Die Expedition. Axel Schade
anschaute. Zunächst stellte der Oberbürger Kurt Sichtig vor. Als Kurt Sichtig Shabbadags Hand zum Gruß ergriff, lief Shabbadag augenblicklich ein unangenehmer Schauer über den Rücken. Es entstand das gegenteilige Gefühl zu dem, welches er bei der Berührung Fronis erlebte. Die Hand des Kurt Sichtig fühlte sich sonderbar an. Kalt und feucht. Als Shabbadag sie drückte, entstand der Eindruck in mit Gelee gefülltes Gummi zu greifen. Unangenehm.
Als Nächsten lernte er Professor Lee Verwagen kennen, Vorgänger von Tittus Doppeldee auf der Position des Oberbürgers. Er erfüllte die „Vornehme Aufgabe“ und leistete Terra einen fantastischen Dienst. Lee führte das Autoinduktionssystem ein. Später kommen wir darauf zurück. Zudem ist der Professor verantwortlich für den Ausbau fruchtbarer Handelsbeziehungen zu Bewohnern anderer Planeten in ihrem Teil des Weltraums. Unter Leitung des Professors baute man den Warenaustausch mit diesen Völkern bedeutend aus. Trotzdem, dass sich darunter Planeten befinden, die nicht auf dem technologischen Stand Terras sind, entwickelte sich reger Handel in friedlichem Miteinander. Hauptaufgabe des Professors ist nichtsdestotrotz die Leitung der Kackda Janethin Unität.
„Shabbadag!“, begann Oberbürger Doppeldee. „Wir möchten etwas mit Ihnen besprechen, dass der allerhöchsten Geheimhaltung unterliegt. Egal mit welchem Ergebnis unser Gespräch endet, es darf nichts davon diesen Raum verlassen. Verstehen Sie das?“ „Ja!“, nickte Shabbadag. „Also gut. Ich übergebe das Wort an Professor Verwagen. Bitte sehr.“ Mit einer einladenden Geste in Richtung des Professors beendete der Oberbürger seine Einführung.
Überraschenderweise entpuppte sich Professor Lee Verwagen als Mann kurzer Erklärungen. Oft hören sich Akademiker gerne selber reden, jedenfalls nach der Meinung von Shabbadag. Professor Lee Verwagen bildete eine wohltuende Ausnahme. „Shabbadag, ich will es kurz machen. Oberbürger Doppeldee möchte seine „Vornehme Aufgabe“ erfüllen. Dazu hat er folgende Idee: Wir stellen ein Expeditionsteam zusammen, um Forschungen auf der Erde durchzuführen, aus denen wir Gewinn für Terra ziehen können. Ein speziell für diese Aufgabe geschultes Expeditionsteam soll sich, getarnt als Touristen, zwischen den Erde Menschen bewegen, forschen und Erkenntnisse sammeln. Wir möchten sie gerne als Leiter der Unternehmung gewinnen. Da sie bereits eine, zwar ungewollte, Erfahrung dieser Art gemacht und gemeistert haben, dachten wir an sie als Expeditionsleiter. Was sagen sie dazu?“ Shabbadag war überrascht. Damit hatte er nicht gerechnet. Darum sagte er: „Ich bin überrascht! Damit habe ich nicht gerechnet!“
„Ich bin bei dieser Expedition dabei!“, sagte Sigrid zu Shabbadag. Sie hoffte, mit dieser Information Shabbadags Entscheidung zu erleichtern. Sie vertraute ihm und hoffte, dass er zusagte. „Ich komme ebenfalls mit!“, schloss sich sein Freund Strausselbert der Vorrednerin an. Das macht die Sache interessant, dachte Shabbadag. Zwei Freunde an der Seite zu haben ist sicher eine gute Option. „Ich fliege ebenfalls mit!“, meldete sich die bildhübsche Froni Verero zu Wort. Da musste Shabbadag nicht mehr nachdenken und sagte: „Klar, warum nicht? Ich bin dabei!“ „Klasse!“, rief Oberbürger Tittus Doppeldee begeistert und haute vergnügt mit der flachen Hand auf den Tisch, dass die Tassen hüpften. „Das müssen wir begießen!“ Er griff zum Telesprech und bestellte bei Resi Denz Schwappski mit Schuss für alle.
Schwappski mit Schuss ist auf Terra das beliebteste alkoholhaltige Getränk. Der Drink wird zu allen Gelegenheiten kredenzt. Zum Beispiel zum Frühstück, da ursprünglich als Muntermacher gedacht. In Teil 1 wird erklärt, wie der Schwappski erfunden wurde.
