Das alte Jagdschloss und das neue Haus Band 2. Felix Sobotta
fotographieren! Es sei denn, die eisigkalte Luft, die wir bei starkem Frost wie eine kleine Wolke ausatmen, die lässt sich als kleines, helles Wölkchen vor unserer Nase fotografieren. Schade, denn die echten Geisterfans würden sicher für so einen sichtbarsprechenden Geist auf dem Film oder der CD sicher horrore Preise zahlen, um sich mit etwas noch nicht alltäglichem oder dagewesenen rühmen oder auch schmücken zu können. Hans ist dann auch bald bei dem letzten Geist gelandet, der uns beauftragt hat die Skelette seiner Familie, die alle mit ihm haben, in einer Nacht vor vielen hundert Jahren sterben müssen und dann als Leichen im See, wahrscheinlich auch auf die Schnelle entsorgt wurden, dass wir sie, ihre Skelette jetzt auch aus dem See zu holen, was doch nur die Polizei allein machen darf und auch gemacht hat. Und hier hat Hans das ganze Tonbandgespräch des Vatergeists abgespielt, das Hans mit ihm geführt hat. Oft musste Hans da auch den Übersetzer oder den Dolmetscher spielen, besonders für die norddeutschen Urlauber; denn den damaligen, hier gesprochenen Dialekt konnte man noch deutlich, das unheimlich klingende Geschnarre heraushören. Nicht genug, dass diese Geister, so ziemlich alle noch einen sehr uralten Spessarthinterwalddialekt sprachen, haben sie auch, da ihnen sonst alles zum Sprechen in ihrem Luftskelett fehlt, mehr als nur sehr undeutlich für uns heutige Menschen gesprochen. Und dann hat Hans auch den Anwesenden gezeigt, wie sie, die amtlichen Polizeitaucher auch die Skelette aus dem Seeschlick hervorholten und bei dem größten Skelett meinte Hans, dass der Geist dieses Skeletts sicher der Vater dieser Familie war, der da zu uns auf dem vorhin gehörten Tonband gesprochen hat und uns auch bittend beauftragt hat, sie da aus dem nassen, kühlen und ungemütlichen Wasserschlikgrab herauszuholen, denn ihr Durst sei sicher für alle Ewigkeit durch das sehr lange Verweilen im meterhohen Nass des Waldsees gestillt, was wir vorgestern auch in den Vormittagstunden gemacht haben. Dieses da Herausholen der sieben Skelette aus dem Seegrund haben sie auch als Film in Kurzfassung sehen können, auch wie sie alle getrennt oder einzeln in einem Plastikkorb nummeriert im Polizeiauto zum Abtransport und zur weiteren, offiziellen, medizinischen Untersuchungen verstaut und abtransportiert wurden.
Gestern Abend hat sich keiner von den Geistern überhaupt oder der geborgenen Geisterfamilie bei uns im umgebauten Jagdschloss blicken lassen. Wahrscheinlich haben auch sie die vergangene Nacht dazu genutzt, ihre neue Umgebung oder das vorübergehende, neue Zuhause bisschen Näher kennenzulernen. Auch haben viele Zuhörer Hans gefragt ob sie auch einmal da zu ihnen am Abend kommen können, um die Geister, die sich da bei uns immer wieder so friedlich sehen lassen auch mal nach diesem oder jenem zu fragen; nicht nur nach den sechs richtigen Lottozahlen, sondern auch nach ihren verstorbenen Angehörigen, warum sie sich nicht auch mal ihren Kindern oder nahen Angehörigen hier auf Erden zeigen und uns auch über das eine oder das andere aufklären, was dann da drüben auf sie oder uns alle wirklich wartet. „Denn so eine geisterhafte Aufklärung würde in vielen Bereichen wahre Wunder wirken.“ Doch Hans musste sie da enttäuschen, denn die Geister kommen sicher nicht dann, wenn man sie gern nach irgendwelchen kleinen oder großen, vielen oder wenigen Jenseitsgeheimnissen fragen will, die uns eigentlich nicht weiter interessieren sollten, sondern sie kommen meistens dann, wenn man sie nicht vermutet, am wenigsten erwartet und dann völlig überraschend. „Wenn ihr schon mal mit ihnen sprechen wollt, dann nehmt an der nächsten wieder für alle stattfindenden Spukhausenergeisterwaldwanderung teil, da habt ihr bestimmt die Möglichkeit einige Geister nicht nur aus nächster Nähe selbst zu sehen, wie sie da in den für sie trüben Tag hineinträumen, sondern sicher auch die Möglichkeit mit einem von den Geistern auch paar Worte zu wechseln, wenn ihr dann bei ihrem geisterhaften Aussehen auch noch den Mut habt sie von Angesicht zu Angesicht auch anzusprechen, denn sie, die Geister, die bisher bei uns zu sehen waren oder die Geister, die sie alle bei der nächsten Geisterwaldwanderung treffen oder sehen könnt, schauen alle bestimmt nicht so aus wie einer von uns, sondern außer den knochigen, unbefleischten Händen, Füßen und dem ganzen Kopf können wir nur noch das knochige und kahle Gerippe über ihrem Gewand sehen, das auch nur aus Luft besteht, wie ihr ganzes, sichtbare Skelett, denn ihr wahres, komplettes Skelett liegt irgendwo, vielleicht auch nur leicht verscharrt. Und beim Sprechen bewegt sich bei den Geistern kaum ihr Mund, der in der Regel auch bei fast allen Geistern zahnlos ist und die schnarrenden Laute, was wir als das Sprechen bei ihnen bezeichnen, kommt dann bei diesen Geistern, so könnte man meinen, aus den unbefleischten Naselöchern fast ungebremst.
