Drawn Into Love. Aurora Rose Reynolds
besten die Augen davor zu verschließen, was ihr Sohn treibt.«
»Ja, ich erinnere mich.« Sie verdreht die Augen. »Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass viele wegsehen. Das kommt zu oft vor. Aber mal ehrlich, welche Frau fände es okay, dass ihr Mann mit einer anderen schläft, nachdem er sich ihr, und zwar nur ihr, versprochen hat?«
»Ich auf jeden Fall nicht.«
»Ich ebenso wenig, Süße.« Sie hebt ihr Glas, ich folge ihrem Beispiel und wir stoßen an. »Ich weiß, dass ich das nicht laut sagen sollte, aber wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre ... Ich hätte ihm mehr abgeknöpft als ein bisschen Geld. Ich würde ihm seine Männlichkeit abschneiden, sie mit Bronze überziehen und als Trophäe an meinen Rückspiegel hängen. Als Warnung für jeden Typen, der glaubt, mir Unrecht tun zu können.«
Bei dieser Vorstellung muss ich lachen. »Es muss doch ein paar gute Kerle da draußen geben, oder?«
»Gott, ich hoffe es. Ich bin äußerst vorsichtig, was das andere Geschlecht angeht. Kein Wunder nach allem, was ich im Zuge meiner Arbeit gesehen und gehört habe.«
»Ich weiß nicht, ob ich einem Mann je wieder vertrauen kann«, gebe ich traurig zu.
Keine Ahnung, ob ich es noch einmal glauben würde, wenn mir einer erzählt, dass er nur mich will.
»Das kann ich dir nicht verübeln. Aber wie meine Mutter mir immer sagt: Wenn man tief genug im Dreck wühlt, findet man immer etwas Wertvolles.«
»Ich denke nicht, dass ich so bald damit anfangen werde«, entgegne ich und ignoriere das Bild von Lucas, das mir in den Sinn kommt. Seit unserer Begegnung schwirrt er mir zu oft im Kopf herum.
»Na dann, darauf, dass wir Single in dieser Stadt sind.« Sie grinst, und wir stoßen lachend an.
4. Kapitel
Hilfe in der Not
Lucas
Sobald ich das Depot in New Jersey erreiche, mache ich mich auf den Weg zum Haupteingang. Ich sollte mich nicht derart auf das Treffen mit Courtney freuen, aber ich kann nicht leugnen, dass ich es schon seit Tagen tue.
Ich betrete das Gebäude und sofort fällt mein Blick auf Courtney. Als ich sehe, was sie anhat, muss ich mir ein Stöhnen verbeißen. Das letzte Mal trug sie eine schicke schwarze Hose, die ihren Po umschmiegte, und ein durchscheinendes Top mit einem Spitzen-Bustier darunter, das hervorblitzte, wann immer sie sich nach vorne beugte. Dieses Outfit fand ich bereits verdammt sexy, aber das hautenge schwarze Kleid von heute, das ihre vollen Brüste, ihre schmale Taille, ihre wohlgeformten Hüften und ihre langen Beine zur Geltung bringt, ist möglicherweise das Heißeste, was ich je an einer Frau gesehen habe – im und außerhalb des Schlafzimmers. Einzig allein ihre Frisur würde ich ändern wollen. Sie hat ihre Haare zu einem engen Knoten geschlungen, der ihren zarten Hals und ihre sanften Gesichtszüge betont. Aber ich mag es, wenn sie ihre Haare offen trägt; sie reichen ihr fast bis zur Taille und wirken so weich, dass es mich in den Fingern juckt, sie zu berühren und meine Hand darin zu vergraben, während ich sie küsse. Die Strähnen an meiner Haut zu spüren, während Courtney mich reitet, oder diese wie einen Fächer ausgebreitet auf meinem Kopfkissen zu sehen, während sie schläft.
Als ich auf Courtney zugehe, muss ich mich davon abhalten, sie in meine Arme zu ziehen, denn sie mustert mich genauso intensiv wie ich sie. »Ich hoffe, du wartest noch nicht lange.«
»Ich bin gerade erst gekommen.« Sie lächelt. Dann zieht sie scharf die Luft ein, als ich ihren Oberarm umfasse und sie mit einem sachten Kuss auf die Wange begrüße. Dabei steigt mir ein Hauch ihres blumigen Parfums in die Nase.
