Love Rules - Geheimnisse. Tanja Neise

Love Rules - Geheimnisse - Tanja Neise


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war, goss er den Cocktail in ein langstieliges Glas, schob ihn über den Tresen und setzte sich anschließend frecherweise mit einem Glas Rotwein zu mir.

      »Alkohol während der Arbeitszeit?«, wollte ich wissen und beugte mich ein Stück zu ihm.

      Ein verschmitzter Ausdruck trat auf sein Gesicht. Er zwinkerte mir frech zu und als er den Tadel in meiner Stimme erkannte, bahnte sich ein tiefes Lachen aus seinem Brustkorb nach oben.

      »Das kann man so nicht sagen.« Das Aufleuchten in seinen Augen gefiel mir und hinterließ ein Flattern in meinem Magen. »Und wie ist Ihr Name?«

      »Abigail.«

      Seine Hand legte sich auf meine, ehe er sagte: »Abigail, ich sollte Sie warnen, der Cocktail hat es in sich.« Seine Haut auf meiner ließ in mir heftige Fantasien aufkeimen, ohne dass ich einen Schluck von dem Drink genommen hatte. Fast erschien es mir, als sendete er elektrische Wellen durch mich hindurch.

      Ich zuckte mit den Schultern, blieb nach außen locker und stieß mein Glas vorsichtig an seins, bevor ich es an meine Lippen hob. Kaum hatte das Getränk meine Geschmacksknospen erreicht, explodierten die verschiedenen Aromen in meinem Mund. Automatisch schloss ich die Augen und genoss den Drink. Das war der beste Cocktail, den ich je getrunken hatte und das anschließende leise Stöhnen verließ ganz ohne mein Zutun meinen Körper. »Wow! Das ist zwar kein Sex on the Beach, aber der ist tausendmal leckerer!«, schwärmte ich.

      Als ich die Augen wieder öffnete, bemerkte ich, wie Ethan mich unter gesenkten Lidern hinweg ansah. Sein Blick ging mir durch und durch und ich war froh, dass ich bereits saß, denn das Zittern in meinen Knien spürte ich mehr als deutlich. Lag das an diesem Mann oder setzte etwa schon die Wirkung des Cocktails ein?

      »Das freut mich.« Allein seine Stimme brachte meinen Körper in einen Alarmzustand. Unfassbar, wie ich auf ihn reagierte. So etwas kannte ich nicht und dennoch gefiel es mir. Ein kleines Spiel mit dem Feuer konnte doch nicht schaden. Oder? Und dieser Mann war definitiv das Innere einer Flamme, dort wo sie am heißesten brannte.

      »Sie haben zu hundert Prozent den richtigen Job gewählt, die Mixtur des Getränks grenzt an Genialität.« Während ich den nächsten Schluck nahm, begann mein Herz zu rasen. Der Cocktail enthielt offenbar Koffein. Oder trieb mich der Blick dieses Mannes dazu, an einem akuten Herzanfall zu sterben? Ich verlor langsam die Kontrolle über die Situation, was mir ganz und gar nicht gefiel.

      Wie zufällig berührte sein Knie meinen Oberschenkel und ein Hauch seines Aftershaves stieg in meine Nase. Sämtliche Nervenenden in meinem Körper waren mit Adrenalin gefüllt und bereit für was auch immer. Lag das an den Romanen, die ich seit neuestem las?

      Ethan hielt noch immer sein Glas umklammert und wenn ich mich nicht täuschte, hatte er bisher keinen einzigen Schluck davon getrunken, stattdessen ließ er mich nicht aus den Augen. »Ich habe Sie noch nie hier gesehen. Wer sind Sie?« Während er mich mit seinen Blicken auszuziehen schien, erhöhte er den Druck seines Knies auf meinen Oberschenkel. Dieser verräterische Körper, den ich mein Eigen nannte, reagierte prompt und zwischen meinen Schenkeln fing es unwillkürlich an zu pochen. Der jahrelange Verzicht auf einen Mann in meinem Bett forderte rabiat seinen Tribut.

      »Das ist ein Geheimnis!« Ich versank in seinen Augen. Meine Hormone spielten völlig verrückt. Okay, der Kerl sah rattenscharf aus und hatte die Ausstrahlung eines Hollywoodstars, trotzdem erklärte das nicht meine Reaktion auf ihn, schließlich begegnete ich öfter gut aussehenden Männern. Doch niemals zuvor war ich auf jemanden dermaßen angesprungen. Noch nicht mal auf Barry, ehe er mich damals im College entjungfert, betrogen und schlussendlich die Lust auf Sex vollends vermiest hatte.

      Der Gedanke an Barry war wie ein Kübel Eiswasser und ich bedankte mich im Stillen bei ihm, dass er mich vor einer Torheit bewahrt hatte – wieder einmal. Wer wusste schon, wie weit ich hier an diesem merkwürdigen Ort mit einem fremden Mann gegangen wäre.

      Ich würde mich nicht von einem Barkeeper abschleppen lassen, selbst wenn er noch so heiß war. Entschlossen stand ich auf, setzte mein kühles Bürolächeln auf und ignorierte die wackligen Knie.

