Das alte Jagdschloss und das neue Haus Band 2. Felix Sobotta
könnten sicher diesen Finderlohn auf ihre Art unter die Menschen bringen. Jürgen hat mich danach auch sehr fragend angeschaut, als wollte er mich fragen, was denn dieser fragende Blick der Geister schon wieder für mich bedeuten soll und ich ihm sagte, dass du dann mit deinem Finderlohn nicht leichtsinnig wirst, wenn du deinen Anteil am Finderlohn bekommst und in deinen Händen hälst und es dann verkehrt anlegst oder in falsche Hände es aus vielleicht falschverstandener Nächstenliebe gleiten lässt und es sich bald in nichts und auf Nimmerwiedersehen auflöst. Also, zu niemandem, auch kein kleines, nein ein ganz kleines Sterbenswörtchen über deinen dann erhaltenen Finderlohnanteil, nein schon jetzt zu niemandem ein Sterbenswörtchen über das sagen, was ihr eben gehört habt und auch demnächst im See auch bergen wollt, der möglicherweise, nein, sicher gar nicht so klein ausfallen kann oder muss. Ich muss ja dann, wenn dein Finderlohnanteil auch anfällt, deinen Vormundschaftsrichter von deinem Finderlohnanteil unterrichten, der dann bis zu deiner Volljährigkeit über deinen nicht zu kleinen Finderlohnanteil ein bisschen mit aufpasst, dass du es nicht in falsche Hände abgleiten lässt, dass du dann, wenn du dein Studium absolvierst auch das nötige Kleingeld zum Leben hast, denn auch wir, die Oma und ich werden nicht ewig leben, die dir gerne weiterhelfen oder zur Seite stehen, dass du auch einmal auf eigenen Füßen wirst stehen können, um dann auch Gutes in deinem und mit deinem Leben zu bewirken. Unsere Lebensuhr wird auch einmal stehen bleiben. Und was dann? Von deinen Eltern wirst du leider nicht viel oder gar keine Studiumunterstützung erwarten können, denn weder dein Vater, und noch deine Mutter haben sich bisher nach deinem Ergehen erkundigt oder je gefragt, ob du etwas brauchst oder ob dir hier etwas zu deinem Leben fehlt. Und wenn ihr etwas sehr wertvolles gefunden habt, bekommen die Finder auch einen Finderlohn. Das alles werden sie dann, deine Freunde aber auch deine Neider in den Zeitungen bestimmt lesen können und es wird nicht lange dauern, da werden sie hier bei dir in Spukhausen oder bestimmt an deinem Schulort auftauchen, um dich, zunächst auf die weiche Welle dicke, wie auch immer anzupumpen, nein, dich regelrecht zu bestehlen oder als arme Habenichtse versuchen werden dich auszunehmen. Darum Petri Heil bei der Schatzhebung und bald den Finderlohn bis zu deiner Volljährigkeit gut, Petri dank anlegen, dass niemand an den Finderlohn heran kann, um ihn leichtsinnig, durch ihr Nichtstun für dich oder an deiner Stelle auszugeben. Aber es sollte doch zunächst alles sich viel anders gestalten, denn da ist etwas passiert, womit sicher bestimmt niemand, wer auch immer in der Familie gerechnet hätte; eine Familientragödie nahm seinen brutalen Lauf, der auch unsern häuslichen Frieden ganz und gar, wenn auch für zwei Jahre verändern sollte!
Am nächsten Vormittag konnte ich beim Studieren der Tageszeitung, ganz unauffällig im Radio, in den Nachrichten hören, dass ein Bankraub da und da stattgefunden hat und der Bankräuber, der keine Papiere bei sich hatte und den Starken versuchte zu spielen, bei einem kleinen Feuergefecht ohne Beute gemacht zu haben, erschossen wurde. Ich bin auch bald daraufgekommen, dass dieser Bankeinbruch gar nicht weit von unserem alten Wohnort stattgefunden hat. Weitere Gedanken darüber oder dazu hab ich mir nicht gemacht, oder gar Gedanken darüber gemacht, was der eine von den zwei Geistern zu unserm häuslichen Frieden gestern Abend gesagt hat, denn unser Spukhausen liegt doch recht weit von diesem Bankeinbruch entfernt und ich in dieser Bank keine weiteren Einlagen mehr habe, denn die habe ich alle in unserer Nähe deponiert und so habe ich mir auch keine weiteren Gedanken über den oder zu dem Bankraub gemacht, denn er schien mich, so habe ich gedacht, nicht weiter zu betreffen. Doch am Abend habe ich schon anders über diesen Bankeinbruch gedacht oder besser gesagt denken müssen, denn der Bankräuber von heute Vormittag war unser älteste Sohn Gereon und wie es sich hinterher herausstellte, war dieser Überfall heute nicht sein erster Bankraub, wohl aber sein letzter. Gereon hat, was den Bankraub anbelangt, da schon eine gewisse Überfalltaktik entwickelt, die scheinbar alle bisher immer erfolgreich für ihn waren und sicher immer nach dem gleichen Schema abgelaufen sind, was, ohne das er es merken wollte, langsam aber sicher für ihn mehr und mehr gefährlich oder seine langjährige Taktik ihm zum Verhängnis wurde, denn er hatte dabei immer dieselben Banken nacheinander, in gewissen Abständen der Reihe nach gewaltsam erleichtert, und die Polizeibeamten quasi schon, als Kunden, aber in schusssicheren Westen verkleidet, auf ihn in einigen Banken, die er besonders gern heimgesucht hat und