12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket. A. F. Morland

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      „Sie werden verstehen, dass ich es vorziehe, wenn Sie mich in Gegenwart meines Anwaltes befragen.“

      „Das ist Ihr gutes Recht“, sagte ich. „Aber Sie sind im Moment weder ein Verdächtiger, noch werden Sie irgendeiner Straftat beschuldigt. Wir stellen lediglich ein paar rein informatorische Fragen.“

      Brannagan war Ende dreißig, hatte ein sehr kantiges Gesicht und trug einen Maßanzug, der sicher das Monatsgehalt eines FBI-Agenten kostete. Er schien uns als seine natürlichen Feinde zu betrachten. Wir warteten eine geschlagene halbe Stunde, bis schließlich sein Anwalt auftauchte. Dessen Name war Sam Kyle – ein drahtiger Mann mit hoher Stirn und einem Haarkranz aus weißblonden Haaren.

      Allein die Tatsache, dass Sam Kyle hier auftauchte, war für uns mehr wert, als es jede unwillig gegebene Antwort von Brannagan hätte sein können. Der Name Philip Kyle war uns nämlich ein Begriff. Er tauchte in den Daten auf, die Max uns übersandt hatte. Sam Kyle hatte Gregory Sumner mehrfach vor Gericht vertreten.

      Bingo!, dachte ich. Die erste direkte Verbindung zwischen der JAMAICA BAY und dem Grundstück, auf dem Roxanne Brady gefunden war.

      „Mein Mandant hat sich nichts zu schulden kommen lassen“, sagte Kyle. „Und Auskünfte über das Konkursverfahren, das Sie angesprochen haben, geben wir nur auf eine richterliche Anordnung.“

      „Was mit Fragen zu Ihrer Person, Mister Kyle?“, fragte ich.

      Kyle hob die Augenbrauen. Seine Stimme klang wie klirrendes Eis. „Ich glaube, ich verstehe nicht richtig was Sie meinen. Alles, was meine Person betrifft, können Sie auf der Homepage meiner Kanzlei nachlesen.“

      „Ich dachte, was Ihr Verhältnis zu Gregory Sumner betrifft“, erwiderte ich.

      „Ich rede nicht über Mandanten mit Ihnen, Mister...“

      „Agent Trevellian. Das heißt also, Sie vertreten noch immer Mister Sumners Interessen.“

      „Ich denke, das Gespräch ist hiermit beendet. Mein Mandant macht Ihnen gegenüber keine Aussage, es sei denn, Sie laden ihn offiziell vor.“

      20

      „Ein Erfolg war deine Gesprächsstrategie ja nun nicht gerade, Jesse“, musste ich mir Milos Kritik anhören, nachdem wir das Büro von Knowle Brannagan verlassen hatten und uns wieder in den Sportwagen setzten, den wir auf einem zum Haus gehörenden Parkplatz abgestellt hatten.

      „Du hättest es ja besser machen“, erwiderte ich.

      Ich aktivierte den in die Armaturen integrierten TFT-Bildschirm und sah nach, ob uns unser Field Office irgend etwas an neuen Daten übersandt hatte. Aber das war nicht der Fall.

      „Wenn die Fässer dort schon länger gelagert waren, dann kann das eigentlich nur bedeuten, dass die Spedition bereits seit längerem nur ein Tarngeschäft gewesen ist“, stellte ich fest.

      Milo nickte. „Das ist anzunehmen. Vielleicht sollte man die letzten Besitzer der Spedition festnehmen und verhören. Die müssten doch wissen, mit wem sie sich eingelassen haben...“

      „Wenn nicht einmal Mondale den Kopf der Organisation kennt?“, fragte ich zurück. „Nein, das ist doch gerade der Trick bei der Sache. Die einfachen Strohleute müssen den Kopf hinhalten, aber das Ganze ist so organisiert, dass die Spur allenfalls zur nächsten Etage in der Organisation führt. Aber niemals bis zu den Hintermännern.“

      „Die nächste Etage heißt in diesem Fall wohl Gregory Sumner“, stellte Milo fest.

      Dem konnte ich nur zustimmen. „So ist es. Und im Moment haben wir außer der Aussage des Captains der JAMAICA BAY keine Beweise gegen Sumner. Der würde den Teufel tun und uns seinen Boss verraten!“

      Milo seufzte, während ich den Motor des Sportwagen startete. Der Motor hatte einen angenehm kraftvollen Klang. „Ich hoffe nur, dass wir am Ende nicht mit leeren Händen dastehen und weder den Red Hair Killer noch die Hintermänner der JAMAICA BAY Affäre dingfest gemacht haben.“

      „Seit wann neigst du denn derart zum Pessimismus?“

      „Das ist nur Realismus, Jesse. Und das ist etwas ganz anderes.“

      „Ich bitte dich, Milo!“

      „Ist doch wahr!“

      Ich fädelte mich in den Verkehr ein. „Ich bin dafür, dass wir Sumner einen Besuch abstatten“, sagte ich schließlich, nachdem wir den New York State Expressway erreicht hatten, aus dem jenseits der kanadischen Grenze der QEW wird, was die Abkürzung für Quebec Expressway ist, was irgendwie nicht ganz logisch war, denn er führte durch den Süden von Ontario und keineswegs durch Quebec.

      „Du willst Sumner noch mehr aufschrecken?“, fragte Milo „Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist, Jesse!“

      „Das ist vielleicht die einzige Möglichkeit, etwas Bewegung in die Sache zu bringen. Oder willst du abwarten, bis dieser Kyle unseren Gesprächspartner dermaßen auf Krawall gebürstet hat, dass der ebenfalls nicht mehr mit uns reden will?“

      „Vielleicht hast du Recht. Aber ich bin dafür, dass wir vorher etwas essen. Mir knurrt nämlich der Magen.“

      Zehn Minuten später saßen wir in einem Fast Food Lokal an der Washington Lane. Eine Zeitung lag dort aus. Es war der Buffalo Herald.

      Die Titelseite berichtet ausführlich über unsere Aktion im Hafen von New York City, bei der wir die JAMAICA BAY aufgebracht und daran gehindert hatten, ihre todbringende Fracht außer Landes zu bringen.

      Die Verbindungen, die der Fall nach Buffalo hatte, wurden natürlich herausgestellt. Auf Seite zwei wurde der Fall Norma Jennings, deren Brustimplantat in einem der Fässer der JAMAICA BAY gefunden war, ausführlich ausgebreitet. Ihr Verschwinden, die bisherigen vergeblichen Bemühungen der Polizei, die Serie des Red Hair Killers aufzuklären und zur Abrundung der Story ein Kurzinterview mit den tief getroffenen Angehörigen.

      „Das wird uns nicht gerade helfen“, murmelte ich und gab Milo die zusammengefaltete Zeitung.

      21

      Gregory Sumner zuckte zusammen, als das Telefon klingelte. Von seinem Penthouse aus hatte man einen traumhaften Blick auf den Erie-See. Sumner war ein mittelgroßer Mann mit einem Gesicht, dessen hängende Wangen an eine Dogge erinnerten. Er hatte die Hände tief in den Taschen seiner weiten Flanellhose vergraben. Am Gürtel trug er einen leichten 22er Revolver im Holster. Die Krawatte hing ihm wie ein Strick um den Hals. Er schwitzte. Es klingelte noch einmal.

      Mit einer Bewegung,


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