Genesis VI. Alfred Broi

Genesis VI - Alfred Broi


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war sichtlich erfreut über ihre Worte und lächelte, woraufhin sie ihn fest umarmte.

      „Mama!“ protestierte Jovis und drückte sie von sich. „Lass das!“

      Kaleena standen beinahe Tränen in den Augen, als sie sie schloss und ihren Jungen nochmals ganz fest drückte. Dann ließ sie ihn mit einem tiefen Atemzug los. „Tut mir leid!“ sagte sie. „Aber, wenn ich sehe, was für einen tollen Jungen ich habe, überkommt es mich eben manchmal!“ Sie lächelte entwaffnend. „Kannst du deiner Mutter nochmal verzeihen?“

      Jovis verzog die Mundwinkel, nickte dann aber. „Klar!“ Er grinste kurz und ergriff ihre rechte Hand. „Und jetzt komm!“

      Kaleena konnte kaum wieder richtig auf die Beine kommen, da zog er sie schon mit sich. Sie musste kurz auflachen und ließ es geschehen. Sie würde jetzt eine Zeitlang bei ihm bleiben, bis er etwas gefunden hatte, dass ihn mehr interessierte, als die Anwesenheit seiner Mutter. Dann würde sie Melia aufsuchen.

      Das Waffenarsenal von Lobos Trupp war ziemlich beachtlich. Offensichtlich war alles, was noch brauchbar war, aus der Kamarulu hierhergeschafft worden. Und das war wirklich nicht wenig. Es gab Dutzende von Handfeuerwaffen, von der kleinen Pistole bis hin zum schweren Impulsgewehr mit Granatwerfer. Dazu jede Menge Sprenggranaten und sonstige Explosionsstoffe. Außerdem etliche Hieb- und Stichwaffen.

      Lobos erklärte ihnen, dass sie die Waffen vor der Feuchtigkeit im Inneren des Schiffes in Sicherheit gebracht hatten, dass es dort jedoch noch einige größere Waffen gab, wie etwa Kanonen, Lafetten, schwere Granatwerfer, Mörser und Raketenabschussrampen, die allerdings entweder zu schwer waren, um sie hierher zu bringen oder zu groß oder eben einfach fest installiert. Deshalb hatte man sie und die Munition so gut es ging eingepackt, um sie zu schützen – für den Fall, dass man sie irgendwann noch einmal brauchen würde.

      Mavis und die anderen waren beeindruckt und sehr zufrieden.

      Für ihre Zwecke schnappten sie sich einige Sprenggranaten und Maschinengewehre. Captain Tibak bekam den schweren Granatwerfer, für den Fall einer Begegnung der widerlichen Art. Mavis schließlich nahm sich noch eines der Schwerter zur Hand. Es war lange her, dass er eine solche Waffe in der Hand gehalten hatte und er wog es fast ehrfürchtig hin und her. Als Noni war er – ebenso wie Vilo – meisterlich geschult im Umgang mit einem Schwert. Da jedoch niemand je damit rechnen konnte, fruchterregende Insekten zum Gegner zu haben, die mit einer solch rüden Wucht attackierten, waren Schwerter eigentlich nutzlos gegen sie. Dennoch verspürte Mavis beim Anblick der Waffe so etwas wie Wehmut und ohne noch lange darüber nachzudenken, band er sich die Scheide quer über den Rücken und schob den Stahl hinein.

      Vilo beobachtete ihn dabei und als Mavis ihn ansah, verzog er zunächst die Mundwinkel, doch nickte er ihm dann einmal zu. Er selbst allerdings beließ es bei einem schweren Maschinengewehr und einem langen Messer, dass er an den Gürtel befestigte.

      Einen Augenblick später waren alle startbereit und machten sich ohne weitere Verzögerungen auf den Weg.

      Lobos führte sie schnell und sicher aus den Tunneln hinauf zur Oberfläche, wo sie im Laufschritt den Dschungel Richtung Westen durchquerten. Sie wussten, sie mussten sich beeilen. Wenn ihre Finte funktioniert hatte, würde hier bald ein Flugboot aus Kimuri auftauchen und dann mussten sie auch dafür sorgen, dass sie gesehen wurden. Im Dschungel war das jedoch nur schwer möglich und da sie weder riskieren durften, noch wollten, dass womöglich sogar die Gruppe in den Stollen oder die Kamarulu entdeckt wurden, beeilten sie sich, ihn zu durchqueren.

      Sie hatten jedoch Glück, denn ihr Weg ging eigentlich beständig bergab und so hatten sie den Dschungel bereits nach zehn Minuten im Dauerlauf hinter sich gelassen. Dennoch mussten alle erst einmal schwer durchatmen und wieder zu Kräften kommen.

