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Bald alt? Na und!. Nora Aschacher
vom Vortag sind Schnee von gestern, und das Morgen kommt oder kommt nicht, Garantieansprüche können wir keine anmelden. Wir Alten verfügen nicht mehr über das gesicherte Zeitguthaben der Jungen, das zwar auch illusorisch aber zumindest wahrscheinlich ist, können uns nur auf die Gegenwart verlassen, haben demnach keine andere Wahl, als uns auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Asiatische Weisheitslehren wie Zen haben immer schon ihr Augenmerk auf Achtsamkeit gelegt, auf das bewusste Wahrnehmen des jeweiligen Augenblicks, was nicht bedeutet, dass wir hier im Westen diese hohe Schule der Lebenskunst nicht erfahren können. Schon vor Jahren hat mich die Aussage des damals 74-jährigen österreichischen Physikers Herbert Pietschmann beeindruckt, der in einem Interview in der „Wiener Zeitung“ sagte: „Vor etwa 15 Jahren ist mir aufgefallen, dass ich mir nicht mehr so viel merken kann. Das war zunächst etwas unangenehm, das bedrückt einen. Doch dann habe ich mir gedacht: Wenn das nicht nur mir, sondern allen Menschen so geht, liegt vielleicht ein Sinn dahinter. Und ich glaube, ich habe den Sinn gefunden: Er liegt meiner Meinung nach darin, dass man sich nur mehr darauf konzentriert, im Hier und Jetzt zu leben, in der Gegenwart zu leben, im Augenblick innezuhalten …“
Eine der klassischen Möglichkeiten, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, eine Übung, die jeder von uns – unabhängig von Alter, Geschlecht, gesundheitlicher Konstitution, Religionszugehörigkeit, Ausbildung, Einkommen – ausführen kann: Meditation. Sich hinsetzen, den Geist zur Ruhe kommen lassen, ohne jede Erwartungshaltung in die Stille eintauchen, sich nur auf den Atem konzentrieren, durch den zeitlosen Raum selbst zeitlos werden, zumindest während einer kurzen oder längeren Einheit des Tages. Es ist jene Stille, in der sich Denken, Wahrnehmung, Bilder, Wünsche, Ängste auflösen können. Meditation soll übrigens das Leben verlängern und muss nicht zwingend statisch im Zimmer auf einer Matte am Boden ausgeübt werden. Der indische Philosoph Jiddu Krishnamurti meint, wir können auch meditieren, wenn wir im Bus sitzen, das Gesicht eines anderen Menschen betrachten oder wenn wir einfach spazieren gehen. Wir müssen nichts anderes tun, als uns beobachten, wie wir gehen, wie wir essen, was wir sagen, ob wir Hass und Eifersucht empfinden. Wenn wir uns all dessen bewusst sind, was in uns vorgeht, dann ist das Teil der Meditation.
Leben im Hier und Jetzt könnte die große Herausforderung für uns Ältere werden, egal ob wir reisen, Enkel betreuen, Rasen mähen, Sport betreiben, singen, kochen, einkaufen, denn in Wirklichkeit ist es nicht so wichtig was ich tue, sondern wie ich es tue, ob ich mit Herz, Hirn und Seele dabei bin. Vielleicht ist es unsere Aufgabe, den anderen Generationen dieses Im-Hier-und-Jetzt-sein vorzuleben, ohne dass wir deswegen den Entwurf in die Zukunft außer Acht lassen müssen. Wie sagte doch der Zen-Meister P’ang-yün: „Meine wunderbare magische Kraft liegt im Wasserholen und Holzhacken.“
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