Dämon III. Alfred Broi

Dämon III - Alfred Broi


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sich einen deutlich quadratischen Abdruck sah, der etwas größer als eine Handfläche war. Sofort wusste er, was diesen Abdruck erzeugt hatte: Die Grundfläche einer Pyramide! Deutlich waren direkt davor Fußabdrücke. Jemand musste sie an sich genommen haben. Und noch viel wichtiger: Sie war bei der Explosion offensichtlich nicht zerstört worden! Augenblicklich ließ er seinen Blick noch einmal kreisen und tatsächlich: Etwa fünf Meter entfernt traf er auf einen ähnlichen Abdruck. Er ging darauf zu und sah eine verwischte, aber dennoch deutlich dreieckige Vertiefung im Staub: Die Seitenfläche einer Pyramide – der zweiten Pyramide! Auch hier gab es direkt davor Fußabdrücke.

      Howard spürte Erregung in sich. Beide Pyramiden hatten die Explosion offensichtlich überstanden, waren jetzt jedoch verschwunden. Wieder dachte er hoffnungsvoll zuerst an Francesco, dann an Fremde, schließlich an den Dämon.

      Für einen langen Moment stand er reglos da und überlegte mit ernster Miene, was er jetzt tun konnte, bis ihm klar wurde, dass seine einzige Option die war, Francesco zu suchen, um in Erfahrung zu bringen, ob er die beiden Objekte an sich genommen hatte oder er wusste, wer es gewesen sein mochte.

      Daraufhin atmete er einmal tief durch, blickte sich nochmals um, ob er nicht vielleicht noch etwas übersehen hatte, konnte das schließlich verneinen und wollte sich schon auf den Weg zurück an die Oberfläche machen, als er urplötzlich ein kurzes, aber durchaus helles Aufblitzen in der Staubschicht vor sich erkennen konnte.

      Irritiert wandte er sich um und starrte auf die Stelle, an der er den Lichtblitz bemerkt hatte, doch konnte er dort im ersten Moment nichts erkennen. Unsicher machte er zwei Schritte darauf zu, als er ein schwaches Schimmern in der Staubschicht bemerkte, das heller und deutlicher wurde, je näher er kam. Als er schließlich direkt davor stand, pulsierte das Licht in einem langsamen Rhythmus. Howard beugte sich herab und schob den Staub beiseite. Das Licht wurde immer heller, doch schien es irgendwie nicht von einem bestimmten Punkt auszugehen, sondern der gesamte Bereich dort schien zu glühen. Als Howard jedoch noch ein wenig tiefer grub, stockte ihm plötzlich der Atem, denn als das Licht jetzt wieder für einen kurzen Moment erlosch, zog es sich auf einen winzig kleinen Punkt in der Staubschicht zurück.

      „Oh mein Gott!“ stieß er leise hervor, denn er erinnerte sich sofort an seinen Traum, der ihn letztlich erst hierhergeführt hatte. Behutsam streckte er seine Hand aus, schob sie in die Staubschicht und hob sie wieder an. Als er sie vor seine Augen führte, erstrahlte das Licht bereits wieder so grell, dass er zunächst nichts erkennen konnte. Erst als es wieder erlosch, sah er die winzige, stecknadelgroße Kugel, die genauso so aussah, wie die in seinem Alptraum. „Aber, das ist doch…nicht möglich!“ Howard Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und sein Gesicht zeigte pures Erstaunen und völlige Ratlosigkeit, während sein Gehirn fieberhaft nach einer Erklärung für die Existenz dieser winzigen Kugel suchte.

      Für eine Sekunde war es totenstill in der unterirdischen Kammer, als urplötzlich ein Geräusch in der Ferne zu hören war. Es klang dunkel und rau. Wie ein… Howard erschrak und eine eiskalte Gänsehaut zuckte über seinen Körper. Es klang wie das Grollen einer bösartigen Kreatur!

      Bevor ihn die Angst einnehmen und seine Bewegungen lähmen konnte, handelte Howard überraschend schnell und konsequent. Er fischte einen Lederbeutel aus seiner Umhängetasche, schüttete den Inhalt achtlos zu Boden und füllte ihn schließlich mit dem Staub in seiner Hand. Bevor er den Beutel wieder schloss, vergewisserte er sich, dass die leuchtende Kugel darin lag. Dann stopfte er ihn zurück in seine Tasche, drehte sich um und machte sich mit schnellen Schritten auf den Rückweg. Obwohl sein Herz wild pochte und einen lauten Rhythmus in seine Ohren trieb, glaubte er immer wieder das bösartige Grollen zu hören, das zwar weiterhin nur leise oder weit entfernt schien, ihn aber eindeutig verfolgte.

