SoulPassion. Silke Naun-Bates
ich schaue mir selber in die Augen.
Die Diva beugt sich zu mir herab, streichelt mir sanft übers Haar, nimmt ihre Halskette ab und legt sie mir zart um meinen Nacken. Danach lässt sie mich nochmals einen Blick auf ihre Karte werfen und schreitet feierlich von der Bühne.
Ich öffne meine Augen und frage mich, was das nun wieder bedeuten soll. Weder bin ich ein gefeierter Star noch kann ich singen – und was hat es mit dem Foto des kleinen Mädchens auf sich? Was hat die Halskette zu bedeuten, die, bei genauerer Betrachtung, aussieht wie ein weinendes Herz? Und wieso wählt die Marionette dieses Lied von Whitney Houston? Ja klar, ich mag Anerkennung, wer mag sie nicht, wenn er ehrlich zu sich ist, doch breche ich weinend und nach Liebe bettelnd zusammen, wenn ich sie nicht bekomme? Wie kommt sie auf so eine aberwitzige Idee? Mittlerweile bin ich durch die Botschaften der vorherigen Marionetten sensibilisiert und bin mir, trotz meines Unverständnisses, sicher, dass die Aufführung der Diva mir etwas Wesentliches nahebringen will. Meine Gedanken wandern zu Whitney Houston. Gesegnet mit liebreizender Schönheit und einer atemberaubenden Stimme lag ihr die Welt zu Füßen und doch schien sie stets auf der Suche zu sein. Im Glanz des Rampenlichts und im Jubel ihrer Fans blühte sie auf, doch sobald die Lichter und der Jubel still wurden, schien sie sich einsam zu fühlen – oder warum sonst floh sie in Drogen und Alkohol? Ihre Liebesbeziehungen – ein sich wiederholendes Desaster. Langsam beginnt Licht ins Dunkel zu fallen, doch ich merke, wie schwer es mir fällt, mich auf diese Erleuchtung einzulassen. Habe ich wirklich Bedürftigkeit mit Liebe verwechselt? Ist es mir aus diesem Grund so wichtig, dass mich jeder mag? Tue ich deswegen so viele Dinge, auf die ich eigentlich keine Lust habe oder die ich nicht tun will? Fällt es mir deswegen so schwer, auch mal „nein“ zu sagen? Bin ich daher immer die Letzte, die das Büro verlässt, obwohl ich anderes zu tun hätte? Laufe ich aus diesem Grund Männern hinterher, obwohl sie mich verletzt haben? Um das Flehen nach Liebe, Zuneigung und Anerkennung des kleinen Mädchens auf dem Foto zu erfüllen? Tränen rollen über meine Wangen und ein tiefer Schmerz löst sich in meinem Innern, als ich das gesamte Ausmaß meines bedürftigen Handelns erkenne. Mein Körper rollt sich schützend zusammen wie der eines kleinen Kindes. Sanft und immer noch weinend wiege ich mich selbst in den Schlaf.
Als ich nach einiger Zeit aufwache, fühle ich mich etwas ruhiger, doch die Frage bleibt: Wie kann ich den Schmerz des kleinen Mädchens heilen? Kann ich seine Wirkung in meinem Alltag verändern? Wenn ja, wie? Noch sehe ich keine Möglichkeit.
Mangels Antworten widme ich mich wieder meinem imaginären Marionettentheater.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.