Kirchlicher Dienst in säkularer Gesellschaft. Группа авторов

Kirchlicher Dienst in säkularer Gesellschaft - Группа авторов


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einer Sympathie und Wertschätzung, wie sie wohl nur einem ganz außergewöhnlichen Menschen und Priester zuteil wird. Viele Autorinnen und Autoren antworteten auf die Bitte an diesem Buch mitzuwirken: Wenn es einer verdient hat, dann er.

      Der Wind, der den Kirchen entgegenweht, ist in den letzten Jahren aufgefrischt. Der Missbrauchsskandal erschüttert die Kirche bis ins Mark, die Kirchenmitgliedschaften sinken, man hat die Angst, dass Glaube und Kirche aus der Gesellschaft langsam heraus verdunsten. Sich dem kraftvoll entgegenzustellen und damit es auch künftig einen überzeugenden kirchlichen Dienst in säkularer Gesellschaft gibt, braucht es überzeugende Kirchenmänner und -frauen. Bei allen Fehlern, die die Kirche hat und allen Unzulänglichkeiten, die ihre Amtsträger haben mögen, es gibt auch die strahlende Seite der Kirche und der Gemeinschaft der Christen, die überzeugend wirbt für das Vertrauen auf Gott und den Glauben an seine Liebe. Dafür steht der Jubilar, und dafür bleiben wir ihm dankbar. Auch in diesem Sinne: ad multos annos !

      Annette SchavanGregor Thüsing

      und die Kunst des Politischen

       Annette Schavan

      Mit diesem Buch erinnern wir an die Kunst des Politischen, die Norbert Feldhoff auf eine so unnachahmliche Weise praktiziert. Damit war er erfolgreich und kulturprägend. Er hat Brücken gebaut und nachdrücklich die Relevanz des Christentums für das Leben von Menschen und den Zusammenhalt des Gemeinwesens deutlich gemacht. Er hat Gegensätze ausgehalten und für Kompromisse geworben.

      Norbert Feldhoff steht für ein Verständnis von Tradition, das für Zeiten des Wandels wie für solche der Disruption geeignet ist. Was heißt geeignet? Einfach gesprochen: geeignet ist, was in solchen Zeiten hilft, ein neues Kapitel zu schreiben, mit dem der Bruch der Tradition vermieden wird – im besten Fall sogar neue Überzeugungskraft wächst. Im beruflichen Leben von Norbert Feldhoff ist der Wandel die Konstante. In jüngerer Zeit erlebt die Katholische Kirche – und also auch er – wie auf den Wandel disruptive (wie das heute so schön heißt) Ereignisse folgen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat bereits eine Ahnung davon gehabt, dass Zeichen der Zeit mehr als Trends sind, sie vielmehr die gesellschaftliche und kulturelle Wirklichkeit grundlegend verändern und mit Brüchen verbunden sind. Gewusst hat das die Kirche also früh. Sie hat aber, worauf heute Papst Franziskus oft hinweist, bald nach dem Konzil der Mut verlassen, die neuen Einsichten ernst zu nehmen und die eigenen Beschlüsse, die einer Reformation ähnelten, umzusetzen.

      Norbert Feldhoff wurde in dem Jahr zum Priester geweiht, in dem – im Herbst – das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende ging. Wir können uns heute kaum vorstellen, wie groß die Aufbruchsstimmung in der Kirche damals war. Die Kirche hatte ihr Verhältnis zur Welt, zum Judentum und zur Ökumene gänzlich neu formuliert. Sie war entschlossen, aufmerksamer auf die Zeichen der Zeit zu achten, als „Volk Gottes unterwegs“. Es erschien manchem sogar nicht ausgeschlossen, dass die Kirche von der Welt lernen kann. Sie hat aber wohl – aus der Sicht von heute – nicht wirklich souverän und konsequent die Verhältnisse und Versuchungen innerhalb der Kirche wahrnehmen wollen. Jetzt scheint sexualisierte Gewalt in Orden und Gemeinden als Spitze eines Eisberges, der Einstellungen sichtbar werden lässt, die alle Rede von der besonderen Sicht der Christen und des Christentums auf den Menschen ad absurdum führen. Wie sehr muss das gerade jene Generation der Priester, Ordensleute und engagierten Laien treffen, die in jungen Jahren den Aufbruch in der Kirche gestaltet haben.

