Optimales Sportwissen. Wolfgang Friedrich

Optimales Sportwissen - Wolfgang Friedrich


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Untersuchungen oder Erfahrungswissen (vgl. Hohmann et al. 2007).

      Ein erster Zugang zum „Trainieren“ ist über die unterschiedlichen Zielsetzungen der Trainierenden möglich (Abb. 1.1).

      Abb. 1.1: Ziele des Trainings

      Zum Zielbereich der Leistungssteigerung zählt neben dem Leistungserhalt auch das gezielte Abtrainieren, wenn z.B. Profis ihre aktive Laufbahn beenden.

      Training auf unterschiedlichen Leistungsniveaus

      Wie bereits oben angedeutet, gibt es natürlich prinzipielle Unterschiede im Training auf unterschiedlichen Leistungsniveaus. Nehmen wir an, ein Breitensportler und ein Fußballprofi trainieren mit dem gleichen Ziel, nämlich der Leistungssteigerung. Für einen Profi ist dieses Ziel schwieriger zu erreichen als für den Breitensportler. Je höher nämlich das sportliche Niveau ist, desto langsamer vollzieht sich die Leistungssteigerung. Hinzu kommt, dass die Trainingseinheit zwar vom Aufbau her gleich gestaltet sein kann, z.B. mit einleitendem Aufwärmteil, technischem Hauptteil und spielerischem Schlussteil, von der konkreten inhaltlichen Gestaltung her betrachtet, kann man jedoch deutliche Niveauunterschiede in technischer und konditioneller Hinsicht bei den Spiel- und Übungsformen feststellen. Beide trainieren sehr unterschiedlich. Ein Breitensportler trainiert vielleicht 1- bis 2-mal pro Woche, während ein Profi auf ca. 10 Trainingseinheiten pro Woche kommt. Das Training von beiden unterscheidet sich also trotz des gleichen Trainingsziels sowohl qualitativ als auch quantitativ erheblich voneinander.

      Training findet also mit unterschiedlichsten Zielsetzungen und auf unterschiedlichsten Ebenen bzw. in unterschiedlichen Bereichen (Leistungsniveaus) statt (Abb. 1.2).

      Bereiche von Training

      Abb. 1.2: Bereiche von Training

      Unabhängig von Zielsetzung und Niveau werden Trainingsprozesse jedoch immer dadurch begründet, dass einige typische – für Training charakteristische – Merkmale erfüllt sind.

       Definition Training:

      Training ist die geplante und systematische Realisation von Maßnahmen (Trainingsinhalte und -methoden) zur nachhaltigen Erreichung von Trainingszielen im Sport (vgl. Hohmann et al. 2007).

      Wesentliche Bestandteile von Training

      In dieser Definition sind wesentliche Bestandteile von Training enthalten:

      • Planmäßigkeit: Sie ist dann gegeben, wenn Trainingsziele, Trainingsmethoden, Trainingsinhalte sowie Trainingsaufbau und -organisation unter Beachtung trainingswissenschaftlicher Erkenntnisse sowie trainingspraktischer Erfahrung von vornherein festgelegt sind. Die Durchführung muss kontrolliert werden und die Wirkung muss mit entsprechenden Leistungskontrollen überprüft werden (vgl. Weineck 2019).

      • Systematik: Für die Leistungsfähigkeit eines Sportlers sind Bedingungen und Prozesse verantwortlich, die in Wechselbeziehung zueinander stehen und somit ein System bilden. Die leistungsbestimmenden Komponenten (Einflussgrößen) sind in Abb. 1.3 und 1.4 dargestellt.

      • Trainingsziele: Im Training sollen z.B. konditionelle Fähigkeiten oder sportliche Techniken auf Dauer verbessert, eine hohe Leistungsfähigkeit für den nächsten Wettkampf erarbeitet oder auch für den Gesundheitssport wichtige Entspannungsmethoden erlernt werden. Es wird gezielt an etwas gearbeitet.

      •Trainingsinhalte und -methoden: Die Trainingsziele geben dem Sportler oder Trainer die Trainingsinhalte mehr oder weniger genau vor: Sämtliche praktische Maßnahmen, wie z.B. Sprünge zum Sprungkrafttraining, häufige Übungswiederholungen des Korblegers im Basketball zum Techniktraining, eine Wassergymnastik im Gesundheitssport oder ein 10-km-Ausdauerlauf zur Schulung der Grundlagenausdauer, also alle Maßnahmen, mit denen diese Trainingsziele planmäßig und systematisch angestrebt werden, bezeichnet man als Trainingsinhalte (vgl. ebd.).

      Training als Handlungsprozess

      Training ist ein sehr komplexer Handlungsprozess, der darauf ausgerichtet ist, angemessene Wirkung auf alle leistungsrelevanten Merkmale des Sportlers zu erzielen. Bei der Vielzahl der Komponenten der personeninternen Bedingungen wird deutlich, dass deshalb jeder Sportler/Athlet einen ganz individuellen Weg vom Anfänger zum Könner nimmt (Abb. 1.3). Diese personeninternen Bedingungen sind es letztendlich, welche es verhindern oder erst ermöglichen, zum Spitzensportler zu werden.

      Abb. 1.3: Schema personeninterner Bedingungen sportlicher Leistungen und Erfolge (Weineck 2002)

       1.1 Komponenten sportlicher Leistungsfähigkeit und Anforderungsprofile von Sportarten

      Um angestrebte Trainingsziele im Sport zu erreichen, muss die sportliche Leistungsfähigkeit durch Training entsprechend verändert werden. Dazu bedarf es wissenschaftlich begründeter Modelle der sportlichen Leistung und Leistungsfähigkeit. Solche Leistungsstrukturmodelle sollen die wesentlichen Komponenten der sportlichen Leistung identifizieren. Hierbei geht es nicht nur um die Aufzählung einzelner Faktoren bzw. Elemente, sondern auch um das Aufzeigen und die Beschreibung der Wechselwirkungen oder des Bedingungsgefüges innerhalb des Systems.

      Abb. 1.4: Vereinfachtes Modell der Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit (nach Weineck 2019).

      Das hier abgebildete trainingswissenschaftliche Modell von Weineck (2019) benennt die einzelnen Komponenten zur Struktur der sportlichen Leistungsfähigkeit, es handelt sich quasi um eine grafische Auflistung der als relevant betrachteten Komponenten. Dabei sind die Einflussgrößen sternförmig um die sportliche Leistungsfähigkeit angeordnet und einzelne Komponenten weisen Verbindungen und wechselseitige Beziehungen (Beziehungspfeile) untereinander auf (vgl. Hohmann, Lames, Letzelter, Pfeiffer 2020). Dieses Modell ist als Raster zu verstehen, welches man auf die jeweilige Sportdisziplin anwenden kann.

      Weineck unterscheidet dabei folgende Komponenten mit möglichen Inhalten:

Komponente Mögliche Inhalte
Technik Koordinative Fähigkeiten, Bewegungsfertigkeiten
Kondition Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Flexibilität
Psychische Fähigkeiten z.B. Motivation, Emotion, Volition, Stressresistenz, Wille, Einsatzbereitschaft
Veranlagungsbedingte, konstitutionelle und gesundheitliche Faktoren z.B. Körpergröße, Körperproportionen, Muskelfaserzusammensetzung, Leistungsfähigkeit des HKS, Verletzungsanfälligkeit
Taktisch-kognitive Fähigkeiten z.B. taktisches Wissen und Können, Begreifen, Aufmerksamkeit, Entscheidungsprozesse, Denkfähigkeiten
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