»Gut.« Ich lehne mich zurück und umschließe mit den Fingern ihren Ellenbogen, um sie ins Innere des Ausstellungsraumes zu führen. »Wie ist es dir ergangen? Wie läuft es bei der Arbeit?«
»Bei mir ist alles in Ordnung. Arbeit ist Arbeit. Irgendetwas Spannendes passiert immer, aber in Anbetracht der Fälle, die Abby annimmt, ist das kein Wunder.«
Ich senke den Blick, um ihr in die Augen zu sehen. Dass ich immer noch deutlich größer bin als sie, selbst wenn sie hohe Schuhe trägt, gefällt mir verdammt gut. »Ist Abby deine Chefin?«
»Ja.«
»Welche Art von Anwältin ist sie?«
»Sie hat sich auf Scheidungsrecht spezialisiert, daher auch die ereignisreichen Fälle.«
»Darauf wette ich.«
Zum Glück musste ich bei meiner Scheidung von Eva um nichts kämpfen. Ich habe aber keinen Zweifel daran, dass die Angelegenheit äußerst hässlich und langwierig geworden wäre, hätte sie nicht bereits einen anderen gehabt.
»Und wie geht es dir? Und deiner Tochter?«, erkundigt sich Courtney, wobei ihre Stimme bei der zweiten Frage einen sanften Klang annimmt.
»Gut, und ihr auch. Eine von Madelines Klassenkameradinnen veranstaltet am Samstag eine Übernachtungsparty und sie war bisher noch nie auf einer, von daher ist sie tierisch aufgeregt.«
»Das klingt spaßig.«
»Für sie und ihre Freundinnen, ja. Für die Eltern des Mädchens vermutlich nicht, wenn man bedenkt, dass sie zehn Sechsjährige in ihrem Haus haben werden. Da ist eine Menge Chaos vorprogrammiert.« Ich lächle, und sie quittiert meine Worte mit einem Lachen. Anschließend geleite ich sie zur Abteilung mit den Holzböden und ziehe das Muster heraus, das ich für ihr Eigenheim ausgesucht habe. »In echt ist es schöner als auf dem Bild, was ich dir auf meinem Laptop gezeigt habe.«
Sie streicht mit ihren Fingern über die raue Oberfläche. »Ich finde toll, dass es nicht dunkel ist. In meinem letzten Haus war das anders, und man konnte jedes Staubkorn sofort sehen. Jetzt muss ich nicht mehr ständig saubermachen, damit die Leute nicht denken, ich sei ein Schmutzfink, wenn sie irgendwo Hundehaare entdecken.«
»Du hast einen Hund?«
»Noch nicht. Aber ich will mindestens einen, eventuell auch mehr«, erzählt sie und gibt mir das Musterstück zurück.
»Welchen willst du dir zulegen?«
»Ich weiß nicht.« Als sie die Stirn kraus zieht, kann ich nur daran denken, wie süß sie ausschaut. »Magst du Hunde?«
»Ich bin mit ihnen aufgewachsen. Meine Mom hatte einen Yorkie, der ständig gekläfft hat.« Ich grinse. »Sobald meine Brüder und ich alt genug waren, um uns um ein anderes Lebewesen zu kümmern, haben wir einen Jagdhundmix namens Sherlock bekommen.«
»Ich hatte noch nie ein Haustier«, berichtet sie, während wir uns auf den Weg zu dem Bereich mit den Küchengeräten begeben. »Ich weiß nicht mal, ob sie viel Arbeit machen.«
»Tun sie nicht. Katzen sind allerdings einfacher zu halten«, entgegne ich.
»Vielleicht sollte ich mir dann eine Katze zulegen«, sagt sie nachdenklich, und ich muss lachen. Als sie sacht meinen Arm berührt, halte ich sofort inne. »Du hast ein tolles Lachen.«
»Danke.« Ich räuspere mich und frage mich, was zur Hölle mit mir los ist. Die kleinste Berührung von ihr sorgt dafür, dass mir eine Million schmutziger Gedanken in den Sinn kommen. »Also, das hier wird dein Kühlschrank.« Ich deute auf das erstklassige Gerät, das sogar ein Display hat.
»Cool.« Sie berührt den Touchscreen, dann begutachtet sie das Preisschild, das auf der Vorderseite klebt. »Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich eine solche Spielerei brauche.« Sie dreht sich zu mir um. »Hast du noch eine Alternative, die nicht ganz so teuer ist?«
Ehrlich gesagt verblüfft mich ihre Frage ein wenig. Die meisten meiner Klienten wollen das Beste vom Besten, egal was es kostet. Angesichts ihres Gesamtbudgets weiß ich, dass sie sich diesen Luxus leisten kann – Himmel, sie könnte sich einen Kühlschrank aus Gold gießen lassen. Dass sie gewissenhaft mit ihrem Geld umgeht, macht mich nur noch neugieriger auf sie.
»Es gibt eine große Auswahl. Wir können uns ein bisschen umsehen, und wenn dir