstützung und die Förderung der Lernenden mit allen Konsequenzen.

      Der Leiterin und dem Leiter des Projekts «Umsetzung neues Berufsbildungsgesetz beider Basel», Trudi Zurschmiede und Heinz Mohler, möchte ich ein ganz besonderes Kränzlein winden für ihren grossen Einsatz und ihre tatkräftige Unterstützung während des ganzen FiB-Projekts.

      Schliesslich seien namentlich die FiB-Personen erwähnt, die mir ihre Geschichten geschickt haben. An sie alle geht ein herzlicher Dank für die Geschichten und auch für ihre tägliche Arbeit, die in den Geschichten spürbar wird.

      Nun wünsche ich allen Leserinnen und Lesern, dass unsere Beiträge, Erfahrungen und Erkenntnisse fruchtbar werden. Gelegentliche Überschneidungen in den Beiträgen haben wir in Kauf genommen, da es einerseits sichtbar sein darf, wenn verschiedene Menschen von gleichen Ideen und Ansätzen ausgehen, und andererseits auch unsere Lernenden von Wiederholungen gelegentlich profitieren.

      Ruth Wolfensberger

      Frühling 2016

      Ruth Wolfensberger, lic. phil., ehem. Stellvertretende Direktorin der Berufsfachschule Basel, Leiterin des FiB-Projekts beider Basel.Ausbildung als Primarlehrerin, Studium der Heilpädagogik, Unterricht in Kleinklassen. Später Studium der Ethnologie und Germanistik, Unterricht an der Berufsfachschule: Allgemeinbildung, Förderbereich, Berufsmaturität; Aufbau der Lernberatung in Basel.

      tc

      Ruth Wolfensberger

      Nicht nur fremdsprachige Jugendliche haben Lernprobleme und sprachliche Schwierigkeiten; auch junge Menschen, die in der Schweiz geboren und aufgewachsen sind, fühlen sich häufig überfordert und können den schulischen Anforderungen einer Lehre, der beruflichen Grundbildung, nicht genügen.

      Lehrabbrüche sind häufig, das Nichtbestehen der Lehrabschlussprüfung (Qualifikationsverfahren) kommt in bestimmten Berufsgattungen nicht nur als Einzelfall vor.

      lernen

      In der Berufslehre (berufliche Grundbildung) müssen die Jugendlichen plötzlich allein und dauernd zu ihrer Leistung stehen. Sie geniessen den Schonraum des Klassenverbands nicht mehr, und es werden Leistungsdefizite sichtbar. Wurde vorher Lernen während der ganzen Woche begleitet und geführt und fand in der gleichen Lernumgebung statt, geht es nun darum, die Schularbeit selbstständig einzuteilen, den Lern-«Output» sozusagen auf einen Tag in der Woche, den Berufsfachschultag, zu fokussieren und sich in einer Gruppe zurechtzufinden, die sich nur ein- bis zweimal pro Woche sieht und meist ziemlich heterogen zusammengesetzt ist. Die Situation in der Berufsfachschule wird noch erschwert durch die Tatsache, dass den einzelnen Lehrpersonen – bedingt durch das Fachlehrersystem – nur wenig Zeit und Möglichkeit bleibt, um die Probleme der Lernenden wahrzunehmen und angemessen zu reagieren.

      Ordnung und Strukturen werden zwingend, damit gelernt werden kann – und diese Strukturen sind vielleicht bisher nie verlangt worden. Was, wie, wann und wie oft auf eine Prüfung gelernt werden soll, muss jetzt selbstständig geplant und umgesetzt werden; für einige eine Überforderung.