Nachdem sie auf den Erfolg der Expedition angestoßen hatten, besprachen sie relevante Themen, ohne dabei zu sehr in die Tiefe zu gehen. Im Wesentlichen ging es um Inhalte der Schulungen für die Expeditionsteilnehmer. Kurt Sichtig stellte das Ziel und den Grund der Expedition vor. „Ein Team soll Informationen zum Nutzen Terras sammeln. Die beiden Haupthemen: Bergbauschäden und überhandnehmende Probleme mit dem terranischen Wildrind. Vorarbeiten ergaben, dass die Stadt Siegen in Deutschland die geeignetste ist, um beide Themen abzuarbeiten. Siegen ähnelt topografisch frappierend unserer Hauptstadt Terrarium. Beide Städte prägte in der Vergangenheit der Bergbau. In Terrarium liegt diese Zeit schon sehr lange zurück, in Siegen endete der Bergbau in den 1960er Jahren. Sie wissen es vielleicht? Am nördlichen Stadtrand von Terrarium trat jüngst ein Phänomen auf, dass die Bevölkerung erschreckte. Durch den Einsturz eines alten Minenschachts entstand in einem Wohngebiet ein Loch auf einem Grundstück. Das Unglück geschah im Einzugsgebiet der Abbaugebiete Seife haltiger Mineralien der Butterberge. Das sich bei diesem Malheur niemand verletzte, war reines Glück. Mit solchen sogenannten Tagesbrüchen hat die Stadt Siegen ebenso zu kämpfen. Das terranische Expeditionsteam bekommt den Auftrag, sich diese Umstände und den Umgang damit vor Ort anzuschauen. Oberbürger Doppeldee hofft, daraus brauchbare Lösungen abzuleiten.“ Kurt Sichtig trank einen Schluck Perlenwasser, anschließend setzte er seine Einführung fort. „Das zweite Ziel der Expedition ist die Wisent Welt im Rothaargebirge bei Siegen. Sie beherbergt etliche dieser Wildrinder. Die sorgen seit ihrer Auswilderung bei Waldbauern für Unbehagen, denn die Wisente richten Schäden an. Aus diesem Grund wollen wir hinschauen, wie die Menschen der Erde mit dem Problem umgehen. Das Wisent ist vergleichbar mit dem terranischen Wildrind Bumskopf, welches in jüngster Vergangenheit auffälliges Verhalten zeigt. Die Schäden die der Bumskopf verursacht sind nicht mehr tragbar. Sie belaufen sich in diesem Jahr bereits auf rund 50.000 Schniedis. Versicherungen weigerten sich schon in Einzelfällen die Schäden zu regulieren. Es müssen dringend Lösungen für das Problem her.“
Beim dritten Gesprächspunkt ging es um ein neues Raumschiff. Die FLUGS Raumgleiter Fabrik entwickelte in den letzten Monaten einen streng geheimen Prototyp. Shabbadags Aufgabe würde sein, die Maschine auf ihre zivile Tauglichkeit zu testen. Zur Unterstützung wird ihm ein erfahrener Pilot der „Terranischen Freiwilligen Armee (TFA)“ an die Seite gestellt. Der neue FLUGS Raumgleiter ist gespickt mit Innovationen, die verlangen, dass Shabbadag und der Copilot sich einer intensiven Schulung unterziehen müssen.
Der letzte Gesprächspunkt drehte sich um ein geeignetes Rechercheverfahren zum Auffinden weiterer geeigneter Expeditionsteilnehmer. Copilot, Arzt/Ärztin, Smutje (Koch/Köchin), sollten dadurch bestimmt werden.
Oberbürger Tittus Doppeldee verabschiedete seine Gäste mit folgenden Worten: „Dieses Unternehmen wird einige Schniedis kosten, das steht fest! Nichtsdestotrotz bin ich sicher: Egal wieviel die Expedition kostet, der Gewinn für Terra wird unbezahlbar sein. Davon bin ich unumstößlich überzeugt! Meine Damen, meine Herren, legen sie los!“
Als Shabbadag abends zu Hause in seinem Lieblinssessel saß, reflektierte er das Treffen. Tagesbrüche, Wisente, ein neuer Raumgleiter, Bumskopf, Suche nach weiteren Teilnehmern der Expedition …! Die Gedanken purzelten wild durcheinander. Einer davon nahm erstaunlich viel Raum ein. Dieser Gedanke war bildschön, langhaarig, blond, blauäugig und hörte auf einen Namen: Froni Verero! Sie ist Wissenschaftlerin! So viel bekam Shabbadag noch mit, bevor er zur Zielscheibe von Armors Pfeil wurde und der geistigen Umnachtung anheimfiel. Mehr wusste er nicht über sie. Ob sie einen Freund hat? Ist sie womöglich verheiratet? Wie alt ist sie? Wo wohnt sie? Fragen schwirrten durch seinen Kopf. Dass er einfach den Computer anwerfen und nachschauen konnte, auf diese einfache naheliegende Möglichkeit kam er nicht! Bei ihm lief alles durcheinander! Seine Denkmurmel produzierte rosarote Fehlzündungen. Auf eine sehr angenehme Art! Hatte er sich in seinem bisherigen Leben schon einmal so gefühlt? Nein! Er kam sich vor wie ein orientierungsloser Bumskopf.
Der Bumskopf
Der terranische Tierologe Jim Panse schreibt: „Was ist der Bumskopf doch für ein bedauernswertes Geschöpf! Keinem anderen Individuum spielte die Natur einen solch üblen Streich! Tiere werden mit Fluchtreflexen, Hörnern, Instinkten, Klauen, Schnelligkeit, scharfen Zähnen, Tarnfarben, wehrhaften Panzern, Gift und allerlei anderen schlauen nützlichen Dingen zur Verteidigung und Arterhaltung ausstaffiert. Doch was wurde dem Bumskopf gegeben? Ihm pflanzte Mutter Natur das Geschlechtsteil mitten auf die Stirn! Warum? Damit Mutti was zu lachen hat? Scheinbar ist dies der einzige nachvollziehbare Grund. Armer Bumskopf.“
Die Bumskopf Kuh hat es nicht leicht im Leben! Sie kommt bei dem Dilemma jedoch deutlich besser weg als der Bumskopf Bulle. Bumskopf Weibchen tragen ihre Schamlippen auf der Stirn. Bei der ausgewachsenen Kuh ist jede Lippe groß wie