Das große Buch vom Kleinvieh. Wolf-Dietmar Unterweger
Optik harmonisch an die Region anpasst. Bauen Sie schön.
Grundbauform und Module
Die Freude an der Kleinviehhaltung bleibt lange erhalten, wenn die Infrastruktur praktisch angeordnet ist. So ist die Vermeidung langer Wege und das zeit- und kräftesparende Gestalten der Anlage ein wichtiger Faktor. Auch die Barrierefreiheit und die volle Nutzbarkeit bei Schnee und Eis beeinflussen die Tierhaltung positiv.
Der hier vorgestellte Kleinviehstall ist ein modularer Vorschlag zur Haltung verschiedener Nutztiere. Der dreigegliederte Stall bietet auf seiner Grundfläche drei variable Haltungsformen an, wobei der mittlere Teil auch als Werk- und Tierhaltungsraum fungiert und somit nur zum Teil für die Tiere zur Verfügung steht. Im Dach findet sich Platz für das Heu.
Da die Tiere unterschiedliche Anforderungen an ihren Stall haben, bespricht dieses Kapitel zunächst nur den Aufbau und die Grundbauform. Aufgrund von einzelnen Modulen gehen wir in den jeweiligen Kapiteln auf die speziellen Anforderungen der Tiere ein und besprechen die artspezifischen Anpassungen an Einrichtung und Ausstattung.
Selbstverständlich gibt es eine Fülle von Varianten und Eigenkonstruktionen, die alle für die Haltung von Kleinvieh genutzt werden können. Prädestiniert sind bestehende Stallungen in Gehöften, die durch eine Instandsetzung wieder benutzt werden können. Hierbei ist an mögliche Anpassungen in Bezug auf Tierwohl, Arbeitssicherheit und Arbeitserleichterung zu achten. Dennoch ist die Wiedernutzung bestehender Stallungen auch aus Gründen des Ressourcen- und Klimaschutzes sicherlich die sinnvollste Lösung. Die Trennung von Lagerscheune und Stall kann manchmal baulich sinnvoll sein, dennoch ist das tägliche Schleppen von Futter eine nicht zu unterschätzende Aufgabe, die durch einen integrierten Heustock erleichtert werden kann.
Grundriss
A: Hühnerstall
B: Legenester
C: Fluchtsicherer Zugang
D: Luke zu Heustock im Dach
E: Kaninchenstall
F: Vorraum
G: Futteranrichte
H: Schaf-/ Ziegenstall
I: Doppeltor
J: Voliere
Ein Kleinviehstall ist das optimale Gebäude für ambitionierte Halter und Familien mit der Freude an Haustieren. Hier finden neben den Hühnern auch noch Kaninchen und eventuell Pferde, Esel, Ziegen, Schafe oder Schweine einen sicheren Unterschlupf. Die Bauweise mit dem offenen Wirtschaftsraum ermöglicht ganzjährig geschütztes Arbeiten und einen Unterstand an nassen Tagen. Außerdem kann der zweite Anbau auch als Geräteschuppen genutzt werden, da er räumlich getrennt ist. Der Dachboden bietet ausreichend Stauraum für Heu und Stroh oder für Transport- und Obstkisten.
Multifunktionelle Futterkrippe
Die Erfahrung, welche sich durch das Halten von Tieren einstellt, wird Schritte zur Arbeitserleichterung und zur Schonung von Ressourcen hervorbringen. Dass im abgebildeten Futterstand das herausgezupfte und herunterfallende Heu durch einen Trog aufgefangen wird, erhält wertvolles Futter und schützt es vor Verunreinigungen durch Tritt. Das gerettete Heu kann in den Kaninchenstall verbracht werden.
DER AUSLAUF
Neben dem Stall und der Weide bietet der Auslauf für manche Tiere einen temporären Freigang. Der Auslauf ist für Geflügel die Voliere. Volieren bieten Schutz vor garstiger Witterung und sind für manche Tage eine Alternative zum Freilauf. Im Falle einer Stallpflicht ist die Voliere der einzige Kontakt zur Außenwelt und sollte daher für Geflügel vorschriftsmäßig und recht üppig gestaltet sein.
