12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket. A. F. Morland
„Vielleicht hatte sie ihren Wagen hier abgestellt und hat die Karte verloren, als sie in ihrer Handtasche nach dem Wagenschlüssel suchte“, glaubte Milo.
Im Moment blieb jedoch keine Zeit, um weiter darüber nachzudenken.
Ein Motor heulte auf. Im nächsten Moment scherte ein viertüriger Chevrolet aus der Reihe der parkenden Fahrzeuge aus. Der Fahrer gab Vollgas und ließ den Motor aufheulen. In einem wahnsinnigen Tempo raste er in dem engen Korridor zwischen den Fahrzeugreihen her...
Ich war mir sicher, dass Larry am Steuer saß, auch wenn ich das von meiner Position aus nicht zweifelsfrei zu erkennen vermochte.
In diesem Moment bog ein Lieferwagen mit der Reklameaufschrift eines Getränkeherstellers in die Sackgasse ein. Der Fahrer trat in die Eisen. Quietschend kam der Lieferwagen zum stehen, aber für Larry bestand keine Chance, auf der Fahrbahn an ihm vorbeizukommen.
So riss er das Steuer des Chevrolets herum und steuerte durch die Lücke zwischen den parkenden Fahrzeugen, die vor der Einfahrt zum Hinterhof von Mac’s Bar gelassen worden war.
Der Wagen raste auf uns zu. Milo machte einen Satz zur Seite, und rollte sich auf dem Bodden ab. Mir blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls zu springen.
Allerdings hatte ich keinerlei Möglichkeit, der Wucht des Wagens noch seitwärts zu entkommen.
Ich sprang auf die Kühlerhaube, während Larry den Chevy mit nur unwesentlich gedrosselter Geschwindigkeit über den Bürgersteig brettern ließ.
Milo rappelte sich inzwischen auf und feuerte auf die Hinterreifen. Beide platzten im Abstand von etwa einer Sekunde. Der Wagen brach nach rechts und anschließend nach links aus. Die Kotflügel krachten einmal gegen das Blech der parkenden Fahrzeuge und dann gegen den Stein der Hauswände. Funken sprühten dort. Der Geruch von verbranntem Gummi stach mir in die Nase. Dann verkantete sich der Wagen so, dass er stehen blieb.
Durch den Ruck wurde ich von der Kühlerhaube geschleudert.
Hart fiel ich auf den Boden, rollte mich aber über die Schulter auf dem Asphalt ab. Ein Schuss krachte. Larry hatte seine Waffe hervor gerissen und in meine Richtung gehalten. Der Schuss ging durch die Windschutzscheibe hindurch, verfehlte mich aber und zertrümmerte stattdessen eine Straßenlaterne in zwanzig Meter Entfernung.
Ich war innerhalb eines Sekundenbruchteils wieder auf den Beinen und riss die Waffe empor.
Breitbeinig und in halb geduckter Haltung stand ich vor der Kühlerhaube des Chevy und richtete die schussbereite Pistole auf Larry, der einen Moment lang völlig konsterniert war.
Allerdings wohl weniger wegen meines Einsatzes als auf Grund der Tatsache, dass ein Schwall von Glassplittern ihm entgegengeregnet war, nachdem er die Frontscheibe mit seinem Schuss zertrümmert hatte.
„Waffe weg!“, rief ich. „Sofort!“
Er saß wie erstarrt da. Sein Waffenarm hing herab. Um mich zu erschießen, hätte er die Waffe noch einmal hochreißen müssen. Ich konnte die Anspannung in seinem Gesicht förmlich sehen.
„Über das, was Ihnen jetzt gerade durch den Kopf geht, sollten Sie nicht einmal nachdenken!“, riet ich ihm.
Er schluckte. Gleichzeitig bemerkte ich, wie sich die Muskulatur auf der Seite des Waffenarms bei ihm anspannte.
Vielleicht war es ihm gleichgültig, was passierte. Oder er war verrückt genug, um die Polizei als Instrument zur Inszenierung des eigenen Selbstmordes einfach mit einzukalkulieren.
Inzwischen hatten sich auch Milo und Captain Josephson an den Chevy herangearbeitet.
Als er Milo aus irgendeinem Grund bemerkte und sich halb herumdrehte, blickte er schon in den Lauf seiner Dienstwaffe.
„Es hat keinen Sinn. Es sei denn, Sie sind lebensmüde...“
„Ich wusste, dass ihr so reagieren würdet“, sagte er. „Es stand von Anfang an fest, ihr seid nicht zu täuschen.“
Er ließ sich von Milo widerstandslos die Waffe abnehmen und redete die ganze Zeit über weiter. Auch noch, als die Handschellen klickten und ihm die Rechte vorgelesen wurden. In seinem Fall hatte ich das Gefühl, dass er davon wohl kaum ein Wort mitbekam.
„Jetzt bin ich in eurer Hand“, sagte er. „In der Hand des Bösen...“
„Wir haben keine Ahnung, wovon Sie sprechen, Larry“, stellte ich fest, nachdem ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen war.
„Ihr seid doch die Diener des Satans!“, rief er.
„Sind Sie nicht auch einer?“, fragte ich etwas irritiert. „Sie tragen doch das Kreuz falsch herum um den Hals... Soweit ich weiß, ist das das Symbol des Satanismus.“
Seine Augen begannen jetzt fiebrig zu leuchten.
„Nein...“ rief er plötzlich wie irre. „Und ich habe gedacht, ihr hättet mich erkannt! Und dabei hattet ihr keine Ahnung...“
„Bringen wir ihn erstmal in Gewahrsam“, schlug Captain Josephson vor. „Und ich denke, dass als erstes eine psychologische Begutachtung angesagt ist.“
Auch wenn Captain Josephson offenbar die Ansicht vertrat, dass im Augenblick nichts als wertloses Gestammel aus Larry herauskam, sprach ich ihn noch mal an.
„Sie erinnern sich an Roxanne, oder? An ihre roten Haare. Sie sind ihr gestern in Mac’s Bar begegnet.“
Sein Blick veränderte sich.
„Ich erinnere mich.“
„Sie sind ihr gefolgt.“
„Ihr seid allmächtig. Ihr seid allwissend und allsehend. Ihr seid die Diener des Satans. Die Beherrscher der Welt. Warum fragt ihr?“
„Was war mit Roxanne?“, fragte ich. „War sie auch eine Dienerin des Satans?“
„Ich weiß nicht...“, murmelte er und senkte dabei den Blick.
„Ist es hier geschehen?“, hakte ich nach. „Sie sind ihr gefolgt, sie stieg in den Wagen. Sie haben Ihren Elektro-Schocker genommen und...“
„Braucht man!“, fuhr er dazwischen. „Braucht man so eine Waffe! Sonst ist man schutzlos. Aber es nützt nichts. Ihr seid überall.“
Milo schüttelte den Kopf. „Vergiss es Jesse, du wirst hier und jetzt wohl kein vernünftiges Wort mehr aus ihm herausbekommen.“
Ich atmete tief durch. Wahrscheinlich hatte Milo Recht.
16
Verstärkung durch Kräfte des Buffalo Police Departments rückte an, um den Gefangenen abzutransportieren. Wenig später traf auch Dr. Franklin Martin ein.
„Ich bin überzeugt davon, dass Roxanne hier betäubt wurde“, meinte ich.
„Haben wir dafür einen schlüssigen Beweis?“, erkundigte sich Dr. Martin.
„Nein, aber er wäre vielleicht zu erbringen.“
„Und wie?“, mischte sich nun Josephson ein, dessen Tonfall seine Skepsis verriet.
„Ich vermute, dass Roxanne