Die Expedition. Axel Schade
zusammen und erzeugen klatschende Geräusche. Ist die Bumskopf Kuh mit mehreren Artgenossinnen unterwegs, schwillt das Klatschgeräusch zu tosendem Applaus an.
Der Bumskopf Bulle trägt seinen Penis mitten auf der Stirn. Dort baumelt der Dödel schlaff herab. Leicht wird er mit einem Rüssel verwechselt. Der herunterhängende Pillermann ist beileibe nicht das eigentliche Problem, das dem Bumskopf Bullen das Leben schwermacht. Sein größtes Ärgernis ist der Hodensack! Dieser Eumel ist nichts als ein fieses Hindernis. Der Sack nimmt dem armen Tier die Sicht, weil er immerfort vor seinen Augen hin und her schwingt. Bedingt durch diese bauartbedingte Sichtbehinderung kommt es in letzter Zeit vermehrt zu Problemen der allgemeinen Sicherheit.
Durch Ausdehnung von Siedlungen verkleinert sich der Lebensraum des Wildrinds. Das führt dazu, das sich Streuner immer öfter im innerstädtischen Raum tummeln. Die Besiedelung veränderte seinen Lebensraum derart, dass der friedliche Bumskopf ungewollt zur Gefahr für Leib, Leben und Sachen wird. Sehbehindert wie er nun mal ist, rennt er gegen Garagentore oder Wurstbuden. Besonders Verbrauchermärkte mit gut sortierten Gemüseabteilungen geraten zunehmend in den Fokus des Wildrinds. Wenn ein hungriger Bumskopf Nahrung wittert, macht er vor nichts Halt. Ohne Rücksicht auf Verluste überfällt er Supermärkte. Man spricht in diesem Kontext von Fressattacken.
Vergangenen Sommer besuchte ein streunender Bumskopf Bulle die Gemüseabteilung des Supermarkts von Ede Ka in Hettlebem, Gummitwiststraße 11. Dort richtete das Schwergewicht epochalen Sachschaden an. Unter anderem deformierte das ausgewachsene mindestens 300 Kilogramm schwere Unglückstier die Rolltreppe. Der Lastenaufzug stand ihm wegen Wartungsarbeiten nicht zur Verfügung. Deshalb marschierte der Bumskopf schnurstracks die Rolltreppe hinauf.
Der Bumskopf verfügt über einen ausgezeichneten Geruchssinn. Das Tier wittert Gemüse auf 97,6 Flippis Entfernung gegen den Wind. Aus diesem Grund fand der Bulle die gut sortierte Abteilung spielend leicht. Als Erstes schaute sich das Tier in aller Ruhe das Angebot an. Dazu schwang es seinen Kopf leicht hin und her. Dieses ist ein für den Bumskopf typisches Verhalten. Jim Panse spricht vom „Sack schwingen“. Es ermöglicht dem Bumskopf kurzzeitig freie Sicht. Auf diese Weise orientiert sich das wilde Rind, um gezielt die Nahrungsaufnahme einzuleiten.
Der Radieschenberater des Supermarkts wollte die Gemüseabteilung nicht kampflos aufgeben. Einen Preisauszeichner schwingend, stürzte sich Eddi Kette wagemutig dem Tier entgegen. Ein verzweifelter Versuch, den Bumskopf aus dem Laden hinaus zu etikettieren. Bedauerlicherweise ein ebenso dummer, wie sinnloser Versuch. Man muss wissen: Ein Bumskopf greift Terraner Menschen niemals an! Dennoch ist es auf gar keinen Fall ratsam, sich einem Bumskopf zu nähern oder ihm ein Gespräch aufzuzwingen. Fühlt sich ein Bumskopf in die Enge gedrängt, dann aber Holla die Wald Fee!
Für Radieschenberater Eddi Kette gab es kein Halten mehr. Alle Bedenken ignorierend und jede Sicherheitsvorschrift missachtend, tackerte Eddi dem Bumskopf ein rotes Sonderangebot - Preisschild mitten auf den Sack. Zack. Gleich noch eins hinterher. Peng! Aufs linke Ei. Auwei! Der Bumskopf schüttelte verwirrt sein bombastisches Haupt. Er wollte schauen, wer sich derart an ihm verging. Dabei traf sein gewaltiger Hodensack den angreifenden Radieschenberater mit voller Breitseite. Klatsch! Derart beschleunigt, flog Eddi Kette in ballistisch einwandfreiem, filigranem hohen Bogen durch die Gemüseabteilung. In Erwartung eines harten Aufschlags formte er sich zu einer Kugel. Das Glück war ihm hold. Eddi landete butterweich in einer Verkaufsgondel Margarine. Von dort schlitterte er in eine Kiste Fleischtomaten mit Leberwurstgeschmack. Abteilungsleiter Jams Kukuruz - Mangold zog seinen Kollegen schließlich samt Tomatenkiste aus der Gefahrenzone. Der Bumskopf genoss die Ruhe und schnabulierte sich genießerisch durch die Angebote. Was noch zu berichten ist: Es kamen weder Personen noch Bumskopf zu Schaden. Das Tier wurde pappsatt, hinterließ alldieweil ein Trümmerfeld. Der angerichtete Schaden summierte sich auf die stattliche Summe von 14.724 Schniedis inklusive Märchensteuer. Als einziger persönlich Leidtragender der Fressattacke ist Einzelhändler Ede Ka zu nennen! Ede besaß keine Bumskopfversicherung! Nicht im Traum hätte er sich vorgestellt, dass sich ein Bumskopf Zugang zu seinem Geschäft verschaffen könnte. Sein Laden befand sich in unmittelbarer Nähe zum Kreisverkehr in Hettlebem. Das bis dorthin ein Bumskopf vordringen könnte, hielt Ede nicht für möglich. Doch bereits kurz nach Fertigstellung der neuen Umgehungsstraße gab es erste Sichtungen.