      arbeiten

      Daneben werden die Lernenden während vier Tagen in einer ganz anderen Welt gefordert, es wird ihnen plötzlich und übergangslos eine hundertprozentige Präsenz abverlangt: Es gilt ernst, das ist jetzt real, hier ist kein «game» mehr, nichts ist virtuell; man kann nicht mehr per Knopfdruck oder Mausklick den Ort oder das Niveau wechseln. Für die eigenen Handlungen muss man plötzlich Verantwortung übernehmen, Fehler haben Konsequenzen. Oft erleben die Jugendlichen auch im Betrieb eine ganz neue Art der Kommunikation. Es geht alles direkter, schonungsloser, schneller. Kritik wird geübt, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit werden eingefordert, Arbeit wird nicht nur verlangt, sondern auch kontrolliert, Zusammenarbeit und Verbindlichkeit werden vorausgesetzt, und Umgangsformen sind Pflicht. Die Konventionen und Bedingungen bis hin zur Kleiderordnung empfinden die Jugendlichen nicht selten als Eingriff in ihre Privatsphäre, noch nie ist ihnen «befohlen» worden, was sie anziehen oder wie sie sich schmücken, piercen, tätowieren dürfen oder eben nicht. Dazu kommt in vielen Fällen die rein körperliche Herausforderung. Nie zuvor mussten die Jugendlichen regelmässig so früh aufstehen und den ganzen Tag bis abends auf den Beinen sein. Sie müssen feststellen – und einige tun sich schwer damit –, dass Ausgang während der Woche nicht mehr oder nur noch beschränkt möglich ist. Irgendwann kommt bei vielen auch die Erkenntnis, dass es jetzt ohne Lernen und Repetieren nicht mehr geht. Hausaufgaben sind nicht mehr «nice to have», sondern werden im beruflichen Alltag notwendig für den Transfer. Es funktioniert sonst nicht mehr. Nicht zu lernen, hat zum ersten Mal Konsequenzen.

      wohnen

      Es ist eine Tatsache, dass die Wohnverhältnisse unserer Jugendlichen in manchen Fällen zum Lernen nicht ideal sind. Es fehlen Arbeitsplätze und Rückzugsmöglichkeiten, Voraussetzungen, die für konzentriertes Arbeiten nötig wären. In manchen Familien oder Wohngemeinschaften gibt es fast durchgehend Störungen verschiedenster Art.

      In der Zeit der Berufslehre verändert sich die Wohnsituation oft auch, die Erziehungsberechtigten ziehen sich aus ihrer Verantwortung zurück, das gewohnte soziale Netz der Jugendlichen fällt weg. Auch wenn die Wohnsituation in der Familie oder im familienähnlichen Umfeld vorher nicht als ideal empfunden wurde, so ist es doch noch einmal etwas ganz anderes, sich plötzlich allein zurechtfinden zu müssen. Wohnungsmiete, Versicherungen, Steuern, haushalten und einkaufen und vieles mehr kommt völlig unerwartet und kann schnell zu Überforderung und zu Schuldenbergen führen. Nicht alle Jugendlichen schaffen diesen Sprung ins Erwachsenen- und Erwerbsleben, der auch ohne erschwerende Umstände manchmal schwierig ist. Ohne Hilfe und Unterstützung der Eltern oder anderer wohlwollender Erwachsenen ist es in unserer Gesellschaft nicht selbstverständlich, dass diese kaum sichtbaren Übertritte, die ohne klar definierte Grenzen und ohne begleitende Rituale stattfinden, einfach geschafft werden.

      leben und lieben

      Die Entwicklung zur Frau oder zum Mann ist ein sehr zentraler und wichtiger Prozess. Wie sich die sexuelle Orientierung eines Jugendlichen entwickelt, ist bis heute nicht geklärt (der Kultur-Natur-Diskurs ist immer noch offen), sicher ist aber, dass Sicherheit in der Geschlechterrolle (Gender) und in der sexuellen Orientierung wichtige Voraussetzungen sind für den Aufbau intimer Beziehungen.

      Die Übernahme neuer Rollen, Erwartungen, Rechte und Pflichten bringt oft Unsicherheit und Angst mit sich. Viele Jugendliche fühlen sich alleingelassen. Sie fühlen sich überall zwischen den Fronten, weder Fisch noch Vogel, auf einem gefährlichen Terrain, das sie noch nicht kennen – und ohne Weg zurück.

      Die berufliche Grundbildung


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