      Norbert Feldhoff lag in allen beruflichen Stationen und in seinem öffentlichen Wirken das Gemeinwohl am Herzen. Er hat ein feines Gespür für die öffentlichen Angelegenheiten, die der Politik aufgegeben sind – in Kirche und Gesellschaft. Er hat davon gesprochen, dass nicht schon dieses und jenes Interesse zu verfolgen der Kunst des Politischen genügen kann. In der Kirche betrifft das Gemeinwohl ein zweifaches: dasjenige innerhalb der Kirche und das Gemeinwohl in der Gesellschaft, zu dem die Kirche ihren Beitrag leistet. Der Absturz der Katholischen Kirche im öffentlichen Bewusstsein wird auf dramatische Weise in einer neuerlichen Studie sichtbar, in der auf die Frage, wer zum Gemeinwohl beitrage, die Katholische Kirche auf Platz 107 von 137 Plätzen steht. Die Caritas hat einen mittleren Platz bekommen und wird unabhängig von der Kirche gesehen – eine ebenfalls bedenkliche Erfahrung. Norbert Feldhoff hat wichtige Gedanken zur Caritas als einemGrundauftrag der Kirche formuliert. Er hat um die Spannungen gewusst – und sie zu lindern versucht – im Wirken der Kirche nach innen und nach außen. Die Geschichte vom barmherzigen Samariter, von der Papst Paul VI. in seiner Abschlussrede im Konzil gesagt hatte, sie sei für die Konzilsväter der rote Faden aller Beratungen gewesen, kollidierte in innerkirchlichen Konfliktlagen immer wieder mit einer Grundhaltung, die jede Epikie ablehnt. Norbert Feldhoff wusste um den Wert der Epikie und die Würde des Kompromisses und hat das auch nie verheimlicht. So war er gerade in schwierigen Situationen ein verlässlicher Partner.

      Norbert Feldhoff blieb sich selbst treu, mochte es um ihn herum auch noch so brodeln. Er avancierte zu einem der führenden und prägenden Priester in Deutschland. Er managte das Erzbistum erfolgreich. Sein programmatischer Kommentar zum Reichtum des Erzbistums: „Die Kirche ist eine Glaubensgemeinschaft und kein Wirtschaftskonzern.“ Das hinderte ihn nicht daran, die Kirche von Köln wirtschaftlich erfolgreich zu führen. Die Ernsthaftigkeit in weltlichen Angelegenheiten gehört für ihn zum Selbstverständnis des Christen. Frömmigkeit und wirtschaftlicher Sachverstand sind keine Gegensätze. Wer an Gott glaubt, nimmt die Welt ernst. Bereits 2014 schrieb er in dem gleichen Aufsatz1: „Die Kirche muss die aktuelle Debatte um ihre Finanzen ernst nehmen und angemessen darauf reagieren. Nur so kann verloren gegangenes Vertrauen zurückgewonnen werden.“ Ernst nehmen bedeutet für ihn: Transparenz, überzeugende Regelwerke und Prioritäten, die der Glaubensgemeinschaft und eben nicht dem Wirtschaftskonzern gerecht werden. In heutiger Sprache heißt das so viel wie: nachhaltige Finanzpolitik der Kirche, die künftigen Generationen und ihrem kirchlichen Handeln Rechnung trägt.

      Norbert Feldhoff weiß um die Kunst des Politischen angesichts divergierender Meinungen und Standpunkte in der Kirche und in seinem Erzbistum. Hier gab und gibt es ja genug Anschauungsmaterial dazu. Er beherrscht die Kunst des Politischen wie kaum ein anderer. Er war nie ein Scharfmacher; er steht loyal zum jeweiligen Oberhirten und weiß zugleich um die Zeichen der Zeit. Er wahrte die Eigenständigkeit seines Domes, als es um das Kirchenfenster von Gerhard Richter ging. Er „knipste“ das Licht am Dom aus, als die Pegida sich in Köln anmeldete. Sie verlor dann bald die Lust an öffentlicher Demonstration in der rheinischen Metropole. Norbert Feldhoff ist ein entschiedener Mensch in den Fragen des Glaubens und seiner rheinischen Frömmigkeit. Konsequent setzt er die richtigen Zeichen zur rechten Zeit. Er verteidigt den Wert des Kompromisses gegenüber den Anhängern der Kompromisslosigkeit, wenn es um die vorletzten Fragen geht.

      Der rheinische Katholizismus, der mit einem großen Gestaltungswillen verbunden ist, weil er den Glauben und die Welt ernst nimmt, ist heute – auch in Köln – ein anderer geworden als in der Zeit des Aufbruchs nach dem Konzil. Stadtgesellschaften sind jetzt religiös plural. Sie brauchen mehr denn je Mittler und Brückenbauer. Scharfmacher sind Friedensgefährder. Es braucht jene, die gesprächsfähig sind, neugierig bleiben und den Dialog führen – mit den Kräften in der Stadtgesellschaft, mit den anderen Konfessionen und Religionen. Norbert Feldhoff ist ein herausragender Brückenbauer in einer unnachahmlichen Art, zu der auch seine Diskretion und seine Nachdenklichkeit gehören.

      Auf die Frage, ob die Staatsleistungen nicht längst überfällig sind, antwortet er in dem bereits zitierten Beitrag2: „Ich weiß es nicht und ich behaupte, dass es niemand wirklich weiß.“ Darauf folgt der Hinweis auf die Kirche als Glaubensgemeinschaft. „Die Einheit im Glauben hat noch lange nicht zur Folge, dass kirchliche Vermögen sehr unterschiedlicher Träger wirtschaftlich zusammengerechnet werden können.“ Er schreibt über wichtige soziale und kulturell prägende Aufgaben, die die Kirche mit ihren diversen Trägern wahrnimmt. Er macht Gesprächsangebote. Er eifert nicht. Manche Debatte ist erst durch seine Beiträge zu jener Detailkenntnis gekommen, die ein sachkundiges Urteil möglich macht. So war es übrigens auch mit seinem Einsatz für die Caritas als Grundvollzug der Kirche. Während andere darüber debattierten, ob das denn alles noch nötig sei,


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