Ede hatte nicht das Geringste gegen den Bumskopf. Im Gegenteil! Ede Ka galt als echter Freund der frei lebenden Rinder. Er gehörte sogar zu den zahlenden Mitgliedern im Freundeskreis der Bumsköpfe und führte seit 4 Jahren als Vorsteher die Ortsgruppe Hettlebem! Das erwies sich zum guten Schluss als Glücksfall und bewahrte den Tierfreund vor dem Urin. Nach einstimmigem Vorstandsbeschluss übernahm die Stiftung „Bumsmalwieder“ alle Reparaturkosten. „Bumsmalwieder“ setzt sich seit Jahren für den Bumskopf ein. Vereinsvorsitzende Bolly Duster fordert mehr Verständnis für die gefährdete Tierart. Beim Eintreffen am Unglücksort äußerte sie: „Diese Ausstrahlung, dieses Lächeln, diese Intelligenz, dieses hübsche Gesicht! Und erst diese wunderschönen Augen! Aber genug von mir, wie geht es dem Bumskopf?“ Da sich immer häufiger Bumsköpfe in Orte wagen und Sachschäden zunehmen, machte Oberbürger Doppeldee das Problem zur Chefsache. Ihm fehlte bisher bekanntlich ein attraktives Thema für seine „Vornehme Aufgabe“. Mit der Lösung des Bumskopf Problems, hofft er auf gute Erfüllung. Dass er dabei auf die Hilfe seiner Nichte Froni Verero setzt, erfahren wir im Verlauf dieser Geschichte.
Shabbadag schaut in die Ferne
Oberbürger Tittus Doppeldee stellte dem Expeditionsteam die oberste Etage des Oberstübchens zur Verfügung. Die Räume dienten ihnen als Hauptquartier. Für Bequemlichkeit war bestens gesorgt. Die Annehmlichkeiten ließen nichts zu wünschen übrig. Es gab einfach alles. Sogar eine mit schönen Möbeln ausgestattete Dachterrasse.
Shabbadag genoss den Anblick seiner Heimatstadt Terrarium im Morgenlicht. Er sah durch ein am Geländer der Dachterrasse montiertes Fernguck. Terrarium ist auf acht Hügeln erbaut. Auf sieben davon stehen in bunten Reihen kleine Häuser aus Holz. Der achte Hügel, der Griesberg war, ausgenommen vom Oberstübchen, unbebaut. Shabbadag suchte den Rambazambaweg auf dem Goldhügel. Dort wohnte er. Als er mit dem Fernguck das rote Dach der „Engelchen Flieg Grundschule“ entdeckte, musste er ein wenig nach links schwenken, dann fand er sein kleines Blaues Haus mit dem gelben Dach. Im Tal darunter befinden sich Firmen und Geschäfte. Die beliebte Einkaufsmeile, die Hastemalnemarkeystraße, zieht sich schnurgerade lang und breit durch das Tal. Es reiht sich Laden an Laden. Shabbadag erkannte KALINKA – Das Schuhhaus für Rechtsfüßer. Das Geschäft läuft seit seiner Eröffnung eher hinkend. Mit einem Bein steht Inhaberin Takko Zalando immer kurz vor dem Konkurs. Sie arbeitet hart für jeden Schniedi, den sie verdient. Frau Zalando hält sich dank einer „Gabe“ finanziell über Wasser. Sie ist eine, über die Stadtgrenze hinaus bekannte, „Seherin“! Sie liest in Schuhen und Handtaschen und sagt leichtgläubigen Damen auf diese Weise die Zukunft voraus. So erwirtschaftet Takko Zalando einen einträglichen Nebenverdienst.
Neben KALINKA befindet sich das WATTGUCKSTE Programmkino. Leicht zu erkennen wegen seiner markanten Leuchtreklame, die zu Werbezwecken an der Fassade montiert ist. Shabbadag wusste, dass in diesem Monat „A. Gent“ Filme auf dem Programm standen. Den musikalischen Spion mit der Lizenz zum Flöten, spielt Fischfried Otter. Rechts vom Kino findet man das Büro der „Gesellschaft zur Rettung Fischsüchtiger (GzRF)“. Dort kümmern sich Fachkräfte um Esssüchtige mit maritimer Störung. Die Lage des GzRF hielt Shabbadag für unglücklich, da es ans Fischgeschäft von Kalli Maris grenzt. Dann folgt der Schönheitssalon HUPENMACHER. Der ist auf dem ganzen Planeten bekannt für ästhetische Brustvergrößerungen und von Meisterhand gefertigte Dessous für Übergrößen. Der Inhaber, Heiner Hütte, kommt ursprünglich aus der Stahlbranche. Er ist gelernter Schmied und arbeitete jahrelang als Härter in einer Nippel Fabrik. Vom Nippelhärter zum Hupenmacher ist es nur ein kleiner Schritt und durch Fernstudium leicht zu erlernen.
Rechts vom HUPENMACHER reihen sich eine Briefkastenfirma, eine Scheinfirma und die Adonis Schickermann Abendschule für Nähen und Bastelkram, in den bunten Reigen der Handel treibenden. Nebenan die Redaktion der „SCHICKIMICKIMAUS“, das Modemagazin Nr. 1 auf Terra. Gefolgt vom Ladenlokal „Der letzte Schrei“. Dieses Modelabel gehört Strausselbert Eng. Ein Haus weiter befindet sich