Und wie mir der Wirt heute gesagt hat, findet wieder, am kommenden Samstag so eine für alle Interessierten, auch für die Geisterwanderer eine dieser bekannten und berühmt, berüchtigten spukhausener Waldgeisterwanderung in die fast noch unberührte Natur statt; in die sich höchstens die Obst-und Pilzsammler regelmäßig verlaufen, wenn man sie ernten kann. Treffpunkt auch hier vor dem Wirtshaus, dem Mittelpunkt von Spukhausen um neun Uhr nach dem Frühstück, so dass alle Mitwanderer genügend Zeit zum gemütlichen oder genüsslichen Frühstücken beim offenen Fenster auch haben. Diese Wanderung kann ich allen hier Anwesenden nur bestens empfehlen, auch wenn sie für euch einen kleinen Obolus kosten mag, denn diese Wanderung ist immerwieder ihren Preis mehr als nur Wert, überhaupt zu der jetzigen Jahreszeit, in der auch das viele und reife Waldobst darauf wartet von den Waldwanderern zum schnellen Verzehr oder einem kleinen Naschimbiss gepflückt zu werden was sicher die Obstnascher wie bisher keinen Cent kosten wird, außer zum Pflücken, das sich bücken wollen. Einige der hier anwesenden Zuhörer haben Hans gefragt, ob er auch an dieser angeblich so interessanten und vielgepriesenen Spukhausenerwaldgeisterwanderung am kommenden Samstag teilnehmen wird, was er, nachdem er mich fragend angeschaut hat und ich seinen fragenden Blick zunickend bejaht habe, hat auch er ja gesagt. Fast alle heute Abend hier im Saal anwesenden wollten dann, bis auf zwei Langschläfer, am kommenden Samstag bei der Wanderung auch teilnehmen. Die zwei Langschläfer wollten sich dann bei der nächsten hier stattfindenden Gespenstersitzung ausführlich über diesen immer wieder für alle so angeblich spannenden Waldgeisterwandertag hier berichten lassen, was sie da mit den Geistern selbst haben erleben dürfen. Sie beide wollten im nassen Waldsee ihr Heil im Wasser und an der Sonne suchen, „denn“, wie sie sagten, „haben Bekannte von ihnen, als sie vor zwei Jahren hier waren und täglich im Waldsee ausführlich gebadet haben alle ihre Beschwerden, die sie schon einige Jahre gepiesackt haben, hier im See zurücklassen können.“ Ich habe dann diesen beiden Badefreunden auch recht viel Erfolg bei den Kurren im Waldsee gewünscht. Bevor wir auseinandergingen, habe ich alle, die am Samstag mitwandern wollen daran erinnert ihre kleine, handliche Wasserfeldflasche, die sie auch beim Wirt ausleihen können, ja nicht vergessen sollten sie mitzunehmen, denn wir werden sicher an vielen im Wald sprudelnden Wasserquellen vorbeikommen, an denen es sich sicher lohnt, sie, die Feldflaschen wieder nachzufüllen, denn es schmeckt sicher nicht nur eigenartig gut das hier sprudelnde Geisterwaldmineralwasser, sondern alle Trinker werden es auch bald merken, wie gut das Wasser allen wandernden Trinkern nicht nur bekommt, sondern auch auf alle Fälle gut tut und nicht nur die eigene Mobilität steigert, sondern es reinigt nicht nur die Nieren und die Blase, gerade so, als ob die vielen Spukhausener Geister diesem da hervorsprudelndem Geisterwaldwasser noch viele, uns unbekannte, heimliche, heilsame und durststillende Geisterkräfte verleihen würden. Und für die nächste Woche darf oder möchte ich sie wieder zu einem Geistervortrag eingeladen, bei dem dann sicherlich auch das Eine oder das Andere vom kommenden Waldgang, der dann am nächsten Samstag stattfindet zu erzählen sein wird; auch eure eigenen Erfahrungen, die ihr da selbst mit den Geistern gemacht habt, denn nicht alle da sitzenden oder schwebenden Geister räumen vor den da ankommenden Wanderern kampflos das Feld und lösen sich in Nichts auf. Die beiden Buben haben dann noch eine Spukhausener Limonade der Marke Eigenbräu und Waldfrüchte und wir Erwachsenen auch noch mit den hier anwesenden Gästen ein gutes, belebendes Spukhausener Eigenbräubier als Nachthupferl genüsslich, Schluck für Schluck getrunken, das uns sicher noch ein bisschen besser soll die kommende Nacht, trotz der vielen Nachtgeister verschlafen lassen, die sicher wieder hoch interessant sein dürfte, denn da warten schon wieder einige Neuigkeiten, sicher nicht alle freudig überraschend auf uns, denn die biederen Streithähne, nicht nur die Verstorbenen, sondern auch die noch lebenden, auch in Menschengestalt, wissen oftmals mit dem Frieden nicht viel anzufangen; aber hinterher, wenn sie den angerichteten Schaden sehen, auch nicht die Glücklichsten sind, wenn sie dann den von ihnen, mitunter sehr schmerzlich angerichteten Scherbenhaufen sehen müssen und die Schuld wieder bei den andern suchen, die weit weg vom angerichteten Schaden daheim sind. Um den angerichteten Schaden aber wieder zu beseitigen, fehlt ihnen oftmals die Kraft und wie üblich die schuldigen Verursacher für diesen Humbuck wieder bei