      Hinter dem Dschungel sahen sie sich einer eher spärlichen Vegetation gegenüber. Nur vereinzelt wuchsen größere Bäume an den Ufern des Mioli, die aber hatten dann sehr ausladende, tellerförmige Kronen, die auch noch überraschend grün waren und durchaus Schatten gegen die drückende Hitze spenden und ein Versteck bieten konnten. Ansonsten gab es lediglich jede Menge Sumpfgras, das allerdings teilweise mannshoch wuchs. Da das Flussufer auf ihrer Seite sehr flach war, beschlossen sie ihren Weg zwischen dem Wasser und der Vegetation einzuschlagen. So konnten sie sicher sein, aus der Luft gesehen zu werden, gleichzeitig aber genügend Schutzmöglichkeiten vor feindlichen Jägern zu haben und im schlimmsten Fall Schutz vor anstürmenden Bestien im Mioli selbst zu finden.

      Alles in allem nicht die schlechteste Ausgangsposition.

      Mavis, Vilo, Lobos und Leira bildeten die Vorhut, fünf weitere Männer des Admirals und Captain Cosco blieben in der Mitte. Captain Tibak, Sergeant Dek und nochmals zwei von Lobos Männern bildeten die Nachhut.

      „Wie lange denken sie wird es dauern, bis man uns findet?“ fragte Lobos.

      Mavis zuckte die Achseln. „Ich weiß nicht. Eine halbe Stunde vielleicht!“

      Der Admiral nickte mit ernster Miene. „Sie wollten mir noch ihre Geschichte erzählen!“

      Mavis schaute den Admiral an und musste lächeln. „Richtig, das wollten wir!“

      „Na, dann schießen sie mal los!“ Lobos schien etwas gelangweilt.

      „Okay!“ meinte Vilo. „Aber wir müssen sie warnen!“

      „Warnen?“ Der Admiral hob überrascht die Augenbrauen. „Weil sie so langweilig ist, dass ich Gefahr laufe einzuschlafen?“ Er lachte heiser auf.

      „Nein!“ Jetzt musste auch Mavis auflachen, doch als er den Kopf schüttelte wurde er plötzlich sehr ernst. „Weil danach für sie und ihre Männer nichts mehr so sein wird, wie es war!“

      „Jorik?“ Die Stimme war sanft und leise und drang nur wie durch eine dichte Nebelwand zu ihm. Es war auch das einzige, das er wahrnahm. Er spürte weder seinen Körper, noch seinen Geist. Alles war dunkel, taub und leer. „Jorik?“ Die Stimme wurde etwas lauter, blieb aber sanft. Und plötzlich spürte er auch eine Berührung. Allerdings vermochte er nicht zu sagen, wo an seinem Körper sie erfolgte. „Jorik, wach auf!“ Die Stimme wurde abermals lauter und auch ein klein wenig härter.

      „Okay, lass mich mal!“ Das war eine andere Stimme. Sie klang dunkel, hart und wenig geduldig. Im nächsten Moment schon spürte er, wie etwas an ihm rüttelte.

      Und es war, als würde damit seine Taubheit abgeschüttelt werden. Die Dunkelheit wich einem hellen Licht, doch anstelle der Taubheit traten vielfältige Schmerzen, die ihn komplett einzunehmen schienen und um ein Vielfaches schlimmer waren, als der Zustand zuvor.

      „Nun komm schon!“ Die harte Stimme klang noch ungeduldiger und erneut wurde an ihm gerüttelt. Stechender Kopfschmerz hämmerte in seinen Schädel. Hör auf damit! schrie Jorik innerlich.

      „Lass ihn!“ Das war wieder die sanfte Stimme. „Er braucht noch etwas Zeit!“

      „Ich weiß, verdammt!“ Die harte Stimme klang jetzt mehr besorgt, als alles andere. „Aber das ist genau das, was wir nicht haben!“

      Okay, ihr habt gewonnen! Jorik zwang sich, trotz aller Schmerzen, seine Augen zu öffnen. Er bereute es sofort, denn gleißendes Licht strömte in seinen Kopf und schien sein Gehirn wegschmelzen zu wollen. Er musste schwer stöhnen und spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Dennoch zwang er sich, die Augen offen zu halten und drückte sich sogar aus seiner Liegeposition in die Höhe. Er spürte, wie ihn helfende Hände stützten, sodass er es einfacher hatte, doch als er aufrecht saß, musste er seinem dröhnenden Kopfschmerz Tribut zollen und erbrach sich direkt vor seine Füße. Jorik spürte ekelhaft bittere Galle in sich aufsteigen und hatte das Gefühl, als drücke etwas von innen gegen sein Gesicht und wolle es ebenfalls zu Boden werfen. Sein Magen krampfte erbärmlich und er musste fast ebenso wild husten, wie würgen. Nach einer schieren Ewigkeit hatte Jorik dann das Gefühl, er würde gleich ersticken. Sein Oberkörper zuckte in die Höhe und er musste mehrmals tief durchatmen. Widererwartend gelang es ihm dabei, seinen Kopf etwas zu beruhigen.


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