Das alte Jagdschloss und das neue Haus Band 2. Felix Sobotta
im Leben großes Unrecht zugefügt oder sie sehr, sehr in ihren jungen Jahren enttäuscht und ihre wahre Liebe ausgenutzt hat, von dem ich bis heute noch nichts erfahren habe, denn ich habe sie nie nach irgendwelchen Freundschaften oder Beziehungen vor mir gefragt und sie mich da mit jemandem jetzt verwechselt, der ihr vielleicht in Puncto Liebe viel Unrecht zugefügt haben mag? Nur wer könnte das in Wirklichkeit damals nur gewesen sein, mit dem sie mich jetzt so felsenfest verwechselt? In unserer ganzen, weiten Familie soll es meines Wissens nirgends so einen labilen, linkischen Friedertyp gegeben haben, der seine ganze Verwandtschaft mit einer solchen fatalen Lebenseinstellung immer wieder auf Trab gehalten hat. Die Ärzte, die sie betreuten, meinten, dass sie im Monat so viel Geld für ihren Frisör, für den Extranachmittagskaffee, für die Maniküre und die Massagen ausgibt, dass wir versuchen sollten diesen Monatsbetrag in zwei Raten im Monat plus einiger Euros ihr zusätzlich, zum selber Bezahlen und ausgeben geben. Vielleicht führt sie das Selberbezahlen bald langsam in ihr neues altes Leben von einst wieder zurück und sie auch ihr eigentliches Zuhause bald wieder erkennt, in dem sie niemand enttäuscht hat, wie sie immer wieder behauptet und sicher auch weiter enttäuscht? Ich habe die Ärzte aber auch gefragt, was aber dann geschieht, wenn sie dieses Geld in einen heimlichen Sparstrumpf verschwinden lässt oder es anderweitig ausgibt, woran wir heute noch gar nicht denken. Ich dachte hier im ersten Moment dabei an Frieder, der sicher jetzt in ihren Augen sicher auch ein ganz armer und von allen Mitmenschen doch so verkannter und armer Junge ist, um mich zu ärgern und sie dann sicher wieder behauptet, dass sie nichts von mir, von diesem fremden, bösen Mann bekommen hat, der sie doch schon immer so böse behandelt hat und auch weiter sie so böse behandeln oder nur ausnehmen will oder dass es ihr von mir, während sie mittags geschlafen hat, heimlich wieder gestohlen wurde, der ihr doch nichts gönnt, der sie doch nur immer wieder ausnimmt, wie er es immer getan hat und dann sie ins Leere laufen lässt. Nur wann er das alles gemacht hat mit dem sie immer wieder auszunehmen, den sie doch angeblich gar nicht kennen mag, da kam sie doch mehr und mehr in Erklärungsnot, wenn es darum ging, warum der ach so fremde Mann, der ihr so vieles Böses angetan hat aber immer noch keine Einzelheiten dazu nennen konnte und ich dann, wenn ich das zu hören bekam schon manchmal bald glaubte, dass sie gar mit Henriette ein kleines Bisschen verwandt ist, die auch oftmals solche Gruselmärchen von sich gibt, die weder von vorne noch von hinten stimmen. Ich war halt immer wieder der fremde Bösewicht für sie, der sie wie auch immer nur ausgenommen hat und ihr nie im Leben etwas gegönnt hat, der immer wieder, wenn es darauf ankam, spurlos verschwunden war. Nur wann das alles gewesen sein soll und was da geschehen ist, dazu hat sie nie etwas sagen wollen.
Sie wollte wohl das ganze Geld für einen Monat haben; doch sie bekam zu nächst nur jeweils das Geld für einen halben Monat, um die kleinen anfallenden Rechnungen zu bezahlen. Es hat prima geklappt und ich mir langsam Hoffnung machte, dass vielleicht doch bei ihr noch Hoffnung besteht, dass sie wieder normal wird und vielleicht wieder alles noch so wird, wie es einmal früher bei uns zu Hause war, wie es der Geist damals so fragwürdig oder fast zweideutig angekündigt hat. Doch als sie den ganzen Monatsbetrag Anfang des Monats in die Hände bekam, hat es nimmer bei ihr mit dem Geld ausgeben klappen wollen. Zum Monatsende wurde ich aufgefordert diese und jene unbeglichenen Rechnungen für meine Frau zu begleichen, die noch unbezahlt sind und offenstehen. Bei der nächsten Fahrt ins Heim habe ich, meiner inneren Stimme folgend Hades mitgenommen. Vielleicht erinnert sie sich an den Hund, den sie doch anfangs fast schon mütterlich betreut hat, als Hades, wenn er es bei den Geistererscheinungen mit der Angst zu tun bekam. Doch bevor sie sich mit Hades begrüßen wollte, wollte sie zuerst das Geld von mir sehen und ich gab ihr statt eines fünfzig Euroscheines einen neuen zwanzig Euroschein, den ich ihr lautstark als einen fünfzig Euroschein gab, den sie von allen Seiten begutachtet hat und protestierte dann lauthals, dass ich sie wieder, wie schon immer betrügen will und verlangte nun zusätzlich zu diesem noch recht neuen Zwanzigeuroschein auch noch den eigentlich, fälligen Fünfzigeuroschein, denn beides zusammen wären dann erst ein vierzig Euroschein. Ich habe mir zunächst den zwanzig Euroschein mit den Worten zurückgeben lassen, dass ich ihn doch noch einmal genau sehen möchte, ob du nicht die Fünfzig auf die Schnelle in eine Zwanzig umgewandelt hast und jetzt tatsächlich kein Fünfzigeuroschein mehr, sondern ein