Die Expedition. Axel Schade

Die Expedition - Axel Schade


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hochoffizielle Einladung, die nur wenige Worte enthielt. Uhrzeit, Ort und Kontaktperson waren angegeben, jedoch nicht der Anlass. 09 Uhr 00, Oberstübchen, Griesberg 1. Melden Sie sich bitte bei Frau Resi Denz.

      Shabbadag hatte kein gutes Gefühl. Eine Einladung vom Oberbürger ist nicht alltäglich! Was sollte er hier? Ausgerechnet er? Ein unbedeutender Raumgleiterpilot. Ein kleiner Dienstleister, angestellt beim größten terranischen Reiseunternehmen IDEALL Reisen. Er besaß lediglich die Berechtigung, mit einem FLUGS Raumgleiter ins Paralleluniversum zur Erde zu fliegen. Er überflog die Zielgebiete und gab dabei Erklärungen an seine Passagiere weiter. Um das tun zu dürfen, absolvierte er eine fundierte Zusatzausbildung zum Reiseführer. Sie umfasste Ostfriesland und das Wattenmeer, das Siegerland und dat Ruhrgebiet. Um seinen Beruf auszuüben reichte auf Terra die „Zweite Lizenz“. Der sogenannte „Gleitcremeschein“ berechtigte seinen Inhaber zur Personenbeförderung von bis zu 25 Personen. Das war alles. Mehr konnte Shabbadag nicht an Qualifikationen vorweisen. Deshalb fragte er sich, weshalb man ihn zu einem Gespräch beim Oberbürger einlud. Normalerweise ist das Flugkapitänen vorbehalten, die im Besitz der „Ersten Lizenz“ sind. Er hörte noch nie davon, dass ein Pilot der „Zweiten“ oder „Dritten Lizenz“ im Oberstübchen vorsprechen sollte. Die Lizenzen regeln klar die Zuständigkeiten der Piloten. Diese Regelung legte vor langer Zeit der legendäre Raumgleiterpilot Schlabbasag Dingdong fest, Shabbadags Ururururururuachhastenichtgesehengroßvater.

      Die „Dritte Lizenz“, das sogenannte „Flugblatt“, berechtigt den Inhaber zum Fliegen von Raumtransportern zum Zweck des Kleinguttransports. Der Inhaber bekommt keine Genehmigung ins Paralleluniversum zu fliegen oder Personen zu befördern. Die „Erste Lizenz“ benötigt ein Pilot für die richtig fetten Apparate, wie Raumkreuzer und Handelsfrachter. Diese besonderen Raumschiffe werden zum Gütertransport zwischen Planeten eingesetzt. Sie fliegen unvorstellbare Strecken durch Galaxien, um Handel mit Völkern zu treiben. Man befördert zum Beispiel Getreide nach HIOB. Im Gegenzug bringt man von dort hochwertige Gartenschläuche mit.

      Terra pflegt gute Beziehungen mit etlichen Völkern in seinem Universum. Zum Beispiel mit den Bewohnern der Planeten CLOUDYCUCKOOHOME, SLADE, MALLE, HIOB und einigen mehr. Um die enormen Distanzen zwischen den Welten schnell zu überwinden, benötigt man Raumschiffe, die zu besonderen Leistungen imstande sind. Sie können unter anderem die Zeit überwinden. Ein Pilot, der ein solches Schiff fliegen will, muss zunächst an der „Kackda Janethin Unität“ sechs Mester Räumlichkeiten stukadieren. Dieser Abschluss ist erforderlich um sich überhaupt für die Zulassung zum Erwerb der „Ersten Lizenz“ anzumelden. Die Ausbildung zum sogenannten „Flyer“, auch „Flugticket“ genannt, findet an der alleinig dazu lizenzierten KIRKSPOCK Flugschule statt.

      Ururururururuachhastenichtgesehengroßvater Schlabbasag Dingdong vererbte seinem Nachfahren Shabbadag die Begeisterung für die Raumfahrt. Trotzdem entwickelte Shabbadag nie den Ehrgeiz, den ein Klasse 1 Pilot zum Studium benötigt. Er besuchte die „Engelchen Flieg Grundschule“, anschließend die „Robertichkennedie Akademie“. Dort erlangte er die „Zweite Lizenz“, den sogenannten „Gleitcremeschein“. Das reichte ihm. Shabbadag bekam eine Anstellung bei IDEALL Reisen. Seitdem fliegt er Gäste ins Paralleluniversum zum Planeten Erde. Damit lebt er zufrieden, das füllt ihn aus und macht ihm Spaß. Er mag seinen Beruf.

      „Möchten Sie noch einen Raketee?“ Die freundliche Stimme der Sekretärin riss ihn aus seinen Gedanken. „Nein, danke.“, antwortete er und fragte: „Sagen sie Frau Denz, wissen sie was man von mir will?“ „Nein bedaure. Das kann ich ihnen leider nicht sagen.“, antwortete Resi Denz lächelnd und räumte die Tasse vom Tisch. „Ein Wasser vielleicht?“, wollte sie wissen. „Wir haben das neue Perlenwasser!“. „Ja, gerne!“, antwortete Shabbadag und widmete sich wieder seinen Gedanken.