      »Vielen Dank für den Drink.«

      »Keine Ursache. Wollen Sie etwa schon gehen?« Behutsam stellte er sein eigenes Glas zurück auf den Tresen und erhob sich ebenfalls.

      Hektisch suchte ich mit den Augen den Weg zur Tür. Der Cocktail vernebelte mein Hirn und das Teufelszeug musste eindeutig stärker gewesen sein, als ich ursprünglich angenommen hatte. Mein Glas war noch halb gefüllt und dennoch hatte ich das Gefühl, als hätte ich eine ganze Flasche von dem Zeug getrunken. »Ja«, stieß ich atemlos hervor und drehte ihm bereits den Rücken zu, denn ich musste hier schnellstens raus. Im nächsten Moment legte er seine warme Hand leicht auf meinen unteren Rücken und trat viel zu nah an mich heran, doch ich brachte es nicht fertig, ihn aufzufordern auf Abstand zu gehen. Zu sehr gefiel mir das Gefühl, das er in mir entfachte.

      »Ich bringe Sie zur Tür und rufe Ihnen ein Taxi.« Konnte er nicht endlich aufhören mit dieser Stimme auf mich einzureden, die mein Denken komplett außer Kraft setzte?

      »Taxi ... ja ... ich brauche ein Taxi.« Oh mein Gott. Ich mutierte hier zu einem hirnlosen Wesen! Das ging zu weit! Ich musste mich zusammenreißen. Einatmen – ausatmen – denken. Okay, das Letztere sollte ich vielleicht in den nächsten Stunden außen vor lassen. Mein mahagonifarbenes Haar kitzelte an meiner Nase, was mich niesen ließ. Vielleicht hatte ich einen anaphylaktischen Schock? Eine Allergie auf eine der Zutaten, die in dem Cocktail enthalten waren? Ich schwankte leicht und griff nach Ethans Unterarm. Wow, er fühlte sich gut an. Steinhart und haltgebend. Plötzliches Begehren floss heiß durch meine Adern. Was war in diesem Cocktail gewesen? Ein Aphrodisiakum?

      Mit der freien Hand hatte Ethan sein Mobiltelefon aus seiner Anzugjacke genommen und die Nummer eines Taxiunternehmens gewählt. Während er mich zum Ausgang führte, teilte er dem Menschen am Ende der Leitung die Adresse mit.

      »Oh, Abigail! Wollen Sie etwa schon gehen? Die Party fängt doch gerade erst an.« Ihre Stirn legte sich in Falten, dann kam Mary mit leicht geröteten Wangen auf mich zugeeilt. Sie legte ihre Hand besorgt an mein Gesicht, als würde sie wissen wollen, ob ich Fieber hatte.

      »Ja, ich werde jetzt gehen. Der Cocktail, den Ethan für mich gemixt hat, hatte es ganz schön in sich. Normalerweise trinke ich nicht«, fügte ich noch erklärend hinzu. Ich wollte nicht, dass sie dachte, mir würde so etwas öfter passieren. »Entschuldigung.«

      Streng sah die Frau des Hauses zu dem Mann an meiner Seite. »War das diese Spezialmischung?«

      Verlegen grinsend antwortete Ethan: »Ja. Aber sie hat ausdrücklich gesagt, dass sie haben wollte, was immer ich da gerade mixe. Ich habe Abigail gewarnt.«

      »Na, dann ist mir klar, warum es Ihnen nicht gut geht, Schätzchen. Das Gesöff haut selbst starke Männer um.« Ihr Blick nagelte nun Ethan regelrecht fest. »Ich sagte bereits, dass ich es nicht dulde, dass dieses Getränk auf einer meiner Partys ausgeschenkt wird. Das war das letzte Mal.« Mary war offensichtlich sehr wütend, während mich die Sorge quälte, dass er wegen mir seinen Job verlieren würde.

      »Nein, Mary. Ist schon gut. Es war ja meine eigene Schuld. Bitte entlassen Sie ihn nicht meinetwegen«, bat ich.

      Verwirrt legte sich ihre Stirn in Falten. »Entlassen? Warum sollte ich Ethan entlassen?«

      »Na, weil Sie Ihren Barkeeper so böse anfunkeln.« Die letzten beiden Worte verließen nur noch lallend meinen Mund. Ich war eindeutig betrunken.

      Ethan fing an zu lachen, was ein Vibrieren in meinem Körper zur Folge hatte, weil er so nah bei mir stand. Wäre seine Hand mittlerweile nicht auf meiner Taille gelandet, hätte ich im nächsten Moment auf den Marmorfliesen gesessen, da mich ein plötzlicher Schwindel erfasste, doch seine starken Arme hielten mich. Ich schloss kurz die Augen, als ich mich an ihn lehnte und genoss die Geborgenheit, die mich durchströmte.

      Erschrocken sog Mary-Clodette oder wie auch immer die wütende Frau mir gegenüber hieß, die Luft ein. »Ethan, du kümmerst dich um meinen Gast! Ich möchte, dass Abigail unversehrt nach Hause kommt. Du begleitest sie. Haben wir uns


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