12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket. A. F. Morland

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      14

      Als wir Mac’s Bar aufsuchten, hatte der Betrieb dort gerade begonnen. Wir legten unsere Ausweise auf den Tresen. Der Barkeeper warf einen kurzen Blick darauf.

      „Womit kann ich dienen? Ich denke nicht, dass Sie einen Drink nehmen wollen...“

      „Wie heißen Sie?“, fragte ich.

      „Roy Anselmo, ich bin hier als Barkeeper angestellt. Wenn Sie den Besitzer der Bar sprechen wollen, dann müssen Sie sich noch etwas gedulden. Mister MacConroy hat seit zwei Tagen den Fuß in Gips. Er ist zu Hause in seiner Wohnung.“

      „Dann gebe Sie uns bitte seine Adresse“, forderte ich.

      „Gary MacConroy, 45 Maxwell Road – das ist hier gleich um die Ecke, keine fünf Minuten zu Fuß.“

      Ich schrieb mir die Adresse auf.

      Im Handschuhfach des Toyota war von den Spurensicherern ein Führerschein sichergestellt worden, in dem die Tote auf einem einigermaßen aktuellen Foto zu sehen war. Captain Josephson legte diesen Führerschein auf den Tresen. „Diese Frau wurde heute tot aufgefunden. Sie besaß Streichhölzer mit dem Logo dieser Bar.“

      Etwa einen Meter von mir entfernt befand sich ein Teller mit derartigen Streichholzpackungen. „Mister MacConroy hat vor Jahren etwas zu viele davon günstig in Auftrag gegeben. Inzwischen ist das Rauchen hier ja nicht mehr erlaubt, aber es ist nicht untersagt, Streichhölzer zu verschenken...“ Anselmo wirkte etwas verlegen. Mir fiel auf, dass er sich das Bild nur ganz kurz angesehen hatte. „Roxanne...“, murmelte er dann.

      „Sie kannten sie näher?“, fragte ich.

      „Wenn Sie den Leuten zuhören, dann lernen Sie sie schnell kennen.“

      Einer der Gäste mischte sich ein. „Die Rothaarige von gestern?“, fragte er.

      Ich nahm den Führerschein und zeigte ihn auch dem Gast, einem Mann im dreiteiligen kobaltblauen Anzug und schätzungsweise zwanzig Kilo Übergewicht. Ein Geschäftsmann oder Banker, so nahm ich an. Er sah sich das Bild genau an. „Das ist sie. Sie war doch gestern hier als es das Theater mit diesem schmierigen Typen gab. Anselmo, erzählen Sie das doch! Sie waren doch dabei und haben der Frau sogar noch geholfen.“

      Anselmo atmete tief durch. Er schluckte. Seine Gedanken schienen für einen Moment ganz weit weg zu sein. Vielleicht war er auch einfach nur tief schockiert über die Nachricht, die wir ihm gerade überbracht hatten.

      „Das stimmt“, gab er zu. „Sie hat einen Drink genommen und dann kam dieser eigenartige Typ.“

      „Können Sie ihn beschreiben?“

      „Ende dreißig, groß und vor allem hatte er ein goldenes Kreuz auf der Brust. Es hing an einem Goldkettchen. Er heißt Larry, das weiß ich. Und er kann ziemlich aufdringlich sein.“

      „Was geschah, als er Roxanne Brady ansprach?“ hakte ich nach.

      „Nun, er wollte ihr einen Vortrag über seine seltsamen Ansichten halten.“

      „Was für Ansichten?“

      „Dass der Satan die Welt beherrscht und so weiter. Deswegen trägt auch ein Kreuz, das verkehrt herum an der Kette hängt. Außerdem wusste er wohl sehr genau über Roxanne Brady Bescheid, was sie natürlich sehr erschrocken hat.“

      „Glauben Sie, dass er sie ausspioniert hatte?“

      Anselmo schüttelte den Kopf. „Nein, er kommt einfach regelmäßig hier her und hat den Leuten zu gehört. Und Roxanne Brady kam fast immer nach dem Job noch auf einen Drink hier her. Manchmal auch mit Arbeitskollegen, Freundinnen und so weiter. Sie hat aber nie Notiz von ihm genommen, weil sie immer in Gesellschaft war.“

      „Dann sah er gestern seine Chance gekommen!“, stellte ich fest.

      Anselmo nickte. „Ja, so muss es wohl gewesen sein. Sie war auch irgendwie niedergeschlagen und hatte ohnehin schlechte Laune.“ Der zuckte mit den Schultern und lächelte etwas verlegen. „Das hört sich fast so an, als hätte ich sie besser gekannt...“

      „Haben Sie?“

      „Nein. Aber als Barkeeper kriegt man wirklich eine Menge mit. Normalerweise geht das beim einen Ohr rein und beim anderen wieder raus. Lediglich die Vorlieben für die Drinks merke ich mir. Aber wenn es dann plötzlich heißt, dass eine Frau, die fast täglich ungefähr da gesessen hat, wo Sie sich jetzt befinden, plötzlich tot ist...“ Er stockte und sprach dann in gedämpftem Tonfall weiter. „Roxanne war ziemlich gereizt. Sie hat Larry klargemacht, dass sie keine Lust auf sein Gequatsche hat und ist zur Tür raus. Er wollte hinterher, aber ich habe ihn aufgehalten. Er hatte nämlich seinen Drink nicht bezahlt, das gab mir die Möglichkeit, ihr einen Vorsprung zu verschaffen. Ein Service für gute Gäste, verstehen Sie?“

      „Und dieser Typ – Larry – ist ihr dann gefolgt“, schloss Josephson.

      „Richtig.“ Anselmo blickte auf die Uhr. „Wie gesagt, er kommt fast jeden Tag hierher, aber es noch nicht ganz seine Zeit. Warten Sie eine halbe Stunde, dann könnten Sie Glück haben und ihn treffen...“

      „Dann hoffe ich, dass Sie auch etwas Nichtalkoholisches zu trinken haben“, erwiderte Josephson.

      15

      Wir warteten auf den Mann, der Larry genannt worden war. Anselmo versprach, uns ein Zeichen zu geben, wenn er auftauchte.

      Dazu postierten wir uns an strategisch günstigen Stellen. Josephson setzte sich in eine Ecke neben der Tür. Milo auf einem Platz, von dem aus man die Tür gut beobachten konnte und ich blieb am Tresen stehen.

      „Was ist denn mit Roxanne Brady genau passiert?“, fragte Roy Anselmo plötzlich.

      „Sie wurde ermordet“, sagte ich. „Mehr möchte ich im Moment dazu nicht sagen.“ Ich gab ihm meine Karte. „Unter der Handynummer bin ich jederzeit erreichbar. Vielleicht fällt Ihnen ja später noch etwas ein, was uns weiterbringt.“

      „Glauben Sie nicht, dass es dieser Typ war? Larry?“

      „Das werden wir sehen.“

      „Wenn Sie wüssten, was ich mir für Vorwürfe mache. Ich hätte ihn länger aufhalten sollen. Aber...“

      „Sie haben sich nichts vorzuwerfen“, meinte ich.

      Der Gast im Dreiteiler mischte sich ein. „Sie sind ihm doch sogar noch nachgelaufen und haben ihm draußen nachgeschaut, Anselmo! Mehr kann man wirklich nicht erwarten. Wer hätte denn auch damit rechnen können, dass dieser Spinner ein verrückter Mörder ist.“

      „Stimmt das?“, wandte ich mich an Anselmo.

      Anselmo nickte. „Ja, aber ich habe keinen der beiden noch gesehen...“

      „Verstehe...“


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