      Perlenwasser! Das gab es auf Terra erst seit kurzem. Lotte Rie verkaufte das Getränk exklusiv über ihre Firma Amazonas. Lotte lernte Perlenwasser nach dem Absturz in Ostfriesland am Strand von Norden – Norddeich kennen. Shabbadag erinnerte sich gut daran, dass er den Terranern dort die Verwendung von Kohlensäure erklärte. Auf Terra gab es damals so ein prickelndes Trinkwasser nicht. Die fließenden und stehenden Gewässer Terras haben eigene Geschmacksrichtungen ohne Kohlensäure. Lotte Rie vermutete, dass sie Perlenwasser bestimmt gut vermarkten könne. Und nun siehe da! Sie zog Gewinn aus der Reise, obwohl diese so unglücklich begann. Shabbadag betrachtete die Flasche genauer. Perlenwasser stand in schnörkeliger Schrift auf dem Etikett. Erfrischend - Belebend - Ostfriesisch! Hergestellt im Auftrag von Lotte Rie. Er öffnete den Schraubverschluss, hörte das typische Zischen, dann nahm er einen kräftigen Schluck. Lecker.

      Das Klingeln eines Telesprechs ließ Shabbadag aufblicken. Die Vorzimmerdame hob den Telesprechgriff ab und meldete sich. „Resi Denz. Ja, bitte?“ Sie lauschte einen Moment. „In Ordnung, kommt sofort.“, sagte sie freundlich und legte den Telesprechgriff zurück auf den Apparat. Ohne Hast stand sie auf, kam auf Shabbadag zu, schaute ihn lächelnd an und sprach: „Kommen Sie dann bitte, Herr Wixwurst. Der Oberbürger lässt bitten!“ Mit diesen Worten zeigte sie mit einer eleganten Handbewegung auf die verschlossene Tür des Nebenraums. Shabbadag stand auf und folgte ihr. Sie öffnete die Tür. Dahinter befand sich gleich noch eine Tür, an die Resi Denz dezent klopfte. Gleich darauf öffnete sie die Tür weit und trat mit einem Schritt in den Raum. „Herr Shabbadag Wixwurst für Sie!“, sagte Resi Denz in angenehmen Ton. Shabbadag betrat den Raum. Frau Denz verließ das Zimmer und zog die Türe hinter sich zu.

      „Shabbadag Wixwurst! Ich freue mich, sie endlich persönlich zu treffen!“, sagte der Oberbürger. Er kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. Shabbadag ergriff die Hand des Oberbürgers, schüttelte sie vorsichtig. Dabei verbeugte er sich leicht und wünschte „Tuten Gag“. „Kommen sie, mein Lieber“, sprach der Oberbürger. Er zog Shabbadag am Arm zu einer Sitzgruppe. Dort saßen fünf Personen, die Shabbadag in seiner Aufregung bisher nicht bemerkte. Jetzt zeigte er sich sichtlich überrascht, denn einige von ihnen kannte er! Strausselbert Eng klopfte auf das Polster des Sofas, auf dem er saß. Neben ihm glänzte ein freier Platz. „Komm, setz dich zu mir!“, sagte er freundlich und lachte ihm aufmunternd zu.

      „Tuten Gag zusammen!“, stammelte Shabbadag die terranische Begrüßungsformel ein wenig unbeholfen in die Runde und nahm neben Strausselbert Platz. Oberbürger Tittus Doppeldee saß gegenüber. „Ihr beiden kennt euch ja schon!“, sagte dieser wissend. „Sind Ihnen die anderen Herrschaften ebenfalls bekannt?“ Shabbadag sah sich um. Persönlich kannte er nur eine weitere Person. Sigrid Sörvis ahlte sich gemütlich in einem mächtigen Ohrensessel. „Hallo!“, sagte sie grinsend, als er sie entdeckte und lachte laut auf, weil er so perplex aussah. „Überraschung!“, rief sie gut gelaunt. Die Anwesenden stimmten in ihr heiteres Lachen ein. Die ungezwungene Stimmung löste Shabbadags Anspannung etwas. Ferner trug die Anwesenheit zweier Bekannter dazu bei, dass sein Auftreten sicherer wurde.

      Eine bemerkenswert gutaussehende junge Frau, die neben Tittus Doppeldee saß, kannte er (leider) nicht. Oberbürger Doppeldee stellte sie vor. „Darf ich bekannt machen? Das ist meine liebe Nichte! Die überaus wissbegierige und hochtalentierte Froni Verero!“ Froni lächelte charmant. Sie sah Shabbadag aus tiefblauen Augen an. Shabbadag traf dieser Blick auf Anhieb mitten ins Herz. Froni hielt ihm ihre rechte Hand zum Gruß hin. Lächelnd sagte sie: „Hallo Shabbadag. Freut mich sehr, dich kennenzulernen! Kannst mich Froni nennen!“ Shabbadag wurde es kalt und heiß zugleich, als er ihre Hand ergriff. Eine Gefühlsexplosion, wie sie in diesem Moment in seinem Körper stattfand, erlebte er nie zuvor! Froni überwältigte ihn im Sturm. Er brachte es soeben noch fertig, seinen Namen halbwegs anständig fehlerfrei zu stammeln. Danach sank er zurück in die weichen Polster des Sofas. Hochrot im Gesicht, emotional komplett überfordert. Er vermutete, dass er wie ein Vollidiot dastand. Die Männer im Raum bemerkten nichts davon. Sigrid Sörvis hingegen schon. Sie glaubte an die Liebe auf den ersten Blick und grinste Froni vielsagend an und zwinkerte ihr zu. Froni antwortete mit einem Nicken. Dabei lächelte sie, als wolle sie Sigrid zu verstehen geben: „Ja, du hast nicht zu viel versprochen! Das ist wirklich ein total Süßer!“

      Zwei Herren der Runde waren Shabbadag nicht persönlich bekannt. Durch ihre Prominenz erkannte er sie aber sofort. Beide bedeutende Forscher, einer von ihnen regierte bereits als Oberbürger. Es handelte sich dabei um den ehrenwerten Professor Lee Verwagen, Dekan der


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