      Als er zurück an der Oberfläche war, war er völlig außer Atem und musste erst einmal mehrfach tief durchatmen. Doch schon wenige Augenblicke später wurde er erneut aufgeschreckt, weil ein tiefer, wütender und hasserfüllter Schrei hinter ihm ertönte, der um ein Vielfaches näher zu sein schien, als alle anderen Geräusche zuvor.

      Sofort streckte Howard seinen Körper durch, nahm einen letzten tiefen Atemzug und rannte, was das Zeug hielt und er hörte erst auf, als sein Körper derart ausgepowert war, dass er ohnmächtig zu Boden sank.

      *

      Als er wieder erwachte, war um ihn herum alles still. Während er weiterging, aß und trank er etwas. Anfangs noch sehr nervös und schreckhaft, wurde er schon bald etwas ruhiger, als keine weiteren Geräusche mehr, die auf den Dämon schließen ließen, zu hören waren.

      Er verließ schließlich den Dschungel und kehrte zurück in die Staaten. Dort machte er sich mit Nachdruck auf die Suche nach Francesco. Es sollte jedoch weitere vier Monate dauern, bis er ihn in Ägypten ausfindig machen konnte.

      Ihr erstes Zusammentreffen seit mehr als drei Jahren fand in einer heißen, stürmischen Nacht auf einem alten Fabrikgelände etwas außerhalb von Alexandria statt.

      Nachdem sie sich für einige Momente stumm gegenüber standen, tauschten sie wenige Worte der Begrüßung aus, wobei man jedem ansah, dass er über den Anblick des anderen mehr als erfreut, aber auch deutlich geschockt war. Die Jagd nach dem Dämon hatte sie nicht nur innerlich sehr verändert, die schier endlosen Jahre der Suche hatten auch in ihren Gesichtern tiefe, unauslöschliche Narben hinterlassen.

      Dann konnte Howard nicht mehr an sich halten. Er holte den Beutel aus seiner Tasche, öffnete ihn und offenbarte Francesco sein Geheimnis. „Sieh Francesco…!“ sagte er. „Sieh, was ich in Machu Picchu gefunden habe!“

      Sein Freund betrachtete die winzige Kugel mit großem Erstaunen, doch Howard erkannte nach wenigen Augenblicken auch tiefe Erkenntnis darin. „Großer Gott, Howard!“ sagte Francesco atemlos. „Du hast es gefunden!“

      Howard war sichtlich irritiert. „Ich habe was gefunden, Francesco?“

      Sein Freund sah ihn in mit einem traurigen Lächeln an. „Ich habe gesucht, so wie du. Nach Worten, Schriftstücken, Belegen, die Auskunft über das geben konnten, was wir gesehen und erlebt haben. Ich bin an vielen Orten fündig geworden, ebenso wie du. Und wir haben viel in Erfahrung bringen können: Wir wissen, wer unser Gegner ist. Wir wissen um die Existenz der beiden Pyramiden, die weit mehr sind, als sie zu sein scheinen…!“

      „Das Tor zur Hölle. Das Tor zur Erde!“ Howard atmete tief durch und nickte.

      Francesco tat es ihm gleich, dann schaute er seinen Freund direkt an. „Hast du dich denn nie gefragt?“

      „Mich was gefragt?“

      „Ob es noch ein…drittes Tor geben würde!“

      Howard zog seine Augenbrauen in die Höhe. „Ein…drittes Tor?“

      Francesco nickte. „Die Hölle, die Erde…!“ Er wartete, bis Howard ihn ansah, dann deutete er in die Höhe. „…der Himmel!“

      Howard verstand sofort und sog abrupt die Luft in die Lungen. „Du meinst?“

      Wieder nickte Francesco und deutete auf den kleinen Beutel, in dem die winzige Kugel ihr ungebrochen grelles Licht ausstrahlte. „Das Tor zum Himmel!“

      „Das…?“ Howard zog die Augenbrauen zusammen und starrte den Beutel beinahe ehrfürchtig an. „Du meinst…dieses unscheinbare Ding, diese winzige Kugel ist…?“

      Francesco nickte wortlos.

      Howard blies die Luft in die Wangen. „Unfassbar!“

      Francesco lächelte müde. „Und doch ist es so! Ich habe es in alten Schriften gelesen, die ich in Spanien gefunden habe. Der Sarkophag des Dämons wurde erst durch das Tor zum Himmel zu einem Gefängnis, das für ihn undurchdringlich war. Erinnere dich an die Konstellation! Das konzentrierte Böse trat aus dem Boden und traf auf das Tor zur Hölle. Von dort wurde die Lichtscheibe zwischen den beiden Pyramiden gespeist. Doch erst das Tor zum Himmel im Zentrum dieser Scheibe kehrte das Böse in pures, reines Licht um, mit dem wiederrum das Tor zur Erde gespeist wurde, sodass der Sarkophag damit umhüllt und somit in seinem irdischen Gefängnis


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