LANDLÄUFIG. Peter Kiefer
sind die FC-Spieler bei dieser Aktion zu früh in den Strafraum gesprintet, der Elfer muss wiederholt werden. Der Wind, möchte man poetisch einfügen, wirbelt die verzweifelt ausgerissenen Haare der FC-Anhänger über das Spielfeld, kann aber noch mehr, denn er bläst den zweiten Strafstoß erneut am linken Torpfosten vorbei. Schlusspfiff.
Den FC Viktoria kostet dieser 4:3-Sieg fünfundsiebzig Euro für Hermanns drei Tore und die Mannschaft gibt sich einer bierseligen Siegesfeier hin. Jetzt fragen natürlich alle, wo Hermann, der unbestrittene Held des Tages, sich aufhält. Musste dringend weg, erklärt Molka. In Wahrheit verwandelt Hermann sich auf dem Dixi-Klo für Damen gerade wieder in Gabi Sonnenstern.
Sie hat tatsächlich noch einen Termin, muss in einem Flutlichtspiel mit ihren »Mädels« antreten. Drei Tore benötigt sie noch, um ewige Rekordhalterin in ihrer Liga zu werden. Aber dort werden die Tore, wenn überhaupt, schlechter bezahlt. »Männer« lohnt sich deswegen eher. Eine Geschlechtsumwandlung, fügt sie scherzhaft an, wäre trotzdem zu teuer für einen Nebenjob bezahlt. Von ihrem Freund, den ihre Mannschaftskolleginnen gern ihr kleines Schoßhündchen oder einfach Idefix nennen, lässt sie sich verwöhnen. Er liebt nun mal ihren Schweißgeruch, ihre fabelhaft muskulösen Schenkel, ihre Härte, ihre blauen Flecke.
Der FC Viktoria, der auch nach dem Sparta-Spiel weiterhin mit großem Abstand das Schlusslicht in der Tabelle bildet, lässt es sich in Gestalt von Masch, Bommerland und Künzing dennoch nicht nehmen, mit Hermann, ihrem Racheengel, bereits munter von einem kommenden Aufstieg zu träumen. Man überlegt, ob man die grün-weißen Vereinsfarben nicht verändern soll, um Blauweiß, den Großbauern, an dessen Tür man zuvor vergeblich geklopft hat, vielleicht doch noch als Sponsor zu gewinnen. Molka steht nun freilich die schwierige Aufgabe bevor, seinen Spielern zu erklären, wer Hermann in Wahrheit ist. Viel Freibier wird fließen müssen.
Masch, Bommerland und Künzing überlegen, was passieren wird, wenn der Schwindel auffliegt, wiegen wieder die Köpfe und kommen zu dem Ergebnis, dass in diesem Fall die überregionale Presse erschiene und genüsslich über Viktoria, den Skandalclub, berichten würde. Sie selbst würden es ebenfalls genießen, denn der Name des Clubs könnte angesichts der aktuellen Genderdebatte in die Annalen des Fußballsports Eingang finden. Das wiederum schlüge positiv bei den Einnahmen, zumal den möglichen Werbegeldern, zu Buche und man könnte eines nicht so fernen Tages mit seiner Vorreiterrolle Berühmtheit erlangen.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.