gefälschter zwanzig Euro Schein ist und du dich gar strafbar gemacht hast. Da sie keinen Anstand machte mir den Zwanziger zurückzugeben, habe ich ihr mit dem fünfzig Euroschein tüchtig zugewinkt und ihr sagte, dass sie diesen Fünfziger, wobei ich die beiden im Zimmer weilenden Ärzte fragend anschaute, erst bekommen werde, wenn sie mir den Zwanziger zurückgibt, um auch selbst zu prüfen ob es auch tatsächlich nur ein Zwanziger ist, wie du behauptest, was sie dann, scheinbar schweren Herzens doch tat. Ich hab Hades sofort diesen Zwanzigeuroschein gleich unter die Nase gehalten, an Wilmas offenen Schrank geführt und immer wieder laut: „Hades, such, Hades such“, gerufen was Hades auch fast laut schnuppernd, zu meinem und der Ärzte Staunen getan hat und tatsächlich in einem ganz normalen Briefumschlag, der unter ihrer schmutzigen Wäsche lag, waren die fünfzig Euro, die sie anfangs des Monats von mir bekommen und noch nichts davon ausgegeben hat. Wilma bekam, als sie sah, dass das von ihr so sicher geglaubtes Geldversteck aufgeflogen ist, einen erneuten Tobsuchtsanfall und hätte mich wenn sie es nur gekonnt hätte, mich in die ewigen Jagdgründe der Nichtstuer zu ihrem Sohn Gereon geschickt, aber Hades hat sicher zu unser beider Gunsten eine drohende und knurrende Position zwischen uns beiden bezogen und sie bei ihrer Attacke kurz innehielt und sie vom Pfleger gekonnt mit ein paar Handgriffen außer Gefecht gesetzt wurde, vom Arzt auf die Schnelle eine sanfte und nicht zu große aber sicher wirkende Beruhigungsspritze bekam und Wilma langsam wieder, dank der kleinen aber gut wirkenden Beruhigungsspritze, die friedliche Wilma spielte, der ich aber immer noch nicht über den Weg trauen konnte, die scheinbar immer noch ein Problem in sich mit herum trägt, dass sie irgendwie schwer belastet und sicher glaubt, dass sie dieses Problem nur mit Geld, das sie noch nicht hat, aus der Welt schaffen kann, mit dem ich sicher nichts zu tun habe; es sei denn, dass ich sie zu spät kennengelernt habe als schon etwas oder das passiert ist, was sie heute doch so sehr bedrückt und sie mich jetzt mit diesem Übeltäter, von dem ich noch keine Ahnung habe, verwechselt, der sie sicher einmal sehr enttäuscht hat und ich dann auf die Schnelle den ganz ahnungslosen Lückenbüßer spielen musste. Dass dieses Problem Gereon, ihr erster Sohn sein könnte, darauf bin ich immer noch nicht gekommen und wenn doch langsam, dann bestimmt nicht auf das, was es wirklich war oder noch sicher auch heute noch ist. Später habe ich erfahren, dass sie glaubte sich von diesem Problem bei mir freikaufen zu können und dafür wollte sie, wie auch immer einen Haufen Geld ansammeln, nur woher und wie blieb für mich ein großes Rätsel, das sie mir dann übergeben wollte, um mich zu besänftigen, was sie mir mit Gereon damals angetan hat, denn wer ernährt schon gern fremde Kinder? Nur das Wie und das Warum sind mir bis heute noch nicht klargeworden. Auf der Heimfahrt kam mir auf einmal der Gedanke, dass Gereon, unser erstes Kind eigentlich mit knapp achteinhalb Monaten normal und gesund entwickelt zur Welt kam, was jetzt im Nachhinein gar nicht gestimmt hat, denn ich weiß heute noch wann und wie und wo unsere Brautnacht, was man bestimmt nie in seinem Leben vergisst, unser erstes Zusammensein stattgefunden hat; vorher gab es nichts zwischen uns beiden und nach diesen knapp achteinhalb Monaten sind wir beide Eltern eines gesunden, vollkommen entwickelten und strammen Jungen geworden, ohne dass ich damals selbst auch nur ein kleines Bisschen stutzig oder auch misstrauisch geworden wäre, dass hier doch etwas nicht stimmen kann. Aber ich war damals wahrlich zu sehr in Wilma doch verliebt, die sicher damals ein sehr hübsches Mädchen war um auch auf so einen hinterlistigen Gedanken zu kommen oder bisschen misstrauisch zu werden, dass ich hier etwas untergejubelt bekam, um fremder Ehre zu retten, mit der ich rein gar nichts zu tun hatte, sondern für sie, die Hereingefallene, dann der unwissende Lückenbüßer für sie und ihre Familie gewesen war.
Bei der Abendvisite hat sie oder glaubte sie in einem scheinbar lichten Moment, wie ich später erfahren habe, ihrem Arzt, einem schon bisschen älterem Semester, der auf sie auch einen recht väterlichen Eindruck machte, obwohl er sicher nicht älter als sie war, ihr Herz auszuschütten. Und da kam das heraus, was ich manchmal nach Gereons Tod befürchtet hab, dass Gereon vielleicht gar nicht mein Kind ist, sondern ich ihn von Wilma einfach in meiner Gutgläubigkeit so quasi im Vorbeigehen untergejubelt oder mit bekam und erst bei der Leichenschau ich meine leichten Zweifel bekam, die sich so langsam mehr und mehr bestätigen, denn in meiner Familie, egal ob mütterlicher- oder väterlicherseits sind mir solche einmalige, gereonähnlichgelagerte Typen nicht bekannt. Auch in der Wilmafamilie bin ich auf keine ähnlichgewickelte