Ein Schweinekoben ermöglicht den Schweinen das Verlassen des Stalls, wenn die Weide zu nass ist oder anderweitig genutzt wird. Der Auslauf ist somit ein Vorhof am Stall, der den Tieren und Tierhaltern temporäre Entlastung bieten soll. Diese Entlastung sollte stets das Tierwohl als Ziel haben und zeigt, dass die Nutzung des Auslaufs zeitlich sehr begrenzt ist.
Beispiel zweier kleiner Geflügelställe: für Hühner, Gänse, Enten, Perlhühner und auch Wachteln.
Die Farben eines Schweinestalls ergänzen sich harmonisch.
DAS GRÜNLAND
Durch die Sesshaftwerdung des Menschen vergrößerten sich um die Siedlungsgebiete herum die offenen Flächen für die Haltung und Fütterung der Tiere. Während der Vegetationszeit wurden die Tiere nachts in Pferchen und Koppeln vor Raubtieren geschützt und während des Tages zogen sie – vom Hirten begleitet – auf die Weiden und Waldweiden. Zur Fütterung der Tiere während des Winters brauchte man Heu. Dieses wurde auf speziellen, unbeweideten Flächen erzeugt – den Wiesen.
Die Wiesen
Als Wiesen bezeichnet man Grünland, welches mindestens einmal pro Jahr gemäht wird. Diese Mahd dient der Gewinnung von Futter oder Einstreu. Durch diesen Eingriff unterscheiden sich Wiesen erheblich von Weiden, welche ursprünglich nie gemäht, sondern ausschließlich beweidet wurden.
In der natürlichen Landschaft Mitteleuropas sind Wiesen demnach künstliche und vom Menschen geschaffene Ökosysteme. Dennoch nehmen sie eine ganz besondere Rolle ein. Durch die regelmäßige, aber reduzierte Mahd, welche in aller Regel nur ein- bis zweimal pro Jahr durchgeführt wurde, konnten sich auf diesen Flächen sehr vielfältige Pflanzengesellschaften entwickeln. Diese Entwicklung, die über viele Jahrhunderte in Mitteleuropa stattfand, führte zu den artenreichen Blumenwiesen und zu der damit einhergehenden Insektenvielfalt. Heu und Streu waren demnach die Treiber für eine sehr artenreiche Landschaft.
Die Intensivierung der Mahd, die Düngung der Wiesen und die Einführung der Silage führten dazu, dass die Vielfalt der Pflanzen und Tiere drastisch zurückging. Wiesen sind ein stabiles System und entwickeln sich über die Jahre zu artenreichen Beständen. Die Änderung in der Pflege in den letzten Jahren führte zur Verarmung der Blumen- und Kräuterzusammensetzung und schuf eine Menge von Problemen. Die häufige Befahrung durch viel zu schweres Gerät verdichtet die Böden und sorgt für Hochwasser. Die starke Düngung mit Gülle belastet das Wasser mit Nitrat, Chemikalien und Keimen und somit die Gesundheit von Menschen, aber auch von Tieren. Die schnelle und effiziente Mahd und Aufbereitung tötet nahezu alle Insekten und Wiesenvögel, vergleichbar wie bei der Überfischung der Meere.
Die Steinmauern zeigen, dass die Feldeinfriedungen Europas vielfältig, ökologisch und wertvoll sind.
Viele globale Probleme könnten gelöst werden, wenn die klassische Heuwirtschaft – zwei Schnitte pro Jahr – und die nachhaltige Pflege der Streuwiesen – ein Schnitt pro Jahr – kombiniert mit extensiven Weidelandschaften wieder zur Regel gemacht würde. Die Haltung von Kleinvieh hilft dabei.
Nach der zweimaligen Mahd konnten die Wiesen im Herbst und Winter nachbeweidet werden. Dadurch bekamen diese Flächen eine einmalige und gut dosierte Düngung. Außerdem brachten die Tiere durch Fell und Kot Samen auf die Flächen und erhielten so die Pflanzenvielfalt – oder bereicherten diese. Die Nachbeweidung umfasste alle Wiesen, aber auch die Stoppelfelder und die abgeernteten Feldfruchtäcker. Die Mischung der Weidetiere sorgte dafür, dass verschiedener Mist