besonders erträglich für ihn waren, gewartet haben. Nur wider Erwarten war seine Waffe echt, von der er bisher nie Gebrauch gemacht hat aber heute sofort Gebrauch gemacht hat aber keinen Polizeibeamten ernsthaft verletzt hat, da sie alle ihre, von außen nicht erkennbaren Schutzwesten anhatten, was Gereon nicht hatte aber beim Einbruch heute auch sehr unruhig wirkte, als ob er schon etwas geahnt hätte, dass hier heute etwas schief laufen könnte was den hier anwesenden Polizeibeamten das Zielen auf die Schnelle sehr erschwerte und wahrscheinlich der zweite Schuss schon tödlich war, der ihn getroffen hat. Wir beide, Wilma und ich wurden zur Besichtigung der Leiche nach Hainissen bestellt, um als Eltern seine Identität zu bestätigen, dass es unser missratener Sohn ist, was sie jetzt gar nicht gern hören wollte, bei dem wir es nicht verhindern konnten, dass er restlos auf der schiefen Bahn in sein eigenes Verderben weiter abgerutscht ist und seinem ersten Sohn in dieser Beziehung bisher mit seiner Frau das beste Beispiel gegeben hat. Auf der Hinfahrt haben wir beide, Wilma und ich kein Sterbenswörtchen miteinander gewechselt, denn Wilma war wie total ausgewechselt und nicht ansprechbar. Scheinbar hat sie auch mich für das Versagen von Gereon verantwortlich gemacht, denn sie hat sicher da an etwas denken müssen, wovon ich noch keine blasse Ahnung hatte. Sollte jetzt etwa das beginnen, wovon die vielen Geister bei uns letztens gesprochen haben, wenn sich der außer Rand und Band geratene Familienfrieden wieder eingerenkt hat, dann, werden wir den großen Fund im Waldsee machen! Lass dich Opa Jörg schon mal überraschen, was da alles auf euch und besonders auf dich zukommt und pass gut auf, dass der oder euer Familienfrieden nicht ganz zerbrechen möge, was schneller passieren kann, als ihn hinterher wieder so einzurenken oder gerade zu biegen. Wie es einmal beuch war.
Sicher haben wir beide, jeder für sich bei der Hinfahrt zur Leichenschau eine Antwort darauf gesucht, wie konnte das bloß soweit kommen, dass er immer weiter ins tiefe, bodenlose Verbrechermillieu versunken ist. Vielleicht hätten wir ihn doch vom Internat herunterholen und als Fahrschüler jeden Tag fahren lassen sollen, als sich die ersten Anzeichen in diese seine neue Fehlentwicklung abgezeichnet haben und letztenendes für ihn doch keinen greifbaren Abschluss brachte und er uns später immer wieder vorwarf, dass wir ihn doch nur ins Internat gesteckt haben, um ihn schnellstens wieder los zu werden, was bestimmt nicht gestimmt hat. Er sollte die eingesparte Fahrzeit auch zum Lernen nutzen können, denn für die Hausarbeit hatte er schon damals, egal worum es damals schon ging, zwei linke Hände. Er es aber nicht getan hat, sondern diese Zeit zum Faulenzen und anderweitig in diesem Sinne des Nichtstun verwendet oder genutzt hat oder es wem nachtun wollte, was ich damals noch nicht wusste? Nur wem, das konnte ich mir jetzt noch nicht erklären oder daran denken wollen, denn in meiner und Wilmas Verwandtschaft gab es solche regelrechte Faulenzertypen nicht. Unsern zweiten und dritten Sohn haben wir dann täglich in die Penne fahren lassen, was unserm zweiten Sohn wohl sehr bekommen ist. Beim dritten Sohn, der sicher nicht wissen wollte, was das Richtige für ihn ist, sind wir auch nicht richtig schlau geworden. Er hat auch als Fahrschüler sein Abitur gemacht, wenn auch nicht so gut wie Heintje, hat dann aber trotzdem sein Jurastudium mit einem mäßigen Erfolg beendet und spielt heute in der Wirtschaft den Juristen, ohne bisher irgendwie negativ aufzu- oder jemandem zur Last zu fallen. Er bringt auch jeden Ersten brav seinen redlich verdienten Arbeitslohn nach Hause, was mal sicher schon nicht verkehrt sein kann, was bei Gereon sicher schon lange nicht passiert ist, denn Geld regiert nun mal die Welt. Auch eine Familie, und mag sie noch so klein sein, ist auch eine kleine Welt für sich, die Gereon schon lange nicht mehr hat, die ihm dann auch immer hätte den Halt, wenn mal etwas schief laufen sollte, hätte geben können. Oder ist bei ihm schon bald nach der Heirat vieles schief gelaufen, denn womit hat er nur den Bau seines Häuschens finanziert? Doch nicht auch mit geraubten Geld etwa, das er bei seinen Überfällen damals schon geraubt hat?
In Hainissen haben wir uns bei der zuständigen Polizeidienststelle gemeldet, die uns dann im Dienstwagen in das medizinische Amtsuntersuchungsgebäude brachten, in dem noch einmal geprüft wurde ob wir auch wir sind, die da die Identität des da so tot vor uns liegenden Bankräubers bestätigen sollten, zu dem wir schon lange keinen Kontakt mehr hatten. Ein Blick auf Wilma hat mich befürchten lassen, ob sie diese für eine Mutter brutale Leichenschau auch überstehen werden wird, denn es ist ja ihr erstes Kind, das ja nach ihrem Wunsch ein Töchterchen sein sollte, aber es dann schweren